Seo -2-
Gut, dass ich wusste, wo Changbins seine letzte Stunde vom Schultag hatte. Dort lief ich schnell hin, um ihn noch abzufangen. Um rechtzeitig noch hierher kommen zu können, sagte ich Frau Kwon, dass es etwas dringendes zuhause passiert war, um das ich mich kümmern musste und da ich immer sehr vertrauensvoll war, lies sie mich gehen. Ich lehnte mich an die Wand und wartete, bis die letzten zehn Minuten verstrichen. Von innen konnte ich Stuhlrücken hören und Schüler die ihre Taschen packten. Die letzte Stunde vor dem Wochenende waren die meisten sehr aufgeregt und wollten einfach nur so schnell wie möglich verschwinden. Schüler stürmten aus dem Raum, manche unterhielten sich untereinander oder waren mit ihrem Handy beschäftigt. Ich hielt Ausschau nach Changbin, was nicht gerade schwer war, denn er war im Gegensatz zu seinen Mitschüler klein. Er verstaute noch ein paar Bücher in seine Tasche. „Changbin?", sprach ich ihn an. Sein Kopf schnellte nach oben und sah zu mir. Sein Blick verfinsterte sich sofort. „Was willst du, Hwang?"
„Wir müssen miteinander reden." Changbin schnaubte nur und verschloss seine Tasche, bevor er eilig an mir vorbei lief. Ich folgte ihm. „Warte, es ist wirklich wichtig!" Changbin blieb kurz stehen und bestrafte mich mit weiteren bösen Blicken. „Was wenn ich nicht mit dir reden will? Ich muss meinen Bus bekommen, also lass' mich in Ruhe." So schnell würde ich nicht aufgeben. Vor allem nicht wegen Minho. Wenn er so wenig von mir gehalten hatte, weil er sich nicht bei mir wohl fühlte, dann musste ich ihm zeigen, dass ich jetzt alles für ihn gebe. Ich hielt also Changbin an seinen Oberarm fest. Changbin zischte wie eine Schlange und versuchte sich abzuschütteln. „Ich weiß, dass du mich hasst, aber ich muss wirklich mit dir sprechen. Es geht um Minho." Changbin brachte ein bitteres Lachen zustande, was mich nervös machte. „Ach ja stimmt, Minho ist ja abgekratzt. Mein Beileid oder so."
„Du hast mit ihm zutun gehabt, oder? Ihr habt euch Raumbezeichnungen und Wonpreise zugeschickt. Steckt ihr in irgendwelche bösen Machenschaften oder so? Hast du Minho irgendwas angetan?", fragte ich ihn. So wie Changbin sich hier präsentierte, würde ich zutrauen, dass er irgendwas krummes mit Minho am Laufen hatte. „Das geht dich gar nichts an, Hwang! Verpiss dich!", fuhr er mich an und riss sich aus meiner Berührung los. Er lief zur Haupttür, die er aufriss. Wie ein Schatten folgte ich ihm. Er kann mich nicht so leicht abschütteln. „Wieso zum Fuck kannst du nicht gehen? Erst klaust du mir immer den ersten Platz und dann belästigst du mich mit Sachen, die dich einen Scheiß angehen!" Changbin war sauer. Er signalisierte mir, dass ich ihn in Ruhe zu lassen hatte, doch für Minho würde ich weiter ins Wespennest stecken. Ich brauchte Antworten. „Es geht mich sehr wohl was an, was Minho gemacht hat. Ich vermute nämlich, dass er umgebracht wurde." Die Sonne schien und es war herrlich warm, doch Changbins Präsenz lies mich frösteln. Wie kann jemand so angepisst sein, wie er? „Ach und jetzt spielt sein Kumpel etwa Sherlock? Wer denkst du wer es war? Ich? Lässt du mich deswegen nicht in Ruhe? Hwang, ich bin kein Mörder, also spar dir deine Theorien. Ich könnte Minho kein Haar krümmen." So leicht glaubte ich ihm nicht. Immer noch folgte ich Changbin. Gemeinsam standen wir jetzt an der Bushaltestelle.
„Wenn du mir sagst, was du mit ihm zu tun hattest, dann streiche ich dich vielleicht von meinen Verdächtigen." Changbin gab noch ein weiteres bitteres Lachen von sich. „Deine Verdächtige? Du bist wirklich Sherlock Holmes! Viel Spaß im Dunkeln zu tappen. Mein Bus kommt übrigens gleich."
„Changbin, bitte! Ich brauche wirklich deine Hilfe. Kann ich irgendwas machen, damit du mit mir redest?" Ein Bus fuhr in die Haltestelle. Er öffnete seine Türen und Changbin lief darauf zu. Bevor er allerdings einstieg, drehte er sich zu mir um. „Ich weiß, was du machen kannst. Du wirst den nächsten Test absichtlich verhauen, damit ich einmal auf Platz 1 bin. Ich bin gespannt was dir wichtiger ist: Eine perfekte Leistung oder Antworten. Bye, Hwang, schönes Wochenende. Ach noch was: Minho hat nicht viel von dir gehalten. Hat er mir erzählt." Er sagte das so schmierig, dass es mir kalt über den Rücken lief. Ich war nur mehr als nur froh, als er in den Bus einstieg und ich nicht mehr sehen konnte. Trotzdem verletzten mich seine Worte. Minho mochte mich weniger, als ich gedacht habe und das tat ziemlich weh.
Changbin verlangte einiges von mir ab. Bisher habe ich noch nie eine Arbeit verhauen. Noch nie. Meine schlechteste Punkteanzahl war 88 gewesen, doch da war ich krank gewesen und wollte die Arbeit nicht nachschreiben. Um die Arbeit zu verhauen, musste ich unter 64 Punkte kommen. Das wird nicht leicht für mich sein. Es wird mir einiges an Überwindung kosten absichtlich nichts in die Spalten zu schreiben. Für Minho würde ich es allerdings machen. Nur so hatte ich die Chance alles wieder gut zu machen. Die nächste Arbeit war eine Geschichtsarbeit und wir würden sie in einer Woche schreiben. Bis dahin geduldete ich mich.
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