Neuanfang
„Das war's dann also", murmelte Chloe leise, während sie auf die große Villa vor sich blickte. Sieben Jahre hatte sie hier gelebt. Sieben Jahre voller Erinnerungen – guter und schlechter.
„Chloe, wir müssen los!" rief Damien von der Haustür. Seine Stimme war ungeduldig, wie immer.
„Ja, ich komme ja", antwortete sie und warf einen letzten Blick auf das Haus.
Mit einem schweren Seufzen wandte sie sich ab. Ihre Hände schmerzten leicht von den zwei großen Koffern, die sie hinter sich herzog. Schritt für Schritt ging sie über den Kiesweg, bis sie schließlich am SUV ankam. Damien und Gabriel standen schon daneben und sahen sie an.
„Lass mich die Koffer reinheben", bot Gabriel an und griff nach einem der schweren Gepäckstücke.
„Danke", murmelte Chloe. Sie ließ die Koffer los und rieb sich kurz die schmerzenden Hände, bevor sie sich auf die Rückbank setzte.
Gabriel schloss den Kofferraum, während Damien bereits auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte. „Kannst du endlich den Sicherheitsgurt anlegen?" fragte er genervt, ohne sich umzudrehen.
„Gleich", entgegnete Chloe und lehnte ihren Kopf an das Fenster. Ihre Augen folgten der vertrauten Straße, die langsam hinter ihnen verschwand, als das Auto losfuhr.
„Das fühlt sich so falsch an", sagte sie leise.
Gabriel, der neben ihr saß, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir werden neu anfangen, Chloe. Es wird besser. Versprochen."
Sie schnaubte. „Besser? Wir ziehen nach Minnesota, weil jemand mich ins Visier genommen hat. Wie soll das besser werden?"
„Weil wir zusammen sind", sagte Gabriel ernst. „Egal, was passiert, wir haben uns."
Damien verdrehte die Augen. „Könnt ihr euch diese rührselige Nummer für später aufheben? Wir haben eine lange Fahrt vor uns."
Chloe schwieg, aber ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Trotz allem – trotz der Angst und des Neuanfangs – wusste sie, dass ihre Brüder recht hatten.
Zeitsprung nach der Fahrt
Chloe saß im SUV, ihre Gedanken wirbelten hin und her. Sie war eine der bekanntesten Teenie-Sängerinnen der Welt, ihre Songs liefen in den Charts rauf und runter. Aber hier, auf dieser kalten, verlassenen Straße in Minnesota, fühlte sich all der Ruhm plötzlich wie eine ferne Erinnerung an. Es war nicht mehr der strahlende Glanz der Bühnenlichter, der sie umgab, sondern das graue, karge Land, das draußen an ihr vorbeizog.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir jetzt hier sind", sagte sie leise, während sie aus dem Fenster starrte. Die Schneewehen hüllten die Landschaft in eine undurchdringliche Dämmerung.
„Du bist nicht die Einzige, die überrascht ist", antwortete Damien von vorne. „Aber wir haben keine Wahl, Chloe. Es geht nicht nur um dich. Wir müssen alle einen Schritt zurückmachen, um sicher zu sein. Ich meine, du weißt, dass du ständig in den Medien bist. Und wir auch. Du bist eine der bekanntesten Sängerinnen, und du weißt, wie das manchmal auf die falschen Leute anzieht."
„Und was ist mit euch beiden?", fragte Chloe mit einem Hauch von Resignation. „Ihr seid doch auch keine Unbekannten. Der Gabriel als dieser beliebte Teenie-Star, und du, Damien, hast dich mit deinen Filmen und Serien auch nicht gerade unsichtbar gemacht."
Gabriel, der die Unterhaltung bis jetzt mit einer entspannten Miene verfolgt hatte, beugte sich nun vor. „Er hat recht, Chloe. Ich weiß, dass du das alles manchmal schwer verstehst, aber unser Leben – eures und meins – zieht eine Menge Aufmerksamkeit an. Und es gibt Leute, die damit nicht umgehen können. Deswegen sind wir hier."
Chloe atmete tief ein, als das SUV auf die schneebedeckte Auffahrt vor einem kleinen Haus lenkte. Die Jungs hatten vielleicht recht, aber das würde ihre Gedanken nicht einfacher machen. Sie war immer noch Chloe Lennox – Sängerin mit Millionen von Fans weltweit, aber in diesem Moment fühlte sie sich alles andere als wie ein Star. Es war nur der Gedanke an den jüngsten Vorfall, der sie in diese Ungewissheit trieb.
„Und was passiert, wenn wir hier nicht bleiben können?", fragte sie, als das Auto stoppte. „Wenn der Angreifer uns weiterhin verfolgt?"
Damien war der Erste, der ausstieg. „Dann kämpfen wir weiter, Chloe. Und wir werden nicht zulassen, dass irgendjemand dir noch einmal so etwas antut. Die Medien werden uns zwar verfolgen, aber wir sind zusammen, und das macht uns stark."
Gabriel, der ebenfalls die Tür öffnete und den Kofferraum aufschwang, grinste schief. „Und keine Sorge, hier in Minnesota gibt es keinen Paparazzi. Zumindest nicht viele."
„Würde mich nicht wundern, wenn sich auch hier bald die ersten Pappnasen herumtreiben", murmelte Chloe und trat hinaus, der kalte Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Doch als sie das neue, kleine Zuhause sah, konnte sie für einen Moment die Last auf ihren Schultern ein wenig leichter spüren. Vielleicht war dies der Anfang von etwas Neuem – ein Neustart, der vielleicht nicht perfekt war, aber zumindest eine Chance bot, wieder zu sich selbst zu finden.
„Okay, du hast uns überzeugt", sagte sie schließlich und blickte Gabriel an. „Minnesota, wir kommen. Aber ihr zwei könnt das nächste Mal beim Umzug helfen. Ich habe den größten Koffer!"
Gabriel lachte. „Deal. Aber du schuldest mir ein Konzert, wenn wir uns hier eingelebt haben."
„Das werde ich mir merken", antwortete Chloe mit einem Anflug von Humor, auch wenn sie wusste, dass ihre Karriere immer weiter mit Herausforderungen konfrontiert sein würde. Aber für den Moment war es genug, ihre Familie bei sich zu haben. Und das wusste sie – nichts würde sie jemals davon abhalten, für sie zu kämpfen.
Fortsetzung folgt am 21. 11.2024
(Falls jemand fragt wo ihre Eltern geblieben sind das erwähne ich im nächsten Kapitel noch)
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