Unsterblich
Eomers Soldaten trieben unsere verbliebenen Gegner zum angrenzenden Wald. Ich erschrak ein wenig, als ich sah, mit welcher Gewalt und Macht die Bäume ohne Gnade die Orks und Urkus überwältigten. Doch Mitleid hatte ich keins, diese Biester waren das pure Böse.
Ich beobachtete Eomer aus der Ferne. Er war Lenya's Bruder und es gehörte sich so, den nächsten Angehörigen um Erlaubnis zu bitten, um eine Frau zu werben. Wir hatten keinen sonderlich guten Start, doch ich würde ein "Nein" nicht akzeptieren! Sie war mir so wichtig, dass ich alles Übel und Schwierigkeiten auf mich nehmen würde. Doch wann wäre der passende Zeitpunkt dafür? Gab es überhaupt einen?
Die Frauen und Kinder kamen aus den Höhlen gerannt und schlossen sich unserem Jubel an. Auch Lenya war unter Ihnen, die gemeinsam mit ihrer Schwester ihren Onkel und Bruder begrüßten.
Stürmisch umarmte sie mich, als sie endlich zu mir gelangte. Sie hielt inne und schaute mich schuldbewusst an. "Geht es dir gut? wurdest du verletzt?" Beruhigend lächelte ich. "Mir geht es gut Lenya! Dich gesund wiederzusehen erfreut mich sehr, doch verzeih meine Schwermütigkeit ... mein Freund Haldir ist gefallen. Er starb in meinen Armen." Sie hielt mein Gesicht in ihren Händen und legte ihre Stirn an meine.
"Ich danke der Valar, dass es nicht auch dein Schicksal war! Wir werden deinem ehrenhaften Freund gedenken! Er war ein guter Mann und tapferer Krieger!" Mit geschlossenen Augen lauschte ich ihren warmen Worten und musste mich bemühen, meine starke Erscheinung zu wahren. Nun war ich es der ihr Gesicht in meine Hände nahm und sie sanft küsste.
Lenya machte mir einen wackeligen Eindruck und so umschloss ich sie mit meinen Armen und hielt sie fest. Unsere Lippen trennten sich nach einiger Zeit voneinander. Sie schaute über meine Schulter und stöhnte. Eomer stand vor Wut schnaubend hinter mir... Nicht perfekt aber der Zeitpunkt war wohl gekommen.
"Lenya, steig auf Butterblume! Du begleitest uns!" sagte Eomer harsch zu ihr.
An mich gewandt: "Ich möchte mit Euch sprechen! Sofort!" Lenya stellte sich vor ihrem Bruder. "Eomer, ich warne dich!" Er verdrehte die Augen. "Du warnst mich? Ich warne dich Schwester! Pass auf wem du dein Herz schenkst! Er ist ein unsterblicher Elb und du ein gewöhnlicher Mensch! Du wirst altern und sterben irgendwann! Er wird ewig so bleiben. Meinst du wirklich in 20 Jahren, wenn du alt und gebrechlich bist, will er dich noch? Meinst du der König Thranduil riskiert, dass der Prinz eine sterbliche heiratet und nach deinem Tod selber am gebrochenem Herzen stirbt? Wie naiv bist du eigentlich Lenya?! "
Sie holte Luft und wollte etwas sagen, doch ich hielt sie auf.
"Eomer, ich werde sie nicht im Stich lassen! Genauso wenig werde ich sie aufgeben! Ich bitte Euch um Erlaubnis, doch auch ohne diese - es ändert nichts an dem, was ich für Lenya empfinde! Ich werde meinem Herzen folgen, so oder so - Eomer."
Ihr Bruder wirkte etwas überrascht, schien aber nicht mehr so sehr wütend zu sein. Lenya war es, die verunsichert wirkte. "Legolas ist es wahr?" Sie musste gar nicht so genau fragen, was davon.
"Es stimmt, dass Elben am gebrochenen Herzen sterben können, wenn deren große Liebe tot ist. Doch was bedeutet ein unendliches Leben, wenn man es ohne Liebe verbringt? Für mich - gar nichts! Ich würde meine Unsterblichkeit sofort für dich aufgeben!"
Sie lehnte weinend ihren Kopf an meine Brust. Ich hielt sie einfach nur fest und gab ihr einen Kuss aufs Haupt. "Ich habe schon so lange auf dich gewartet!" murmelte ich in ihr Haar. Sie blickte auf. Endlich lächelte sie wieder. "Und ich auf einen Mann, wie dich!"
Eomer stöhnte im Hintergrund. "Na schön ... Legolas, du hast meinen Segen!" Versöhnlich dreinschauend klopfte er mir auf die Schulter. Ich bedankte mich, wie es sich gehörte förmlich. Lenya strahlte mich regelrecht an und umarmte mich erneut. Ich hielt sie fest, bis Eomer's Befehl zum Aufbruch übers Feld hallte. Ich hob Lenya auf ihr Pferd und setzte mich hinter ihr. Dicht an dieser bezaubernden Frau geschmiegt war die lange Reise sogar recht erträglich.
Unterwegs klärte Aragorn mich über Gandalfs Plan auf.
Lächelnd schmiegte ich mich näher an sie, nahm ihre Haare zur Seite und küsste kurz ihren Nacken. Sofort stellten sich ihre feinen Häärchen auf - diese Reaktion belustigte und erfreute mich zugleich. Sie drehte ihren Kopf zu mir. „Woran denkst du?"
„An dich." antwortete ich wahrheitsgemäß, was ihr ein Lächeln entlockte. Sie legte ihren Kopf an meiner Schulter ab und schien die Sonnenstrahlen zu genießen. Zurecht, denn die Sonne ließ sich immer seltener blicken. Lenya war ein Mensch der Wärme, das sagte ihr Name bereits aus. Lenya steht für etwas flammendes, loderndes, zweifellos passte der Name zu ihr, denn seit ich sie kannte, entfachte sie ein Feuer in meinem Herzen. Ich gab Lenya einen Kuss auf ihre rosige Wange und ließ ihr den Moment des Genusses.
Nach einer Zeit, ohne Pause erreichten wir unser Ziel: Saruman's Festung oder besser, was von ihr übrig blieb. Ends hatten sein Reich geflutet und somit alles zerstört, dass ihm Macht verlieh. Ein weiterer Sieg für uns und den Fortbestand Mittelerdes. Ich mochte Mittelerde sehr und wollte noch lange hier verweilen, bei meinen Freunden, meinem Vater, unserem Reich und bei Lenya.
Saruman flüchtete sich auf dem Dach ebenso wie Grima Schlangenzunge. Sofort stieg der Hass in mir auf, wegen dem, was er Lenya antun wollte. Auch sie verkrampfte sich bei seinem Anbblick. So gerne ich ihn töten wollte ...ich konnte nichts machen, was mich noch wütender werden ließ.
Gandalf versuchte wertvolle Information aus Saruman zu bekommen. Gerade als er welche preisgeben wollte, stach sein Lakaien mit einem Messer auf ihn ein. Ich musste Sarumans Tod verhindern, um wichtige Informationen zur Rettung Mittelerdes zu bekommen. Schnell entschlossen zog ich einen Pfeil und erschoss Grima. Schockiert wandte sich Lenya zu mir um und sah mich mit großen Augen an. Sie war nicht über den schnellen Tod ihres Peinigers entsetzt, sondern erschrack schlicht weg aufgrund meiner schnellen Handlung und Reaktion - über den Pfeil, der dicht an ihrem Ohr vorbei sauste .
Als ich sah, wie Saruman den Turm hinab und in seinen Tod stürzte, drückte ich Lenya's Kopf an meine Brust. Sie konnte nichts sehen, aber das Geräusch vom Aufprall des leblosen Körpers, der aufgespießt wurde, hören und zuckte zusammen. Sie war unerschrocken und mutig, doch so etwas sich anzusehen wollte ich ihr ersparen.
König Theoden warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, wahrscheinlich weil ich einen Mann Rohans töten musste – für den Feind. Er sagte nichts und ritt an die Spitze. Stattdessen ritt Eomer an uns heran. „Ich kann dich immer mehr leiden Elb! Nimm den vorwurfsvollen Blick meines Onkels nicht so schwer. Er erlebte nicht tagtäglich mit, wie diese Schlangenzunge meine Schwestern belauerte und sogar ehelichen wollte. Glaub mir, er wäre sonst nicht so mitfühlend für diesen Abschaum!" Er streckte seinen Arm aus und strich seiner Schwester über die Wange, ehe er ebenfalls an die Spitze ritt. „Er mag dich wirklich." scherzte Lenya und brachte mich zum lachen. „Erzähl mir, was am Hof vor sich ging die letzten Monate." forderte ich sie freundlich auf. Sie erzählte mir alles, von dem Moment, wo der König sich veränderte. Es war teilweise sehr schaurig. Ich merkte sehr wohl, dass sie manche Sachen auslies oder verharmloste. Ich hörte es an dem Klang ihrer Stimme. Sie wollte mich nicht verärgern oder aufwühlen. Doch ich konnte daraus mutmaßen, dass es unerfreuliche Details waren, die sie vor mir verbarg.
„Hat Grima dich ...." Ich konnte einfach nicht weiter sprechen, aus Angst vor der Antwort auf meine Frage. Würde sie mir berichten, dass er ihr Schmerzen zugefügt oder sie gewaltsam sich genommen hatte, würde meine Seele in Flammen aufgehen. Lenya nahm meine Hand, die den Zügel hielt und antwortete aufrichtig auf meine nicht zu Ende gestellte Frage. „Er hat es versucht, doch nicht mit so viel Gegenwehr gerechnet! Er hätte mit seinem Leben bezahlt, wenn er es weiter versucht hätte.... Den Dolch den du mir gabst, war nicht der Erste, den ich in der Hand hielt." Erleichtert über ihre Antwort sackte ich etwas in mich zusammen. Ich ließ die Zügel los und hielt sie mit beiden Armen fest. In ihr Ohr flüsterte ich: „ Du bist eine großartige Frau! Ich bin sehr stolz auf dich!" und küsste ihre Wange.
Nach dieser Unterhaltung wurde sie sehr müde, was sie niemals zugegeben hätte, doch es blieb mir nicht verborgen. „Ruh dich aus und schlaf Lenya. Der Weg ist noch lang, ehe wir deine Heimat erreichen." Kleinlaut gab sie bei. „Na schön aber so müde bin ich gar nicht." War das letzte was sie sagte, ehe ich einen Moment danach ihren regelmäßigen Atem hörte und ihr Körper sich vollständig an meinen lehnte. Ich schmunzelte darüber und streichelte hin und wieder über ihr Haar.
Wie aus dem nichts tauchte Gandalf neben mir auf. Er sprach mit leiser und gedämpfter Stimme.
„Es ist schön Euch so glücklich zu sehen mein Prinz! Wisst ihr, worauf ihr euch einlasst?" Traurig senkte ich meinen Kopf. „Es ist Euch also bewusst! Eure Liebe wird niemals unbekümmert sein. Thranduil, wird diese Verbindung nicht billigen und Lenya wird wohl oder übel genommen sterben. Ist sie wirklich eure wahre große Liebe?" Über diese Frage brauchte ich nicht lange nachzudenken, ehe ich darauf antwortete. „Ja Gandalf, sie ist es, die Eine, große, wahre Liebe. Ich würde sterben für sie. Eines Tages werde ich es wohl auch, wenn ihre Zeit gekommen ist und sie mich für immer verlässt." Ich sprach die Wahrheit, dass wusste der Zauberer sofort. Er sah mich traurig an, zwang sich zu einem Lächeln und ließ mich mit Lenya zurück.
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