Erinnerungen bleiben bestehen
Erinnerst du dich noch, wie du innerlich beinahe zerbrochen wärst? Erinnerst du dich noch an den Schmerz, der dir zu Leide kam? Erinnerst du dich noch, an die einzelnen Tränen, mit denen du dein Kissen immer gewässert hast, in der Hoffnung, dass an dieser Stelle eine kleine Blume spriesst, die dir Halt gibt? Sowie der Stiel der Blume immer Halt gibt. Doch was gab dir damals Halt, dass du die harte Zeit überstanden hast? Was gab dir damals Halt, dass du dich entschieden hast, nicht in Tränen und Trauer zu versinken, sondern fröhlicher denn je zu werden? Ich bitte dich, gebe mir in dieser Zeit doch nur etwas Halt und sei mein Stiel, damit ich doch auch blühen kann...
Dieses Mal wachte ich nicht in dem zauberhaften Wald auf, wo sich Miss Marnie das Leben genommen hatte, auch wenn ich es gewollt hätte. Nicht einmal auf dem beschneiten Hügel in meinem Unterbewusstsein, den ich mir selbst geschaffen habe. Nein, dieses Mal wachte ich in der Realität auf. Ich sah das wahre Leben nun vor mir. Entdeckte Dinge, die mir zuvor nie aufgefallen waren. Die sich immer unauffällig getarnt hatten und nur darauf warteten, von irgendjemanden entdeckt zu werden. Wie eine kleine Blume auf einer grossen Wiese, die im verborgenen blüht. Als ich die kleinen Geheimnisse der Welt erstmals erkannte, war mir klar, dass die Lösungen dieser Rätsel nicht simpel zu erraten sein würden. Und die Schlussfolgerungen des langen Nachdenkens war nie die gleiche, da jeder Mensch einen eigenen Gedankengang besitzt, der uns in erster Linie fremd erscheint. Manche wissen, sich damit abzufinden und akzeptieren dessen Denken und Glauben. Doch manche scheinen nichts vom eigentlichen Leben verstanden zu haben und wollen klar stellen, dass die Aussage anderer nicht richtig sei. Nur weil sie nicht mit ihren Aussagen übereinstimmen. Doch auch so sehr sie versuchen mich umzustimmen, damit sie schlussendlich befriedigt sind, schaffen werden sie es nie. Ich habe ein Recht mir eine eigene Meinung über jegliche Äusserungen zu bilden, doch zwinge keinem Menschen auf, genau so wie ich zu denken. Aber über andere Personen möchte ich mich erst nach diesem Kapitel mehr beschweren. Denn heute bleibt mir nicht die Zeit, mich mit der Dummheit anderer Leute auseinanderzusetzen. Heute möchte ich einmal im Mittelpunkt stehen.
Die Realität. Was meint man mit diesem Wort eigentlich? In welchem Zusammenhang sollte es stehen? Ist es das Leben, das wir uns nicht aussuchen konnten und dort bis zu unserem Tode feststecken? Ist es die Welt, in der wir ohne zu Fragen gelandet sind und nun dort verweilen müssen? Oder ist es nur eine Illusion? Eine Erfindung von mir wie der beschneite Hügel? Wobei so etwas nicht meinen Eigeninteressen entspricht. Kann es sein, dass alles nur ein Traum ist und ich auf der anderen Seite im Koma liege? Und was hat es mit den Stimmen auf sich, die ich jedes Mal zu hören scheine? Versuchen sie mich aus dieser sogenannten Realität rauszuholen? Oder leide ich doch nur an Schizophrenie? Aber das wichtigste ist doch: Weshalb lebe ich als ich? Weshalb lebe ich mein Leben als ein Mensch und nicht irgendein Tier? Aus welchem Grund lebe ich dieses Leben? Ist da irgendwas bestimmtes, was ich erreichen muss? Habe ich irgendeine Aufgabe zu erfüllen? Und wenn ja, woher sollte ich wissen, was die Aufgabe ist? Woher sollte ich wissen, wofür ich lebe?
Möglicherweise hab ich euch etwas um den Verstand mit diesen Fragen gebracht, denn das sind Fragen, die keine Antwort besitzen. Vielleicht lässt sich das alles erklären, aber kein Mensch, den ich kenne, weiss wie. Sie selbst beschäftigen sich nicht mit dem Leben, sondern nur mit ihrem Äusseren. Sie wollen sich nicht mit solchen Tatsachen auseinandersetzen, so wie ich das tue. Sie reden lieber als sie zuhören oder nachdenken. Und genau das ist auch ihr Problem. Wenn sie sich nie die Zeit nehmen, über etwas nachzudenken und stattdessen darüber direkt ihre Meinungen rauslassen, wird aus ihrem Leben nie was. Sie wollen der Realität nicht begegnen. Stattdessen versuchen sie die letzten Tropfen aus ihrer mit Alkohol gefüllten Glasflasche auf ihre Zunge zergehen zu lassen und warten ab, bis das Gift die Kontrolle über ihren Körper in ihrem Besitz hat. Danach schlendern sie mit gebückter Haltung die mit Laternen beschienenen Gassen entlang auf der Suche nach einem Platz zum Ausruhen und lassen sich dort erschöpft nieder. Wie kann man sich vor der Welt denn bloss so fürchten, dass man sich das selber antut? Will man keine Verantwortung über das eigene Leben tragen oder ist es alleine die Sucht, die einen in ein endloses Loch zu ziehen scheint? Und wenn man schliesslich realisiert, wie tief man schon gefallen ist, wie soll man denn da je wieder rauskommen? Wer stützt mich dann, damit aus einer Knospe wie mir eine strahlende Blume wird?
Ist es allein die Sucht, die mich davon abhält zu blühen? Die Sucht alleine zu sein und meine Gedanken in der Welt umher fliegen zu lassen? Schon immer habe ich es geliebt, einsam zu sein und über das Leben nachzudenken. Keine anderen Personen in meiner Nähe. Nur mein Kopf und ich. Malte mir Geschichten im Kopf aus, bei denen ich wünschte, dass sie der Realität entsprechen würden. Geschichten, in denen ich die Protagonistin bin und alle Welt mich bewundert. Geschichten, in denen die Menschen nicht mehr in ihrer eigenen selbstverliebten Welt leben, zum ersten Mal ihre Dummheit vergassen und mir zuhörten. Sie hörten meinen Worten zu und erkannten in ihnen eine Botschaft. Eine Botschaft, die um die ganze Welt ging und nun jeder meinen Namen kannte. Meine Botschaft war in aller Munde. Selbst die erfolgreichsten Leute kannten mich. Sie kannten mich. Alle. Alle Menschen auf dieser Welt. Sie kannten mich unter den Namen Vendetta. Blutrache. Blutrache für das, was mir angetan wurde. Für das, dass man versucht hatte, mich zu manipulieren. Für das, dass man meine Existenz missbraucht hatte. Blutrache an jene Leute, dessen Dummheit und Handlungen bis heute noch in meinem Kopf eingebrannt sind und deren Narben nie vollständig verheilen werden. Diese Narben habe ich nur ihnen zu verdanken. Doch was würde ich nun anstellen? Jeder kannte mich, aber was konnte ich nun mit dieser Bekanntheit erreichen? So weit habe ich meine Kreativität nie spielen lassen. Und so weit möchte ich auch nicht denken. Wer weiss, was ich mir als nächstes ausgemalt hätte. Wer weiss, ob ich in der Lage wäre, jeglichen Druck noch Stand halten zu können. Vielleicht würde ich innerlich noch mehr zerbrechen. Und das will ich nicht zulassen. Ich möchte nicht, dass mein Unterbewusstsein, das meine einzige Stütze ist, mich auch nun im Stich lässt. Denn ansonsten habe ich niemanden. Niemanden, der mich versteht und mir aus meinem Kopf helfen könnte. Ich selber muss mir aus dieser verkümmerten Welt helfen. Nur ich habe die Fähigkeit, meine eigenen Gedanken zu steuern und so muss ich lernen, diese Fähigkeit zu kontrollieren. Damit sie mir Halt gibt. Damit ich auch während schlechten Zeit etwas zum Lachen habe. Damit ich nicht wieder in das endlose Loch reingerate. Denn es ist schliesslich mein Kopf, meine Gedanken, meine Welt nach meinen Wünschen.
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