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54 | Gift oder Gewissen - Part II

Hunderte Meter unter der Oberfläche wird offenbar, dass das Kapitol sich jeglichen überflüssigen Prunks entledigt hat. Als die Fahrstuhltüren aufgleiten, sieht Finnick sich dem blanken Herzen der Hauptstadt gegenüber, kalt und abweisend. Links und rechts vom Aufzug erstrecken sich schier unendliche Gänge, die so karg anmuten, dass es in ihm das Gefühl erweckt, alle Farbe wäre aus der Welt gewichen. Glänzender weißer Fliesenboden und Wände, beleuchtet von nackten Leuchtstoffröhren, die auch den letzten Schatten gnadenlos ausleuchten. An der Decke Kameras, die zweifellos jeden Schritt aufzeichnen. Feindschaft gegenüber dem Leben durchdringt das Kellergewölbe.

Nur Dr. Gaia Gaul in ihrem weißen Kleid passt an diesen unwirtlichen Ort. Bis auf ihre zart pinken Haare, der einzige bunte Fleck hier unten. „Stehen bleiben", befiehlt sie in einem scharfen Ton, der unweigerlich sogar Finnick imponiert. Sie verschwindet hinter einer der zahlreichen gleichförmigen Türen dem Fahrstuhl gegenüber. Lange dauert es nicht, ehe sie wieder auftaucht, die klappernden Absätze gegen lautlose Gummischuhe getauscht und einen Kittel über dem Abendkleid. „Willkommen in meinem Reich, Mr. Odair." Sie breitet ihre Arme zu beiden Seiten aus, als gäbe es etwas zu präsentieren, außer weißer Einöde.

„Das ist also ihr Labor, nehme ich an?"
Dr. Gaul nickt. „Die Dovecote-Einrichtung zur experimentellen Mutationsforschung, um genau zu sein. Nicht alleine mein Labor, aber der Dreh- und Angelpunkt meiner Forschung." Die Spuren der ängstlichen Frau, die aus dem Appartement von Distrikt vier geflohen ist, sind fortgewischt.

Finnick strafft die Schultern. Snow heißt seinen Besuch an diesem Ort sicherlich nicht gut, das kann er sich nicht vorstellen. Nur, wenn hier unten eine Falle auf ihn wartet. Das wiederum können sie sich allerdings nicht erlauben, nicht bei ihm. „Also, warum bringen Sie mich hierher? Normalerweise behält das Kapitol seine Geheimnisse für sich. Und bei allem Aufheben, was man um uns Sieger macht, weiß ich doch um meinen Platz."

„Folgen Sie mir, Mr. Odair", erwidert die junge Forscherin bestimmt. „Es gibt eine Menge über uns, das sie nicht einmal ahnen – ungefähr so viel, wie es verschlossene Türen hier unten gibt. Machen Sie sich keine Illusionen, eine geöffnete Tür ist nicht mehr als ein einzelner Tropfen im Ozean der Geheimnisse. Mein Risiko, Sie nach hier unten zu bringen, nicht das des Präsidenten. Vielleicht können Sie sich das nicht vorstellen, doch auch sein Einfluss kennt Grenzen."

Ihr Lächeln ist ein Musterbeispiel fröhlicher Unschuld, das ein kühles Prickeln über Finnicks Haut jagt. Er sieht zwei Möglichkeiten: Entweder, er hat Gaia Gauls Gefährlichkeit gehörig unterschätzt oder aber Gaia Gaul überschätzt sich selber gnadenlos. Schwer zu sagen, was ihm lieber ist.

Die zierliche Forscherin führt ihn den Gang zur Linken hinab. Außer ihrer beider Schritte ist kein Geräusch zu vernehmen. Türen ziehen vorbei und Finnick kann nicht anders, als sich vorzustellen, welch schreckliche Experimente hinter jeder davon lauern. Eine Regierung, die Menschen die Zungen herausschneidet, um stumme Sklaven aus ihnen zu formen; die Kinder auf Leben und Tod kämpfen lässt, der ist alles zuzutrauen. Die schiere Größe des Labors mit den sich immer weiter verästelnden Gängen bringt Finnicks Kopf zum Schwirren. Wie ein Spinnennetz breitet das Labyrinth sich unter der Stadt aus, den Präsidentenpalast im Mittelpunkt. Eine perfekte Todesfalle für die Feinde des Kapitols. Wer hier weggesperrt wird, der ist der Gnade von Snow und seinen Schergen ausgeliefert.

Er verkneift sich jedes Wort gegenüber seiner Begleiterin. Wer keine verfänglichen Fragen stellt, dessen Stimme zittert auch nicht verräterisch. Besser, Dr. Gaul ahnt nicht, wie tief sein Schock angesichts des gewaltigen Kellergewölbes reicht. Das hier ist seine Chance, eine einmalige Chance, etwas über die verborgene Forschung des Kapitols zu erfahren. Dr. Gaul weiß es vielleicht nicht, aber alleine die Tatsache, wie die Gänge angelegt sind oder der Fakt, dass es Zugangschips gibt, könnte Distrikt 13 eines Tages helfen. Für die Rebellion, versucht Finnick, sich zu beruhigen, für Annie. Die Worte sind längst zu seinem Mantra geworden, Besänftigung und Wahn zugleich.

Im Abstand von zwei Schrittlängen folgt er Dr. Gaul, bis diese abrupt vor einer nichtssagenden weißen Tür anhält, die sich kein Stück von den unzähligen anderen zuvor abhebt. Mit einem Piepen verschafft ihr kleiner Chip ihr Zugang. Ein schaler Lufthauch entweicht dem dahinterliegenden Raum, während die Tür aufschwingt und den Blick auf ... Schwärze freigibt.

Finnick hat noch mehr kalte Beleuchtung und weiße Fliesen erwartet, doch sobald Dr. Gaul unbeirrt über die Türschwelle in die Dunkelheit tritt, wird der Raum stattdessen in glutrotes Licht gehüllt, wie das der Sonne, kurz bevor der Horizont sie verschlingt, ohne ein Versprechen auf einen neuen Morgen. Blinzelnd kneift er die Augen zusammen, um durch das unerwartete Weltuntergangslicht den Raum zu erkennen. Schemen von Tischen mit glänzenden Oberflächen zeichnen sich ab und darauf – eine Art gläserne Käfige.

„Nur keine Scheu, Mr. Odair", winkt Dr. Gaul ihn zu sich. „Solange Sie tun, was ich Ihnen sage, sind Sie hier genauso sicher, wie auf der Party oben. Vielleicht sogar noch mehr, wenn ich mir Ihre Verehrerschaft so ansehe ..."
Nur langsam folgt er ihrer Bitte. Leise klickend schließt sich die Tür hinter ihm, liefert ihn ganz der Forscherin aus. Er nimmt sich Zeit, als er zwischen den ersten Tischreihen entlang geht und lässt den Blick schweifen. Natürlich hängt auch hier eine Kamera, zur lückenlosen Überwachung. Bloß nicht zu schnell, nicht zu hastig bewegen. Fast beiläufig fährt er über die Kante eines Tisches. Massives Metall, kalt und glatt unter seinen Fingern, trotz der Wärme im Raum.

Dr. Gaul indes steht bereits am Ende der Reihen und streckt ihre Hand in einen der Glaskästen. „Ich habe Ihnen etwas zu zeigen, Mr. Odair. In der Annahme, dass sie mich dieses Mal richtig verstehen und wir damit unser kleines Missverständnis beilegen können."
Zunächst hört er nur ein leises Klappern und Zischen, dann sieht er sie. Die Schlange. Ein schmales Band aus pink glänzenden Schuppen, auf denen sich das glutrote Licht bricht, während sich das Tier langsam Gaia Gauls Arm hinauf windet. Eine von der Art, die erst gestern in der Spielmacher-Falle für Rue eingesetzt wurde. Die Forscherin betrachtet das Reptil mit einem Ausdruck der Zuneigung und lässt sie ungerührt durch ihre Finger gleiten.

„Eine Mutation", sagt Finnick laut und kämpft darum, keinen Schritt zurückzuweichen vor dem todbringenden Tier, das ein leises Zischeln ausstößt. „Ist das ihre große Enthüllung?"
„Fürchten Sie sich nicht?"
„In dieser Umgebung? Nein." Die Lüge kommt ihm erstaunlich leicht über die Lippen. „Das würde anders aussehen, wenn ich ein Tribut in der Arena wäre."

„Eine kluge Entscheidung." Dr. Gaul nähert sich ihm einige Schritte, bis nur wenige Zentimeter fehlen, damit die grell geschuppte Schlange nach ihm schnappen könnte. Aber die Mutation nimmt keine Notiz von Finnick, sondern windet sich nur weiter um Gaia Gauls Unterarm und Hand. „Kontrolle ist das Stichwort. Das Kapitol kontrolliert, was diese Tiere denken, welchen Instinkten sie folgen, wen sie angreifen. Nichts obliegt dem Zufall, vom Aussehen bis hin zur Genstruktur. Im Gegensatz zu wilden Tieren sind sie schlicht ... berechenbar. Und zu Ihrem Glück halte ich in diesem Moment die alleinige Macht über meine Schätzchen in der Hand."

Angewidert beobachtet Finnick, wie sie mit zwei Fingern den flachen Kopf der Giftschlange streichelt, als wäre diese ein niedliches Haustier, kein mörderisches Geschöpf wider der Natur. „Ich bekomme also eine Demonstration Ihrer Macht?" Er lehnt sich gegen den Metalltisch hinter ihm und verschränkt abwartend seine Arme.
Amüsiert lacht Dr. Gaul auf. „Meine Macht? Ich fürchte, an dieser Stelle überschätzen Sie meinen Einfluss. Viel mehr handelt sich um unsere Macht. Es gibt noch mehr, außer mir, die hier forschen. Ich habe nur das Glück, dass meine Beziehungen mir Türen geöffnet haben, an denen andere lange Zeit kratzen müssen. Aber um Macht alleine geht es mir ohnehin nicht."

Endlich tritt sie ein paar Schritte zurück. Finnick unterdrückt ein erleichtertes Aufatmen, während sie zu den Käfigen zurückkehrt. Die Schlange gleitet von Dr. Gauls Arm wieder in ihr gläsernes Gefängnis und verschwindet raschelnd im Sand.
„Letztlich geht es darum, welchem Zweck wir dienen. Macht ist ein praktisches Werkzeug, aber auch sie dient nur einem Zweck, genau wie alles, woran wir hier forschen." Sie nähert sich einem weiteren Glaskäfig, dessen Boden von einer schwarzen Schicht bedeckt zu sein scheint. Als Dr. Gaul ihre Hand in den Kasten steckt, kommt Bewegung in die Masse.

Ein unheilvolles Brummen erhebt sich und mit einem neuerlichen Schaudern erkennt Finnick, dass es sich in Wirklichkeit um viele einzelne Insektenleiber handelt, die jetzt auf Gaia Gauls Hand krabbeln. Sacht schüttelt die Forscherin ihre Finger, bis nur noch ein Tier bleibt, das sie vorsichtig aus dem Käfig hebt.
„Eine weitere Bekannte aus der diesjährigen Arena", verkündet sie. „Eine Jägerwespe. Definitiv tödlicher als meine Schlangen, wie Katniss Everdeen uns wunderbar demonstriert hat. Aber keine Sorge, das Licht und die Wärme hält sie ruhig."

Finnicks Atem wird in seiner Kehle zu Blei. Der Anblick des glänzenden Insektenleibs ruft Bilder von Cordelia wach, übersät von ihren sirrenden Körpern, ein entstelltes Zerrbild der einst hübschen Tributin, ihre panisch geweiteten Augen leblos. „Wie vereinbaren Sie diese ... abartigen Wesen bloß mit Ihrem Gewissen?", entfährt es ihm. Seine Muskeln krampfen sich zusammen und er gräbt seine Finger tief in die Oberarme, um sich davon abzuhalten, schon wieder etwas Riskantes zu tun.

Gaia Gaul hebt die Schultern, doch ihr Blick bleibt auf die Jägerwespe gerichtet. „Ein Gewissen ist nichts, das sich für diese Aufgaben eignet. Und nicht alle Aufgaben kann man sich aussuchen. Für manche Ziele muss ein Opfer erbracht werden. Ich denke, in dieser Hinsicht sind wir uns recht ähnlich. Immerhin dürfen Sie sich genauso wenig ein Gewissen leisten, nicht wahr?"

Mühsam schluckt Finnick seinen gerechten Zorn hinunter. Das Schlimme ist – sie hat recht. Wie oft hat er schon seine Moral gebrochen? Das Spiel mit Haymitchs Tributen ist ebenso gewissenlos wie das sichere Opfer, das seine Schützlinge in diesem Jahr erbringen mussten. Ganz zu schweigen von seinen Taten in den Hungerspielen, die ihn nie wieder verlassen. Blut, das ihm für immer an den Händen klebt. „Das heißt nicht, dass ich kein Gewissen haben. Nur, dass ich es zum Schweigen bringe – bringen muss."

„Exakt." Dr. Gaul sieht unbeirrt auf. „Warum wollen Sie unbedingt glauben, dass wir so verschieden sind? Wir haben unterschiedliche Beweggründe, aber doch ein geteiltes Problem. Oder sollte ich sagen – Leid?"
„Ich glaube nicht, dass Sie verstehen, was Leid heißt."
„Ich gebe Ihnen sogar recht, Mr. Odair. Von Ihrem Leid – vom Leid aller Sieger – verstehe ich wenig. Aber maßen auch Sie sich nicht an, zu glauben, über mein Leben Bescheid zu wissen. Ich kann damit leben, dass Sie mich voller Vorwürfe ansehen. Denn ob Sie glauben oder nicht, mein angeblich nicht vorhandenes Gewissen ist rein." Sie schluckt und für einen Moment da wieder die Frau mit der zitternden Unterlippe, mehr Furcht als Selbstbewusstsein. „Wissen Sie, Liebe ist unsere größte Waffe oder aber Schwäche. Sie beflügelt uns oder sperrt uns ein. Was ist besser, alles riskieren, und vielleicht alles verlieren oder nichts riskieren und niemals gewinnen können? Ich glaube, Sie kennen die Antwort."

Im Glutrot der Deckenlampen ist es unmöglich, zu erkennen, ob sie wütend oder traurig ist. Sie räuspert sich und holt tief Luft. Damit bietet sie Finnick genug Zeit für einen verbalen Angriff, doch er wartet nur gebannt auf ihre nächsten Worte. Er braucht nicht antworten, sie hat gesehen, wie weit seine Liebe für Annie reicht. Er hat bereits alles riskiert, aber was mag sie riskieren?

„Mr. Odair, ich weiß, was Ihnen droht, wenn Sie nicht vorsichtig sind." Dr. Gauls Stimme ist leise und so scharf, dass sie geradewegs durch Finnicks sorgfältig aufgebaute Fassade schneidet. „Kontrolle. Einmal mehr geht es um Kontrolle. Der Stich dieser Jägerwespe ist nicht nur todbringend. Ein Stich blockiert einzelne Nervenbahnen im Gehirn und verhindert die Aufnahme von elementaren Botenstoffen. Zwei Stiche lähmen wichtige Teile des Gehirns, die für das logische Denken verantwortlich sind. Drei Stiche führen unweigerlich zum Tod. Bei schwachen Organismen freilich schon früher."

Wie gebannt starrt Finnick auf die Jägerwespe, die träge über Gaia Gauls bleiche Finger krabbelt. „Ich verstehe nicht, Dr. Gaul. Ich bin kein Tribut."
„Oh, natürlich nicht. Das war erst die Einleitung. Stellen Sie sich das Gift dieser Tiere vor, aber ... reduziert. Nehmen Sie die Teile, die einen schnellen Tod bewirken, weg und lassen Sie nur jene, die mit Ihrem Gehirn spielen. Was erhalten Sie?"
„Ein Gift, das mein Gehirn zersetzt, aber mich äußerlich unversehrt zurücklässt?"

„Mehr noch, ein Gift, das die Kontrolle über ihr Denken übernimmt. Schleichend, Stück für Stück, bis Sie sich nicht mehr erinnern, wer Sie sind, woran Sie glauben oder was ihr hochgelobtes Gewissen ist. Meine Schlangen bringen den Tod, langsam ja, aber sicher. Doch das Jägerwespengift kann Schlimmeres als den Tod hervorrufen. Nicht in den Hungerspielen. Dort geht es alleine um den Tod. Aber außerhalb der Arena bieten sich genug Möglichkeiten für eine ... problemorientierte Anwendung."

Tief in Finnick schreit die Stimme seiner Vernunft ihm zu, dass er rennen soll, weit weg von dieser Frau, doch stattdessen drückt er seine Füße fester gegen den Boden und zwingt sich, trotz trockener Kehle zu schlucken. „Also ist das eine Drohung?"
Endlich löst Dr. Gaul den Blick von ihrer Mutation und wendet sich wieder ihm. Die Jägerwespe auf ihrer Hand erzittert, als sie schluckt. „Eine Warnung."
„Für wen?"
„Nicht für die, an die Sie denken. Ein letztes Mal – ich halte mein Wort, Mr. Odair. Annie Cresta braucht nichts von mir zu befürchten." Das rote Lampenlicht malt tiefe Schatten in Dr. Gauls Gesicht. „Aber vielleicht erinnern Sie sich im rechten Moment an diese Begegnung. Denn was nicht bezwungen werden kann, wird kontrolliert werden. Und dies hier", sie streckt die Hand mit der schillernden Jägerwespe darauf aus, „bedeutet Kontrolle."

Ein Wunder, ich kann auch noch kurze Kapitel schreiben :D
Sorry im Übrigen für die Verspätung, aber ich habe mit dieser Geschichte gerade ehrlich gesagt meine liebe Mühe. Die Kapitel wollen mir einfach nicht aus der Feder fließen. Es kann daher sein, dass die Updates nun etwas unregelmäßig kommen, denn ich mag - und kann - nichts erzwingen. Es würde mich freuen, wenn ihr trotzdem dabei bleibt.

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