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Unerwartete Hilfe

song: Down - Simon ft. Trella

Für einen entsetzlich langen Augenblick konnte ich nicht denken. Das Einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war meine Atmung, die mit jedem verrauchten Atemzug flacher und schneller wurde. Das Feuer kam immer näher und mir war die Kraft ausgegangen. Ich wollte einfach nur dort liegen bleiben -auf dem kalten Steinboden des Turms und mich nie wieder fortbewegen. Nicht einmal die Verwandlung zur Eule hätte noch geklappt, so zerschlagen und müde war mein Körper.

"Ach, du kleiner Alpha.", säuselte Akaya, die sich mittlerweile wieder von ihrem hysterischen Lachanfall erholt hatte. Das Grinsen, das dabei ihre Fangzähne entblößte, schwebte unheilvoll über mir. "Du musst noch viel lernen."

Mir kam in den Sinn, dass dies wahrscheinlich das Letzte war, was ich in meinem Leben zu sehen bekäme und der Gedanke allein brachte mein Blut in Wallungen. Ich spürte, wie ich vor Wut rot anlief und das dringende Bedürfnis in mir aufkeimte, ihr dieses dreckige Lachen einfach mit meiner Faust aus dem Gesicht zu schlagen. Doch da meine rechte Seite so weh tat, dass ich nicht einmal einen ordentlichen Atemzug nehmen konnte, blieb ich weiterhin regungslos da liegen, wo ich vor wenigen Augenblicken von der Turmwand abgeprallt war.

Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass, wenn ich einfach stillhielt, meine Heilung durch das ganze Adrenalin im Körper schneller einsetzen und vonstattengehen würde. Nur musste ich mir dabei auch irgendwie Akaya vom Leib halten. Wenigstens so lang, bis ich eine leichte Besserung verspürte.

Mir fiel dafür nur ein Weg ein.

Ein bisschen verzögert, aber dennoch recht authentisch, riss ich meine Augen weit auf und schaute zitternd in ihr bleiches, von dunklen Adern durchzogenes Gesicht.

"W-wie? W-was?", stammelte ich völlig verängstigt

Okay, nicht ZU dramatisch, Sarina!

Ich hatte mir eigentlich geschworen, meine Schauspielkünste, die ich seit dem Vorfall mit Nevis im Hinterhof des Pubs tief in mir verschlossen hielt, nie wieder auszupacken. Doch drastische Situationen erfordern nun einmal drastische Maßnahmen. Und da mir nichts Anderes einfiel, als die Vampirdame durch Reden bei Laune zu halten, erschien mir dies als das kleinste Übel. Außerdem war ich wirklich ein wenig neugierig, wie sie diesen höchst tödlichen Trank einfach so überleben konnte.

"Du denkst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich mich ohne Vorbereitungen in eine solch herrliche Schlacht werfe?", schmunzelte Akaya hinterlistig. "Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass meine Macht all deine Vorstellungen übertrifft. Soll mich etwa so eine kleine Giftspritze außer Gefecht setzen? Das ist ja lächerlich!"

Ich glaubte nicht, dass Akaya in der Lage war, sich unverwundbar zu machen. Immerhin zählten Vampire im Gegensatz zu Elfen oder Magiern nicht zum magischen Volk, das durchaus Übung darin hatte. Doch dann zuckte mein Blick zum Himmel, wo immer noch Reste der dunklen Blase am Firmament vor sich hin schillerten und war mir plötzlich nicht mehr so sicher.

Ich verspürte das dringende Verlangen, aufzuspringen und mich, ohne auch nur einmal umzudrehen, wegzurennen. Soll das Feuer sie doch verbrennen, wenn schon das Elfengift nichts gegen sie ausrichten kann. Diese Irre darf bloß nicht weiter in meiner oder irgendjemandes Nähe sein.

Probehalber hob ich den Kopf, doch ein scharfer Stich durchfuhr meine Rippen. Dramatisch stöhnend senkte ich ihn wieder und wünschte mir, dass dies wirklich nur gespielt wäre. Doch der Schmerz war realer als die gesamte Situation, in der ich mich befand, was nicht gerade beruhigend war.

"W-was hast du getan?", presste ich mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. Die untote Baronesse hatte sich mittlerweile hingehockt und beobachtete mich mit ihrem rot lodernden Blick. Das schwarze Sekret lief unaufhaltsam aus ihrem Hals, da dort immer noch feine Glassplitter in ihrer Haut steckten, und führte über die gebrechlich wirkenden Schlüsselbeine bis zu ihrem Dekolleté hinab. Von meiner liegenden Position aus, konnte ich einen Blick auf die Kleidung unter ihrem leichten Mantel erhaschen, der durch unseren Kampf die obersten drei Knöpfe verloren hatte. Sie trug nichts weiter als ein mit Spitze besetztes weißes Kleid, das auch gut als Nachthemd durchgehen könnte. Der blütenweiße Stoff war makellos und doch sah ich, wie bereits das dunkle Blut den Rand ihres Ausschnitts durchtränkte. Es war, als fräße sich Fäulnis unaufhaltsam von der Wunde an ihrem Hals, über das Kleid bis in ihr Herz. Nur eine Frage der Zeit und der ganze obere Teil würde mit schwarzem Sekret vollgesogen sein.

Aber ihr schien es nicht einmal aufzufallen. Wahrscheinlich genoss sie den Schmerz der Wunde sogar noch. Bei dieser Verrückten wusste man nie.

„Es hat durchaus seine Vorteile, sich einen so gut wie allwissenden Metamorph auf die eigene Seite zu ziehen. Vor allem, wenn dieser jemand Zugang zu den am besten gehüteten Geheimnissen und Informationen der magischen Welt hat." Lange, weiße Finger strichen mir zärtlich eine blutverklebte Haarsträhne aus der Stirn und ich erschauderte unter der eisigen Berührung. "Ihr lagert echt tolle Rezepte in euren Büchern. Unsterblichkeitstränke, ein Tagwandlerserum, Auferstehungs- und Unverwundbarkeitszauber . . . Klar, dass man da schnell den Überblick verliert. Eure Mrs. Bristow war sehr hilfreich. Immerhin hat sie sich tage- und nächtelang durch eure Abteilungen und Verstecke gearbeitet und Berge an Büchern gewälzt, nur um mir einen Gefallen zu tun."

Allein der Name der Bibliothekarin, die uns alle hintergangen und an Akaya verraten hatte, reichte, damit mir aufs Neue übel wurde. Der Verrat hinterließ wortwörtlich einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund und ich musste an mich halten, um der Vampirin über mir nicht ins Gesicht zu spucken. Diese unverhohlene Verachtung in ihrem Blick und der dazu ganz im Gegensatz stehende weiche, melodische Ton ihrer Stimme machte mich krank.

"Mrs. Bristow ist eine Verräterin. Sie gehört nicht zu uns.", knurrte ich und zog wütend meine Augenbrauen zusammen.

Akaya lachte auf und meine Ohren schrillten bei dem Klang.

"Was du nicht sagst." Lieblos tätschelte sie meine Wange. "Das wird sie sicherlich ein wenig überraschen, da ihr beide doch über das letzte halbe Jahr so viel Zeit miteinander verbracht habt. Ich bin sicher, eure gemeinsamen Teestunden können nach meiner Übernahme der Akademie auch weiterhin fortgeführt werden." 

"Nein, danke.", würgte ich dieses lächerliche Angebot ab und drehte meinen Kopf, um ihren langen Spinnenfingern zu entkommen. "Du wirst die Akademie nicht kriegen und sollte mir Mrs. Bristow noch einmal über den Weg laufen, ohne dabei in Handschellen und Gefängniskleidung zu sein, drehe ich ihr persönlich den Hals um."

"Na, na.", tadelte Akaya mich und schnalzte mit der Zunge. "Das würde das Teetrinken und Kekseessen aber um einiges erschweren."

Die Aussage zur Akademie überging sie einfach.

"Na ja, sie wird ohnehin nicht viel Hunger haben, wenn sie erst merkt, dass der Grund, wieso sie euch verraten hat, nicht einmal mehr existiert."

Mit einer so schnellen Bewegung, dass ich es gar nicht richtig wahrnehmen konnte, sprang sie auf und begann plötzlich, wie ein Kind vor mir wild auf und ab zu hüpfen.

"Oh, das wird ein Spaß!" Sie klatsche aufgeregt in die Hände und ein breites Grinsen verzog ihr Gesicht zu einer bizarren Fratze. " Der Moment, in dem sie realisiert, dass sie nur eine hilflose Spielfigur in meinen Händen war und gar nicht zu den Maßnahmen hätte greifen müssen, für die sie sich im Endeffekt entschieden hat. Die Nachricht wird ihr das Herz brechen! Sie wird vor Kummer und Reue sterben!"

Ich wollte es eigentlich nicht wissen, denn für mich war das Thema so gut wie abgeschlossen. Zudem widerte es mich an, wie sehr sich die Baronesse an dem Leiden anderer ergötzte. Aber ich war neugierig. Die Magier, die für Mrs. Bristows Befragung zuständig waren, hatten es noch nicht geschafft, die Bibliothekarin zum Reden zu bringen. Und wenn sie nicht bereit war, uns den Grund zu verraten, wieso um alles Welt sie sich dazu entschieden hatte, mit unseren Feinden anzubandeln, könnte es mir vielleicht eben dieser Feind selbst verraten. Akaya schien nämlich genau den Preis zu wissen, für den Mrs. Bristow unser aller Leben aufs Spiel gesetzt hatte.

Deshalb fragte ich widerwillig, während ich das nervöse Zittern in meiner Stimme nicht ganz verbergen konnte: "W-was für eine Nachricht?" 

Die Vampirin hörte auf, herumzuhüpfen und sah mich an, als hätte sie kurz vergessen, dass ich mit ihr zusammen hier auf diesem Turm saß. Dann grinste sie schadenfroh und sank wieder vor mir auf ihre Knie.

"Ach, diese Geschichte ist einfach herrlich! Wie kann ich sie dir da vorenthalten, wenn du auch noch fragst? Es ist nunmal so-" Aber dann hielt sie inne und betrachtete mich eingehend. "Wieso liegst du eigentlich da so komisch? Steh auf, damit ich ordentlich mit dir reden kann!"

"Falls du es vergessen hast, du hast mich hierhin geworfen.", fauchte ich ihr entgegen.

"Ach, ihr kleinen Menschlein seid so zerbrechlich. Letztendlich sind Metamorphen in keinster Weise besser, als diese armseligen Sterblichen. Aber Hurra-" Sie wedelte mit den Händen in der Luft herum und verzog den Mund zu einer gequälten Schnute. "ihr könnt euch in Schweine und Kühe und Delfine verwandeln. Toll!"

Ich biss meine Zähne so hart aufeinander, dass mein Kiefer knackte.

"Hast du nicht gehört? Du sollst aufstehen!"

Ein abrupter Ruck fuhr durch meinen Körper und ich schrie vor Schmerz auf, als die bereits heilenden Rippen wieder auseinandergezogen wurden. Die Vampirin hatte mich mit einer Hand am Kragen gepackt und mit einer einzigen flüssigen Bewegung hochgezogen. Innerhalb einer halben Sekunde saß ich also nun mit dem Rücken an die Turmwand gelehnt da und versuchte, vor Schmerz und Schwindel nicht das Bewusstsein zu verlieren.

"Was nun, Schätzchen? Du siehst ganz blass aus." Die Baronesse bleckte ihre scharfen Zähne und mir traten Wuttränen in die Augen. Meine Ohnmacht gegen diese Irre war geradezu lächerlich und doch konnte ich fürs Erste nichts weiter tun, als mich von ihr herumkommandieren zu lassen.

Wie eine ihrer Marionetten.

Mal wieder wurde mir vor Augen geführt, wie sehr sie auf diese Machtspielchen stand. Ihr war bewusst, dass sie mir körperlich überlegen war und setzte all ihre Kraft auf dieses Wissen. Mich wie eine Puppe hin- und herzuschleudern, zu berühren und mir Schmerzen zuzufügen, schien Akaya eine Befriedigung zu schenken, die auf ganz vielen Ebenen erschreckend und verstörend war. Ihre mentale Stärke schien jedoch umso mehr darunter zu leiden.

Mir schien, als würde sie, je mehr ich litt, immer weiter dem Wahnsinn verfallen. Die Realität schien sie gar nicht mehr zu bemerken: Weder die züngelnden Flammen, deren gierige Hände schon seit Langem die Efeudecke hinter sich gelassen und nun nach uns zu greifen schienen, noch die immer kleiner werdende Fläche der dunklen Blase, die durch ihr Schwinden einen ebenso feurigen Sonnenaufgang freilegte.

"Also, pass auf." Sie warf ihre schweren, schwarzen Haare nach hinten, sodass sie nicht mehr in ihr bleiches Gesicht fielen und setzte sich dann im Schneidersitz vor mich, ganz so, als würde sie mich zu einer Vorlesestunde eines Märchens im Kindergarten einladen. Der lange, dunkle Mantel fächerte sich um sie herum auf und es wirkte, als würde sie mit dem Turmboden verschmelzen. Doch im Gegensatz zu dem schönen und reinen Schneewittchen, sah sie dabei vielmehr aus wie ihre machtgierige, grausame Stiefmutter.

"Einer meiner ersten Rekruten war etwas ganz Besonderes.", begann Akaya nun, ihren Blick in die Ferne gerichtet. "Groß, stark, mit Muskeln so eisern wie Stahl. Ein brutaler Kämpfer, treuer Gefolgsmann und immer loyal."

Sie wiegte ihren Kopf von einer Seite auf die andere und zuckte dann seufzend mit den Schultern. Allein diese Bewegungen brachten mein Herz wieder zum Rasen, da ab jetzt jede kleinste Rührung ein weiterer Angriff auf mich sein könnte. Aber die Vampirin beachtete mich überhaupt nicht und schien weiterhin eher zu sich selbst zu sprechen.

"Er war zwar recht einfältig, aber das sind sie ja alle. Solange ich sie gut zu meinen Gunsten einsetzen kann, schert es mich nicht weiter. Ich hielt ja gerade am Anfang danach Ausschau: dumme, führungslose Kreaturen, die zwischen Zwielicht und Dunkelheit leben. Ausgestoßen und verabscheut vom Rest der magischen Welt."

Ein Rinnsal aus Schweiß und Blut floss von meiner Schläfe hinab zu meinem Kinn und tropfte dann auf meine verrenkte rechte Hand. Mir lief die Zeit davon.

Wer wusste schon, wie lange sie noch warten würde, bis sie es leid war, sich selbst reden zu hören, und sich stattdessen dazu entschied, mich auszusaugen. Sie hatte vorhin etwas von einem Unverwundbarkeitszauber geredet. Was, wenn das der Grund war, weshalb das Elfengift sie nicht umgebracht hatte? Aber wenn sie unverwundbar war, was könnte so viel Macht haben, sie doch irgendwie zu töten? Oder gab es eine Möglichkeit, den Zauber aufzuheben? Selbst wenn, niemals würde ich es schaffen, diesen Weg allein und durch bloßes Raten herauszufinden. Ganz zu schweigen von der geringen Wahrscheinlichkeit, dies dann auch noch erfolgreich in die Tat umzusetzen. Das ist schier unmöglich.

Ein heiseres Husten unterbrach meinen rasenden Gedankengang und ich schaute zu der untoten Baronesse auf, die ihr Gesicht verzogen hatte.

"Ups, da habe ich wohl eine Fliege verschluckt. Wo war ich? Ach ja, mein Leutnant, der eigentlich meine erste Kreation hätte sein sollen." Ihre Mundwinkel kräuselten sich und wenn ich es nicht besser wüsste, spiegelte sich auf ihrem sonst so gefühllosen Gesicht ein Anflug von Bedauern. "Er war einfach ein Prachtkerl. Hätte einen viel besseren Job gemacht als Aries oder Willas."

Ich erinnerte mich daran, wie ich mithilfe eines Zeitsprunges in Nevis' Körper die Verwandlung seines Rudelbetas miterlebt hatte. Der Prozess war damals persönlich von Akaya durchgeführt worden und obwohl ich Aries niemals begegnet war, hatte sich das Bild so sehr bei mir eingebrannt, dass ich lange nicht davon losgekommen war. Wer dieser Willas war, wusste ich nicht. Aber Akaya schien wirklich einen Anflug von Zuneigung zu diesem Mann empfunden zu haben, sonst würde sie nicht so über ihn sprechen. Ich im Gegenzug wollte gar nicht wissen, zu welchen Dingen er fähig gewesen wäre. Denn in meinen Augen hatten wir im Moment ziemlich schlechte Karten. Oder besser gesagt: Ich. Ich hatte wirklich schlechte Karten. Was ein 'besserer Job' da noch alles angerichtet hätte, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Ohne diesen Typ war es schon schlimm genug.

"Wie auch immer." Akaya seufzte leise und ihre Stimme war so leise und hoch, dass sie beinahe kindlich wirkte. "In seinen Adern floss das Blut eines Metamorphen, was ihn zu etwas Besonderem machte."

"Er war ein Erbe?", fragte ich flüsternd und musste automatisch an Nevis und seinen Onkel denken. Bitte sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke. Aber die Vampirin prustete nur einmal, hustete erneut und schüttelte den Kopf.

"Ach was, so weit würde ich nicht gehen. Es war nur Glück, dass ihn der Biss und die Verwandlung zum Werwolf nicht umgebracht hatten. Ein Erbe zu werden oder zu sein, bringt viel mehr mit sich. Nein, dieser Fall war einfach nur eine merkwürdige Ausnahme." Ihre langen Fingernägel begannen, unruhig an ihrem Hals zu kratzen, wo das schwarze Sekret weiterhin unaufhörlich in ihren Ausschnitt lief. Das schabende Geräusch, das dadurch verursacht wurde, bereitete mir eine Gänsehaut.

"Eines Nachts fand ich ihn tot im Innenhof meines Nests. Irgendetwas hatte ihm den Bauch aufgerissen und beinahe ausgeweidet."

Mein Atem stockte und mein Herzschlag verdreifachte sich innerhalb einer Sekunde. In meinem Kopf formte sich eine dunkle Ahnung. Akaya schien es trotz ihrer übernatürlichen Sinne nicht zu registrieren und fuhr einfach weiter fort: "Ein unschöner Anblick, aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser war es vielleicht. Wer oder was auch immer ihn damals ins Totenreich getrieben hatte, hat mir anscheinend einen Gefallen getan. Denn die Stärke eines Soldaten lässt sich nämlich erst dann messen, wenn er stirbt." Sie zuckte mit den Schultern. "Und bei ihm hat es nicht annähernd so lange gedauert, wie ich vermutet hatte."

Mein Mund war ganz trocken. Mit aller Kraft versuchte ich gegen die Erinnerungen jener kalten Herbstnacht anzukämpfen, die sich erbarmungslos in mein Gedächtnis drängten. Der Werwolf bei der Fabrik, von der wir nun wussten, dass es sich um eines von Akayas Geheimverstecken handelte. Meinte sie diesen Ort, wenn sie so voller Nachdruck von ihrem 'Nest' sprach? War der Mann, von dem sie etwa sprach, der Werwolf gewesen, der Len angegriffen hatte? Der Werwolf, den ich getötet hatte? Allein bei der Vorstellung, wurde mir automatisch übel.

Aber es kam noch schlimmer.

"Weißt du, warum es so schade um ihn war?", fragte mich Akaya und als sie mich ansah, waren ihre Augen von einem hellen Rot, das an Granatapfelkerne erinnerten. Oder an Tropfen frischen Blutes. Ein grauenhaftes Lächeln bildete sich auf ihren blassen Lippen. "Weil er jemanden hatte, der sich um in sorgte. Jemanden, der ihn in meine Obhut gegeben hatte und im Austausch für seine Sicherheit alles Erdenkliche tat, um ihn zu schützen. Selbst wenn es bedeutete, seine eigenen Gefolgsleute zu hintergehen und zu verraten."

Ihre Stimme war so sanft und leise, als erzähle sie mir eine Gutenachtgeschichte und nicht etwas, was meine komplette Welt mit einem gezielten Schlag auf den Kopf stellte, herumwirbelte und zerrüttete, nur um sie mir dann zerstört in ihre Einzelteile wieder vor die Füße zu werfen.

"Und wofür das alles? Nur, um dann ein halbes Jahr später immer noch nicht zu wissen, dass der prächtige, geliebte Sohn in einem Nebenraum der Labore verrottete, während man weiterhin hofft, sich meine Gunst durch Verrat und Betrug erkaufen zu können. Dreimal darfst du raten, wer dieser Jemand ist."

Die dunklen Adern um ihre Augen wurden noch dunkler und färbten sich fast schwarz, als sie mich mit einem solch intensiven Blick musterte, dass ich fast vergaß, wie man sprach.

Das kann nicht sein . . .

Das DARF nicht sein!

"M-Mrs. . . .- Mrs. Bristow.", würgte ich jedoch schließlich hervor, während stumme Tränen unentwegt meine Wangen hinab liefen und dabei Blut, Dreck und Schweiß mit sich rissen.

Die Erkenntnis setzte sich wie ein schwerer Stein in meinem Magen fest, zog meine Schultern nach unten, vernebelte meinen Kopf.

Ich hatte Mrs. Bristows Sohn getötet.

Ich hatte ihn umgebracht. Ihn so lange mit meinen Krallen bearbeitet, bis seine Haut zerissen war und Muskeln und Sehnen freilegte.

Und sie wusste nicht einmal, dass er tot war. Oder dass ich ihn getötet hatte.

Mein stilles Leiden wurde mit einem Mal unterbrochen, als Akaya erneut hustete. Dieses Mal war es heftiger und klang, als würde es tief aus ihren Lungen kommen. Als es nicht den Anschein machte, so schnell wieder abzuebben, schlug sie eine Hand vor den Mund. Während die Baronesse also damit beschäftigt war, nicht sehr elegant ihre Fliege von vorhin wieder auszuwürgen, wagte ich eine kurze Bewegung meines Körpers. Es tat weh, doch der stechende, brennende Schmerz von vorhin hatte sich verflüchtigt. Anscheinend hatte die Vampirin mir einen Gefallen getan, als sie mich hochgezogen und an die Turmwand gelehnt hatte. Meine Rippen hatten sich soweit wieder gerade zusammengesetzt, dass ich nicht gleich aufschrie, wenn ich mich mit dem Oberkörper nach links und rechts wiegte.

Gut. Wenigstens etwas.

Sachte, ohne dabei groß die Aufmerksamkeit der sich immer noch vor Husten schüttelnden Akaya auf mich zu lenken, zog ich meine Beine an mich heran und stellte sie auf. Bereit, jeden Moment auf die Füße zu springen und wegzulaufen. Oder es wenigstens zu versuchen.

Ich wollte gerade den günstigen Augenblick ausnutzen, als die Vampirin vor Wut laut aufkreischte. Sie hatte ihre Hand vom Mund genommen und starrte nun voller Entsetzen in ihre einst bleiche, nun von schwarzem Blut bedeckte Handfläche.

"Wie- . . . Was?", keuchte sie und wurde erneut von einem bösen Husten geschüttelt. "Was geschieht hier?"

Die Gedanken in meinem Kopf rasten. Wirkte das Gift doch? Hatte es bei der Anführerin nur länger gedauert, als bei ihren Fußsoldaten? Hatten wir doch letztendlich Erfolg?

Ich warf einen Blick auf den Hals der Vampirin. Die dünne Haut um die Wunde zeigte kleine Risse, aus denen weiterhin das dunkle Sekret sickerte. Doch wenn man genauer hinsah, konnte man auch einen Hauch von violetter Flüssigkeit erkennen, die ich noch vor einigen Minuten voller Gewalt in ihre Adern gerammt hatte.

Jetzt oder nie!

Mit einem kräftigen Stoß nutzte ich die harte Mauer hinter mir, um auf die Füße zu springen. Akaya saß noch immer in ihren dunklen Mantel gehüllt auf dem Boden und hielt sich mittlerweile Hals und Mund, aus denen es nun gleichermaßen viel schwarze Flüssigkeit auf den Stoff tropfte, sodass sie augenblicklich mit ihm verschmolz. Unsichtbare Flecken durchtränkten nun das feine Gewebe und unterstrichen somit noch einmal die Absonderlichkeit dieser Situation.

Doch ich achtete nicht weiter darauf und lief los, das rechte Bein dabei qualvoll hinter mir herziehend.

"Du gehst nirgendwo hin!", kreischte es plötzlich hinter meinem Rücken, als ich beinahe das andere Ende der Plattform erreicht hatte. Beinahe augenblicklich griff eine schwarze, glitschige Hand nach meiner Schulter und riss mich herum. Ich schrie gellend auf, als meine Schulter durch diese enorme Kraft ausgekugelt wurde.

Für einen kurzen Moment hing das Geräusch in der Luft, vibrierte dort in mächtigen, durchdringenden Schwingungen und war das Einzige, was ich hörte. All der Schmerz, der Verrat, die Wut und Trauer und Verzweiflung der letzten Stunden bündelten sich allein in diesem Laut, wurde in den Beginn eines kalten Wintertages hinausgetragen, aus dem es für mich kein glückliches Entrinnen geben würde. Denn mir war nun mittlerweile klar, dass ich meine letzte Chance verspielt hatte.

"Du kleiner Alpha", spuckte mir Akaya entgegen, ihre Augen so Rot und funkelnd wie der edelste Rubin. "Was zur Hölle hast du mit mir gemacht?! Dieses Gift hätte mir nichts getan, wenn du nicht gezaubert hättest! Wie kannst du es wagen, mich zu verzaubern? Ich bin die Mächtigste in der gesamten magischen Welt! Du kleines Stück Fleisch kannst mir nichts anhaben. Und doch wagst du es, die Hand gegen mich zu heben!"

Je mehr sie redete, desto rasender und lauter wurde sie . . . - und umso verwirrter ich.

"I-ich hab gar nichts gemacht!", stotterte ich zwischen zusammengepressten Zähnen und ihre eisige Hand schloss sich um meine Kehle. "Ich weiß nicht, was du meinst. Ich kann doch gar nicht zaubern. Ich bin keine Magierin!"

Die Vampirin verengte die Augen zu Schlitzen und fixierte mich wie eine Raubkatze ihr Essen, bereit zum Sprung und den ausschlaggebenden, tödlichen Schlag auszuführen. Ich hatte sie schon einmal so gesehen. Damals bei ihrem Eindringen in den Saal der Akademie.

"Ach ja?", zischte sie und der Druck an meinem Hals verstärkte sich. Vor Schreck vergaß ich ganz, ihr unterschwellig Befehle zu erteilen, ihre Finger wie vorhin nur mit halber Kraft zudrücken zu lassen. "Und wie erklärst du dir das hier sonst? Mrs. Bristow hat so lange nach einer Möglichkeit gesucht, mich immun gegen alle möglichen Varianten von Verwundungen zu machen. Ein Schlupfloch ist da vollkommen ausgeschlossen! Ich habe es selbst höchstpersönlich überprüft!"

Mein Kopf schwirrte schon, aber ich konnte nicht genau sagen, ob es am Mangel des Bluts in meinem Kopf oder der unerwarteten Informationsflut lag, die auf mich niederschlug.

"Wirklich?", röchelte ich und Akaya hustete erneut, aber ihr Griff schien sich nicht ein Stückchen zu lösen. Trotz des Gifts, das sich seinen Weg durch ihre Adern fraß, tat das ihrer Stärke keinen Abbruch. "Dann rede doch mit Mrs. Bristow! Vielleicht war sie ja doch nicht so dumm und loyal gegenüber dir, wie du dachtest!"

Was eigentlich nur eine dämliche, spontane Eingebung von mir war und gar nicht das, was ich ursprünglich sagen wollte, ließ nun nicht nur Akaya, sondern auch mit stutzen. Was, wenn ich recht hatte? Wenn Mrs. Bristow einen Weg gefunden hatte, die Vampirin zu täuschen?

"Du wagst es, meine Fähigkeiten infrage zu stellen?" Die Baronesse plusterte sich vor Empörung vor mir auf und grub drohend ihre spitzen Fingernägel, die sich vielmehr wie Krallen anfühlten, in die empfindliche Haut meines Halses. Ich stöhnte auf vor Schmerz. "So etwas Lächerliches! Ich bin Akaya, Tochter des Blutfürsten Daeron! Mich kann niemand so einfach täuschen."

Sie kam mit ihrem Gesicht so nah an meines, dass ich ihren modrigen Atem beinahe schmecken konnte.

"Und schon gar nicht hintergehen, ohne dabei zu entkommen."

Sie leckte sich die Lippen und mit einem Mal wanderte ihr vor Wut verklärter Blick zu meinem Hals, wo durch das Einschneiden ihrer Nägel kleine Rinnsale Blut unter ihren Fingerspitzen hervorquollen. Der Ausdruck in ihren Augen wechselte, als hätte jemand einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt, und machte einem viel gefährlicheren Platz: Hunger.

Sie wollte doch wohl nicht-

Sie würde doch nicht-

"Du wirst sehen, Sarina.", flüsterte sie heiser, während sie den Anblick der wild pulsierenden Ader in meinem Hals offenkundig bis in die letzte verdorbene, unsterbliche Zelle ihres Körpers genoss. "Du wirst sehen, was ich mit denjenigen mache, die sich mir in den Weg stellen. Besser gesagt, wirst du es spüren. Du wirst es spüren, du wirst brennen und dir wünschen, mir bei allem zugestimmt zu haben, was ich dir so großzügig anbot. Aber dann wird es zu spät sein."

Mein gesamter Körper war in eine Art zitternde Trance gefallen und nur der Anblick des nun gänzlich über mir leuchtenden Himmels schien mich noch in der Wirklichkeit verankert zu halten.

Tu etwas, tu etwas!

Was hat Len dir beigebracht? Denk nach, erinnere dich an irgendetwas!

Aber da war nichts mehr.

Mein ganzes Denken war eingenommen von der mit schwarzem Blut durchtränkten Frau, ihren Rubinaugen und den langen, messerscharfen Fangzähnen, die nur wenige Zentimeter entfernt von meinem Hals über meiner zerkratzten und mit blauen Flecken übersäten Haut schwebten.

"Du wirst sehen, Alpha. Du und dein Gefolge werdet untergehen. Nicht mehr lange und die magische Welt wird in neuem Glanz erstrahlen. Im Angesicht des Mondes und den schützenden Schatten der Nacht werdet ihr uns anbetteln, euch zu verschonen. Genau, wie wir es taten. Und genau wie damals, wird es keine Gnade geben." Ein blutiger Finger kratzte von meiner linken Schläfe über meine Wange hinab zu meinem Kinn und hinterließ eine brennende Spur, die ich jedoch kaum mehr wahrnehmen konnte. "Und du wirst die Erste sein, die diese Erfahrung macht. Also los, wenn du bettelst, überlege ich es mir vielleicht noch einmal mit dem Biss."

Aber der hungrige Ausdruck in ihren machtgierigen Augen strafte ihren Worten Lügen. Egal, was ich tat, sie würde mich töten und solange auskosten, wie es ihr möglich war. Sie würde die Schmerzen so unerträglich machen und hinauszögern, dass ich, bevor ich starb, keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen könnte.

Also tat ich, was mir am richtigsten erschien, aber wahrscheinlich auch das Dümmste war, das man in dieser Situation tun konnte: Ich spuckte ihr ins Gesicht und grinste hämisch, als sich der Druck um meinen Hals vor Überraschung kurz lockerte.

"Beiß mich doch. Du wirst ohnehin verrecken und deine letzte Mahlzeit wird das stinkende, abscheuliche Blut einer Gestaltwandlerin sein, die dich nicht nur im Zweikampf besiegt, sondern auch noch mit in den Tod gezogen hat. Dein Daddy wird so stolz auf dich sein."

Dann passierte viel zu viel zur selben Zeit, dass mein Gehirn fast nicht mehr hinterherkam.

In dem Moment, wo sich die wutentbrannte Vampirin auf mich stürzen und ihre Giftzähne in meinen Hals schlagen wollte, schleuderte ich ihr mein tiefstes, machtvollstes Halt! entgegen, das ich noch aufbringen konnte.

Letztendlich verließ ich mich auf meine Fähigkeiten als Alpha, die ich seit dem ersten Besuch von Tyler bei mir zu Hause immer wieder im Laufe des vergangenen Jahres mehr oder weniger bewusst trainiert, ausprobiert und perfektioniert hatte.

In mir lauerte eine Kraft, die ich mir nie zugetraut, geschweige denn zugelassen hatte. Mein ganzes Leben war ich darauf bedacht gewesen, mich hinter Mauern und Masken zu verstecken, deren Unüberwindlichkeit mich jedoch eher gehemmt, als beschützt hatten. Und mir ging mit einem Mal auf, was Efy vor einigen Stunden gemeint hatte: "Du erkennst es vielleicht noch nicht, aber ich spüre in dir etwas, das vielleicht größer ist, als du selbst. Und das mag dir Angst machen. Aber letztendlich ist es das, womit du geboren wurdest und was zu dir gehört. Du solltest es nutzen, anstatt davor wegzulaufen."

Sie hatte recht. Ich musste aufhören, vor den Dingen davonzurennen und mich der Situation stellen. Irgendwie gab es immer eine Möglichkeit zu entrinnen. Möge sie auch noch so klein und hoffnungslos erscheinen.

Trotzdem wurde mir klar, dass die Elfe in einem Punkt falsch gelegent hatte. Meine Macht war nicht größer als ich. Sie war ein Teil von mir und durch sie konnte ich mich so groß machen, wie es nun einmal nötig war. Ich konnte mit ihr wachsen und auch wieder schrumpfen, ganz so, wie es die Situation gerade erforderte. Und die aktuelle Situation erforderte gerade die gesamte Größe einer verdammten Burg.

Mein innerer Ausruf war so stark, dass Akaya mitten in ihrer Vorwärtsbewegung stockte und dann durch ihre eigene Kraft, die sich jedoch jetzt auf sie selbst richtete, nach hinten geschleudert wurde. Ich hörte Gestein knacken, als die Vampirin am anderen Ende des Turms an der dortigen Steinmauer abprallte. Sand und Putz rieselte zu Boden und blieb an den Blutflecken auf ihrem Mantel kleben, sodass diese nun sichtbar wurden.

Stöhnend wandte sie sich zu mir herum und verengte die Augen zu blutroten Schlitzen.

"Das wirst du bereuen, Alpha!", keuchte sie gepresst. "Das wirst du-"

Urplötzlich schoss etwas vom Himmel hinab. Lautlos, schnell und zielgerichtet auf die am Boden liegende Vampirin. Es ging alles so schnell, dass ich nur einen braungefiederten Pfeil wahrnahm, der mit silberverstärkten, scharfen Klauen, einem spitzen Schnabel und rasendem bernsteinfarbenen Blick anfing, wie wild auf sie einzuhacken. Der Uhu war so riesig, dass ich nicht sah, was genau geschah. Ich hörte nur das Kreischen von Akaya, während ihr Körper von den gigantischen Schwingen des Vogels verdeckt wurde.

Mein Herz klopfte so heftig in meiner Brust, dass ich für einen Moment vergaß zu atmen.

Mrs. Roberts.

Wie hatte sie mich gefunden? Woher wusste sie, wo ich war?

'Sarina, lauf! Im Boden ist eine Falltür. Bring dich in Sicherheit, bevor sich Akaya wieder fängt!'

 Die vertraute Stimme meiner Mentorin hallte in meinen Gedanken und gab mir neue Kraft. Fieberhaft glitt mein Blick über den Boden und tatsächlich prangte nur wenige Meter von mir entfernt eine Falltür in dem Gestein zu meinen Füßen. Daher war Akaya vorhin also so urplötzlich gekommen. Wie war mir das nur entgangen?

Den Kampf der beiden Frauen weiterhin im Blick behaltend, hinkte ich so unauffällig wie möglich zur Mitte der Plattform. Ein Eisenring war in ihr eingelassen und mit zitternden Fingern bückte ich mich, um nach ihr zu greifen. Mein Körper rebellierte vor Schmerzen, von denen ich nicht sagen konnte, wo genau sie begannen und wieder aufhörten. Doch irgendwie schaffte ich es, das schwere Holz hochzuziehen, sodass sich nun ein bodenloses Loch unter mir auftat. Eine wackelige Leiter führte ins Innere der Burg und ich hielt inne.

Ich war mir dem beständigen Gekreische und Geheule von Akaya nur allzu sehr bewusst und mir war klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, um zu verschwinden. Und doch zögerte ich.

Wie lange würde meine Schulleiterin diesen mühseligen Kampf noch bestreiten können? Sie war sicherlich genauso erschöpft wie ich. Wie konnte ich sie da allein lassen?

"Du verrückter Vogel!", heulte die Vampirin auf. Irgendwie hatte sie es geschafft, einen Flügel zu fassen zu kriegen. Ein entrüsteter Laut entwich dem Schnabel des Uhus, aber sie achtete gar nicht darauf. Akaya hatte mittlerweile nämlich mich wieder ins Auge gefasst und ohne groß zu überlegen, warf sie das Tier von sich. Das Federbündel schlitterte über den Steinboden, überschlug sich und blieb dann regungslos liegen.

Meine Augen huschten panisch zwischen dem Abgrund zu meinen Füßen, Akayas zerkratzen Gesichts und Mrs. Roberts Vogelgestalt hin und her.

"Geh nur, Sarina", lachte die Vampirin hämisch, als sie mein Zögern bemerkte. "Alle Ein- und Ausgänge sind verschüttet oder stehen in Flammen. Es gibt aus der Burg kein Entrinnen, es sei denn, du möchtest lebendig verbrannt oder begraben werden."

Sie hustete und ein Schwall Blut spritzte auf das Gestein. In meinem Nacken spürte ich heiße Flammen. Das Feuer hatte sich so weit nach oben gearbeitet, dass es unseren Turm erreicht hatte.

"Komm her.", säuselte die irre Baronesse und sah durch ihr blutverschmiertes Gesicht noch irrer aus. "Mein Biss wird dich erlösen. Alles ist besser, als sich diesem Schicksal zu stellen. Und du wirst wol kaum fliegen können, so wie dein Arm aussieht."

Ich schaute hinab zu meiner ausgekugelten Schulter und dann auf meine rechte, verdrehte Hand. Sie hatte recht. Eine Verwandlung durfte ich nicht riskieren. Bei so vielen Verletzungen war die Gefahr viel zu groß, zwischen beiden Körpern steckenzubleiben. Andererseits . . . alles war besser als das hier.

Ein entschlossener Ausdruck huschte über mein Gesicht und die Augen der Vampirin weiteten sich überrascht.

"Nein!" Das bekannte warme Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und meine Sicht trübte sich. "Nein- Du wagst es nicht! Du kleine-"

Ein dumpfes Geräusch ließ mich aufhorchen und das Kribbeln in meinen Gliedern verschwand. Das, was ich nun vor mir sah, machte mich so fassungslos, wie der Fakt, dass ich immer noch am Leben war. Die Vampirin hatte sich anscheinend bereit bemacht, mich mit einem gewaltigen Sprung vom Turm zu schubsen. Ihre klauenartigen Hände waren immer noch ausgefahren, die Zähne gebleckt und ihr wilder Blick fixierte mich. Aber etwas war ihr dazwischengekommen.

Oder besser gesagt jemand.

Mrs. Roberts Menschengestalt hatte sich schützend vor meinem zusammengesunkenen Körper aufgebaut und schirmte somit den Angriff der Vampirin ab. Aber die Stärke und Schnelligkeit des Angriffs waren zu immens, um sie auf der kleinen Fläche der Plattform abwehren zu können.

Und so musste ich mit ansehen, wie die beiden Frauen durch die Luft segelten, in einem Leerraum zwischen zwei Burgzinnen landeten und schließlich in einem Geflecht aus wütendem Gebrüll, beißenden Zähnen und wild um sich schlagenden Händen dem Abgrund immer näher rückten.

"Nein!", schrie ich und Panik durchflutete meinen Körper. Die Beiden waren am anderen Ende des Turms. Wenn ich schnell genug war, könnte ich Mrs. Roberts festhalten und gemeinsam würden wir Akaya ein Ende setzen. Aber sie hatte andere Pläne.

"Bring dich in Sicherheit, Sarina!", schrie meine Direktorin, der Doppelklang in ihrer Stimme beherrschte mit einem Mal mein ganzes Denken. "Geh! Durch die Falltür und denk daran, was Mr. Richman zu dir gesagt hat."

Akaya kreischte wütend auf und das Machtverhältnis in ihrem Kampf kippte. Während meine Mentorin die ganze Zeit über ihr gehangen hatte, drehte die Vampirin sie nun so, dass beide mit ihren Köpfen in der Luft über dem Abgrund schwebten. Beide hingen nun eingekeilt zwischen dem Gemäuer über Plattform und brennender Schlucht.

'Lebe, Sarina! Du musst leben. Das ist ein Befehl!'

Und ehe ich es verhindern konnte, hatte sich Mrs. Roberts mit den Füßen vom Boden abgestoßen. Die Kraft beförderte den geschundenen Körper der Vampirin sofort über die Kante, doch diese hatte immer noch ihre Krallen in die Arme der Schulleiterin geschlagen.

Mit einem stummen Schrei auf den Lippen musste ich mit ansehen, wie meine Mentorin über die Kante gezogen wurde und dem Flammenmeer zum Fuße der Burg entgegenstürzte.

Währenddessen schwirrte in meinem Kopf nur ein einziges Wort:

'Lebe!

_____________________________

*schnief* Heyhoy, Leude *schnief*

bitte, hasst mich nicht. Aber irgendwann musste es geschehen TT

Auch, wenn das Kapitel auf sich hat warten lassen, bin ich sehr zufrieden damit, wie es sich entwickelt und letztendlich ausgegangen ist. Wie immer war der Anfang am schwersten, doch die letzten 3.000 Wörter haben sich fast von ganz allein geschrieben  xD

Was sagt ihr zu dem Kapitel?

War es vorrauszusehen, dass so etwas früher oder später passieren würde?  

Hat schon irgendjemad eine Ahnung, wie sich Sarina nun aus ihrer aussichtslosen Situation herausmanövrieren wird? Beten wir alle, dass ihr nichts mehr zustößt ;)

Ansonsten . . . wie zu erwarten musste ich dieses Kapitel erneut in zwei aufteilen. Das nächste ist schon in Arbeit, wird also nicht mehr lange auf sich warten lassen ^^

Konstruktive Kritik, Wünsche, Verbesserungsvorschläge etc. sind immer willkommen!

Habt noch einen schönen Abend und wir sehen und sehr bald wieder!

LG <3

Eure Cherry

PS: Ich hatte echt lange überlegt, wie ich Akaya töten würde. Dass aber daraus jetzt Doppelmord geworden ist, hatte ich irgendwie aber nicht gedacht. Mehr zu meinen Überlegungen kann ich ja mal in einem Extra-behind-the-scenes-Kapitel darlegen

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