Wie alles begann
Drei Wochen später waren sie wieder in der Schule, und jeder bemühte sich so zutun als wären die schrecklichen Ereignisse der letzten Wochen nie geschehen.
Weder Ron noch Harry würden zwar jemals wieder Qudditch spielen können, aber es schien so, als würde dies den beiden nicht besonders viel ausmachen.
Harry hatte begonnen sein Haar etwas wachsen zulassen, so dass er es nun mit einem Seitenscheitel so kämmen konnte, das es das fehlende Auge bedecken konnte. Und Hermine musste zugeben, das es einen leichten intellektuellen Effekt hatte. Das einzige was an Harrys Verhalten auffiel, war das er neuerdings an Ginny hing, als würde sein Leben davon abhängen.
Ron brauchte, aus Gründen die nie richtig geklärt werden konnten, einen komplett neuen Zauberstab, da er gezwungen war seine Zauberhand zu wechseln. Aber sowie es schien ging es ihm damit ganz gut, und es gelang ihm ziemlich schnell seinen Armstumpf im alltäglichen Leben einzusetzen und makabere Scherze damit zu veranstalten.
In der Tat es ging ihnen allen gut, sie waren am Leben und wenn es von Zeit zu Zeit etwas gezwungen und hysterisch verlief, dann stellte Hermine sich vor, dass es mit Sicherheit irgendwann nachlassen würde.
Dass Snape sich nicht gerade in eine Ausgeburt der guten Laune, mit einem stets freundlichen Lächeln auf den Lippen, verwandelte, verstand sich von selbst. Wenn überhaupt wirkte er nur todmüde, so als ob er ein sechsmonatiges Nickerchen bräuchte um überhaupt wieder in der Lage zu sein, seine Schüler mit Überzeugung zu beleidigen.
Er quälte Harry nicht mehr im Klassenzimmer, stattdessen schien er vorzutäuschen, dass Harry Potter überhaupt nicht mehr existierte.
Hermine war überrascht, dass er nicht verrückt geworden war. Noch mehr, als sie erfuhr, dass der Tränkemeister mehr Runden des Cruciatus-Fluchs überstanden hatte, als jeder andere Zauberer in den Krankenakten von St. Mungos. Viel mehr als die Longbottoms zusammen. Trotzdem wirkte er geistig so gesund wie immer.
Und was noch viel mehr zählte, er hatte endlich seinen Merlin-Orden des ersten Grades.
Lucius Malfoy war ironischerweise unbehelligt davongekommen.
Er hatte darauf plädiert unter dem Imperius gestanden zuhaben. Und war freigesprochen worden; Warum auch nicht, was würde einen Mann sonst dazu bringen, an der Folter seines ältesten Jugendfreundes teilzunehmen, sich dann einfach umzudrehen und seine Frau und dann seinen einzigen Sohn umzubringen?
Nun dem Ministerium für Magie, hätte Hermines Antwort auf diese Frage nicht gefallen. Sie hatte gehört wie Snape und McGonagall Dumbledore zustimmten, dass Minister Fudge sich mehr von Malfoys Geld hatte überzeugen lassen, als von den tatsächlichen Fakten.
Es machte Hermine traurig, wenn sie darüber nachdachte, und im Augenblick wollte sie einfach nicht mehr denken müssen. Soviel war passiert. Soviel schreckliches war passiert. Soviel Menschen waren getötet worden.
Fast ein Viertel der Zauberer im Land waren tot. Nein, Hermine konnte und sollte nicht mehr nachdenken. Es war an der Zeit, dass sie auf andere Gedanken kam, es war an der Zeit, dass sie sich von den anderen mitreissen ließ, zum Lachen, zum Feiern und vor allem zum Leben.
Die anderen Schüler hielten mindestens einmal pro Woche spontane Partys in den Gemeinschaftsräumen ab.
Die Regierung schien es mit den Gesetzen und Anordnungen zu übertrieben, aber das war zu erwarten gewesen. Hermine beachtete es nicht, bis das Gesetz erlassen wurde.
Das Muggelgeborene - Ehegesetz.
Es erklärte, dass alle muggelgeborenen Hexen innerhalb von sechs Monaten nach ihrem achtzehnten Geburtstag sich mit reinblütigen Zauberern verheiraten mussten. Hexen, denen es nicht gelang, einen Zauberer zu finden, würde ein passender Partner zugeteilt werden. Für geistige Erkrankungen gab es spezielle Amnestien, Hermine zweifelten allerdings daran, dass sie für diesen Fall infrage kam.
Nach der Schlacht in der Mysteriumsabteilung, als sie und fast alle anderen, die sie kannte, an nichts anderes als an Voldemort und seine Rückkehr denken konnten, hatte das Zaubereiministerium die Begrenzungen für die Ehe zwischen Cousins ersten Grades durchgesetzt.
Nachvollziehbar oder? Immerhin war dies nicht ein Indiz dafür, das die magische Welt sich langsam versuchte mit dem 19., wenn nicht sogar mit dem 20.Jahrhundert, der Muggelwelt aufzuholen?
Nein, es war viel eher so, dass viele reinblütige Familien, die neue Gesetzgebung als einen kulturellen Rachefeldzug gegen diejenigen sahen, die verdächtigt wurden bestimmte Sympathien für einen gewissen Blutstatus zu hegen.
Im weiteren Verlauf des Krieges wurde das Gesetz weiter entwickelt, um Verbindungen zwischen Cousins zweiten und dritten Grades zu verbieten.
Hermine stellte mit Entsetzen fest, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass drei Monate vor der endgültigen Vernichtung Voldemorts alle Ehen zwischen Reinblütern komplett verboten worden waren.
Als hätten sie sich untereinander abgesprochen, war die Geburtenrate unter den Reinblütern, die niemals wirklich produktiv waren, auf Null gesunken. Null. Nichts. Im letzten Jahr hatte keine einzige reine Hexe oder Zauberer Nachwuchs produziert. Angesichts der Wahl zwischen Auffrischen und Aussterben hatten sie das Aussterben gewählt.
Also hatte das Zaubereiministerium seine selbst missverstandene gesetzgeberische Aufmerksamkeit auf die Muggelgeborenen gerichtet.
Insgeheim verstand Hermine, was das Ministerium zu tun versuchte; sie wollten diesen alten inzestuösen Familien eine gut gemischte Frische einflößen, sie aus ihrer kurzsichtigen Welt der Stammbäume und Blutsbande herausreißen, ihr Bündnis notfalls durch Zwang vernichten, aber dies war mit Sicherheit der falsche Weg. Sie konnte sich zwar keinen richtigen Weg vorstellen, aber dieses war er sicherlich nicht.
Und so tat sie das einzige, woran sie denken konnte, sie schickte eine Reihe von Heulern zu Arthur Weasley.
Innerhalb der nächsten Woche lieferte während des Frühstücks eine Eule einen Heiratsantrag von Lucius Malfoy.
~ * ~
Für Hermine war es keine große Überraschung, als Professor McGonagall sie noch vor ihrer letzten Unterrichtsstunde abholte und zu Dumbledores Büro geleitete.
Während Hermine gemeinsam mit ihrer Hauslehrerin im Vorzimmer wartete, konnte sie hören, dass bereits ein riesen Streit im Büro des Schulleiters in vollem Gange war.
„Miss Granger, könnten Sie das Sofa auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes verwandeln?"
Hermine blinzelte kurz fühlte sich aber gezwungen zu gehorchen. Sie vermutete, dass die Verwandlungslehrerin sie ablenken wollte. Aber sie hörte dem Gespräch im anderen Raum mit voller Konzentration zu.
„Das ist reine Idiotie!", brüllte eine tiefe Stimme.
„Und trotzdem verlangt es das Gesetz.", kam die ruhige Antwort, eindeutig die Stimme des Schulleiters.
„Und du wirst einfach da sitzen, Albus, und es zu lassen?" Sie ordnete die Stimme Professor Snape zu, da mehrere Porträts ihn ermahnten, nicht diesen Ton gegenüber dem Schulleiter zu verwenden.
„Es scheint mir, dass du, obwohl du es im Augenblick noch nicht selber erkennst, eine ziemlich brauchbare Lösung gefunden hast.", antwortete Dumbledore sanft und man konnte einige Zeit nur das Geräusch unruhiger Schritte hören.
Snape ging auf und ab.
„Ziemlich brauchbare Lösung? Es war ein Witz!", schrie Snape.
"Wenn du eine noch bessere Idee hast, bin ich gerne gewillt, mir auch diese anzuhören, Severus", man konnte Geschirr klirren hören. „Zitronendrops?", bot Dumbledore an.
„Schulleiter, bitte", kam Snapes Stimme und klang dabei so ähnlich wie ein Flehen.
Hermines Lauschen wurde durch die Ankunft von Professor Vector unterbrochen, die mit einem Pergament voll halb fertiger Arithmantik-Probleme fragend an sie heran trat. Mit einem Bruchteil ihrer sonstigen Aufmerksamkeit machte sie sich widerwillig an die Arbeit. Trotzdem dauerte es einige Zeit bis sie fertig war und sie weiter "zuhören" konnte. McGonagall fuhr weiterhin fort sie in jedem ihrer Unterrichtsfächer der Reihe nach abzufragen, bis auf Zaubertränke. In gewisser Weise ärgerte sich Hermine darüber, doch immerhin hatte sie so etwas zu tun während sie wartete.
„Wie du sicherlich wissen wirst, hat Mr. Longbottom ebenfalls um ihre Hand gebeten, und der jüngste Weasley-Junge hat versucht, das Ministerium davon zu überzeugen, eine Petition von ihm anzunehmen, obwohl er minderjährig ist und seine Eltern ihre Zustimmung verweigern. Was hattest du gesagt? Weasleys und Longbottoms Chancen stehen eher schlecht gegen Lucius?", fragte Dumbledore mit der leisesten, gemeinsten Stimme, die Hermine je von ihm gehört hatte.
„Pfft", war Snapes einzige Antwort.
„So wie es aussieht muss ich dir leider muss bei dieser Einschätzung zustimmen", sagte der alte Mann. Er klang, als ob er etwas in seinem Mund hätte, "also was schlägst du vor? Das wir das Mädchen nach China schicken, bis Lucius im hohen Alter stirbt? Ich habe gehört, dass die Muggel es geschafft haben, Menschen zum Mond zu schicken. Bist du dir absolut sicher, dass du keinen Zitronendrop willst?"
„Das wäre genauso lächerlich, wie das was du vorschlägst", entgegnete Snape scharf.
„Darf ich dich daran erinnern, Severus, dass der Vorschlag dein eigener war und auch bleibt?". Dumbledore klang fast amüsiert.
Was hatte Snape vorgeschlagen? Dass sie tatsächlich Malfoy heiratete?
„Es war mit Sicherheit nicht mein Vorschlag. Es war viel mehr ein Witz", zischte Snape hartnäckig. „Das Mädchen ist so unglaublich jung, Albus, und du musst die Unanständigkeit der ganzen Sache doch erkennen ..."
Dumbledore unterbrach ihn. „Ich verstehe, Severus, dass die Entscheidung ganz alleine dir gehört, nur eins solltest du dabei bedenken, letztendlich lebt und stirbt sie allein durch deine Entscheidung."
An diesem Punkt ließ der Tränkemeister eine Reihe von Obszönitäten los, von denen Hermine Granger noch nie zuvor gehört hatte und zum ersten Mal seit Monaten hörte er sich überhaupt nicht müde an. Er fluchte immer noch und machte dem Schulleiter Andeutungen seine Großmutter als auch seine Mutter betreffend, die sowohl unappetitlich als auch physisch unmöglich waren, als Professor McGonagall sie durch die Tür führte und sich hörbar die Kehle räusperte.
„Ah meine liebe Miss Granger, bitte setzen Sie sich doch zu uns", begrüßte der Schulleiter Hermine freundlich. „Ich kann Ihnen versichern, dass uns Ihre missliche Lage nicht unbemerkt geblieben ist. In der Tat haben Ihr Zaubertränkeprofessor und ich den größten Teil des Tages dem Versuch gewidmet, eine akzeptable Lösung zu finden. Falls Sie Zweifel an unserer Entscheidung haben, sowohl Arthur Weasley als auch Remus Lupin sind mit unserer Entscheidung einverstanden, übrigens genauso wie Professor McGonagall. "
McGonagall seufzte. „Ja es stimmt, ich bin einverstanden"
Snape drehte sich um und warf McGonagall einen vernichtenden Blick zu. „Ich dachte von allen Leuten, würdest du auf meiner Seite stehen, Minerva."
Dumbledore seufzte und blickte über seine Brillengläser. „Ich bin mir sicher Miss Granger, Professor Snape hat Ihnen etwas mitzuteilen. Nicht wahr, Severus?"
Snape stellte sich direkt vor Hermine und sah an seiner Nase herab auf sie hinunter. Er knurrte nur. „Erweisen Sie mir die Ehre, meine Frau zu werden, Miss Granger, oder sterben Sie einen schrecklichen Tod."
„Verzeihung?" Sie konnte nicht anders als nervös zu blinzeln.
„Sicher kannst du es besser, Severus", sagte Dumbledore lächelnd.
„ Also gut", zischte Snape „Heiraten Sie mich, Miss Granger, denn wenn Sie es nicht tun, wird Lucius Malfoy Sie mit Sicherheit töten. Egal wen Sie sonst erwählen, er wird Ihnen Ihr letztes Jahr zu einem höllischen Albtraum machen, so dass Sie am Ende den Tod als eine süße Erlösung empfinden werden."
Hermines einzige Antwort bestand darin, etwas grün zu werden.
„Besser?" schnappte Snape.
Hermine richtete sich in ihrem Stuhl auf. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass dies keine richtige Ehe wäre, sondern einfach eine reine Formalität, Professor?", sie versuchte ihren Kopf zu klären.
Snape stand über ihr und starrte sie weiter auf sie herab.
„Ihre Unkenntnis die Zaubererkultur betreffend ist erstaunlich, Miss Granger", entgegnete Snape kalt.
Es schien Hermine, dass alle im Raum die Luft anhielten. Weder McGonagall noch Professor Dumbledore, schienen ihr in die Augen sehen zu können.
„Der Vollzug der Ehe ist ein ein unvermeidbarer Bestandteil des Sakralen-Rituals, Kind. Ohne ihn hat die Hochzeit kein legales Gewicht. Es wäre mehr ein Kostümspiel", erklärte McGonagall und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Snape grinste spöttisch. „Der Backfisch würde zweifellos eher den Tod durch Malfoy bevorzugen, als mit der furchterregenden Fledermaus aus den Kerkern vereint zu werden. Nun lass Ihnen eins gesagt sein, Sie sind ebenfalls nicht gerade mein Typ, törichtes Mädchen."
„Severus, bitte beruhige dich. Das Mädchen hat das doch gar nicht gesagt", versuchte McGonagall zu beschwichtigen.
„Darf ich bitte mit dem Professor sprechen?" fragte Hermine vorsichtig.
„Natürlich", antworteten die drei auf einmal, aber es war klar, dass sowohl Dumbledore als auch McGonagall glaubten, dass sie diejenigen waren, mit denen sie ein privates Gespräch führen wollte, während Snape schnell auf die Tür zuging.
„Ich meinte, dass ich gerne mit Professor Snape sprechen würde, bitte", sie versuchte höflich zubleiben, obwohl ihr dies augenblicklich sehr schwer fiel.
Dumbledore gluckste, McGonagall lächelte schwach und Snape warf sich auf den Stuhl gegenüber von ihr, als gäbe es mehrere hundert andere Orte, an denen er lieber sein würde.
„Minerva, bitte nach dir", säuselte Dumbledore, während er der Kollegin die Tür öffnete
„Vielen Dank, Albus", entgegnete diese und trat vor dem Schulleiter hinaus.
„Ach eins noch Miss Granger, während Sie natürlich völlig frei sind in Ihrer Entscheidung, Professor Snapes Angebot abzulehnen, würde ich mir wünschen, dass Sie es nicht tun würden", sagte Dumbledore leise, ehe er die Tür schloss.
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