Ich stockte, nachdem ich sah, was gerade dicht neben mir passierte. Mein Blick senkte sich in Richtung eines gelb angestrichenen Hauses. Vorsichtig schlich ich mich näher an dieses, nach meiner Schätzung etwa zehn Meter hohes Haus, aus dem ich soeben einige seltsame Geräusche vernommen hatte, heran. Langsam tastete ich mich an der Hauswand entlang. Im Dunkeln musste ich besonders gut aufpassen, nicht über etwas zu stolpern, zumal der Vorgarten voll von Steinen und nicht gerade gut beleuchtet war.

Je näher ich an das Küchenfenster herankam, desto deutlicher nahm ich die flennende Stimme, die wie die von einer Frau klang, wahr: „Er war draußen, und danach ist er nicht mehr wieder gekommen." Mir wurde klar, dass sie mit jemandem redete. Mir war allerdings nicht klar, worüber sie sprach. Die Stimme klang für mich nicht wirklich alt, aber deutlich älter als die von einer Person in den Zwanzigern.

Bedingt durch eine kurze Stille von drinnen, nahm ich deutlich lauter wahr, wie der Wind leise in meine Richtung blies. Als ich meinen Kopf kurz zur Seite drehte, weil der Wind kurz heftiger wurde, atmete ich kurz auf, in der Hoffnung, durch das Drehen meines Kopfes nicht aufgefallen zu sein. Zum Glück wehte anschließend wieder, ohne, dass ich bemerkt wurde, eine entspannende Brise, die mir im warmen Sommer sehr gut tat, wodurch ich mich auch zu einem Abendspaziergang entschlossen hatte. Zugegeben, um 23 Uhr war es ein ziemlich später Abendspaziergang, allerdings konnte ich so nach einem langen Arbeitstag die Ruhe der Nacht genießen.

Doch was innerhalb der vier Wände, die ich unmittelbar von außen berührte, war alles andere als zur Entspannung beitragend. Kurz flackerte in mir der Gedanke, einfach wegzugehen und meinen Spaziergang fortzusetzen, jedoch trieb mich meine Neugierde, dem Gespräch weiter zu lauschen.

Nach einer fast sechzig Sekunden langen Stille nuschelte die Frau etwas für mich unverständliches. „Alles gut, wir werden Ihren Sohn finden", hörte ich in dem Moment eine ruhige Männerstimme sagen. Kurz regte ich mich nicht, doch nach kaum einer Sekunde fiel mir auf, dass wohl die Besucher des Hauses kurz davor waren, zu gehen.

Daher schlich ich mich langsam entlang des Fassade zurück und musste dabei knapp einem Stein ausweichen, obwohl ich besonders behutsam ging. Am Ende dieser war die Tür des Hauses angebracht. Ich blickte auf das Klingelschild, welches in roter Farbe neben der Tür angebracht war. „WINTON", stand dort in Großbuchstaben geschrieben. Das war wohl der Familienname.

An der Tür hingen kleine Kärtchen mit Namen. Für mich war es logisch, dass es sich um die Namen der Familienmitglieder handelte. Als männliche Namen, die daher für die verschwundene Person in Frage kamen, sah ich dort „Arno", „Dylan" und „Herbert" geschrieben. Während ich wieder in Richtung Bürgersteig lief, grübelte ich, welcher der Namen der von der verschwundenen Person hätte sein können. Nicht, dass ich sie suchen wollte, mir war klar, dass ich vermutlich nicht einmal die Mittel dazu hatte. Der einzige Beweggrund war der Riss meiner Neugierde.

Ohne ernsthaft zu überlegen, schloss ich Herbert aus. So nennt heutzutage niemand sein Kind, dachte ich, während ich im Hintergrund hörte, dass sich die Tür öffnete. Dabei hatte ich leicht die Angst, von der Person erwischt zu werden, doch ich beeilte mich, um auf dem Gehweg gerade stehen zu können, damit ich wie ein normaler Spaziergänger aussah, was auch eigentlich mein Plan war. Als ich ein wenig weiterging, erspähte ich ein Polizeiauto, welches auf der anderen Straßenseite geparkt war.

Ein kurzer Blick nach hinten verriet mir, dass zwei Polizeibeamte auf Höhe des Hauses die Straßenseite wechselten. Schnurstracks liefen sie, nachdem sie die Straße passiert hatten, in Richtung Polizeiauto. Interessiert beobachtete ich, wie die Beiden ohne jede Vorsicht die Tür des Autos öffneten, einstiegen und losfuhren.

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