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Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit

"Morgen", brummte Len, als ich gerade mein Müsli in eine Schüssel schüttete.

"Gut geschlafen?"

"Wie man's nimmt." Er setzte sich stöhnend an den Küchentisch.

"Was ist unser Plan heute?", erkundigte ich mich und schob mir den ersten Löffel in den Mund.

Len schwieg und sah mir für eine kurze Weile nur beim Essen zu.

"Ich weiß, du hörst das nicht gerne," begann er dann irgendwann "aber wir müssen wirklich noch einmal mit Nevis sprechen. Wir müssen herausfinden, was die Vampirin gemeint hat, als sie sagte, er sei nicht mehr bei ihnen willkommen."

Säuerlich zog ich eine Augenbraue nach oben. Mir war der Appetit vergangen.

"Wir müssen herausfinden, warum die Nachricht erst jetzt kam, ob er mit ihr und dem Rudel noch in Kontakt stand, während er hier war. Das würde zum Beispiel auch erklären, warum sie so ohne Weiteres unser ganzes Sicherheitssystem umgehen konnten." Als der Alpha meinen Blick bemerkte, fügte er noch unschuldig hinzu: "Wenn er nichts zu verbergen hat, dann ist es doch umso besser."

"Len, versuchst du immer noch, ihn auflaufen zu lassen?"

Er sagte nichts.

"Hör auf damit, in Ordnung? Wir können ihn gebrauchen. Vielleicht hat er ja hilfreiche Informationen, die wir zu unserem Vorteil nutzen können. Anstatt ihn als den Bösen darzustellen, solltest du lieber darüber nachdenken, was für ein Gewinn er für uns sein kann." Erbost stand ich auf und machte Anstalten zu gehen.

"Okay, okay, es tut mir leid." Eine kalte Hand griff urplötzlich nach meinem Handgelenk. "Sarina, bitte bleib hier."

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

So ein Mist, er hat mich.

Len zog mich zu sich heran und umschlang mich fest mit seinen Armen. Seine Wange lag auf meinem Kopf und als er sprach, strich sein Atem leicht über meine Haare.

"Tut mir leid. Ich will wirklich nicht, dass wir uns jetzt auch noch streiten. Ich weiß nur nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll." Er seufzte schwer und ich drückte mich enger an ihn. "In meinem Kopf gibt es diesen Platz, wo für mich der Verantwortliche für das Ganze stehen sollte. Leider ist dieser Platz noch leer und ich versuche mit aller Kraft den Schuldigen zu finden, auch wenn er nicht annähernd im meiner Reichweite ist."

"Dann hör auf, dir über Larsson Gedanken zu machen.", sagte ich leise gegen seine Brust und spürte, wie er nickte. Wir schwiegen eine Weile.

"Len", flüsterte ich dann.

"Ja?"

"Ich habe Angst."

"Ich auch, Sarina." Er küsste mich auf den Scheitel. "Ich auch."

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

Eine halbe Stunde später kramte ich zwischen Heftern, Notizzetteln und Schulbüchern nach meinem Handy. Ich hatte Len versprochen, Nevis, der nicht in seinem Zimmer war, anzurufen, damit wir das Gespräch so schnell wie möglich hinter uns bringen konnten.

Leider konnte ich mein Telefon nicht finden.

Fluchend wühlte ich in dem unordentlichen Haufen auf meinem Schreibtisch und fand es letztendlich eingeklemmt zwischen meinem Fabelkundebuch und dem Schuhkarton meiner Ballschuhe vom Vorabend.

Mit flinken Finger zog ich es hervor und wählte die Nummer des Eiskönigs.

"Hallo?"

"Nevis, wo bist du?", fragte ich augenblicklich und warf ein paar zerknüllte Papierbälle in den ohnehin schon überfüllten Papierkorb, sodass sie gleich nach dem Aufprall zurück auf den Boden flogen. Entnervt verdrehte ich die Augen und ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen.

"Bei Tai. Er hat mich gebeten, ihm im Gewächshaus zu helfen. Dr. Mason und Ruby haben ihm aufgetragen, Beifuß, Klettenwurzel, Teufelskrallenwurzeln und Löwenzahn zu besorgen. Wahrscheinlich als Heilkräuter für Verletzungen."

"Okay, würdest du bitte nach Hause kommen, wenn ihr fertig seid? Wir müssen noch einmal mit dir reden."

"Klar. Bis gleich."

"Bis gleich." Ich wollte schon auflegen, da fiel mir noch etwas ein. "Und Nevis?"

"Ja?"

"Pass bei dem Beifuß auf. Verwechsel ihn nicht mit Eisenhut. Die Blätter der beiden Pflanzen sehen sich sehr ähnlich."

Ich hörte ihn lachen.

"Alles klar. Ich weiß, was ich tue."

Die Verbindung wurde getrennt und ich legte kopfschüttelnd und breit grinsend mein Handy zurück auf den Tisch.

Er ist wirklich eine Nummer für sich.

Prompt dachte ich aber an unser noch folgendes Gespräch und augenblicklich verschwand mein Lächeln. Wer weiß, was wir erfahren würden?

Ich hasste es, jemandem zu Etwas zwingen zu müssen. Etwas Privates erzählen zu lassen, etwas, das nie eine Menschenseele je erfahren sollte.

Wenn ich mir vor Augen führte, dass die Informationen, die wir heute möglicherweise bekommen würden, dem Austauschschüler mehr schaden als helfen könnten, wurde mir ganz schlecht.

Ich wollte gerade nach meiner Schmutzwäsche greifen, um sie runter in den Waschkeller zu bringen und mich abzulenken, da klingelte mein Handy.

Mum

Für einen kurzen Augenblick zögerte ich.

Ich wusste nicht, was es war, aber irgendetwas flüsterte mir zu, den Anruf nicht anzunehmen.

Energisch schüttelte ich den Kopf und vertrieb diese albernen Gedanken.

Sarina, geh ran! Mum wird sich sonst nur noch mehr Sorgen machen!

Also legte ich die Wäsche wieder zurück auf den Tisch, schnappte mir das Smartphone und legte mich auf mein Bett. Ich wusste, das würde jetzt länger dauern.

"Hallo?"

"Sarina!" Ein herzerweichendes Schluchzen. "Endlich gehst du ran. Wir haben so oft versucht, dich anzurufen. Wir dachten schon, dir wäre etwas zugestoßen."

"Mum, was soll mir denn hier zugestoßen sein? Diese Vampirin hat nichts weiter getan, als uns mit Worten zu bedrohen." Und uns durch eine Art Hypnose bewegungsunfähig und stumm zu machen, während sie die Mutter meines Freundes wie ein Stück rohes Fleisch behandelte, fügte ich noch in Gedanken dazu. Aber das musste sie nicht unbedingt wissen.

"Mrs. Roberts hat uns berichtet, dass sie nach dir Ausschau gehalten hat. Oh Gott," Es klang, als würde meine Mutter ersticken "was ist, wenn sie es auf dich abgesehen hat?"

"Mum, hör mir gut zu.", ersuchte ich sie zu beschwichtigen. "Akaya hat nach den Alphas gesucht. Nicht explizit nach mir oder Len oder Mrs. Roberts. Sie wollte wissen, mit wem sie es zu tun hat."

Ein Schluchzen.

"Und nur damit du es weißt und erleichtert sein kannst: Sie weiß nicht, wer ich, der dritte Alpha, bin. Sie hat keine Ahnung wie ich aussehe. Also beruhige dich ein wenig, okay?"

Mein Tonfall war liebevoll und ich versuchte, meine Mum so wenig wie möglich aufzuregen. Ich konnte es mir nicht vorstellen, was sie durchmachen musste. Ich war ihre einzige Tochter und wenn mir etwas zustoßen würde . . . Ein Schaudern lief über meinen Rücken. Der Gedanke war zu schrecklich, um ihn zu Ende zu denken.

"Mum, ich werde gut auf mich aufpassen, in Ordnung? Aber du musst mir einen Gefallen tun."

Verzweifelt presste ich meine freie Hand auf meine Augen, um die Tränen zu stoppen, die bereits überquollen.

"Du musst zu Hause in Sicherheit bleiben, ja? Ich will nicht, dass dir oder Dad etwas Schlimmes passiert."

"Aber Sarina wir sind deine Eltern. Wir müssen in so einer schweren Zeit als Familie zusammenhalten. Wir müssen-"

"Bitte!" Mein Schluchzen ging selbst mir durch Mark und Bein. "Wenn ihr verletzt werdet, das würde ich mir nicht verzeihen."

Verärgert wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und blinzelte so schnell, dass mir schwummrig vor Augen wurde, in der Hoffnung, dass sich die verschleierte Sicht ein wenig klären würde.

"Versprich es mir, Mum. Bitte."

"Schätzchen, ich-"

"Bitte." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Dann hörte ich es leise Seufzen.

"Versprochen. Dann lass mich euch auf eine andere Weise helfen, ja? Sag Bescheid, was ihr an Verpflegung und Medizin benötigt. Ich habe gehört, dass aus Frankreich Unterstützung kommen soll. Wenn ihr Decken, Laken, Matratzen oder irgendetwas in diese Richtung braucht, dann ruf mich an. Ich werde es dir zuschicken."

Dass die Pakete nicht innerhalb von zweieinhalb Tagen hier eintreffen würden, schwebte unausgesprochen im Raum und ich wollte nicht diejenige sein, die etwas daran änderte.

"Mum, ich muss auflegen. Len braucht mich.", sagte ich letztendlich nüchtern.

"Okay, pass auf dich auf, meine Kleine. Ruf doch morgen noch einmal an und berichte uns, was passiert. Es ist frustrierend und macht mir Angst, unwissend über die Geschehnisse bei euch zu sein."

"In Ordnung. Grüß' Dad von mir."

"Mache ich."

"Und Mum?"

"Ja?"

"Ich hab dich lieb."

Sie wimmerte leise und schniefte noch einmal, bevor sie antwortete.

"Ich dich auch. Bis morgen, pass auf dich auf."

"Ja, bis morgen."

Stille und dann Piepen. Sie hatte aufgelegt.

Mit einem Mal wurde mir bewusst, in welch einer Lage wir uns befanden.

Wir standen kurz vor dem Krieg.

Und je mehr ich darüber nachdachte, desto schneller klopfte mein Herz in meiner Brust und desto enger wurde mein Hals.

Ich wollte das nicht.

Ich wollte nicht all das verlieren, das mich in den letzten Monaten endlich zu einem vollen Menschen gemacht hatte. Nun ja, mehr oder weniger ein Mensch . . . Aber zu etwas Ganzem.

Die Akademie, meine Freunde, selbst die Schülerschaft, in der ich die meisten eigentlich gar nicht kannte, die Lehrer, die Magier, Mrs. Roberts . . .

Len.

Etwas, von dem ich mein ganzes Leben nur geträumt hatte, war für mich in dem letzten halben Jahr in Erfüllung gegangen. Das Gefühl von Gemeinschaft, Freude, Liebe, aber auch Verzweiflung und Trauer . .  . all das drohte nun zu verschwinden.

Und das wollte ich nicht.

Noch ein letztes Mal rieb ich mir über meine Augen und setzte mich dann entschlossen auf. Von unten ertönte das Geräusch einer zufallenden Haustür.

Eisauge war zurück.

Na gut, dann lass es uns hinter uns bringen.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

"Ich habe Sylvia informiert, dass wir ihr sofort Bescheid geben, wenn wir etwas Neues erfahren.", eröffnete Len mir und dem Austauschschüler, der ein wenig unbehaglich neben mir auf dem Sofa saß.

Ich nickte und wandte mich dann an Nevis, dessen blaue Augen mich misstrauisch musterten.

"Na gut", begann ich. "dann wollen wir mal anfangen. Du weißt, warum wir jetzt mit dir reden wollen?"

"Wird das hier ein Verhör?", feixte der Eiskönig scherzhaft, aber als niemand darauf einging, wurde sein Gesicht sofort wieder ernst. "Ihr wollt mit mir über die Beziehung zu Akaya sprechen."

Len stimmte ihm durch ein kurzes, abgehacktes Kopfnicken zu.

"Woher kennst du sie?"

Nevis seufzte.

"Ich schwöre es euch, ich kenne sie nicht. Ich habe sie noch nie in meinem ganzen Leben gesehen."

"Aber sie schien dich zu kennen. Sie wusste sogar deinen Nachnamen.", entgegnete mein Artgenosse wie aus der Pistole geschossen in einem scharfen Tonfall. "Wie kann das sein?"

"Ich weiß es nicht."

Len stand auf.

"Vielleicht sollten wir Diana holen, um zu prüfen, ob er die Wahrheit sagt.", murmelte er mir böse zu.

Doch der Austauschschüler hob beschwichtigend die Hände.

"Hey, Len, hör mir doch erst einmal zu. Du kannst danach immer noch entscheiden, aber zuerst hörst du dir an, was ich zu sagen habe."

Ich nickte bestätigend und veranlasste damit, dass sich mein Freund wieder zurück auf die Couch sinken ließ. Dann seufzte er schwer.

"In Ordnung, fang an."

Der Austauschschüler nickte, schaute uns beide jedoch noch einmal prüfend ins Gesicht, ganz so, als befürchte er, wir würden einen Hinterhalt planen und ihn, sobald er für einen Moment nicht aufmerksam war, wie vor einem viertel Jahr niederschlagen.

Doch der Alpha und ich bewegten uns nicht und starrten ihn nur gespannt an.

"Okay", begann Nevis endlich "ich habe euch beiden erzählt, dass ich nach einem unerfreulichen Ereignis in Schweden, das ich hier wirklich nicht weiter ausschöpfen möchte, mit meinem Onkel Nil hierher nach Lutumy kam. Wir haben uns hier ein Rudel gesucht und sind dann auf das in der Nähe des Königwaldes gestoßen. Sie haben uns eigentlich größtenteils sehr freundlich aufgenommen und selbst mich, der noch nicht verwandelt war, haben die Meisten gutmütig akzeptiert."

"Eine kurze Frage", unterbrach ich ihn schon nach wenigen Sätzen. "Das hat mich schon damals gewundert, als ich mich mit dir in der Nacht deiner Verwandlung unterhalten habe: Warum wurdest du aufgenommen, wenn du noch nie ein Werwolf gewesen bist? Wie konntet ihr sicher sein, dass du wirklich einer bist? Ich meine, die Krankheit ist nicht vererbbar, oder doch?"

Nevis lächelte nervös.

"Die Frage ist berechtigt. In meinem Fall ist das aber der seltene Fall. Meine gesamte Blutlinie besteht aus Werwölfen und das kommt da her, dass mein ältester Vorfahre ein Metamorph gewesen ist. Er wurde von einem Werwolf gebissen, nicht behandelt und somit auch infiziert. Was bei ihm ungewöhnlich war und auch der Grund für unser ganz besonderes Erbe ist: Er ist nicht an dem Biss und der Infektion gestorben. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund haben sich das Metamorphenblut und das Wolfsblut einander ergänzt, sodass es sich als festen Bestandteil in seine Gene gesetzt hat und somit weitervererbt werden konnte."

Eisauge lehnte sich ein wenig zurück und sah Len und mich ernst an.

"Es stand von vornherein fest, dass ich ein Werwolf werden würde. Deswegen hatten wir keine Probleme, aufgenommen zu werden. In der Unterwelt ist unsere Blutlinie sehr selten und allseits bekannt. Jeder brennt darauf, mindestens einmal in seinem Leben einen so genannten "Erben" zu Gesicht zu bekommen und gleich zwei in seinem eigenen Rudel zu haben, war für die Wölfe des Königwaldes das größte Los, was sie je hätten ziehen können."

Plötzlich grinste Nevis und verschränkte seine Arme vor der Brust.

"Aber etwas Gutes hat die Sache an sich. Ich bin zwar mehr Wolf als Metamorph, doch durch die unterschwelligen Gene bin ich größer und stärker als normale Werwölfe. Mir fällt es leichter, mich während der Verwandlung zu kontrollieren. Man könnte sagen, ich bin nicht nur Werwolf, sondern auch zum Teil Wolf." Mit einem kurzen Handzeichen deutete er auf seinen Kopf und fügte noch hinzu: "Und meine Haare haben sich nach meiner ersten Verwandlung verändert. Normale Werwölfe behalten ihr Aussehen."

Beeindruckt saß ich da und schaute für einen Moment zu meinem Freund, der bedächtig nickte.

"Davon habe ich schon einmal gehört.", sagte er. "Die seltenen Fälle der Erbfamilien werden im Lykanthropiestudium im dritten Semester behandelt."

Die grünen Augen leuchteten ungewöhnlich hell, als er sich näher zu Nevis beugte.

"Das ist faszinierend. Ich hätte nicht gedacht, dass die Larssons eine dieser Familie sein würden."

"Äh ja.", meinte dieser nur. Die ungewohnte Aufmerksamkeit von Len schien ihn zu verunsichern. Er sah sich hilfesuchend nach mir um und ich stand ihm auf der Stelle zur Seite.

Ich schlug spielerisch nach Len, als er sich noch weiter nach vorn beugte.

"Hör auf, Nevis ist doch kein Spielzeug."

Als Len auffiel, wie nah er dem Austauschschüler gekommen war, zog er sich mit einem verhaltenen Zeichen von peinlich berührter Resignation wieder zurück und räusperte sich.

"Du kannst fortfahren.", erlaubte er und ich verbiss mir ein Lächeln. Anscheinend war Len gar nicht wirklich so schlecht auf Nevis zu sprechen.

"Na ja, wie auch immer", nahm dieser wieder den Faden wieder auf. "wir haben uns gut eingelebt und uns auch mit allen ganz gut verstanden, bis zu dem einen Tag, als unser Beta kurzerhand verschwand und dann irgendwie nach ein paar Tagen erst wieder auftauchte." Der Austauschschüler runzelte die Stirn, als bereiteten die bloßen Gedanken daran ihm hochgradige Sorgen. "Er ging mit den anderen nicht mehr auf Patrouille und verbrachte die meiste Zeit bei unserem Alpha. Man konnte ihn nicht mehr ansprechen, denn immer wenn man ihm entgegenkam oder ihn ansprechen wollte, lief er an einem vorbei, als könne er einen gar nicht wahrnehmen. Es wurde immer seltsamer. Mit der Zeit folgten immer mehr Wölfe seinem Beispiel und dann . . ."

Plötzlich hielt er abrupt inne. Mein Artgenosse und ich sahen uns fragend an, als Nevis den Kopf zur Seite legte und schließlich die Augen zusammenkniff. Er schien angestrengt nachzudenken

"Und dann . . . Ich glaube Nil hat mich eines Nachts geweckt. Er hat mir im Flüsterton erklärt, dass es zu gefährlich sei, noch länger im Rudel zu bleiben, und ich mit ihm mitkommen solle, da er eine Unterkunft für mich gefunden habe." Der Austauschschüler rieb sich über sein Gesicht und seufzte einmal schwer. "Wir sind die ganze Nacht gelaufen, immer mit der Befürchtung, jemand könne uns folgen oder entdecken. Im Morgengrauen kamen wir dann endlich in Lutumy an und Nil hat mir Peete, den Wirt vom Pub, vorgestellt. Seitdem habe ich ihn nur noch einmal gesehen: Als er mich zu euch auf die Akademie gefahren hat."

Len nickte bedächtig. Ich konnte ganz genau aus seiner Miene lesen, dass ihm das nicht genügte. Er schien genau wie ich eine Ahnung zu haben, dass da noch viel mehr war. Vor allem Nevis' Zögern hatte mich misstrauisch gemacht und deshalb hakte ich noch einmal nach.

"Bist du sicher, dass das alles ist, was du uns erzählen kannst? Sei mir nicht böse, aber irgendetwas scheint in deiner Geschichte zu fehlen. Hat dein Onkel denn dir gar nichts näheres erzählt? Hat er dir nicht einen konkreten Grund für die überstürzte Flucht genannt?"

Der Eiskönig fixierte mich nachdenklich aus hellblauen Augen und wiegte den Kopf hin und her.

"Nein, nicht wirklich. Er hat auf Nachfragen immer nur geantwortet, dass es zu gefährlich für mich sei. Ich habe immer angenommen, dass es etwas mit meiner noch nicht vollzogenen Wandlung zu tun haben könnte. Deswegen habe ich nie weiter nachgefragt."

"Na gut", meldete sich nun auch Len zu Wort. "Es muss ja irgendeinen Auslöser dafür gegeben haben. Was hast du denn am Tag vor der nächtlichen Flucht gemacht? Hattest du mit jemandem im Rudel Streit, der einen Groll gegen dich gehegt haben könnte? Vielleicht hat dein Onkel die Gefahr erkannt und hat dich somit gerettet?"

"Ich-" Nevis kniff angestrengt die Augen zusammen. Gespannt sahen mein Freund und ich ihn an. Wir beide hofften inständig, endlich etwas Brauchbares von ihm erfahren zu können.

"Ich-", wiederholte der Austauschschüler noch einmal, bevor sein Gesicht bleicher wurde als unsere Wohnzimmertapete. Dann hauchte er mit riesigen Augen, kaum hörbar und voller Entsetzen: "Ich kann mich nicht erinnern."

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

"Len, das kann nicht sein. Cody wird ihn niemals so hart geschlagen haben, dass er Erinnerungen aus seinem Langzeitgedächtnis gelöscht hat.", redete ich leise in der Küche auf meinen Freund ein. Wir hatten eine kurze Pause für eine Besprechung eingelegt und Eisauge in seinem aufgelösten Zustand auf dem Sofa sitzen gelassen. Wie waren uns einig, dass dieser uns jedenfalls nicht in absehbarer Zeit ungeplant verlassen würde.

"Außerdem kann sich Nevis an die komplett darauffolgende Nacht erinnern, sowie den Tag danach. Wenn du mich fragst, sieht das eher danach aus, als hätte man absichtlich seine Erinnerungen gelöscht."

"Ich weiß. Das Selbe habe ich auch gedacht.", stimmte mir der Alpha zu. "Und ich wette, dass dieser fehlende Teil uns zu dem führen wird, was wir die ganze Zeit über schon gesucht haben."

Niedergeschlagen ließ ich mich auf einen der hölzernen Küchenstühle sinken und stützte mein Kinn in die gefaltete Hände.

"Dir ist aber bewusst, dass die Erinnerungen gelöscht wurden, nicht wahr? Es ist nicht so wie beim letzten Mal, wo ich nur kurz nach ihnen suchen musste."

"Es ist nicht anders.", sagte Len bestimmend und setzte sich mir gegenüber. Tiefe Entschlossenheit blitzte mir aus seinen Augen entgegen und ich kam nicht umhin, ihn in diesem Punkt zu bewundern. "Erinnerungen können nicht gelöscht werden. Sie werden nur verdrängt und in die dunkelste, verborgenste Ecke unseres Verstandes gesperrt, wo sie von allein nicht mehr hinauskommen."

Er griff nach meinen Händen.

"Aber du kannst sie da herausholen. Ich weiß, dass du das kannst. Wir können es wenigstens einmal versuchen."

Ich seufzte schwer.

"Mir bleibt wohl nichts anderes übrig."

"Ganz richtig.", sagte er wohlwollend mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen.

Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich gab ihm eine Kopfnuss.

Nur kurze Zeit später saß ich neben Nevis auf der Couch und versuchte mich zu entspannen. Ich wusste, dass ich ohne einen freien Kopf keine Chance haben würde, in seine Gedanken vorzudringen. Doch der nun auf mir lastende Druck machte es mir nicht unbedingt leichter.

"Bereit?", fragte mich Len und ich nickte mehr oder weniger überzeugt.

"Ich werde in der Zwischenzeit ein paar unserer Freunde anrufen. Selbst wenn wir nichts finden, könnten wir uns alle gemeinsam für die nächsten Schritte beraten, die uns erwarten, in Ordnung?"

"Das ist eine gute Idee.", pflichtete ich ihm bei. Dann streckte ich die Hand nach der des Austauschschülers aus.

"Wünsch mir Glück.", wisperte ich und der Druck, den er auf meine Hand ausübte und mir eigentlich nur bloßen Beistand leisten sollte, katapultierte mich unerwartet aus meinem Körper, der sofort von der altbekannten Lähmung erfasst wurde.

Okay, das ging schneller als erwartet.

Ich kannte ja bereits das Muster in Nevis' Kopf und versuchte mich demnach auch weiter daran zu orientieren. Das letzte Mal waren mir die vielen dunklen, verzerrten Bilder aufgefallen, die konstant immer in der Überzahl waren. Aber es hatte sich viel verändert.

Alles leuchtete mir so hell entgegen, dass ich diesmal nicht vor Dunkelheit, sondern vor viel zu strahlendem Licht den Inhalt der Erinnerungen nicht vollständig erkennen konnte. Was ich aber mit einem leichten Schmunzeln (soweit das überhaupt als körperlose Masse im Kopf eines anderen möglich war) registrierte war, dass fast jeder strahlende Fetzen ein Paar ungewöhnlich hellbrauner Augen beinhaltete.

Ich fragte mich, ob es in meinem Kopf genauso aussah. Nur wäre das Augenpaar in meinem Fall ein smaragdgrünes.

Vorsichtig tastete ich mich weiter vor: weg vom Licht, hinein ins Dunkle, und versuchte, so wenig wie möglich die Erinnerungen um mich herum zu betrachten. Ich wollte wirklich nicht in die Privatsphäre meines Mitbewohners eindringen, vor allem, wenn es sich dabei um dunkle Geheimnisse handelte.

Da das Ereignis schon etwas länger zurück lag, dauerte es ewig, bis ich mich wenigstens in den richtigen Monat vorgekämpft hatte. Denn auch wenn die Gedankenfetzen willkürlich und ungeordnet herumzuschwirren schienen, konnte ich ein zweites Muster ausmachen, das neben der Einteilung in gute und schlechte Erinnerungen eine zusätzliche Hilfe war. So ordneten sie sich auch in chronologischer Reihenfolge der Geschehen.

Ich musste also nach den paar Tage oder Wochen vor dem Aufeinandertreffen mit Nevis suchen.

Und ich hatte Erfolg.

Ich sah gerade noch mein Gesicht im Hinterhof des Pubs an meinem inneren Auge vorbeifliegen, da bahnte sich die muskelbepackte Statur eines unbekannten Mannes in mein Sichtfeld.

Das muss Nil sein, Nevis' Onkel.

Tatsächlich verfügte er über die gleichen eisblauen Augen wie sein Neffe. Neugierig zog ich den Ausschnitt näher zu mir. Ich war ganz nah dran.

Mit einem Mal spürte ich eine eisige Kälte. Ein riesiges, schwarzes Portal hatte sich nur ein wenig weiter links von mir gebildet. Als ich versuchte, näher zu kommen, bildete sich eine hartnäckige Wand, die sich so ähnlich anfühlte, wie die Kraft eines Magneten, der versuchte, sich von seinem Partner abzustoßen.

Ich streckte verbissen meine Hand aus und schob mich immer weiter nach vorn, während der Widerstand immer stärker wurde. Meine Finger waren schon so kalt, dass ich fürchtete, sie würden abfallen.

Ein letzter Schritt und meine Hand berührte die eisige Oberfläche der bloßen Dunkelheit.

Ich fiel.

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Hey ho, ich bin's!

HAHA, Cherry hält ihre Versprechen!

(Ich glaube, damit hätte niemand gerechnet xD)

Ich werde mich wirklich bemühen, euch so schnell wie möglich das nächste Kapitel zu liefern, da ich eigentlich gedacht hatte, dass ich den ganzen Tag eins in ein Kapitel schreiben könnte . . . Aber dann wurde es schon wieder zu viel *seufz* Na ja, ich gebe mein Bestes!

Soo, ganz schön aufregend, was hier alles passiert, nicht wahr? Mal wieder etwas Action neben dem ganzen Gelaber xD

Was haltet ihr von Nevis' Vergangenheit? Wer hätte gedacht, dass hinter ihm doch mehr steckt als gedacht? ;)

Und an Sarinas Stelle . . . Würdet ihr den selben Wusch an eure Eltern haben? Dass sie in Sicherheit zu Hause bleiben sollen?

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen :)

Konstruktive Kritik, Meinungen, Wünsche, Verbesserungsvorschläge etc. sind immer erwünscht

Einen schönen Abend euch noch!

LG

Eure Cherry <3

PS: Ich habe vor nach dem Ende des Buches ein Q&A-Kapitel zu machen, wo ihr mir über das Buch oder auch zu meiner Person Fragen stellen könnt . . . Ich werde da auch auf einige der am häufigsten gestelltesten Fragen eingehen, die sich in den letzten Kapiteln schon angesammelt haben . . . Was ich damit sagen will:

Jetzt seid ihr dran! Stellt mir Fragen xD

PPS: Ich wage es nicht, die letzte Folge Shadowhunters zu Ende zu schauen . . . Aber ich wurde auf Insta schon so viel gespoilert, dass ich schon weiß, was alles passiert . . . Ich habe nur nicht den Mut, es mir selber anzuschauen :( 

PPPS: Ich hätte wirklich gedacht, ich schaffe es, Tag eins in EIN Kapitel zu schreiben >.< Aber NEIN, das Buch scheint sich doch noch in die Länge ziehen zu wollen . . .

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