Versöhnung
„Willst du mich verarschen?" fragt Doflamingo ungläubig und sieht zwischen Law und Rocinante hin und her.
„Wieso verarschen? Du solltest dich für unseren kleinen Schatz freuen!" wirft ihm der Kleinere vor und drückt Law ein weiteres Mal an sich.
„Oh natürlich freue ich mich!" spuckt es Doffy verachtend und in Sarkasmus getränkt nahezu aus. Wäre er ein Wolf, hätte er seine blonden Nackenhaare aufgestellt und würde gefährlich knurren, wobei er vom letzteren gar nicht so weit entfernt zu sein scheint. Sein weißes Hemd, das großzügig aufgeknöpft ist, droht komplett durch Doflamingos angespannte Muskeln aufzuspringen und dabei die verbliebenen Knöpfe mit abzureißen. Seine pinke, für den Winter viel zu kurze Hose spannt sich ebenfalls beim Laufen gefährlich an. Er hat seit Laws Abwesenheit mehr an Muskelmasse zugelegt, aber trägt noch immer die gleiche Kleidung wie damals. Wäre Law nicht in so einer unangenehmen Situation zwischen seinen Eltern, würde er deswegen in sich hinein grinsen, sodass nur Kid es bemerken würde... Schon wieder dieser Rothaarige Idiot! Ohne ihn wäre Law gar nicht in dieser unangenehmen Situation. Er muss ihn vergessen, doch je mehr er es versucht, desto penetranter brennt sich das Bild von den beiden in Kids Büro in seine Gedanken. Und zwar nicht nur, wie sie dort standen, sondern auch was passiert wäre, wenn Law nicht die Flucht ergriffen hätte.
Er schüttelt leicht den Kopf, um die fantasierten Szenen zu verdrängen, doch sie kommen wieder und jedes Mal realistischer, sodass sich Law langsam zu fragen beginnt, ob diese nicht doch real sind.
Doflamingo nimmt derweil seine Sonnenbrille ab und massiert sich genervt den Nasenrücken. Seine blauen Augen sind derweil geschlossen. Es sieht aus, als ob er versucht seine Gedanken zu sammeln. Nach einem kurzen Moment der Stille, nimmt er das Gespräch wieder auf. „Es wäre ja in Ordnung. Ich will doch auch, dass er glücklich wird, aber doch nicht durch eine verrückte Art von Stockholm-Syndrom!"
„Du übertreibst doch." wehrt Rocinante ab, klingt dabei aber nicht so überzeugt, wie er es gerne hätte. Auch er hat Zweifel, aber bisher hat Law ihm noch nie davon erzählt, dass er verliebt gewesen sei. Wenn das so weiter geht und er ausgerechnet seine erste Liebe in den Wind schießt, kommt die nächste vielleicht erst nach weiteren 26 Jahren wieder.
„Ich übertreibe?" ruft der Blauäugige derweil laut aus und legt dabei die Sonnenbrille auf die Arbeitsfläche der Küche ab, um diese nicht ausversehen vor Wut in der Hand zu zerquetschen. „Was wäre denn gewesen, wenn unser Junge es nicht gewollt hätte?! Kannst du mir versichern, dass der Spinner aufgehört hätte?!"
Rocinante wird plötzlich still. Nein konnte er nicht und dieser Gedanke ist ihm auch schon gekommen. Unangenehm berührt, fährt sich der Blonde mit einer Hand über den Nacken und versucht dem Gedanken innerlich auszuweichen. Er will sich nicht vorstellen, zu was es noch alles hätte führen können.
„Kid ist nicht so." murmelt Law, nicht genau wissend, wieso er sich in diese zu nichts führende Diskussion einmischt und vor allem, wieso er den Rothaarigen verteidigt. Die Liebe ist ein verwirrender Idiot und Law hätte getrost auf sie verzichten können.
„Und das weißt du, weil du ihn auch so gut kennst was?" zischt sein Vater genervt davon, dass er als einziges in diesem Haushalt realistisch denkt.
„Er ist ein Vollidiot und er hat mich sexuell belästigt, aber er ist kein Vergewaltiger!"
„Und woher willst du das wissen? Hat er dir das gesagt?!"
Law rollt die Augen und hätte am liebsten das Gespräch abgebrochen. „Ich weiß es, weil ich ihn nicht so einschätze." antwortet er deutlich gelassener, als sein Diskussionspartner.
Doflamingo bekommt derweil eine pochende Wutader auf der Stirn, die gefühlt jede Sekunde droht zu zerplatzen. Noch lauter als zuvor schreit er nahezu seinen Adoptivsohn an: „Weil ausgerechnet du über eine absolut geniale und unweigerlich fehlerfreie Menschenkenntnis verfügst! Der, der bereits als Kind keine Freunde hatte und lieber Frösche seziert hat, als sich der Gefahr auszusetzen mit den bösen Kindern seiner Klasse zu reden, weil die sowieso alle doof sind! Der, der ohne eine Therapie bis heute nicht mit Menschen reden könnte, weil Medizinbücher so viel bessere Gesprächspartner sind, oder der, der seiner Nachbarin mit dem Skalpell droht, wenn sie noch einmal den Bastard eines Kaninchens auf ihn los lässt! Derjenige, der über keinerlei Empathie gegenüber seiner Mitmenschen verfügt, da es ihn nicht einmal im Geringsten interessiert, ob seine Eltern ihn innerhalb von vierzehn langen Jahren eventuell sehen wollen oder zumindest eine verdammte Nachricht mit dem Inhalt: ‚Ich wurde noch nicht geköpft und auf dem Scheiterhaufen als Hexer verbrannt' erwarten, um sich keine großen Sorgen machen zu müssen! Denn deine Menschenkenntnis ist so genial, dass du nicht einmal bemerkt hast, dass dich deine Eltern lieben wie ihr eigenes Kind, auch wenn wir nicht genetisch miteinander verwandt sind! Jedes andere Elternteil hätte sein Kind nach so langer Zeit des Wartens aufgegeben oder für Tod erklärt, aber der Herr mit der ach so genialen Menschenkenntnis weiß es offensichtlich besser und hält es für selbstverständlich, dass er einfach so wieder auftauchen kann und meint den großen Macker spielen zu können!"
Während Doflamingo sich immer weiter in Rage geredet hat und von der Lautstärke her die Nachbarn aus schlechtem Gewissen heraus bei ihren Eltern anrufen, aus Angst Doflamingo könne bei ihnen ebenfalls aufschlagen, hat sich Law immer weiter in seine Gedankenwelt zurückgezogen. Eine Art Schutzmechanismus, den er sich über die Jahre bei seinen Adoptiveltern zugelegt hat, wenn man ihm mit etwas konfrontiert hat, was er nicht nachvollziehen konnte. Entweder aus fehlender Empathie oder Verständnislosigkeit gegenüber eines besagten Themas.
„Musste das sein?" zischt Rocinante derweil.
„Ja, es musste sein!" knurrt der Blauäugige verärgert. „Wie soll ich ihm denn sonst nahe bringen, dass ich mir verdammt noch einmal Sorgen um ihn mache?! Auch wenn er erwachsen ist, kommt er nun einmal nicht sehr gut mit Menschen aus und da muss nur ein Spinner wie dieser Kid auftauchen und stellt sonst etwas mit meinem geliebten Sohn an! Und wer behauptet, dass Blut dicker als Wasser sei, der hat keine Ahnung von meinen Gefühlen gegenüber meines Sohns!"
Plötzlich spürt Doffy einen leichten Druck an seiner Brust und bemerkt, dass Law aufgestanden ist, um sich an diesen zu kuscheln, so wie er es früher gemacht hat, wenn er Probleme hatte und zu Doffy gerannt war. Da dieser damals noch sehr klein war, hatte Doflamingo geglaubt, er könne sich nicht daran erinnern, wie sie zu zweit auf der Couch gesessen haben. Doflamingo hatte Law damals immer über die Schultern gestreichelt und ihm versichert, dass ihm nun nichts mehr passieren könne, nun da er sicher war. Vielleicht erinnert er sich auch nicht, aber den Anblick wie damals zu haben, erweicht schließlich doch Doffys Herz, und er umschließt seinen Sohn mit seinen großen, schützenden Armen, wie er es bereits vor zwanzig Jahren getan hat.
Rocinante lächelt bei dem Anblick und streichelt dem Blauhaarigen über den Rücken. „Wir haben dich lieb und du kannst jederzeit zu uns kommen. Und wenn du willst, kannst du auch gerne den besagten Kid mit zum Abendessen herbringen."
Für den Satz erntet der jüngere Bruder zwar ein böses Funkeln des Älteren, kontert dieses dennoch mit einem eindringlichen Blick und deutet dabei auf das emotionale Wiederannähern ihres Kindes, als wolle er Doflamingo eindringlich sagen wollen, dass er es bloß nicht vermasseln solle.
Dieser rollt mit den Augen und bejaht mit einem Murmeln widerwillig Rocinantes Aussage.
„Ich glaube selbst wenn ich wollte ginge es nicht." haucht Law in Doffys Arm, ehe er sich wieder aufrichtet, sich aber dennoch an dessen Schulter schmiegt.
„Wieso nicht?" fragt Rocinante mit einem Eifer, als wolle er sofort loslegen. „Du sagtest doch, du seist dir nicht sicher, ob er es ernst meint und auch wenn ich die harschen Worte deines Vaters nicht unterstütze, hat er mit seiner Kernaussage recht, dass du schon immer Probleme hattest, Menschen zu verstehen. Inklusive dir selbst, mein Kind. Wir können doch schauen, ob und wie sympathisch er auf uns wirkt, und..."
„Das ist nett gemeint." unterbricht Law seinen Dad, bevor dieser sich voller Eifer ins Gefecht stürzt. „Aber es geht nicht, weil er Nachts arbeitet. Ich bezweifle zumindest, dass er seinen Laden für ein Abendessen schließt."
„Wenn er dich wirklich mag, würde er es tun." versichert Rocinante ihm, während Doflamingo ganz im Gegensatz zu seinem manchmal stürmischen Bruder kritischer auf die Aussage reagiert.
„Welcher Laden hat denn am Abend noch geöffnet?" will er wissen und sieht mit einer hochgezogenen Augenbraue auf Law hinab.
Als wäre es das normalste auf der Welt, antwortet Law: „Kid ist ein Zuhälter."
Schockiert weiten sich die Augenlider beider Brüder. Während Rocinante die Worte im Mund stecken bleiben, wird Doflamingo im Gegensatz zu ihm wieder laut. „Wie war das bitte?"
Verständnislos, weswegen sein Vater sich nun wieder aufregt, setzt sich Law nun wieder auf und bejaht seine Aussage mit einem Nicken.
„Deine Flamme, die dich zum Sex gezwungen hat, zwingt leicht bekleidete Mädchen auf der Straße sich für ihn zu prostituieren?!"
„Nein, er hat einen Laden. Also ein Bordell. Keine Ahnung wie freiwillig die das alles machen, aber es wirkte nicht so, als würde Kid sie zu irgendetwas zwingen."
„Also ist er kein Zuhälter, sondern quasi eine Puffmutter?" fragt Rocinante vorsichtig nach.
„Wen interessiert das?" ruft Doffy aufgebrachter als zuvor. „Wer weiß in wie vielen illegalen Geschäften der Kerl verwickelt ist?!"
„Sagt der richtige!" wirft ihm non der Bernsteinäugige vor.
„Ich hab euch beide immer aus allem raus gehalten, damit ihr euch keine Sorgen machen müsst! Das kannst du nicht vergleichen!"
„Deswegen musste Law auch auf ein Internat! Weil du Angst hattest, ihm könne was passieren, aber es ist alles anders bei dir!"
„Es ist nie etwas passiert! Und wer vergewissert mir, dass dieser Kid unseren Law in keine krummen Geschäfte verwickelt?!"
„Wechsel jetzt nicht das Thema!"
„Du hast dich noch nie über den Luxus beschwert, den ich biete. Mit deinem Job als Kindergärtner würdest du dir das alles nie leisten können!"
„Wenigstens verdiene ich mein Geld ehrlich!"
„Ich wollte keinen Streit zwischen euch auslösen. Ich gehe besser, ehe das noch weiter eskaliert." unterbricht Law die beiden Streithähne und steht von seinem Stuhl auf.
„Warte." hält Rocinante ihn vom Gehen ab und legt seine Arme um dessen Schultern. „Es war schön dich wiederzusehen. Ich gebe dir etwas zum Essen mit." Daraufhin holt er eifrig eine Tupperdose heraus und packt eine großzügige Portion für Law in diese.
Doflamingo umarmt ebenfalls den Tätowierten und murmelt in dessen Ohr: „Lass nicht wieder vierzehn Jahre verstreichen, bis wir uns wiedersehen."
Der Blauhaarige nickt, nimmt die Dose entgegen und geht nachdem er Rocinante noch einmal umarmt hat.
„Musstest du raushauen, dass er aufs Internat musste, weil wir einen Drohbrief bekommen haben?" fragt Doffy leicht gereizt, nachdem Law gegangen ist.
„Es ist mir so rausgerutscht. Du hättest dich auch zurücknehmen sollen!"
„Mir wäre es lieber gewesen, er bleibt in dem Glauben, dass ich das nur für seine Zukunft als Mediziner getan habe. Je weniger er über meinen Beruf weiß, desto besser."
„Ich sage dir das Gleiche wie auch damals: Hör endlich mit diesen krummen Geschäften auf!"
„Wenn der Ausstieg so einfach wäre, hätte ich dies längst getan."
Hallöchen^^'
nach langer Zeit melde ich mich wieder... Ich möchte mich nicht wieder entschuldigen, da ich meiner Meinung nach alles richtig gemacht habe, jedoch hier eine kleine Rechtfertigung, damit ihr es zumindest nachvollziehen könnt, wieso das Kapitel so lange auf sich hat warten lassen.
Ich bin mir bei dieser FF selber noch nicht ganz sicher, wohin mich die Geschichte führen soll. Und auch wenn ich den groben Verlauf kenne, kann ich nicht einfach irgendwas schreiben und stehe am Ende verzweifelt da, weil ich nicht weiß, wie ich alle Ereignisse nun miteinander verknüpfen soll. Daher überlege ich vor allem in der Nebenhandlung, was genau ich schreibe, damit alles am Ende Sinn ergibt. Es ist auch seit langem wieder eine Geschichte, bei der ich das Konzept nicht von vorne bis hinten geplant habe und daher muss ich mich noch etwas darin einfinden.
Bald wird es aber mit der Haupthandlung weiter gehen (JA, auch wenn er nicht lange weg war, vermisst ihr Kid sicher alle schon XD) und ich hoffe, dass ich dann schneller voran komme.
So genug geredet, ich wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel und ich würde mich auf Feedback freuen, ob Laws emotinale Reaktion zu übertreiben war, oder passt. Da bin ich mir noch etwas Unsicher^^'
LG
Eure Mini
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