Der wahre Severus Snape
An diesem Tag in Hogsmeade, lernte Madame Snape einiges über ihren Mann. Erstens war er schäbig gekleidet und anscheinend mehr als geizig, da er nicht einmal bereit war für ein paar neue Knöpfe zu bezahlen.
Zweitens, schien es, dass ihr frisch angetrauter Ehemann mit mehr als tausend Galleonen, verschuldet war. Diese zwei Fakten standen im Widerspruch zueinander, fand Hermine.
Drittens nahm er andere Dienste in Anspruch, die ebenfalls von einer professionellen Fachkraft, ausgeführt wurden.
Als Severus Snape, nach dem Unterricht an diesem Abend seine Räume betrat, hatte er nicht erwartet, dort auf seine Frau zu treffen, die ihm streng und etwas verwirrt entgegen blickte.
„Würdest du gerne wissen, Severus, wo ich heute war? Außer bei deiner Schneiderin, meine ich?"
„Ist das eine rethorische Frage, Hermine, oder möchtest du mich, als Versuchskaninchen benutzen, um deine Fähigkeiten in Legillimens aus erster Hand zu demonstrieren?", fragte er müde.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, ehe sie mit kühler Stimme erwiderte. „Also gut, ich habe den heutigen Tag damit verbracht, deine Gläubiger zu bezahlen.
„Du hast was? Mit welchen Mitteln?", Snape schien schockiert und verwirrt zu gleich.
„Mit Geld. Du weißt schon, Galleonen, Sickel, Knuts.", entgegnete sie sauer.
„Und woher hast du dieses Geld?", wollte er wissen und versuchte dabei, nicht zu blinzeln.
„Ich habe ein Konto, bei Gringott's. Mein eigenes Konto."
„Und wieviel ist auf diesem Konto?", fragte Severus.
„Bevor oder nachdem ich deine offenen Rechnungen gezahlt habe?", knurrte Hermine.
Snape versuchte ruhig zu bleiben, obwohl er sich nicht sicher war, warum ihn das Thema eigentlich ärgerte.
„Ich glaube, nur der aktuelle Kontostand ist für mich relevant."
„Zuerst einmal solltest du wissen, das es sich um das Geld handelt, dass meine Eltern seit dem Tag meiner Geburt für mich gespart haben.", begann sie zaghaft.
„Wozu?", unterbrach er sie verwirrt. Muggel waren wirklich seltsame Leute.
„Selbstverständlich, um mir eine solide Ausbildung zukommen zu lassen, eventuell sogar einen Universitätsbesuch zu finanzieren!", entgegnete Hermine, nun sichtlich verärgert.
„Wie viel ist es?, hakte er nach.
„Sie haben es in magisches Geld transferiert, als ich nach Hogwarts kam", erklärte sie.
„Wie viel ist es?", wiederholte er.
„Normalerweise berühre ich diese Ersparnisse nicht. Als ich 16 wurde, habe ich die Vollmacht für das Konto erhalten, davor hat es meine Mutter für mich verwaltet, aus lauter Angst, ich könnte das ganze Geld für Bücher ausgeben! Eine alberne Vorstellung nicht wahr?", fuhr die junge Frau nervös fort, ohne auf seine Frage ein zugehen.
„Hermine!" Snapes Stimme klang drohend.
Hermine wich seinem Blick aus. „Zehntausend Galleonen, dreiundfünfzig Sickel und zwölf Knuts!", platzte es schließlich aus ihr heraus. „Severus, es ist wirklich eine schlechte Angewohnheit, seine Schulden von einem Monat in den nächsten zu ziehen. Allein die Zinsen, die dabei entstehen, zeugen von reiner Idiotie." Hermine war mittlerweile auf gestanden und bewegte sich durch das Wohnzimmer, wobei sie sich suchend umsah. „Ach übrigens ich konnte kein Haushaltsbuch oder ähnliches finden. Wo bewahrst du es auf?"
Zur Antwort zuckte er mit den Schultern. „Ich habe keins."
„Was machst du dann mit deinem Gehalt, mit den monatlichen Bezügen für den Orden des Merlin? Jedenfalls befindet sich nichts davon, in deinem Schließfach. Ich habe es überprüft .", erklärte sie triumphierend und wedelte dabei mit seinem Siegel herum.
Severus seufzte. „Ich lege es in die Spardose, auf dem Kaminsims und nehme heraus was ich brauche, wenn ich etwas kaufe oder benötige. Und wenn nicht genug da ist, dann lass ich halt anschreiben." Er versuchte sich zu erklären, doch er fühlte sich lächerlich dabei und überlegte ob es eine andere Methode gegeben hätte, als die, die er die ganzen Jahre angewendet hatte.
„Du machst Witze, oder?", fragte sie und starrte ihn fassungslos an.
Er schüttelte nur mit dem Kopf. Er hatte zwar ein Schließfach bei Gringotts, von seiner Familie geerbt, aber es enthielt so gut, wie nichts. So schnell, wie das Geld in seine Hände gelangte, so schnell, so schien es jedenfalls, rann es ihm auch wieder aus den Händen. Es schien ihm, als hätte Granger ein Händchen für Finanzen und vielleicht war sie in mehr als einer Hinsicht, ein Gewinn für ihn. In seinem Kopf begann es zu arbeiten.
„Mit welchen Gläubigern genau, hast du dich getroffen?", fragte Severus.
„Oh mit deiner Schneiderin Mrs.Cuttlebright, mit Madame Rosmerta von den drei Besen, mit dem Apotheker und mit Flourish und Blotts."
Es entstand eine peinliche Pause und Severus dachte bereits erleichtert, das sie fertig war, mit ihren Aufzählungen, als sie kurz Luft holte und leise hinzufügte. „Und der Venusfalle."
Severus Snape zwang sich mit seinem ganzen Willen, nicht laut aufzustöhnen oder zu erröten. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Seine junge Frau war in einem Bordell gewesen und hatte seine Rechnungen bezahlt.
„Versprich mir, dass du nie wieder, dieses Etablissement betrittst.", presste er zwischen seinen Fingern hindurch.
„Das werde ich nicht, wenn du es auch nicht wieder tust!", entgegnete Hermine brüskiert. „Du brauchst dich dafür nicht zu schämen, Severus. Du warst schließlich viele Jahre ein Junggeselle, aber du bist es nicht länger, also gibt es auch keinen Grund für dich, weiter dorthin zu gehen."
Snape strich sich über seine Stirn und entgegnete streng. „Wir werden nicht mehr darüber sprechen." Insgeheim fragte er sich allerdings, ob das wirklich die richtige Taktik war, darum fügte er noch hinzu. „Bitte, Hermine, sprich nie mehr davon!"
„Einverstanden", nickte sie. „Es macht mich, irgendwie.....eifersüchtig!"
Das war vielleicht das Schönste, was eine Frau zu Severus Snape hätte sagen können.
Als Severus einen Monat später sein Gehalt und die Apanage des Orden des Merlin erhielt, ließ er die gesamte Summe auf ihrem Schreibtisch liegen.
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Severus Snape beaufsichtigte gerade seine siebte Klasse in Zaubertränke und bemühte sich dabei, seine Augen nicht zu lange auf dem leeren Platz neben Mr. Longbottom liegen zu lassen.
Erneut stellte er amüsiert fest, dass er Hermine viel mehr vermisste, seit sie seine Frau war, als er es getan hatte, als sie noch seine Schülerin war.
Im Unterricht hatte sie das Talent besessen den ganzen Lehrplan durcheinander zu bringen, da sie dem Rest der Klasse mit ihrem Wissen so weit voraus gewesen war, dass es ihn einiges an Anstrengung kostete, zu verfolgen welche intellektuelle Entwicklung sie nahm und gleichzeitig sicherzustellen, dass keiner der anderen, den Klassenraum in die Luft sprengte. Granger im Raum zu haben, bedeute auf jeden Fall zwei Klassen auf einmal zu unterrichten.
Die meiste Zeit war es die beste Vorgehensweise gewesen, sehr zum Ärgernis des Mädchens, sie komplett zu ignorieren, doch das schien fast unmöglich, da sie mit einem hartnäckigem Beharren, ihren Arm in der Luft umher geschwenkt hatte.
Wenn er in den letzten sieben Jahren, jedesmal eine Galleone erhalten hätte, dafür dass er ihr gesagt hatte, sie solle ihre Hand herunter nehmen, dann......
Und so bekümmerte es ihn auch nicht wirklich, am Ende eines langen ärgerlichen und zumeist langweiligen Tages, zu Madame Snape zurück zukehren.
Er fühlte sich am wohlsten, wenn er sie für eine komplett andere Person hielt, anstatt für Hermine Granger.
Sie hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit Granger. Madame Snape war eine kleine, ernste Frau, keine lästige kleine Schülerin in kurzen Röcken und mit buschigen, ungebändigten Haaren. Madame Snape trug ihre Haare in einem Dutt, welcher ihrem zarten Gesicht, einen Hauch von Strenge verlieh. Strenge, dieses Wort, auf sie bezogen, ließ seine Mundwinkel zucken.
Sie hatte überhaupt nichts von Granger an sich, sie kleidete sich, wie eine erwachsene Hexe, in bescheidene formschöne Kleider. Sie war in allem, die meiste Zeit mehr als vernünftig.
Die Gespräche, die sie miteinander führten, waren überhaupt nicht unangenehm, auch wenn sie extrem neugierig war. Und dennoch, so sehr es ihn wurmte dies zuzugeben, handelte es sich noch immer, um Hermine Granger.
Das Merkwürdigste war allerdings, dass es ihn nicht störte, mit ihr zusammen zu sein.
Severus sah auf und stellte fest, als er seinen Blick erneut über die Klasse gleiten ließ, dass Weasley und Longbottom beide auf den selben leeren Platz starrten, wie er. Bei näherem Betrachten, fiel ihm auf, dass ihm diese Feststellung überhaupt nicht gefiel. Er unterdrückte eine Reihe an Obszönitäten.
Obwohl er in seiner Hochzeitsnacht mehr als erleichtert gewesen war, dass er nicht gezwungen wurde, eine Jungfrau zu deflorieren, so bedeutete das aber auch, dass wohl einer von diesen Kretins mit seiner Frau im Bett gewesen war.
Nicht, dass er Hermine jemals auf dieses Thema ansprechen würde, denn es war einfach nicht sein Ding, über solche Themen zu sprechen. Viel mehr würde es ihr, im Gegenzug, die Möglichkeit eröffnen, ihn selbst über heikle Themen, die er gerne für sich behalten würde, auszuquetschen.
Nur schon der Gedanke daran, dass einer von diesen zwei inkompetenten Taugenichts, mit seiner Frau geschlafen haben könnte, ließ ihn mit den Zähne knirschen. Snape war nicht etwa eifersüchtig, nein, es ging ihm viel mehr, um die Disziplin im Unterricht. Wie konnte jemand Respekt vor einem Professor haben, wenn er mit dessen Frau bereits im Bett war?
Keiner der beiden Jungs benahm sich anders als zuvor, also welcher von ihnen war es gewesen?
Severus musterte Longbottom unverhohlen, der Junge hatte sich zu einem großen, kräftigen Kerl entwickelt, der es leicht mit Goyle oder Crabbe aufnehmen konnte. Er war zwar genauso sanftmütig wie immer, aber vielleicht mochten Frauen genau diesen Typ. War Hermines Schutzhaltung gegenüber dem Jungen, wirklich nur zum Schutz des Schwächeren gewesen, oder steckte vielleicht doch mehr dahinter?
Sein Blick glitt zu Weasley, der war nicht wirklich die bessere Option. Der junge Weasley, war einer der wenigen Schüler, der, der Größe wegen, in der Lage war ihm in die Augen zusehen. Er betrachtete ihn genauer, sie hatten den ähnlichen Körperbau und die gleiche Größe.
Severus wurde bei dem Gedanken schlecht, dass seine Frau unter dem unerfahrenen Fummeln, dieses rohen Jungens, gelitten haben konnte.
Er dachte darüber nach, wie Hermine von diesen unerfahrenen Jungen, zu ihrem vernarbten alten Professor gekommen war. Snape spürte einen Stich in der Brust. Nein er war nicht eifersüchtig!
Nicht wirklich jedenfalls!
An diesem Abend in seinen Räumen, nein, in ihren Räumen war es nicht anders als an jedem anderen Tag, jedenfalls nicht anders als an jedem zweiten Abend in der Woche.
Als Severus hereinkam, las sie natürlich, wie so oft in einem Buch, das in ihrem Schoß lag, den Kopf gesenkt und den Ellbogen auf dem Knie eingestützt. Als sie ihn bemerkte, hob sie ihren Kopf und lächelte ihn an. Auf dem Tisch lag ein Blatt Papier voller fertig gestellten Gleichungen.
Es war wie an jedem anderen Tag.
Die Bilder der beiden kräftigen Gryffindor-Jungs, gingen ihm jedoch nicht aus dem Kopf.
Später beim Abendessen in der Großen Halle, als er neben Hermine am Lehrertisch saß, schaffte er es, dass sie sich fast verschluckte, bei dem Versuch ein Lachen zu unterdrücken, als er Madame Hooch, eine zappelige, schlaffe Trollhausfrau nannte. Natürlich sehr leise.
Nachdem Abendessen zog sich das Ehepaar Snape in seine Räume zurück, um den Abend lesend am warmen Kamin ausklingen zu lassen.
Hermine schlief ein, noch bevor sie, ihre übliche, allabendliche Bitte äußern konnte. Ehrlich gesagt, war er nicht wirklich enttäuscht darüber.
Gerade als Severus den Entschluss gefasst hatte, sie einfach auf dem Sofa schlafen zu lassen, begann sie sich zu bewegen.
„Mmmmmmmm", Hermine streckte sich ausgiebig und rieb sich die Augen. „Severus, ich habe mir gedacht, dass wir heute mal etwas ausprobieren könnten."
„Möchtest du vielleicht, dass ich mir ein paar Handschellen besorge, die Filch in seinem Büro aufbewahrt?", fragte Severus und hoffte, dass sie einen Witz erkannte, wenn sie einen hörte.
Sie rollte mit ihren Augen. „Nicht so anders!"
Snape hob interessiert eine Augenbraue und sah sie fragend an.
„Was hältst du von Fellatio?", platzte es unverblümt aus ihr heraus, während sie ihren Rücken streckte und ein Gähnen unterdrückte.
Snape räusperte sich und entgegnete mit seidiger Stimme, „Nun ich bin sicher, dass ich es für dich schaffe, es über mich ergehen zu lassen."
Seine junge Frau schenkte ihm einen schelmischen Blick, ließ sich auf den Boden gleiten und platzierte sich dann zwischen seinen Beinen. Anschließend begann sie mit geübten Fingern seine Hose zu öffnen.
Anscheinend hatte sie bereits Erfahrung, darin gesammelt.
Er war bereits hart, noch bevor sie mit seinen Knöpfen fertig war. Wahrscheinlich war diese kleine brave, alles wissende Schülerin, in Wirklichkeit ein kleines Flittchen gewesen. Servers lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es war göttlich, ihr Mund war göttlich. Trotzdem begann er sich, bei jeder süßen Bewegung ihrer Zunge, zu fragen, wo sie diese Praktik gelernt hatte.
Hermine nahm ihn nun ganz in ihren Mund auf, es war Freude und Qual zugleich.
Sanfte Hände strichen über seinen Körper, zarte Lippen küssten seine Narben, die in einer geschlossenen Linie, über die Innenseite seiner Schenkel liefen. Sie fühlte sich im Augenblick so richtig an....
Er legte seine Hände, genau in der Weise um ihren Kopf, wie Männer es taten, die von einer Frau mit Fellatio verwöhnt wurden, doch anstatt ihren Kopf hinunter zu drücken, schob er sie plötzlich von sich.
Sie sah zu ihm auf und fragte unsicher, „ Habe ich etwas falsch gemacht?", während sie mit dem Handrücken, ihren Mund abwischte.
„Oh ganz im Gegenteil, ich frage mich viel mehr, wo du so eine außergewöhnlich gute Technik erlernt hast!", entgegnete Severus und dehnte dabei jedes Wort, während seine Stimme einen gefährlich seidigen Unterton angenommen hatte.
Der Ton in seiner Stimme beunruhigte Hermine. „Das Meiste, habe ich in Büchern gelesen."
„Vielleicht hast du in den Büchern über die Theorie gelesen, meine Liebe, doch mich würde viel mehr interessieren, bei wem du die Praxis erlernt hast. War es mit Mr. Weasley oder vielleicht doch eher mit Mr. Longbottom?", fragte er gefährlich leise.
„Das ist nicht fair", schoss sie zurück, langsam kamen ihre Sinne zurück und sie hielt seinem Blick stand. „Absolut unfair, warum.....du bist eifersüchtig!" Die Idee alleine war schon grotesk.
„Was für ein totaler...."
„Ich bin nicht eifersüchtig", bemühte sich Snape schnell zu sagen, „Ich mache mir nur Sorgen, um die Disziplin im Unterricht. Ich werde wohl schlecht für Ruhe und Ordnung in der Klasse sorgen können, wenn meine Frau mit einem meiner....."
„Hör auf Severus! Ich meine du sitzt da im Sessel mit herunter gelassener Hose und willst mir allen ernstes einen Vortrag über Anstand und Etikette halten? Was für ein unglaublich heuchlerischer Trottel, bist du eigentlich, wenn du glaubst das ich dir auch nur ein Wort von dem Blödsinn abkaufe!", entgegnete sie, die immer von sich persönlich behauptete, so gut wie keine Schimpfwörter zu benutzen. Severus konnte glücklich sein, wenn er so einfach davon kam, denn die junge Frau vor ihm sah aus, als lägen ihr im Moment noch ganz andere Wörter auf der Zunge.
„Es hat den Anschein, dass du es nicht tust!", entgegnete Severus, während er seine Hose zu knöpfte und sich anschließend aufrichtete um auf sie hinab zu blicken.
Hermine hielt seinem Blick stand. „Ich frage dich auch nicht, nach irgendwelchen Ex-Geliebten."
Sie klang halb wütend und halb bockig.
Er beugte sich drohend vor und zischte. „Ich habe auch keine!"
Seine Frau blinzelte kurz erstaunt, ehe sie zornig funkelte. „Du dreckiger Mistkerl, du erwartest wirklich, dass ich dir das glaube?"
„Verzeih, aber ich muss dich falsch verstanden haben!", zischte er.
„Blödsinn, aber bitte, wenn du da sitzen bleiben möchtest und mich anlügen willst, Severus Snape, dann...!"
„Aber es ist wahr", knurrte er.
Hermine sah ihn an und verdrehte genervt die Augen. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich das glaube!"
„Ich habe andere Frauen gehabt, Hermine", begann er und sein Tonfall klang wieder etwas weicher, „ aber ich hatte drei verschiedene Arten von Frauen! Huren, Todesser und Vergewaltigungsopfer! Aber ich hatte ganz bestimmt nie Frauen, die man als Geliebte bezeichnen könnte."
„Und als was würdest du dann mich bezeichnen?", presste sie durch zusammengebissene Zähne hindurch.
„Ich bin mir noch nicht ganz sicher, mein Schatz, ich schwanke noch zwischen Hure und Vergewaltigung!", entgegnete Snape und bereute es im gleichen Moment, in dem die Worte seinen Mund verlassen hatten.
Doch Hermine drehte sich einfach um und ging zur Tür.
„Wo genau, gedenkst du jetzt hinzugehen?", fragte er leise.
„Zu Albus Dumbledore, um genau zu sein.", erwiderte sie und ahmte dabei seinen Tonfall nach.
Severus spürte, wie sein Herzschlag, sich bei ihrer Antwort, etwas beruhigte. „Und du glaubst, er wird dich retten? Er wird dir ein paar seiner dämlichen Süßigkeiten anbieten und dich anschließend direkt zurück zu mir schicken."
„Das wird er nicht. Er ist ein guter Mann und verständnisvoll. Er würde mich niemals..."
Er durchquerte mit ein paar Schritten den Raum und beugte sich über sie. „Ja, ja ich weiß und ich bin der böse Mann, der kleine Mädchen zum weinen bringt."
Hermine sah ihm mit einem kalten Blick, direkt in die Augen. „Ich habe keine Angst vor dir, ich bin wütend auf dich. Du solltest lernen, den Unterschied zu erkennen.
„Und du", entgegnete er, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, „ solltest lernen, Angst zu haben!"
„Du bist erbärmlich!", zischte sie verächtlich.
Snape war sich nicht sicher, wie es dazu gekommen war, aber er hatte sie gepackt und and die Wand geschoben, so dass sie nun zwischen Wand und seinem Körper gefangen war. Er flüsterte ihr sehr schnell und leise ins Ohr. „ Vielleicht bin ich erbärmlich! Vielleicht bin ich es wirklich. Aber es war Albus, der mich zu dieser Farce überredet hat, dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen!"
Hermine spürte, wie ein eisiges Gefühl in ihr aufstieg. „Was meinst du damit?"
„Während des Krieges hatte ich Anweisungen vom Schulleiter erhalten, nichts zu tun, was das Vertrauen des dunklen Lords in mich hätte erschüttern können. Der Orden war abhängig von Insider Informationen, die nur ich Ihnen liefern konnte. Wir haben versucht so viele zu retten, wie es nur Möglich war, doch manchmal mussten wir aufhören, da er gefährlich nah dran war, mich zu entlarven. Eines Tages erfuhr ich von einer Familie, die von den Todesser heimgesucht werden sollte, ich ging zu Dumbledore und bat ihn, nein ich flehte ihn förmlich an, einen Weg zu finden, um sie zu retten. Er fand keinen. Ich mache ihm keine Vorwürfe deswegen, im Krieg müssen leider manchmal Opfer gebracht werden. Aber er nahm mir ein Versprechen ab. Er bat mich sicher zustellen, dass die Tochter der Familie, ein zwölfjähriges Mädchen, eine Hogwartsschülerin und dazu eine Schülerin aus meinem eigenen Haus, die sich gerade über die Weihnachtsferien Zuhause befand..... ; sie war dir übrigens gar nicht so unähnlich, vielleicht nicht ganz so berühmt und klug, wie du aber...ach lassen wir das. Albus bat mich jedenfalls darum, dafür zu sorgen, das sie nicht zu sehr leiden sollte, es sollte so schnell wie möglich gehen."
Severus sprach mittlerweile sehr schnell und unkontrolliert, seine Augen waren glasig und Hermine war sich sicher, dass er nicht mehr sie vor sich sah.
„Bin ich nicht raffiniert? Ich hatte einen Weg gefunden, sowohl dem Schulleiter als auch dem dunklen Lord zu gehorchen und zu gefallen. Ich habe der Kleinen einfach das Genick gebrochen und anschließend habe ich Ihren leblosen Körper vergewaltigt und das alles vor den Augen ihrer Eltern." Er war sich nicht bewusst, dass mittlerweile heiße Tränen von ihm, auf Hermines Gesicht fielen, als er weiter schimpfte. „Ich bin vielleicht dein Ehemann, mein Schatz, aber garantiert bin ich niemandes Geliebter!" Den letzten Satz hatte er mit schwerer Stimme heraus gepresst.
Severus Snape weinte nun hemmungslos, sein Atem rasselte, seine Schultern bebten, es war etwas, das er seit mindestens dreißig Jahren nicht mehr getan hatte, als Hermine ihre Arme um seinen Hals legte. Die ganze Situation war demütigend, warum konnte er sich nicht von ihr lösen?
Er hatte vergewaltigt, getötet, er log, wenn es die Situation erforderte; er war so ein guter Diener gewesen, dass Mindeste, was er tun konnte, war die Konsequenzen daraus für sich zu behalten.
Etwas musste doch ihm alleine gehören und wenn es nur die Schuld war. Also warum hielt er sich noch immer an dieser kleinen Hexe fest und heulte sich die Seele aus dem Leib?
„Es ist nicht gut!", murmelte er und seine Stimme wurde von ihrer Kleidung gedämpft.
Zusammen ließen sie sich auf dem Sofa nieder, er schluchzte noch immer sein Gesicht an ihrem Hals vergraben. Hermine tröstete ihn noch immer, in dem sie ihm sanft durchs Haar strich. Es war etwas, was er sich niemals hätte vorstellen können, doch er war zu schwach, um es zu stoppen.
Er klammerte sich fester an sie.
„Es wird nie wieder gut werden", wiederholte er und schämte sich in Mehr als nur einer Weise.
„Ich weiß, Severus", sagte sie leise. „Ich weiß, es war nicht in Ordnung, aber wenn niemand im Krieg drastische Entscheidungen getroffen hätte, dann wären wir alle jetzt nicht hier."
„Ich hasse es, ich hasse es in ihre kleinen strahlenden Gesichter zu sehen und dabei all die Gesichter von den Kindern zu sehen, die ich nicht retten konnte", wimmerte er in ihr Kleid und gab sich ganz der Schwäche hin, die ihn trieb.
Madame Snape wischte ihm die Tränen fort und es kümmerte ihn nicht einmal.
„All diejenigen, die ich verletzt habe, wissen die denn nicht, was das für eine Welt ist in der wir leben? Nein natürlich nicht, sie leben einfach fröhlich weiter, so als wäre nichts geschehen. Ich habe ihre Klassenkameradin getötet und vergewaltigt und am nächsten Tag saßen sie im Unterricht, als wäre nichts passiert....sie sind die gleichen Dummköpfe geblieben, die sie immer waren." Er hatte seine ganze Verachtung in diese Worte gelegt.
Sie saßen eine ganze Weile so da, ohne ein weiteres Wort. Hermine hielt ihn noch immer fest und langsam spürte sie, wie er ruhiger wurde.
„Es war Viktor! Viktor Krum, er war der einzige Mann, mit dem ich..."
Snape setzte sich auf und schniefte verwirrt. „Der bulgarische Quidditchstar? Igors Schüler?" Er schob sie etwas von sich und betrachtete sie entsetzt. „Aber du warst gerade einmal fünfzehn; dieser Bastard!"
Hermine sah in verwirrt an, manchmal war Severus Snape ein Rätsel, geheimnisvoll und unlesbar, aber man konnte sich garantiert immer den Kopf zerbrechen.
Sie war sich sicher, das sich heute Abend etwas zwischen ihnen verändert hatte. Es war ungefähr so, wie damals in der ersten Klasse, als sie mit Harry und Ron den Bergtroll bekämpft hatte. Nur hier schien es um etwas größeres zu gehen, als nur um Leben oder Tod.
Nur bei der Frage nach Leben oder Tod, gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder du überlebst oder du überlebst nicht. Doch das Rätsel Severus Snape, schien viel komplizierter.
Sie hatte einen Mörder und Vergewaltiger geheiratet, einen Mann der die Leiche eines Mädchens beschmutzt hatte und diese furchtbare Tat, als Akt der Gnade bezeichnete. Was aber noch viel schlimmer für sie war, war die Tatsache, dass sie ihn nicht nur mochte, sondern dass sie auch Mitleid mit ihm hatte. Sie wusste im Moment nicht was der schlimmere Teil in diesem ganzen Chaos war. Sie wusste nur, dass diese ganze Sache zum Himmel stank. Sie musste feststellen, dass sie mit einem Mann verheiratet war, der nie ganz frei von Voldemort sein würde. Severus Snape hatte mehr verloren, als nur einen Arm oder ein Auge.
Hermine wusste nicht was sie nach seinem Ausbruch erwartet hatte, aber ein, „zieh deine Schuhe und deinen Mantel an, ich will dir etwas zeigen!", war es mit Sicherheit nicht.
Sie blinzelte kurz, ehe sie ihm, wie unter dem Imperio gehorchte und ihm kurze Zeit später, wie in Trance aus ihren Räumen folgte.
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