11. Rei Meus
Traurig und wütend schwamm Luna durch die Gewässer in der Nähe der Küste. Sie machte sich keine Sorgen entdeckt zu werden. Sie trug ja ihr T-Shirt. Wenn sie jemand sah, würde er sie für eine normale Schwimmerin halten.
Auf einmal blieb sie stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie blieb ganz ruhig unter Wasser liegen und lies sich von den Strömungen treiben. So fand sie die Stelle, an der sie das Geräusch gehört hatte sofort wieder.
Es waren Schweinswale, die sie da hörte. Wahrscheinlich zwei Stück und sie riefen etwas... Sie riefen um Hilfe! Jemand tat ihnen weh! Als Meerjungfrau hatte Luna schon immer das Gefühl, dass sie Meerestieren in Not helfen musste.
Vorsichtig schwamm sie näher heran. Da stand ein Mann mit einem schwarzen Mantel auf einem Stein mitten im Wasser. Seine bloße Anwesenheit schien die Tiere irgendwie zu quälen. Wie genau er das machte, konnte Luna nicht ganz erkennen. Sie war einfach zu weit weg. Aber, dass er der Grund für das Leiden der Wale war, erkannte sie sofort. Sie spürte den Schmerz der Wale und konnte das einfach nicht hinnehmen.
„Hey Sie! Lassen sie die Wale in Ruhe!", rief sie und schwamm näher heran. Sie tauchte mit dem Oberkörper auf und stützte sich mit ihrer Flosse leicht am Meeresgrund ab. So sah es so aus, als ob sie im Wasser stehen würde und ihr Schwanz war nicht zu sehen.
„Mutig, mutig meine Kleine. Nicht jede von euch würde sich trauen vor einem wie mir aufzutauchen und ihr Geheimnis in Gefahr zu bringen."
Luna war für einen Moment verwirrt. Diese T-Shirt-Strategie hatte schon so oft funktioniert. Was war denn dieses mal schiefgegangen? Oder hatte er ihren Schwanz gar nicht gesehen. Das ergab alles keinen Sinn. Egal. Sie musste ruhig bleiben. „Ich weiß ja nicht, wovon Sie reden, aber ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen die Wale in Ruhe zu lassen Herr..." „Herr Meus. Rei Meus."
Zac und Erik schwammen durch den Ozean und suchten nach Luna. Da spürten auch sie etwas. Sie waren lange nicht so sensibel, wie Luna und konnten die Schwingungen auch nicht zuordnen. Doch sie schafften es, diesen Schallwellen zu folgen und deren Ursprung zu finden. Sie tauchten im Schatten eines großen Felsens auf und sahen Luna und den fremden Mann. „Wer ist das?", überlegte Erik. „Und warum taucht Luna einfach so vor ihm auf?" „Er sieht ja nicht, dass sie eine Meerjungfrau ist. Deshalb hat sie das T-Shirt an" „Und was wollen wir jetzt machen?" „Ich würde vorschlagen, dass wir uns erst einmal hinter der Felsgruppe da vorne verstecken und die Situation beobachten. Wenn Luna uns braucht, greifen wir ein" So versteckten sich die Beiden und lauschten.
Luna hatte ein seltsames Gefühl bei dem Mann. Er hatte eine unheimliche Ausstrahlung und machte immer wieder solche Andeutungen, als ob er das Geheimnis der Meerjungfrauen kannte. Und das konnte nur eines bedeuten: Er war ein Meermann. Deshalb stand er auch auf diesem Stein und konnte mit seinen bloßen Gedanken die Wale quälen. Immerhin würde das bedeuten, dass er das Wasser kontrollieren kann. ,Wenn er sich verwandeln würde, wäre er abgelenkt und die Wale und ich hätten genug Zeit zu verschwinden.' Das war also der Plan. Sie würde ihn ablenken und in der Zeit das Wasser zu ihm bewegen. Gedacht, getan.
„Was wollen Sie überhaupt von den Tieren?" ,Okay lass ihn reden. Tu so, als ob du zuhörst und dann platsch. Ein Wassertropfen auf den Fuß' „Von den Tieren will ich eigentlich gar nichts. Aber als ich dich aus dem Meerespark stürmen sah, dachte ich, dass ich dich jetzt endlich mal allein treffen kann. Und die Wale haben nur dazu gedient dich anzulocken. Lunaja, Tochter von Ocean" ,Okay nur noch ein bisschen und dann... warte mal WAS? Was hat der Typ gesagt? Er hat auf mich gewartet? Und woher kennt der meinen Namen?'
Rei Meus grinste. Er hatte Luna aus dem Konzept gebracht. Er hatte schon lange die Wassertropfe gesehen, die sich vorsichtig auf ihn zubewegte. Jetzt war sie kurz abgelenkt und er übernahm die Kontrolle über das Wasser. Sie war schlau, aber nicht darauf vorbereitet.
Das Wasser um ihr herum geriet auf einmal in Bewegung. Sie sah ihn in die meeresblauen Augen. Er hatte die gleichen Augen, wie sie.
Das leichte Grinsen in seinem Gesicht beantwortete ihr die Frage, was auf einmal los war. Ihre Vermutung war richtig und er versuchte gerade...was versuchte er eigentlich? Was auch immer es war, sie lies sich nicht so leicht von diesem arroganten Meermann besiegen. Sie lies sich absichtlich ein paar Meter treiben und konzentrierte sich. Das Wasser um ihr herum wurde ruhiger. Sie schloss die Augen und tat so, als ob sie sich ergeben würde. Plötzlich öffnete sie die Augen wieder, spannte ihre Muskeln an und begann das Wasser zu kontrollieren.
Die beiden Jungen hinter dem Felsen hatten die Szene mit wachsendem Unbehagen beobachtet. Sie verstanden nicht alles, aber waren sich sicher, dass sie eingreifen mussten. Nur wie? Zwischen den beiden Kontrahenten tobte eine regelrechte Seeschlacht. Das Wasser gefror, dampfte, wölbte sich und glättete sich dann wieder. Die Beiden schienen gleich stark zu sein. Die Meermänner waren beeindruckt.
Er hatte es fast geschafft. Sie währte sich heftiger und stärker, als erwartet. Aber gleich hatte er sie zu der Stelle im Meer getrieben, zu der er sie gerne hätte. Noch drei Meter. Zwei. Nur noch ein kleines Stück. Mit einer Hand kontrollierte er weiter die Strömung. Mit der anderen ließ er das Wasser auf der Höhe ihrer „Füße" gefrieren. Eine scharfe Kante entstand.
Luna schrie, als das Eis in ihren Schwanz einschnitt. Das Wasser begann sich rot zu verfärben. Sie wusste, dass sie das nicht mehr lange durchhalten würde. ,Dann ist es halt so. Aber es sollen keine Unschuldigen zu Schaden kommen' Mit letzter Kraft ließ sie eine Welle erscheinen und schirmte sich und die Wale ab. „Verschwindet!", rief sie ihnen zu, als die Mauer mit einem lauten Krachen zusammenstürzte.
Erik und Zac hatten wie versteinert die letzten Minuten beobachtet. Nun wachten sie aus ihrer Schockstarre auf. Zac sorgte für Deckung und Erik schwamm zu Luna. Diese war am Ende ihrer Kräfte. Mit Hilfe ihres Shirts versuchte Erik die Blutung zu stoppen. „Zac! Wir müssen hier sofort weg."
Mit Hilfe der beiden Wale flohen die drei. Sie durften nicht zu schnell schwimmen, sonst hätten sie Luna noch mehr verletzt. Zu langsam durften sie jedoch auch nicht werden, denn hinter ihnen nahm ein kleines Boot die Verfolgung auf. Besorgt blickte sich Zac zu ihrem Verfolger um. Würden sie rechtzeitig bei Rita sein?
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