Ⅱ
Wie stellst du dir einen Traum vor? Als ein leuchtendes schwarzes Portal mit silbernen Funken? Oder ein schneller Film mit dir in der Hautrolle? Nun für Keara ist es beides.
Ein sanfter Luftzug weht an ihr vorbei und zog ihren Blick auf sich. Keara folgte ihm mit ihren Blicken und trat ungewollt vor. Das Portal, aus rabenschwarzer Nacht und silbernen Funken, thronte über ihr auf einem steinernen Sockel. Auf ihm waren Runen eingelassen, die sich aus dem silbernen Funken des Portals zusammengesetzt hatten. Es waren die Namen früherer Traumwächter oder auch Lichtwesen genannt.
Die funkelnden Runen lösten sich aus dem Stein und formten sich vor ihr zu einem ovalen Kreis mit einem Stab. Sie begannen hell und noch heller zu leuchten, dann verbanden sie sich langsam durch eine Art silbernes Seil. Ein kurzes grelles Licht später schwebte vor ihr ein Handspiegel mit einem weißem Kristallrahmen. Auf dem oberen Rahmen über der Spiegeloberfläche und ganz unten am Stab waren gelbe Mondsteine befestigt, ebenso auf dem Übergang zwischen Kopf und Griff. Ehrfürchtig griff Keara nach dem Spiegel ihrer Vorfahren, dem Spiegel der Träume ihrer Familie. Die Runen schwebten wieder auf den Stein zu, um sich mit ihm zu verbinden. Keara sah sich auf der Insel der Träume um.
Jede Lichtwesenfamilie hatte eine eigene, genauso wie jede Familie einen eigenen Spiegel der Träume hatte. Sie wurde nach Tradition von einer Generation in die nächste weitergegeben. Keara selbst hatte den Spiegel und auch die Insel von ihren Eltern geerbt – es war ihr Erbe, das sie zu beschützen hatte. Umgeben von dunkler Nacht, Sternen und einem Mond schwebte die Insel, ganz aus Stein, im Ungewissen. Sie nannte sich Insel der Vorfahren oder schlicht Insel der Träume (Trauminsel). Keara hatte sich genug an der Schönheit der Nacht sattgesehen. Sie sah auf die leicht leuchtende Oberfläche des Spiegels. Es war als würde er sie rufen. Nutze das Erbe deiner Eltern sagte er ihr förmlich.
Und Keara kam der Bitte nach.
Sie bestieg die erste der drei Stufen, hinauf zum Tor. Nun hielt sie den Spiegel wie ein Schutzschild vor sich. Aus den drei Mondsteinen schossen jeweils ein Lichtblitz und traf die Pforte an unterschiedlichen Stellen. Es flackerte, als habe es einen Stromschlag erlitten. Als nächstes krochen einige Schatten aus dem Portal heraus. Sie starrten Keara aus leeren Augen an, ihr Blick hielt sie in ihrem Bann. Doch schließlich flogen die Schatten in die Nacht hinaus. Keara sah ihnen eine Weile hinterher, dann zog das Portal ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Es flackerte ein letztes Mal ehe es aufhörte. ,,Als würde es mich einladen.", murmelte Keara mit geisterhafter Stimme.
Sie schritt voran und übertrat die Grenze zwischen der Insel der Träume und der endgültigen Welt der Träume.
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