21. Verräterische Visionen
„Wir müssen sie aufhalten!" „Beruhige dich Erik. Wenn du jetzt hier durchdrehst, hilft uns das auch nicht weiter" „Keine Sorge. Zac hat recht. Wir werden sie finden.", versuchte auch Sirena ihn etwas zu beruhigen. „Außerdem kann sie noch nicht weit sein" „So passt du also auf deine Freundin auf", meinte Ondina nur zur Gesamtsituation. Sie beschlossen sich aufzuteilen und nach Luna zu suchen.
Sie tauchte in einer dunklen Höhle wieder auf. Auf einmal durchzuckte sie, wie ein elektrischer Schlag, eine Vision: Einige Meerjungfrauen waren vor ihr im Wasser und tuschelten. Offensichtlich wollten sie nichts mit Luna zu tun haben und schlossen sie aus. Schnell schüttelte die Meerjungfrau die Bilder ab und schwamm zum Rand der Grotte. Dort fand sie eine geeignete Stelle, um sich aus dem Wasser an die Oberfläche zu ziehen und zu trocknen.
Durch einen dunklen Gang kam sie in eine Art leeren Saal. An dessen Ende konnte sie die Umrisse einer Flügeltür erkennen. Leise schlich sie durch den Saal, blickte sich noch einmal um und legte die Hand auf den Türgriff. Vorsichtig drückte sie ihn herunter und öffnete die Tür.
So nah und doch so fern durchstreifen Lunas Freunde auf der Suche nach ihr den Ozean. Die Meerjungfrauen hatten sich in Zweierteams auf den Weg gemacht, die Meermänner versuchten es allein. Mit wachsender Sorge durchschwamm Erik seinen Teil des Meeres. So sehr es auch versuchte, er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Deshalb übersah er auch die kleine glitzernde Schuppe vor einer gut getarnten Höhle. Langsam schwamm er weiter. Plötzlich hielt er an. Sein Unterbewusstsein meldete sich. Er hatte etwas übersehen! Ein kleines Stück schwamm Erik zurück und entdeckte die Glitzerschuppe! Er taucht ein Stück tiefer und will danach greifen, als er von einem großen Schatten überdeckt wird. Sofort dreht er sich um und erschrickt. Mit ihm hätte er nicht gerechnet...
Lunaja betrat vorsichtig einen neuen Raum. Dieser war noch größer und viel festlicher. Auch wenn sie es nicht gerne zugab: Sie war sehr beeindruckt! An einer Ecke der Wand stand ein Kamin. Davor stand ein Drehsessel mit der Lehne zu ihr. Um sich etwas Mut zu machen, versuchte Luna es mit einem Witz. Halblaut sagte sie zu sich selbst: „Jetzt dreht sich bestimmt der Sessel gleich um und darauf sitzt Meerius mit einem edlen Perser auf dem Schoß." Eine Stimme hinter ihr ließ sie zusammenzucken: „Das wäre doch viel zu vorhersehbar"
„Zac! Du hast mich gerade zu Tode erschreckt!" „Tut mir leid Erik. War nicht meine Absicht" Zac benachrichtigte Erik, dass die Anderen nichts gefunden hätten und sich für eine kurze Pause bei Rita getroffen haben. „Hast du etwas gefunden?" „Ja. Gerade eben, als du mich so erschreckt hast." „Echt? Und was?" „Diese Glitzerschuppe hier. Sie lag vor dem großen Stein da unten. Luna muss also hier gewesen sein" Die beiden Meermänner einigten sich darauf, dass Zac zurückschwimmen und die Anderen holen sollte. Erik würde hier bleiben, damit sie die Stelle auch wiederfanden. Zac wollte gerade los, als ein großer Schatten erschien. Und dieses mal war es keiner ihrer Freunde...
Erschrocken drehte sich Lunaja um. Vor ihr stand niemand anderes, als Meerius höchstpersönlich. „Ich hab dich schon erwartet" Luna war verdutzt. Erwartet? „Wieso?" „Na mit dem gleichen Mittel, mit dem du mich gefunden hast. Denkst du das funktioniert nur in die eine Richtung? Und bist du wirklich davon ausgegangen, dass mein Schloss unbewacht ist?" Luna schwieg. ‚Ich war so konzentriert, hier ungesehen hereinzukommen, dass ich das offensichtlichste übersehen habe: Es war zu einfach! Ich bin so ein...' Meerius schien ihren Gedankengang gefolgt zu sein: „Du bist nur hier hereingekommen, weil ich es so wollte. Deine Freunde haben da wohl weniger Glück..." Langsam taute Luna aus ihrer Schockstarre wieder auf: „Sie werden auch nicht kommen. Ich habe ihnen eine Nachricht hinterlassen, dass sie sich da raushalten sollen." Meerius lächelte kühl, Luna bekam eine Gänsehaut. Was wusste er, was sie nur erahnen konnte? Er schien sie nicht lange auf die Folter spannen zu wollen: „Haben sie aber nicht", meinte er immer noch lächelnd, „Meine Wachen haben mir gerade zwei Eindringlinge mit blauem Fischschwanz gemeldet. Ich habe ihnen sofort befohlen, sich um sie zu kümmern"
„NEIN! Ich werde nicht zulassen, dass du meine Familie und Freunde bedrohst. Sie sind alles für mich und ich werde sie beschützen!" Meerius konnte nur noch irritiert schauen, denn Luna griff mit diesen Worten unvermittelt an!
„Was ist das denn?", wollte Zac verwundert wissen. „Das ist ein echt großer und offensichtlich auch noch wütender Hai" „Das seh ich selber. Aber was hat er da an? Das sieht aus, wie eine Rüstung?!?" „Dann haben wir offensichtlich Meerius Versteck gefunden. Das hier wird sein Haustier sein." „Und wie ist Luna dann hier vorbei gekommen?", überlegte Zac, nachdem er dem Wächter nur knapp entwischen konnte. „Hmmm. Ich weiß! Er hat sie erwartet. Er wollte das sie ihn findet. Luna ist in seine Falle getappt! Wir müssen ihr helfen!" Doch der Versuch zum Eingang zu gelangen blieb erfolglos. Ebenso wenig Erfolg hatten sie bei dem Versuch den Hai zu vertreiben. Zuletzt wollten sie einfach nur noch fliehen, um sich in sicherer Entfernung einen Plan zurecht zu legen oder Unterstützung zu holen. Aber auch dieser Plan wurde durch den Raubfisch vereitelt. Da wurde den Jungen klar: Wenn überhaupt, dann kann nur einer entkommen!
Meerius war über den Angriff so überrascht, dass er beinahe nicht reagierte. Im letzten Moment wich er aus. Ein Kampf brach aus, heftiger noch als das erste mal. Luna hatte ihre Kräfte gut trainiert und Meerius hatte deutlich mehr Schwierigkeiten auf ihre Angriffe zu reagieren, als damals in der Bucht. Der Kampf dauerte lange an und verlangte von beiden Kontrahenten größtmöglichen Einsatz. Gerade sah es so aus, als ob Luna die Oberhand gewinnen sollte. Doch da durchzuckte sie wieder das Bild von den Meerjungfrauen. So schnell wie es kam, verschwand es auch wieder. Luna griff erneut an und ihr Gegner konnte sich nur mit einem Hechtsprung in Sicherheit bringen. Meerius wusste, dass er dieses mal zu hoch gepokert hatte. Er musste es ihr sagen! Wenn sie die Wahrheit erfahren würde, wäre sie vielleicht doch auf seiner Seite. Schnell zog er den Kopf vor einem erneuten Angriff ein.
Vor Lunas innerem Auge erschien ein neues Bild. Die eine Meerjungfrau von der Zeremonie. Sie sah sie wieder so spöttisch an. Dann lachte sie über Luna und kehrte ihr den Rücken zu. Die Vision verschwand und Luna wich einen von Meerius' Angriffen aus und feuerte zurück. Zwei neue Bilder ließen sie wieder einen Moment zögern. Wenn das so weiter ging, konnte sie nicht gewinnen. Sie musste alledem jetzt ein Ende machen!
Meerius merkte, dass es langsam knapp für ihn wurde. Er hatte inzwischen einen kleinen Kratzer am Bein und wie sein Ballsaal inzwischen aussah, darüber wollte er gar nicht nachdenken. Doch etwas war plötzlich anderes an seiner Gegnerin. Sie wirkte hektischer. So, als ob sie unter Zeitdruck stände. Und immer wieder hielt sie für einen Moment inne. Was war los mit ihr? Vorsichtig trat er aus seiner Deckung. Luna sammelte erneut ihre Energie. Sie schien alle ihre noch vorhandenen Kräfte zu konzentrieren und nahm zusätzlich ihren Armreif zur Hilfe.
Die Vision kam so unerwartet und heftig, wie keine Andere zuvor. Diesmal war es nicht nur ein kurzes Bild, sondern ein richtiger Film: Ihre Freunde schauten sie geringschätzig an. Sie lachten über sie und wollten sie von Mako vertreiben. Erik kam hinzu und Luna erhoffte sich seine Unterstützung, doch er sagte nur, dass er nichts mit so jemanden wie ihr zu tun haben möchte. Luna war bestürzt.
Meerius merkte, dass etwas nicht stimmte. Er wusste nur nicht, was es war. Kurz bevor Luna wieder zu sich kam und es selbst bemerkte, hatte Meerius es schon gesehen. Aber er konnte auch nichts dagegen unternehmen:
Luna konnte ihren Zauber nicht mehr kontrollieren! Er flog einfach in irgendeine Richtung davon. Er prallte an einer Wand ab und kam wieder auf sie zu. Noch durcheinander durch die Vision, sah sie das Geschoss zu spät und es erwischte sie an der Schulter. Der Energieball flog durch das nächste Fenster und war weg.
Geschwächt durch den Kampf, den Streifschuss und die Visionen konnte Luna sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Knie sackten ein und das letzte, was sie sah, war Meerius, der auf sie zugerannt kam.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro