78. Kapitel - Paluten's Kuss
In mir explodiert alles, während Paluten mich küsst. Ich erwidere seinen Kuss, schließe die Augen. Es ist, als wären wir die einzigen, die hier sind. Nicht hier, an diesem Strand, sondern auf meiner ganzen Welt. Dieser Augenblick soll nie mehr enden, so wunderbar, wie er ist. Dann muss ich an Manu denken und reiße mich von Paluten los. "Nein.", sage ich kraftlos, eher zu mir selbst als zu Paluten, der mich verwirrt anstarrt. Ich kann das nicht, das geht nicht. Ich habe einen Fehler gemacht. Tränen schießen in meine Augen, meine Sicht verschwimmt. Nein, nein, nein. "Lana!", sagt Paluten. Ich schüttele den Kopf, ohne etwas zu sehen. Ich stolpere weg, weg vom Paluten, weg von diesem Moment, der so falsch war und nicht hätte sein dürfen. Manu ist mein Freund, sage ich mir immer und immer wieder, in Endlosschleife. Paluten hat mich geküsst, nicht ich ihn, aber ich habe es genossen und erwidert. Ich bekomme mit, wie Paluten mir noch etwas hinterherruft, ich verstehe es nicht. Meine Füße bewegen sich immer schneller, ein Schritt nach dem anderen. Keine Ahnung, wo ich gerade hingehe, es ist doch sowieso egal. Zum YouTuber-Haus kann ich jetzt nicht zurück. Zu Sara? Nein, sie ist wahrscheinlich noch in der Uni. Manu. Ich muss Manu wiedersehen. Anhalten. Durchatmen und irgendwie versuchen meine Gedanken zu sortieren. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich befinde mich auf einer geteerten Straße, ein Fahrradweg oder so. Und der Rhein mit seinem schwarzen Wasser liegt neben mir. Da hinten geht eine Treppe nach oben. Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche, wische meine Tränen aus den Augen. Alles in Ordnung, rede ich mir ein, ohne selbst daran zu glauben. Ich hätte nie nach Köln fahren sollen. Warum muss Paluten auch mehr für mich empfinden als ich für ihn? Wir sollten Freunde bleiben, geht das jetzt überhaupt noch? Kann er mir das verzeihen? Kann Manu mir das verzeihen? Mit zitternden Fingern suche ich Manu's Nummer. Dann rufe ich ihn an, bitte, er muss drangehen. "Hallo, Lana!", sagt Manu schließlich. "Manu!", stoße ich aus. "Manu." "Lana, alles ok?", fragt er. Ich antworte nicht. Was soll ich ihm sagen? "Manu, du musst herfahren." Ich höre, wie Manu laut ausatmet und etwas sagen will, aber es kommen nur Bruchstücke eines Satzes bei mir an. Ein weiteres Mal ausatmen, Manu fragt alarmiert: "Was ist passiert?" Ich nehme das Handy kurz von meinem Ohr, lehne mich gegen die Wand, die den Radweg von der Straße trennt. Hilflos sehe ich mich um. Paluten ist nicht da, zumindest sehe ich ihn nicht. "Paluten hat mich geküsst!", schreie ich fast schon in mein Handy und sinke dann an der Wand nach unten. Warum muss alles immer so schwierig sein? Manu ist hörbar schockiert, er antwortet mir nicht. "Verdammt, sag was!" In mir dreht sich alles, als wäre mir übel. Ist mir auch. "Lana.", sagt Manu. "Ich bin morgen bei dir, ja?" "Ja, bitte." Ich lege auf. Manu ist morgen da, wiederhole ich im Kopf. Mein Kopf sinkt auf die Knie, weinend bleibe ich sitzen und ignoriere die Fußgänger. Als ich mich stark genug fühle, ist es komplett dunkel, hier ist keine Straßenlaterne. Ich muss irgendwo hingehen, ich kann schließlich schlecht hierbleiben. Eine Weile verharre ich noch, dann stehe ich auf, trockne meine Augen mit den Handrücken und mache mein Handy an. Ich öffne die 'Karten'-App und tippe die Straße, in der Sara wohnt, ein. Eigentlich gar nicht so weit weg. Ohne mein Longboard, etwas schwieriger.
Sara ist da und als sie mich sieht, umarmt sie mich, anstatt zu fragen, wieso ich so aussehe. Ich weine weiter, als wäre mein Ventil für Tränen kaputt, ohne Hemmungen. Sara ist meine beste Freundin, ich bin so glücklich, dass ich sie habe. Ohne Worte darüber zu wechseln, macht Sara mir einen Kakao und wir setzen uns auf ihr Sofa. Während ich meinen Kakao trinke, streichelt Sara vorsichtig über meinen Rücken. "Kann ich heute bei dir übernachten?", frage ich. "Ja, klar. Ich bin sowieso heute Abend alleine.", sagt sie, als wäre es selbstverständlich. "Aber erst musst du mir ganz genau erzählen, was passiert ist." Ich beginne zu erzählen, dass Paluten und ich einen Vlog gemacht hatten und wir danach dort geblieben waren. Dass Paluten mich geküsst hat, ich weggelaufen war und Manu angerufen hatte. Alles. Und Sara hört mir zu, bis ich fertig bin. Dann nickt sie verständnisvoll. "Und was machst du jetzt?" Ich zucke mit den Schultern. "Manu fährt morgen her, mal sehen. Ich muss meine Sachen aus dem YouTuber-Haus holen und dann fahren wir wahrscheinlich wieder nach Wiesbaden."
Sara fährt mich am nächsten Tag mit ihrem Auto zum Bahnhof. Bitte, Manu soll mich verstehen, denke ich, während ich aussteige. Sara muss jetzt zur Uni und kann deswegen nicht mit mir warten. Alleine und verlassen. So fühle ich mich, obwohl Sara mich unterstützt hat. In einer Stunde wird der Zug mit Manu hier ankommen. Voraussichtlich. So lange muss ich noch warten.
Ähm ja... Ich habe ab jetzt mehr oder weniger Internet! (Danke Mama, du bist die Beste :))
Ist das übertrieben oder so, was in dem Kapitel passiert? Wie findet ihr das Kapitel?
Auf Kommentare kann ich wahrscheinlich nicht unbedingt antworten, darüber freuen tue mich mich trotzdem. Bis ein neues Kapitel kommt, kann es übrigens etwas dauern, leider.
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