Östlich von Hogwarts
Es war seltsam, Hogwarts schlussendlich zu verlassen. Für Hermine war die Schule immer der Inbegriff der magischen Welt gewesen. Natürlich wusste sie, dass die magische Welt, außerhalb von Hogwarts, noch viel mehr zu bieten hatte. Doch dieses Wissen änderte nichts an dem Gefühl, als würde man ins Exil geschickt, während sie im Kerker stand und zusah, wie die Hauselfen Kisten um Kisten mit ihren persönlichen Sachen weg schleppten.
Sie sahen aus wie eingeborene Träger eines exotischen Inselstaates, nur dass sie Handtücher statt eines Lendenschurzes trugen. Und sie selber war das imperialistische Schwein. „Du bist ein besserer Mensch als ich, Fitzcarraldo!", dachte sie stumm.
In solchen Momenten wie diesen neigte sie dazu, ein bisschen durchzudrehen.
Hermine bemühte sich, Severus und Argus nicht anzustarren; Sie waren angespannt genug, im Augenblick.
Ihr Mann lehnte an der Wand und blickte zur Decke, die Arme vor seiner Brust verschränkt. Stirnrunzelnd. Natürlich stirnrunzelnd. Diese Tatsache musste nicht wirklich erwähnt werden.
Ihr Schwager lächelte hin und wieder schwach, wirkte aber völlig niedergeschlagen. Der alte Squib saß auf der letzten Kiste, und die Elfen bewegten sich um ihn herum, äußerst bedacht darauf ihm nicht zu nahe zutreten, bis sie schließlich keine andere Wahl mehr hatten, als auch seinen Sitzplatz wegzutragen.
Keiner von ihnen hatte in der letzten halben Stunde etwas gesprochen.
Severus hätte Argus auf irgendeine Weise beruhigen sollen, aber es lag nicht in seiner Natur so etwas zu tun. Eigentlich lag es nicht an ihm sondern an seiner Erziehung und somit war es wieder Argus eigener verdammter Fehler. Denn die Hauselfen hatten damals Argus Erziehung übernommen und dieser wiederum hatte sein ganzes Mittleid Severus geschenkt.
Es war somit eigentlich kein Wunder, dass ihr Mann so verkorkst war. Er hatte eine Selbstverachtung Vorstellung, wie ein Zauberer sein sollte.
Trotz allem liebte Severus seinen Bruder, aber er sollte etwas zu ihm sagen, um sein Fortgehen erträglicher für ihn zu machen. Es dauerte eine weitere Viertelstunde bis er es endlich tat.
„Du kannst selbstverständlich mit uns nach Snape House ziehen. Es ist schließlich auch dein Zuhause.", sagte Severus und starrte dabei immer noch die Decke an.
Kein Lachen, kein Lächeln stahl sich auf das Gesicht, Argus schüttelte einfach nur den Kopf. „Nein, ich würde euch nur im Weg sein. Außerdem, würden die Fratzen das Schloss innerhalb einer Woche dem Erdboden gleich machen. Dumbledore schafft das nicht ohne mich!"
„Das bezweifle ich nicht.", entgegnete Severus mit erhobenem Kinn.
Hermine wartete darauf, dass einer der beiden mehr sagen würde. Sie blickte zu Argus. Nichts.
Und Severus? Nichts. Mrs. Norris war noch die überschwänglichste von allen. Sie schmiegte sich eng an den Absatz von Severus Stiefel.
Unerwartet drehte sich Argus zu Hermine um. Mit gerunzelter Stirn legte der alte Mann seine Arme um sie. Argus Filch umarmte sie. Der einzige Gedanke, der ihr dabei in den Sinn kam, war, dass er nach Putzmitteln roch.
„Sie müssen sich jetzt für mich um den Professor kümmern ˋkleine Mine ˋ, sagte Argus.
'Kleine Mine ˋ war das der Name, den er ihr gab. Wenn er sie normalerweise ansprach, dann nannte er sie Professor Snapes Frau! Was sie für ihn in seinen Gedanken kleine Mine?
„Um Himmels Willen, Argus, ich bin dein Bruder und nicht der Professor!", brüllte Severus aus heiterem Himmel.
Mr. Filch ließ sie los und zuckte mit den Achseln. „Für mich bleibst du für immer Professor Snape", entgegnete er schüchtern, hob seine Katze auf den Arm und ging ohne ein weiteres Wort davon.
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Severus verbrachte eine ganze Woche lesend im Bett. Es war das Mindeste, so dachte er, was Hermine die Schreckliche ihm unter diesen Umständen zu gestehen konnte. Natürlich gab es Hexen, die mehr Mitgefühl im Herzen hatten als seine Frau.
Am Morgen des achten Tages stand sie plötzlich vor ihm, ihre kleinen Fäuste in die Hüften gestemmt und fluchte. „Hör mit auf in deinem Selbstmitleid zu baden, Severus Snape und steh endlich auf!"
Es war herzlos und klang eher nach etwas, das er sagen würde. Diese Hexe hatte nicht einen einzigen Funken Sympathie in ihrem Körper.
Er beschimpfte sie auf eine obszöne Art, doch er erhob sich aus seinem Bett.
Nachdem er lange und ausgiebig gebadet hatte würde er anschließend äußerst materiell belohnt.
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Als Hermine Severus eines Tages sagte, sie hätte einen Weg gefunden, die Gesetze gegen die Empfängnisverhütung aufzuheben, gab er ihr eine ehrliche Antwort. „Du wirst scheitern!", sagte er und überflog dabei weiter seine Notizen über die Forschung des Eisenhuts.
„Deiner Meinung nach", entgegnete sie inmitten eines Berges von Büchern, die sich um ihren Platz auf dem Boden herum auftürmten.
„Es ist meine Meinung. Aber ich habe auch Recht.", sagte er und schob seine Brille etwas nach oben. Severus behauptete immer noch steif und fest er habe die Einnahme des Sehschärfungstrankes nicht wegen ihren Schimpftiraden eingestellt, sondern viel mehr wegen dem simplen Fakt, dass die Nebenwirkungen so kräftezehrend waren, dass er in den Wochen bevor er die Einnahme einstellte, nicht mal mehr in der Lage war, eine einfache Kerze magisch zu entzünden.
Hermine verdrehte die Augen. Für Severus sah die kleine Hexe einfach verführerisch aus, wenn sie genervt war.
„Du bist nicht unfehlbar, weißt du!" zischte sie und markierte wütend etwas mit ihrer Feder.
„Und du bist nicht unbezwingbar. Zumindest nicht generell.", erwiderte er, verärgert über sein eigenes Zugeständnis.
Das einzige was er diesmal zur Antwort bekam war ein empörtes Schnauben. Es war bezaubernd.
„Ich verstehe einfach nicht, warum es so eine riesen Kluft zwischen der Kultur der Reinblütler und dem Rest der Zauberergemeinschaft gibt. Wenn ich nur verstehen........!"
„Du würdest verstehen, dass du nicht gewinnen kannst, bis der letzte der Reinblüter seine politische Macht verloren hat.", unterbrach er sie.
Hermine schnaubte erneut. „Und das kann mit Sicherheit noch zweihundert Jahre dauern."
„Ich denke das ist eine sehr optimistische Einschätzung der ganzen Lage.", kommentierte Severus trocken. „Die Regel unter den sogenannten Mischlingen, die eigentlich die Masse der Zauberergesellschaft bilden, lautet, die moderne Hexe kann tun und lassen, was sie will. Für sie bedeutet die Geschlechtergleichheit die Regel, nicht die Ausnahme. Warum ist das bei Reinblütern nich der Fall?"
„Weil alle reinblütigen Zauberer autokratische Schweine sind?", antwortete Hermine.
„Würdest du es vorziehen, dass ich grunze oder eher dein simplifiziertes Verständnis korrigiere?", fragte er und legte seine Notizen beiseite.
„Bitte unterrichten Sie mich, Professor!", kam es von Hermine sarkastisch.
Das war ein bisschen dick aufgetragen, dachte Severus, obwohl sein Blick zu ihren zierlichen Knöcheln wanderte. Er räusperte sich und faltete die Hände in seinem Schoß.
„Was der reinblütige Mann mit seiner Kontrolle versucht ist, die weiblichen Mitglieder, also seine Frau, seine Töchter und seine Schwestern, seiner Blutlinie zu kontrollieren. Indem er die Kontrolle der Fruchtbarkeit der Hexen in seiner Hand hält, behält er die Kontrolle über seine eigene Blutlinie. Die Natur", erklärte Severus bedeutungsvoll, „ sorgt für Nachkommen, auch bei den Muggeln. Für den reinblütigen Zauberer ist, seiner Meinung nach, die Natur eine Hure. Das reinblütige Männchen dominiert die Natur, in dem es sein Weibchen dominiert. Eine Hexe mit der Fähigkeit, ihrem Ehemann und seiner Familie Kinder zu verweigern, ist eine Bedrohung auf der einfachsten Ebene unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund. Das ganze Ehegesetz hat nichts an der Einstellung geändert, die den Adel an den Rand des Aussterben gebracht hat. Es hat ihnen nur ein wenig frisches Blut gebracht um den Tod ein wenig hinauszuzögern!"
„Es gibt sicherlich einen Weg.....", begann die Hexe, die versucht hatte Hauselfen gegen ihren Willen zu befreien.
„Mit Sicherheit werden weder wir, noch unsere Kinder dies erleben! Erst wenn das Blut der Reinblütler so stark verwässert ist, dass sie bereit sind ihre grundlegendste Prämisse aufzugeben, wird es eine Möglichkeit geben, etwas gegen das Gesetz der Empfängnisverhütung zu unternehmen." unterbrach Severus ehrlich.
„Oder die Reinblütler verlieren ihren politischen Einfluss", entgegnete Hermine nachdenklich.
Severus grinste, seine Frau war nach all den Jahren immer noch so herrlich naiv.
„Oh natürlich, aber ist das vor oder nachdem Vampire in der Lage sein werden in der Sonne herumzutollen?"
„Die Reinblütler sind eine Minderheit", sagte Hermine knapp und ignorierte dabei völlig seinen vorangegangenen Kommentar.
„In jeder Hinsicht, aber sie besitzen Macht und Geld. Diese wichtigen Grundwerte besitzen wir im Überfluss", grinste Severus „ und diese Dinge werden wir nicht hergeben, bis der letzte von uns in seinem Grab liegt!"
„Trotzdem.....", begann Hermine.
„Ich kann dich von deinem Vorhaben nicht abbringen, oder?", fragte er mit einem Seufzen.
Jetzt war es sie die grinste. „Nein, kannst du nicht!"
„Du wirst sehr wütend und frustriert sein", warnte Severus. „Möchtest du nicht lieber mir bei der Heilung von Lykanthropie helfen?"
„Ich dachte, du wärst überzeugt davon, dass eine Zusammenarbeit zwischen dir und mir zu Mord und Totschlag führt!"
„Es ist mein Recht, meine Meinung zu ändern. Sonst hätte ich meinen Dienst beim dunklen Lord auch nie beendet!", entgegnete Severus. „Und außerdem darf ich die Gesellschaft meiner Frau nicht genießen? Dein politische Engagement würde mit Sicherheit viel Zeit in Anspruch nehmen."
„Vielleicht bist du jetzt an der Reihe, dein Leben nach meinem Zeitplan zu richten", grinste Hermine schelmisch.
Für Severus klang das sehr nach einer Herausforderung. Er beugte sich nach vorn und packte die kleine Hexe an ihren Knöcheln.
Alles was man hörte war ein entzücktes Kichern von Hermine.
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