Sie ...
Ihre Schwester rief sie zu sich. „Lenya, du wirst im Stall gebraucht!"
Mit einem bedauernden Lächeln und einer angedeuteten Verneigung ging sie fort. Sie ließ mich allein mit meinen Gefühlen. Ich ging zu meinen Gefährten und dem König, der eine Versammlung anordnete. Ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, was gesagt wurde, da ich immer noch in Gedanken bei Lenya war.
Es gab keinen Zweifel für mich! Sie war es! Die Frau, die über mein Herz bestimmte. Konnte ich mich wirklich in einen Menschen verlieben??? Scheinbar schon, denn ich tat es bereits.
Der König ordnete den Aufbruch nach Helms Klamm an. Es war für mich eine Fragwürdig Entscheidung, sah aber ein, dass die Möglichkeiten für die Bewohner Rohans begrenzt waren. Ich ging zum Stall, um mein Pferd selber fertig zu machen und um sie wiederzusehen. Zu meinem Glück fand ich sie auch recht schnell. Ihre langen Haare, worin sich Strohhalme verfingen, waren zusammengebunden. Freundlich aber bestimmt befehligte sie die Stallburschen, welche ohne ihre Anweisungen etwas verloren wirkten. Gerade hievte Lenya stöhnend einen Sattel hoch. Ich eilte geschwind zu ihr.
„Bitte lasst mich euch helfen! Eine schöne Frau sollte nicht so schwer tragen!" argumentierte ich charmant.
„Ihr seid zu freundlich mein Herr ... Es tut mir leid, ich kenne euren Namen gar nicht." erwiderte sie schüchtern.
Hatte ich Trottel tatsächlich vergessen mich vorzustellen?! Ich nahm ihr den Sattel aus der Hand und sagte schlicht: „Legolas". Sie hielt in der Bewegung inne und blieb stehen. Auch ich stoppte, da ich ja nicht wusste, wohin mit dem Sattel.
„Ihr seid Prinz Legolas aus Düsterwald?" Ihr Wangen röteten sich sofort.
„Ja der bin ich."
„Bitte verzeiht, dass ich Euch nicht sofort erkannt habe!" bat die Schöne mit gesenkten Haupt.
Nun war ich es, der sie irritiert ansah. „Warum solltet ihr mich kennen?" fragte ich sie verwirrt.
Ihr war das ganze sichtlich unangenehm. Ich hielt den Sattel in einem Arm und legte den andern behutsam auf ihren. „Bitte erzählt mir nachher davon. Unsere Pflichten rufen und der Aufbruch wartet nicht auf uns."
Einverstanden nickte sie und nahm mir schmunzelnd den Sattel wieder ab. Ich ließ es wohl oder übel genommen zu.
Später fand ich Lenya in der Menschenmasse ihr Pferd führend neben Gimli laufend. Ich ging so beiläufig wie nur möglich zu ihr.
„Nun ihr schuldet mir eine Geschichte Schildmaid." witzelte ich. Sie wusste scheinbar genau, was ich meinte.
„Bitte mein Herr, es ist mir sehr unangenehm Euch davon zu erzählen... Ihr taucht in einer Sage um den Erebor auf."
Nun weckte sie erst recht meine Neugier. „Bitte erzählt mir davon! Darf ich Euch bitten, die Höflichkeitsformen wegzulassen?! Ich bin einfach nur Legolas." Sie nickte einverstanden.
Lenya begann zu berichten. „Als Kind erzählte mir unser Vater Geschichten vom Erebor. Ihr kanntet ihn - sein Name war Bard. Er war bereits im hohen Alter, als er mich zeugte und starb, als ich 8 war. Vater erzählte mir von der Schlacht um den Erebor und von dem elbischen Prinzen mit dem gebrochenen Herzen... . Er war beeindruckt von Euren Kampfkünsten und erzählte immerzu sehr ausführlich davon. Bard bedauerte, Euch nach der Schlacht der fünf Heere nie wieder gesehen zu haben. Man nannte Euch - 'der kalte Prinz' ... mehr weiß ich nicht." endete sie.
Es war ihr unangenehm, mit mir darüber zu sprechen - ich wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Ich war erstaunt, dass eine weitere Tochter aus Bard's Liebschaften existierte.
„Nun Lenya, du weißt mehr über mich, als ich über dich. Erzähl von dir!" forderte ich sie auf.
„Sicher? Ihr werdet schockiert sein."
Ich lachte und ermahnte sie, die Höflichkeitsform wegzulassen. „Du hast meine Neugier geweckt."
Lenya holte tief Luft und sah sich um. Ihr Onkel war ein ganzes Ende hinter uns.
„Ich bin nicht gerade der Lieblingsteil im Stammbaum ... Meine Mutter – Theoden's Schwester, ist die Gleiche, wie die meiner Geschwister - Eomer und Eowyn. Doch ich habe einen anderen Vater. Ich wurde unverheiratet und aus einer Laune meiner jungen Mutter gezeugt. Der König war erbost darüber und verheiratete sie mit einem Mann, der ihrer Stellung würdig war. Ich wuchs als Bastard bei meinem Vater auf, bis er verstarb. Man brachte mich dann zu meiner Mutter und Stiefvater. Eowyn und Eomer waren damals neu geboren. ... Als die Zwillinge 3 Jahre alt waren, starben unsere Eltern in einer Schlacht. Seitdem leben wir hier - bei unserem Onkel Theoden. Er liebt meine Geschwister, wohingegen er mich nur akzeptiert. Zu allem Überfluss wehre ich mich auch noch gegen jede Verbindung, die er mir aufzwängen will. Mit meinen 35 Jahren zähle ich nun schon als alte Jungfer und hoffnungsloser Fall... . Das ist meine Geschichte."
Sie sah mich prüfend an und wartete meine Reaktion ab. Ich zügelte mich, denn in diesem Moment wollte ich sie einfach nur in meine Arme schließen, fest an mich drücken und nie mehr loslassen. Stattdessen sprach ich ihr gut zu.
„Du bist kein hoffnungsloser Fall Lenya und alles andere als eine alte Jungfer! Ich möchte dir für dein Vertrauen danken!" hoffentlich trösten sie meine Worte!
In der Ferne hörte ich etwas. „Ich bestehe darauf, diese Unterhaltung fortzusetzten. Doch das muss warten ... Es gibt ärger! Gib gut auf dich Acht!"
Sie sah besorgt aus. Ich lief zu den Geräuschen und hoffte nicht einen Warg vorzufinden, wie ich es hörte. Leider war es der Fall. Einer der Königswachen wurde von ihm angergriffen. Den Zweiten konnte ich vor dem selbigen Schicksal bewahren. „Ein Späher!" rief ich zum König. Ich konnte Lenya noch einmal in der Ferne ausmachen - sie sorgte sich um mich, dass verriet mir ihr Blick.
Ich musste auf eine Anhöhung, wo ich weitere Wargreiter entdeckte und mit Pfeilen so gut es ging niederstreckte. Ein weißes Pferd ohne Reiter galoppierte auf mich zu. Es war Lenya's Pferd. Ich schwang mich auf die Stute und ritt vorne weg in die Orkmeute.
Lange dauerte es nicht, da unser Gegner besiegt war. Froh, dass die Meisten es mehr oder weniger gut überstanden hatten, hielt ich Ausschau nach Aragorn. Ich war glücklich über die Begegnung mit Lenya und wollte ihm davon auf dem weiteren Weg erzählen. Ales was ich fand - ein Ork mit Aragorn's Amulett in der Hand. Er behauptete, das mein Freund die Schlucht hinabstürzte. Eilig, voller Unglaube, ging ich zur Klippe, in der Hoffnung, dass das Monster mich anlog. Doch die Schleifspuren bestätigten leider die Aussage des Scheusals.
Nein das darf nicht sein! Jeder der mir nahe stand fand den Tod. Würde Lenya das gleiche Schicksal ereilen? Auf kurz oder lang würde sie sterben, dass lag nun mal in der Natur des Menschen - ihre Lebenszeit war endlich. Mein Körper bebte vor Trauer und Wut gleichermaßen. War das die Entscheidung, von der Galadriel sprach? Sollte ich meinem Herzen folgen, mit der Gefahr, dass es endgültig gebrochen wird?! Doch schon seit einigen Jahrzehnten war ich der festen Überzeugung, dass ich lieber ein kurzes Leben führe, dafür aber die Liebe erfahren konnte.
Ich würde mich nicht gegen Lenya entscheiden. Selbst wenn ich wollte, konnte ich es nicht mehr.
Der König stand auf einmal hinter mir und bekundete sein Mitleid.
„Wollt ihr wirklich eure Nichte verheiraten?" fragte ich ihn mit erboster Stimme.
Irritiert sah er mich an. „Nun ja ... es ist bereits längst überfällig. Lenya sollte in dem Alter schon seit mindestens 5 Jahren verheiratet sein und mindestens zwei Kinder haben... Aber was kümmert Euch das?"
Bestimmt sagte ich: „Ich werde sie heiraten! Nicht heute und auch nicht morgen aber eines Tages werde ich es, sofern sie mich will!"
Entschlossen und mit Aragorn's Amulett in der Hand ging ich zum Pferd - Butterblume und stieg auf. Gimli wurde von einem anderen Reiter aufgenommen, so ritt ich vorweg mit meinen Gedanken. Der Ritt dauerte nicht lange und Helms Klamm offenbarte sich mir. Die Tore öffneten sich. Ich verlangsamte mein Tempo, damit der Rest der Gefolgschaft aufholen konnte. Gemeinsam mit dem König passierte ich das Tor.
Augenblicklich machte mein Herz einen Freudensprung, als ich Lenya in der Masse erblickte. Sie suchte mit ihren Augen jemanden. Als sie mich sah, hielt sie inne und lachte erleichtert. Sie bahnte sich einen Weg zu mir. Ich steig ab und nahm sie ohne weiter darüber nachzudenken in meine Arme. Sie erwiderte die Umarmung – es tat so gut. Ungern ließ ich sie los, da hinter ihr eine aufgelöste Eowyn auftauchte. Ohne Zweifel suchte sie Aragorn, an dem sie gefallen gefunden hatte.
„Herrin...." sprach ich sie an. Mit Wasser in den Augen wartete sie nicht auf meine Worte. „Wo ist Herr Aragorn ?" fragte sie panisch. „Es tut mir aufrichtig leid ... Er ist gefallen."
Schluchzend zog Eowyn ihre Schwester zu sich. Lenya versuchte die verzweifelte Frau zu beruhigen, so gut sie konnte.
Ich brachte, wie alle anderen Krieger auch, mein Pferd zum Stall. Dort verweilte ich etwas länger als die anderen Krieger. Ich brauchte im Moment die Ruhe um mich. Immer noch das Pferd streichelnd lehnte ich mich mit geschlossenen Augen an die Stute.
Jemand betrat den Stall und ich hoffte inständig, dass es Lenya war. „Legolas?" hallt es leise durch den Stall.
Ich sah sie an. Sie sah mich mitleidig an. „Es tut mir so leid, was mit deinem Freund geschah!" sagte Lenya ehrlich mit einer sanften Stimme. Aragorn's Verlust erinnerte mich daran, wie kurz das Leben doch sein konnte, vor allem zu solch schweren Zeiten.
Sie nahm eine Decke, setzte sich in das Heu in der leeren Box nebenan und hielt warmherzigen Augenkontakt mit mir.
Sie lud mich mit einer Geste ein, mich zu ihr zu gesellen. „Dieser Krieg fordert viele Opfer." stellte sie fest.
Ich erzählte ihr, wie viele es bei mir bereits waren, was ein wenig Zeit in Anspruch nahm - so lang war die Liste. Zögernd legte sie eine Hand auf meine. „Ich bewundere dich! Bei all dem Leid, was du schon gesehen und selbst erlebt hast... Du bist trotz allem nicht verbittert oder hoffnungslos! Wie schaffst du das nur?" Ihre Worte gingen mir nah. Ich seufzte und sah sie wieder fest an.
„Das ist nicht allein mein Verdienst!" und lächelte sie an. Sie sah etwas verwirrt aus. Ich blieb stumm. Ich wusste nicht so richtig was ich tun oder sagen sollte, doch ich hielt ihre Hand fest. So verging eine weitere Zeit schweigend und doch war es nicht unangenehm. Schüchtern tauschten wir Blicke aus. Ich wollte nichts sehnlicheres, als ihre sinnlichen Lippen zu liebkosen. Doch konnte ich mir sicher sein, dass sie das Gleiche für mich empfand, wie ich für sie? Vielleicht war sie einfach ein einfühlsames, nettes Wesen, die einen Mann in seiner schweren Verlustzeit beistand?
Die Stalltür flog regelrecht auf und eine königliche Wache rief laut nach mir. Ich stand auf und fragte kühl: „Wer verlangt nach mir?" Die Wache schnaufte, scheinbar rannte er hier her. „Aragorn." brachte er nur hervor.
Was hatte das zu bedeuten? „Wo?" fragte ich eindringlich. Der Mann deutete auf den Thronsaal. Ich reichte Lenya meine Hand. Sie ergriff sie und ich zog sie mit Schwung auf die Beine. Eilig rannte ich gefolgt von ihr zum Thronsaal.
Tatsächlich stand dort Aragorn - zwar in einem miserablen Zustand, doch er lebte.
Er und Gandalf waren für mich der lebenden Beweis, dass es doch noch Hoffnung gab, auch wenn es noch so finster aussah. Freudig umarmte ich meinen Freund und gab ihm sein Amulett - ein Andenken an Arwen - zurück.
Sein Bericht war jedoch alles andere als erfreulich. Ein Heer von 10.000 Mann würden bei Einbruch der Nacht vor den Mauern stehen.
Panisch suchte ich nach Lenya. Ich fand sie bei Eowyn. Sie lächelte mir zu, was wieder mein Herz zum stolpern brachte. Ich machte mir große Sorgen um ihre Sicherheit. Gesitteter und ruhigeren Schrittes ging ich auf sie zu.
„Hilf mir bitte mit der Ausrüstung!" bat ich sie leise und nahm ihre Hand. Sie nickte und erwiderte den Druck meiner Hand. In einer Kammer mit Ausrüstung angekommen schloss ich die Tür. Was sollte ich tun? Sollte ich sie küssen?
Ich ging zu meiner Rüstung und erklärte ihr, wie was anzulegen war. Aufmerksam hörte sie mir zu. Ich legte alles was ich bisher an hatte ab, außer mein Hemd und Hose. Sie begann mit geschickten Fingern meinen Lederharnisch anzubringen. Ich genoss ihr Berührungen ... könnten es doch womöglich die Letzten sein.
Mit ruhigen und bedachten Bewegungen schnallte sie mir zuletzt die Armschoner um. Sie reichte mir eine Waffe nach der Anderen und füllte meinen Köcher randvoll auf. Ich behielt einen Dolch in der Hand.
„Lenya, ich möchte den dir geben. Ich hoffe du wirst ihn nie gebrauchen und ich werde alles dafür tun, dass es so sein wird ... doch falls ich versage ..." ich konnte nicht weiterreden.
Es geschah das Unmögliche - sie legte ihre Lippen auf meine. Als ich es so richtig begriff, zog ich sie an mich heran und erwiderte den Kuss. Sie sollte spüren, dass ich es wollte - dass ich sie wollte.
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