dagat
Der Ozean scheint zu atmen und seine Salzluft erfüllt die Klippe und meine Lungen. Ich fühle mich frei und gut, fast wünsche ich mir, dass dieser Moment niemals endet.
Erst jetzt realisiere ich, dass ich immer noch etwas verdattert hinter ihr stehe. Ich fühle mich fast seltsam, schließlich hat sich immer noch nichts an der Situation geändert, dass sie keine Kleidung trägt. Ohne weiter darüber nachzudenken, ziehe ich meine Regenjacke aus und lege sie dem Mädchen über die schmalen Schultern. "Du frierst doch sicher...", murmle ich dabei und versuche es nicht noch unangenehmer zu machen, als es ohne hin schon ist.
Ein Schmunzeln zeichnet sich auf ihren wohlgeformten Lippen ab, ehe sie meine Jacke enger um ihre Schultern zieht. Weiterhin sind ihre Augen auf die See gerichtet, ich kann Sehnsucht in ihren sehen.
"Wie ... wie heißt du eigentlich?" Ich kann meine Neugier nicht mehr zurückhalten, schließlich möchte ich endlich wissen, wer sich nach diesem Sturm auf die Klippe verirrt hat. Sie könnte aus dem Dorf stammen. Eine Schwimmerin, die sich nicht rechtzeitig vor dem Sturm in Sicherheit bringen konnte.
"Ich habe keinen Namen", erwidert sie und wieder trägt mich der Klang ihrer Worte für einen Moment in die weite Ferne. Dann wird mir ihre Bedeutung klar und prüfend musterte ich sie, ehe ich mich neben sie hocke. "Das kann gar nicht sein. Jeder Mensch hat einen Namen." Vielleicht hat sie ihre Erinnerungen verloren? Ich spiele immer mehr mit dem Gedanken einen Arzt zu rufen. Sie könnte ernsthafte innere Verletzungen haben, die ich gar nicht wahrnehmen kann.
"Ist das so?", möchte sie wissen. In ihrer Stimme klingt der Spott mit. "Nun, wenn das so bei Menschen ist, dann...", sie überlegt einen Moment. Ich kann jedoch nicht anders, als sie anzusehen, denn auch wenn sie hier sitzt, halbnackt und in meine Jacke gehüllt, hat sie etwas Majestätisches an sich.
"... dann nenn mich doch einfach Lyra."
Lyra. Wohlklingend genau wie ihre Stimme.
Lyra. Lyra. Lyra.
Das Mädchen von der Klippe.
Im gleichen Augenblick dreht sie ihren Kopf in meine Richtung. Rotbraune Locken fallen ihr über die Schultern, meerblaue Augen mustern mich ausführlich. Ich kann fast jede Sommersprosse auf ihrer Nase zählen. Ihre Züge sind seltsam fremd und kleine Grübchen kommen an ihren Mundwinkeln zum Vorschein, als sie zu Lächeln beginnt. "Und da jeder Mensch einen Namen hat, nehme ich an, dass du nicht einfach nur der Junge vom Leuchtturm bist?"
Nein, das allein war ich doch. Nicht mehr und nicht weniger.
"Ich bin Fjonn. Nur Fjonn."
Wellen schlagen an die Klippe, während Lyras Blick wieder in die Ferne streift. "Also Fjonn, ich nehme an, dass du in deinem Leuchtturm nichts für mich zum Anziehen hast, oder?"
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