Loserstreber #1 -4-
Am nächsten Tag ging es mir so elend wegen Minhos Tod, dass ich mich nicht aufraffen konnte in die Schule zu gehen. Heute würde die Trauerfeier in der Turnhalle stattfinden und ich fragte mich wirklich, wie ich das schaffen sollte. Menschen in Schwarz gekleidet, die Gesichter seiner Eltern tränenüberströmt, die Schulband, die irgendein trauriges Lied spielte. Ich wollte meinem trauerten Herz nicht noch mehr zumuten. So wie ich Minho kannte, würde er die Trauerfeier unnötig finden. Er wollte lieber eine Party zu Ehren von ihm, wenn er irgendwann starb. Mit DJs und Cocktails. Nicht das, was seine Eltern für ihn planten. Ich konnte so deutlich vor mir sehen, wie er mit den Augen rollen würde, so wie er es oft gemacht hatte, wenn seine Eltern ihm einen Vorschlag unterbreiteten, der ihn nicht passte.
Ich folgte seiner Bitte und lies Lieder auf meinem Handy abspielen, von den ich wusste, dass er sie liebte. Sobald die ersten Klänge der vertrauten Musik abspielte, wurde es mir wieder so schwer ums Herz, dass ich wieder weinen wollte. Wie ein kleiner Film mit der Hauptrolle Minho spielte sich in meinem Kopf ab. Minho und ich wie wir immer zusammen als Kinder getanzt haben, Fangen gespielt haben, Übernachtungsparty in seiner Villa, das erste Mal, wo wir heimlich Alkohol getrunken haben, die vielen Ausflüge mit ihm und seinem Fahrer, wo wir einfach nur laut Musik gehört hatten. Es kam über mich und ich vergrub mich in meine Decke, weinte was das Zeug hielt. Das alles werde ich nie wieder mit Minho erleben können. Keine gemeinsame Abschlussparty, wenn wir die Schule hinter uns hatten, keine Dormeinweihung, wenn er auf die Yosei ging und mir sein Zimmer zeigte und keine Unterhaltungen über seine Studentenleben. Solche Momente musste ich mit jemand anderes erleben, falls ich mich je mit anderen Studenten anfreunden konnte. Ich hatte immer das Gefühl, ich bräuchte einfach nur Minho um mich herum. So schräg es klingt, Minho war meine Welt und jetzt ist sie erloschen.
Ich blieb den ganzen Morgen im Bett. Erst am Nachmittag wagte ich mich nach draußen, um mir was zu essen zu holen. Nachdem ich meinen leeren Magen gefühlt hatte, holte ich mein Handy zu mir und schaute mir Bilder mit Minho an. Ich sollte das nicht machen, sonst würde ich wieder zu weinen anfangen, doch da war dieser Wunsch sein Gesicht zu sehen, die Erinnerungen abzurufen, die ich mit ihm gemacht hatte. Minho und ich haben viele lustige Bilder gemacht. Jedes davon sah ich mir an. Irgendwann am Nachmittag klingelte mein Handy. Ich ging rann. „Hey, Hyunjin", begrüßte mich Minhos Mutter. Sofort richtete ich mich auf und lehnte mich gegen die Wand. „Hey, Saejin", begrüßte ich sie. Wir waren schon längst über die 'Frau Lee'-Phase hinaus. Seit Jahren nannte ich Minhos Eltern bei ihren Vornamen, weil sie es so gerne wollten. Sie hatten mich sehr gerne und luden mich oft zum Essen ein. Minho sagte mir einmal, dass sie mich so mochten, weil ich ein guter Umgang für ihn war. Und wieder sah ich Minhos typisches Augenrollen vor mir. „Was..gibt es?", traute ich mich zu fragen. „Wir haben dich heute auf der Trauerfeier sehr vermisst. Wieso warst du nicht da? Minho hat es sicher traurig gefunden, dass du nicht da warst." Ich war es gewohnt, dass Saejin sehr bestimmerisch mit Minhos Leben sein konnte, doch dass sie auch nach seinem Tod so über ihn sprach, machte mich leicht wütend. „Ich habe es einfach nicht geschaft, Saejin. Es tut mir Leid."
„Wie auch immer....würdest du bitte vorbei kommen? Ich glaube Minho hat noch ein paar Sachen von dir." Das konnte gut sein. Schon ein paar Mal habe ich Klamotten von mir dort gelassen, da er keine Probleme damit hatte. Saejin war sogar so nett, dass sie die Kleidung für mich wusch. Meine anderen Kopfhörer waren auch noch dort. „Ja, kann ich machen. Jetzt gleich?"
„Wenn es dir möglich ist, dann ja."
„Dann mache ich mich auf den Weg. Bis gleich."
Kurz schrieb ich meinen Eltern eine Nachricht, dass ich bei Minhos Eltern war, um Sachen von mir abzuholen. Ich zog mir andere Sachen an und lief zur Bushaltestelle. Es war seltsam mit dem Bus zu Minhos Zuhause zu fahren. Sonst holte mich Gunwoo immer ab. Minho bestand stets darauf, dass man seinen Kumpel immer abholte, wenn er ihn besuchte. Minho und seine kleinen Macken. Macken, die ich jetzt vermisste. Gleich würde ich in sein Zuhause ankommen. Dort wo ich unzählige Tage meines Lebens verbracht hatte. Wie wird es sich anfühlen jetzt ohne ihn dort zu sein? Die Antwort war: Schrecklich. Sobald ich seine Villa sah, schmerzte meine Herz so stark, dass ich am liebsten umdrehen wollte und gehen. Ich atmete tief durch und stellte mich vor dem Eingangstor des Anwesen, damit Saejin mir aufmachte.
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