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15 | Sprung ins kalte Wasser

Ich fühlte nichts. In meinen Gedanken schwebte ich in der Luft. Ich sah auf eine blaue Wand, die sich kurz schwarz färbte und mich in ihren Bann zog, aber gleich darauf war die unheilvolle Schwärze wieder weg. Das Licht wurde gleißend hell. So hell, dass ich mich nicht traute, die Augen zu öffnen. Ich brachte ohnehin nicht die notwendige Kraft auf, um meine trägen Lider in die Höhe zu ziehen. Dazu war ich zu schwach. Dafür kehrte jedoch langsam mein Gehörsinn wieder. Entfernte Stimmen drangen zu mir durch. Sie waren gedämpft, als bestünde mein ganzer Kopf aus Watte. Die Sätze mussten sich ihren Weg zu mir durchkämpfen. Erst waren sie abseits meines Bewusstseins, doch dann kamen sie immer näher, wurden immer lauter.

„Du darfst nicht aufgeben. Das darfst du mir nicht antun!"

Jemand weinte, aber ich konnte nicht sagen wer. Ich verstand kein Wort.

„Atme, verdammt. Atme!"

Ich verstand die Worte, aber irgendwie verstand ich sie auch nicht. Ich wusste, dass ich die Worte eigentlich verstehen sollte, aber in den ersten Sekunden konnte ich sie einfach nicht richtig zuordnen.

„Verdammt, verlass mich nicht. Nicht jetzt!"

„Bitte, Solea!"

Ich kannte die Stimmen. Die eine so sanft und gebrechlich. Die andere Stimme war normalerweise mein Fels in der Brandung. Nun war sie angsterfüllt. Stimmen, denen ich vertrauen konnte. Eine Stimme, die ich liebte. Eine Stimme, zu der ich zurückkehren musste, aber das Meeresrauschen umfing mich erneut. Wasser hatte diese Wirkung auf mich. Es faszinierte mich. Um mich herum war es schwarz, aber langsam wurde der schwarze Fleck vor meinen Augen durch einen Lichtstrahl unterbrochen. Er wurde immer größer. Schemenhaft erkannte ich ihre Umrisse. Langsam wurde es mir klarer. Die Watte in meinem Kopf verflüchtigte sich und ich konnte wieder denken.

„Komm schon!" Da war wieder diese Stimme. Diese unglaublich sanfte Stimme, die so verzweifelt klang.

Und ich wusste was zu tun war.

Hustend riss ich meine Augen auf und spuckte einen Schwall Wasser aus. Meine Lunge schmerzte und raschelte, sobald ich die frische kalte Luft in sie einpumpte. Das Salzwasser klebte in meinen Haaren und überall an meinem Körper. Ich zitterte.

„Scheiße." Tristan hatte sich über mich gebeugt und klopfte mir auf den Rücken. Ein weiterer Schwall Wasser verließ meinen Körper und ich zitterte nur noch mehr. Das war ein ekelhaftes Gefühl. Nicht einmal halb so schlimm wie das Gefühl zu ertrinken. Allein deshalb drohte eine dritte Welle über mich hereinzubrechen, aber mein Kopf sackte nach hinten und erstickte die Welle zeitweilig.

„Oh, Gott sei Dank." Emily hockte ebenfalls neben mir. Ihre Locken standen wild vom Kopf, noch wilder als sonst, und beinahe hätte ich darüber gelacht, aber Tristan kam mir zuvor.

„Solea, kannst du mich hören?" Er schaute mich mit forschenden Augen an. Der tiefe Schock war ihm anzusehen. Seine braunen Augen schienen mich zu durchleuchten, suchten nach Antworten auf seine Fragen. Seine Augen scannten meinen Körper, suchten nach Schürfwunden und Verletzungen, die ich in meiner Benommenheit noch nicht wahrnehmen konnte. Anscheinend konnte er keine finden, denn seine Augen kehrten wieder zu mir zurück. Ich schluckte schwerfällig und nickte müde.

„Mir geht es gut.", sagte ich leise und war selbst erschrocken wie gebrechlich sich meine Stimme plötzlich anhörte. Ich brachte nur einen kläglichen Laut hervor. Der Sprung ins Wasser, hatte mir die letzte Energie geraubt, die ich zustande bringen konnte.

Instinktiv spürte ich, dass Tristan mir nicht glaubte. Nicht einmal ansatzweise. Ein Mann vom Rettungsdienst lief auf unsere kleine Gruppe zu, legte mir eine Decke über die Schultern und schüttelte den Kopf. Ob über meine Dummheit oder über die Geschehnisse allgemein konnte ich nicht sagen. Es war mir in dem Moment aber auch herzlich egal. Auch Tristan legte mir eine zusätzliche Decke auf den Körper. Ich lag auf der Pier. So weit war mein Bewusstsein wieder intakt. Der Boden um mich herum war kalt und nass, wahrscheinlich von meiner Kleidung.

Tristan war ebenfalls durchnässt. Ihm musste mindestens so kalt sein wie mir, doch er trug nur ein einfaches T-Shirt. Ich schloss erschöpft die Augen und sog erneut die Luft in meine malträtierten Lungen. Ich war bestimmt nur ein paar Sekunden unter Wasser gewesen, aber meine Brust schmerzte dennoch. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie das Wasser an Tristan hinabrann.

„Ist dir nicht kalt?", murmelte ich und ich meinte ihn leise lachen zu hören.

„Du bist echt unglaublich."

Ich öffnete meine Augen schwerfällig. Nur um zu sehen, dass weitere Rettungsärzte auf uns zustürzten. Ich stöhnte. Die Aufmerksamkeit lag allein auf uns und das behagte mir nicht. Einer von ihnen legte einen Decke um Tristan und meine Augenlider flatterten erneut zu. Die Watte war zwar verschwunden, aber mein Kopf drehte sich wie bei einem Kettenkarussell.

„Hey! Schlaf jetzt bloß nicht ein!" Ein harter Schlag traf mich auf der Wange und vor Schreck riss ich die Augen auf. Ein weiterer Schwall Wasser fand seinen Weg aus meiner Lunge und ich drehte mich schnell weg von meinen beiden Freunden. Als ich mich wieder zu ihnen wandte lagen Tristans Augen erschrocken auf Emily. Die hatte ihre Hand zwar wieder ruhig auf ihrem Oberschenkel liegen, aber der Schmerz meiner Wange war eindeutig.

„Hast du mir gerade eine gescheuert?", krächzte ich.

„Darauf kannst du Gift nehmen."

Ich seufzte und ließ meine Kopf in den Nacken fallen. Ich starrte in den strahlend blauen Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen. Nur endlos weites blau. An meinem inneren Auge zogen Bilder der vergangenen Minuten vorbei. Die Kinder, Emily, Frau Hoffenmeier, Tristan und das dunkle Blau des Wassers. Meine Augen fanden Tristan, der die Decke um mich nachdrücklich festdrückte. Seine nassen Haare tropften auf den Boden und er wollte seine Decke von den Schultern streifen, aber einer der Sanitäter hielt ihn auf. Ich verarbeitete die Informationen nur langsam.

„Hast du mich-?" Ich versuchte die Worte in meinem Kopf zu ordnen, schaffte es aber nicht. Ich zeigte auf das Wasser neben uns.

„Du meinst, ob ich dich aus dem Wasser gezogen habe?", fragte er und ich nickte langsam. Die Antwort bereitete mir Angst, obwohl ich sie noch nicht einmal gehört hatte und obwohl ich sicher war, wie sie ausfallen würde.

„Sieht ganz so aus.", sagte er schlicht und ich sackte erneut nach hinten. Mein Kopf pochte, als immer mehr Details zu mir durchdrangen. Ich war ins Wasser gesprungen. Tristan war mir hinterher gesprungen. Er hatte mich wieder herausgefischt.

„Du hast mich gerettet."

Tristan biss sich auf die Lippe. Er schlang seine Arme um seinen Körper und wich meinem Blick aus, aber die Wahrheit hinter meinen Worten ließ mich erschaudern. Wäre er nicht gewesen, wäre ich vielleicht nicht mehr am Leben. Ich hatte es ihm zu verdanken, dass ich noch hier stand, oder besser gesagt lag und versuchte meinen Puls zu beruhigen. Zweimal in einer Woche. Das war kein guter Schnitt.

„Das hätte jeder getan.", sagte er kleinlaut, doch ich schüttelte den Kopf, was ich gleich darauf wieder bereute, als dieser anfing schmerzhaft zu pochen. Meine Augen lagen einzig und allein auf Tristan. Unter meinen Blicken verfärbten sich seine Wangen nur noch schneller.

„Du glaubst gar nicht, wie schnell er gerannt ist, um dir hinterher zu springen. So schnell konnte ich noch nicht einmal realisieren, dass du überhaupt gesprungen bist."

Stimmt ja, Emily war auch noch da.

Sie lächelte uns sanft an. Ein triumphierender Ausdruck trat auf ihr Gesicht.

„Und ich hab euch noch gar nicht den Beweis gezeigt!.", rief sie begeistert und packte in ihre Jackentasche.

Die Sanitäter halfen mir in der Zeit mich aufzurichten. Einer von ihnen legte einen Blutdruckmessgerät um meinen Oberarm. Meine Haut war blass und kränklich. Ich wollte nicht daran denken, wie ich in diesem Moment aussehen musste. Wie erbärmlich. Das Band pumpte sich auf und quetschte meinen Arm so sehr, dass ich glaubte mein Restblut würde aus meinen Fingern gedrückt werden und mich mit nichts als Haut und Knochen zurücklassen. Der Helfer schaute zwar nicht sehr begeistert, verzog aber auch sonst nicht das Gesicht. Ich nahm also an, dass alles in Ordnung war. Ich wurde vom Blutdruckmesser befreit. Tristan nahm meine Hand und half mir ebenfalls mich aufrecht zu halten. Er sorgte auch dafür, dass die Decke, die von meinen Schultern gerutscht war, wieder um meine Schultern gelegt wurde. Der Rettungsdienst war fürs erste fertig mit ihrer Arbeit.

Emily zog einen Fetzen Papier hervor und hielt es siegessicher in die Lüfte. Tristan und ich konnten sie nur perplex anstarren.

„Okay?"

Emily schmunzelte.

„Das ist der Beweis, dass die Schreckschraube von Hausdame den Schmuck hatte.", sagte sie euphorisch und ich runzelte verwirrt die Stirn.

Dieser Fetzen Papier sollte Frau Hoffenmeier hinter Gitter bringen?

„Und wie das?", fragte Tristan an meiner statt und ich folgte Emilys Blick, als sie das Papier auffaltete. Ich stellte erstaunt fest, dass es das das Bild war, welches Track für sie gezeichnet hatte. Ich war vollends am Ende mit meinen Nerven.

„Und wie genau soll uns das Weiterhelfen?", fragte ich das Mädchen und sie lachte noch immer.

„Ihr müsst genauer hinsehen.", forderte sie uns auf und Tristan und ich beugten uns nach vorne über das Papier.

Emilys Finger deutete auf eine Figur und mir stockte der Atem, als ich endlich sah, was sie meinte.

Frau Hoffenmeiers Papier-Ich hielt nicht nur einen verdächtigen Jutebeutel in der Hand, sondern auch eine große Kette um ihren Hals. Track hatte an alles gedacht. Das Bild war – wenn schon nicht Beweis – Hinweis genug dafür, dass Frau Hoffenmeier mit dem Schmuck in Verbindung stand. Die Gemälde waren dadurch zwar noch nicht bewiesen, aber das ließ sich auch ändern. Der Container im Frachtraum, war bestimmt über und über mit Fingerabdrücken übersäht. Derjenige, dem die Fingerabdrücke gehörte, würde ganz schnell zu reden anfangen, wenn er vor der Wahl stand. Gefängnis oder Freiheit?

Ich starrte weiterhin mit offenem Mund auf das Bild.

„Das ist ja unglaublich." Der Kleine hatte es geschafft mit seinen Kinderaugen mehr zu sehen als so mancher Erwachsener. Wie war er dahintergekommen? Hatte er vielleicht ebenso wie ich ein Gespräch zwischen Frau Hoffenmeier und Jackson aufgeschnappt oder hatte er sie mit dem Schmuck beobachtet? Ich konnte nur hoffen, dass das Bild ausreichte. Ich wollte nicht, dass der Junge vor der Polizei aussagen musste. Das wollte ich ihm wirklich nicht antun. Ebenso wenig seinen Eltern und seinen Brüdern.

„Wie bist du darauf gekommen?" Diese Frage schien auch Tristan brennend zu interessieren. Er starrte immer noch gebannt auf das Papier. Emily hob ahnungslos die Hände.

„Ich habe keinen Schimmer. Mir kam nur plötzlich diese Idee. Ich habe mir das Bild so lange angesehen, dass es sich schon fast in meine Augen eingebrannt hat. Immer wenn ich meine Augen schloss, schien ich das Bild vor mir zu sehen. Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass das auch einen Sinn hatte. Es ist vorbei."

Bei ihren letzten Worten funkelten Tränen in ihren Augen und ich zog sie von meiner Position aus vorsichtig in eine Umarmung.

„Ohne dich wären wir jetzt nicht hier.", flüsterte ich ihr zu und sie grinste stolz.

Das Mädchen fuhr sich erschöpft durch die Haare und atmete einmal schwer aus. Mit einem Mal brach alles über mir zusammen. Frau Hoffenmeier! Mia und ihre Großeltern! Und der Schuss!

Meine Augen weiteten sich entsetzt und meine Atmung beschleunigte sich wieder. Ich schnappte nach Luft. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte mir alles mit eigenen Augen angesehen, aber Tristan drückte mich auf den Boden zurück. Meine Oberschenkel zuckten.

„Bleib sitzen. Es ist besser, wenn du dich jetzt ausruhst."

„Was ist mit Frau Hoffenmeier? Und Mia? Ihre Großeltern?" Die Fragen sprudelten mir nur so heraus und brachten Tristan damit sogar zum Lachen.

„Du kannst nicht einfach mal eine Sekunde stillsitzen, oder?", fragte er und ich schüttelte bestimmt den Kopf. Nein, das konnte ich nicht.

„Also was ist passiert?"

Genauso schnell wie sich das Lachen auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, wurde seine Miene auch wieder ernst.

„Als du gesprungen bist... Es ging alles ganz schnell und ich habe es nicht wirklich mitbekommen, weil du gesprungen warst und es mir eher darum ging, ob es dir gut ging, aber..." Er zögerte und ich sah förmlich, wie sich die Szene in seinem Kopf noch einmal abspielte. Der Moment, in dem ich gesprungen war und als dieser grausige Schuss ertönt war. Der Gedanke daran ließ mich erschaudern und Tristan redete endlich weiter.

„Die Polizisten haben geschossen, sobald du außer Schussweite warst und Frau Hoffenmeier allein dort stand. Einer der Schüsse hat sie getroffen.", erklärte er und ich hielt den Atem an.

„Geht es ihr gut?" Ich konnte nicht anders, als ihn das zu fragen. Frau Hoffenmeier war auch mit ihren schlechten Taten immer noch ein Mensch. Und wenn es einem Menschen schlecht ging oder er sogar angeschossen wurde, dann erkundigte man sich, wie es ihm ging.

Tristan grinste belustigt.

„Du bist echt unverbesserlich.", sagte er kopfschüttelnd. „Frau Hoffenmeier geht es soweit gut. Sie hat die Waffe fallen lassen, keine Sekunde nachdem du gesprungen und die Polizisten geschossen hatten. Der Rettungsdienst kümmert sich gerade um sie."

In demselben Moment trat auch der Sanitäter näher, der mir vor kurzem noch eine Decke gegeben hatte und räusperte sich.

„Wir müssen auch noch ein paar Tests machen. Damit wir sicher sein können, dass es Ihnen gut geht." Sein Blick huschte zu Tristan und Emily.

„Vielleicht besser, wenn wir die Tests machen, bevor..."

Es war klar, was er damit ausdrücken wollte. Bevor die Märchenstunde weiter ging, wollte er sagen.

Ich nickte. Dann hatte ich es wenigstens hinter mir. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen. Tristan war sofort zur Stelle. Er hielt mir seine Hand entgegen und zog mich auf meine wackelnden Beine. Im Endeffekt war er wohl eher derjenige, der mich bis zum Rettungswagen schleifte, anstatt das ich selbst ging.

Ich setzte mich auf die Liege und das Papier unter mir knisterte leise. Ich bewegte mich unbehaglich. Ich konnte Besuche im Krankenhaus und Untersuchungen noch nie leiden. Der Krankenwagen war da keine Ausnahme.

Der Rettungssanitäter hantierte mit irgendwelchen Geräten vor meinem Gesicht herum. Ich versuchte so still wie möglich sitzen zu bleiben und mich unter Tristans und Emilys wachsamen Augen untersuchen zu lassen. Ich war angespannt, bis der Sanitäter schließlich meinte, dass ich vollkommen gesund und lediglich mit dem Schrecken davongekommen war. Offensichtlich ging es Tristan in dieser Hinsicht nicht anders, obwohl sein Schrecken noch tiefer saß als mein eigener. Der Sanitäter checkte auch seinen Puls und nickte zufrieden. Dann entließ er uns beide wieder nach draußen. Ich stand immer noch etwas unbeholfen auf meinen Beinen, aber das war laut dem Mediziner ganz normal. Wenigstens hatte das Zittern aufgehört.

„Wo ist überhaupt Alex?" Ich suchte die Pier nach dem Jungen ab, konnte ihn allerdings nirgends entdecken. Mia und ihre Großeltern konnte ich ebenfalls in dem Gewusel nicht auffinden. Und Frau Hoffenmeier befand sich offensichtlich in dem zweiten Rettungswagen. Ich hatte vage mit angehört, dass es sich bei ihrer Schusswunde nur um einen leichten Streifschuss handelte.

Auf meine Frage zuckte Tristan ahnungslos mit den Schultern.

„Ich habe keine Ahnung, was er macht.", gab er ehrlich zu und ein Hauch von Sorge schwang in seiner Stimme mit.

„Ich will mit der Polizei reden."

„Du wirst ihnen alles erzählen müssen. Auch von Alexander." Ich nickte zögernd, auch wenn mich dieser Gedanke nicht erfreute. Irgendwie war Alexander doch ganz in Ordnung. Zum Schluss.

„Ich weiß.", seufzte ich.

Tristan und Emily nahmen mich jeweils am Arm und lotsten mich an dem zweiten Rettungswagen vorbei. Frau Hoffenmeier saß auf der Liege, so wie ich mit dem einzigen Unterschied, dass silberne Handschellen um ihre Handgelenke funkelten. Ein Sanitäter reinigte die Wunde. Aus der Ferne hatte sie uns nicht bemerkt, und das war vielleicht auch ganz gut so. Ich war noch nicht bereit, ihr erneut gegenüber zu stehen.

Ein Polizist sah uns schon von weitem und eilte auf uns zu.

„Gut, dass es Ihnen wieder besser geht. Ich will Sie in dieser Angelegenheit nicht drängen, aber sehen Sie sich dazu imstande eine Zeugenaussage zu machen?" Die Frage richtete er an uns alle und wir drei nickten unisono. Die norwegische Polizei hatte es tatsächlich geschafft deutsche Polizisten zu organisieren, obwohl sie selbst ganz gut deutsch sprechen konnten. In den Schulen gehörte Deutsch nämlich zu den wählbaren Fremdsprachen, was ich augenblicklich unfair fand. Ich hatte mich damals zwischen Französisch und Latein entscheiden müssen. Ich wusste zwar nicht, ob ich mit einer andere Fremdsprache zufriedener gewesen wäre, aber die Wahl zu haben, wäre doch schön gewesen. Die vier deutschen Polizisten aus Kiel waren eigentlich im Betriebsurlaub, aber da sie ihre norwegischen Kollegen kannten, konnte ein Gespräch schnell organisiert werden. Sie taten mir leid. Nicht einmal in ihrer Freizeit hatte sie ihre Ruhe. Ganz unzufrieden schienen sie jedoch nicht zu sein.

„Das wird uns in Deutschland schon wieder niemand glauben.", raunte eine junge Frau ihrer etwas älteren Kollegin zu, die seufzend nickte. Das „schon wieder" irritierte mich mehr als es sollte und hätte ich keine anderen Sorgen, hätte ich sicher nachgefragt, was dahintersteckte. So ließ ich kommentarlos alles über mich ergehen.

Die junge Frau schnappte sich meine Wenigkeit, führte mich zu einem behelfsmäßig aufgebautem Zelt an der Pier und bugsierte mich auf einen Klappstuhl. Wann die Polizei die Zeit gehabt hatte es aufzubauen? Ich hatte keine Ahnung. Aber nach meinem Sprung ins kühle Nass hatte ich ohnehin nicht mehr viel mitbekommen, was sich außerhalb eines zwei Meter Radius abspielte.

In der nächsten halben Stunde wurden wir einzeln zu den Vorfällen befragt. Ich erzählte alles, was mir gerade in den Sinn kam und versuchte dabei nicht allzu sehr hin und her zu springen. Wie ich herausfand, dass Alexander und Frau Hoffenmeier unter einer Decke steckten und wie Mia und das alte Ehepaar dazu gehörten. Die junge Polizistin, die mich befragte, machte immer mal wieder ein paar Notizen und nickte erwartungsvoll. Sie stellte nur wenige Fragen, sondern ließ mich einfach reden.

Ich ließ die letzten Tage noch einmal Revue passieren und als ich schließlich zu der Stelle kam, in der ich ins Wasser gesprungen war, legte die Polizistin mir sympathisierend eine Hand auf den Arm.

„Das war sehr mutig von dir.", sagte sie und ich belächelte sie stumm. Ich hatte mich nie als besonders mutig angesehen.

Meine Haare waren immer noch nass bis auf die Spitzen, aber das Gefühl in meinen Fingern kehrte wieder zurück.

„Es war dumm, aber mutig.", fügte sie hinzu und nun musste ich wirklich lachen. Sie hatte recht. Alle Polizisten im näheren Umkreis, die unserer Geschichte lauschten, waren sich einig, dass uns damit ein wahres Wunderwerk gelungen war.

Vielleicht waren sie auch froh, dass wir ihnen einiges an Arbeit ersparten. Immerhin hatten wir bereits jegliche Namen genannt, die mit dem geplanten Raub in Verbindung standen.

Das klang in ihren Ohren sicher wie Weihnachten und Ostern zusammen. Die junge Polizistin führte mich wieder zurück zu Tristan und Emily, deren Befragungen etwas schneller vorbei gewesen waren als meine. Ich hatte bestimmt viel zu viel um den heißen Brei geredet.

„Ihr würdet gute Polizisten abgeben. Schon einmal daran gedacht?", erkundigte sich der etwas ältere Polizist, der Tristan befragt hatte und die Art und Weise, wie wir alle drei diese Frage abrupt verneinten, ließ ihn auflachen.

„Das wäre wirklich schade. Ihr habt anscheinend ein Talent dafür, euch in Schwierigkeiten zu bringen.", sagte er schmunzelnd.

Ja, das hatten wir wirklich. Ich konnte immer noch nicht ganz begreifen, was überhaupt geschehen war. Hatte der Graus nun wirklich ein Ende?

Zu guter Letzt sagte man uns nur noch, dass wir wahrscheinlich Post von der Polizei erhalten würden und Bescheid bekamen, wenn wir uns vor einem Gericht äußern müssten.

Die Polizistin beteuerte mir allerdings im Flüsterton, dass das wahrscheinlich nicht der Fall sein würde. Unsere ausführlichen Aussagen sollten genügen, um Frau Hoffenemeier für eine lange Zeit hinter schwedische Gardinen zu bringen.

Auf die Frage, was mit Mia oder ihren Großeltern nun geschehen sollte, da sie ja auch nicht gerade unbeteiligt waren, lächelte die Frau sanft.

„Sie haben, sobald die Polizei die Dame überwältigen konnten, ihre Aussagen abgegeben und die Schuld auf sich genommen. Das Mädchen hat sofort gestanden, dass sie euch mit einer Waffe bedroht hat. Sie weiß, dass es falsch war und ist sich der Konsequenzen voll bewusst. Ob sie es ernst meinte, bleibt abzuwarten. Das wird ein Richter entscheiden.", raunte sie mir im Vertrauen zu und ich nickte nachdenklich.

„Das ältere Ehepaar kannte sich bereits aus. Sie waren anscheinend vor einigen Jahrzehnten in einen geplanten Raub an Bord involviert und haben sich falsche Identitäten zugelegt. Ebenso wie ihre Enkelin. Allein deswegen konnten sie unbemerkt an Bord gelangen."

Nun war ich wirklich baff. Mit dieser Wendung hatte ich nicht gerechnet. Also waren es Mias Großeltern, die letztendlich dafür gesorgt hatten, dass die richtigen Gemälde ihren Weg in den Container fanden. Vielleicht hatte Frau Hoffenmeier herausgefunden, wer für den Raub oder besser gesagt den Versuch eines Raubes in den 70ern verantwortlich war und hatte sich mit ihnen in Verbindung gesetzt. Ihr Plan war Rache. Mias Job an Bord war von Anfang an eine Fassade gewesen. Sie sollte sich lediglich auf dem Schiff umsehen, während Frau Hoffenmeier im Hintergrund die Strippen zog. Und Jackson... Vielleicht war er nur durch Zufall in die ganze Sache geschlittert. Vielleicht hatte die Hausdame auch von seinen Problemen mit Tristan erfahren und geahnt, dass er genügend Ambitionen besaß, um die Sache durchzuziehen.

Ein Mann der Security berichtete uns, dass sie sowohl Mia als auch ihre Großeltern ins Polizeipräsidium gebracht hatten, um sie dort zu befragen. Auch Frau Hoffenmeier sollte nach ihrer Behandlung im Rettungswagen dorthin gebracht werden.

Über Alexanders Verbleib hatte der Mann jedoch genauso wenig Ahnung wie ich selbst, obwohl es die Polizei ebenfalls brennend interessierte, wohin dieser wichtige Zeuge verschwunden war.

Rund um den einzig verbliebenen Rettungswagen wurde die Betriebsamkeit nun etwas größer. Der Rettungswagen, in dem ich behandelt worden war, hatte sich bereits wieder auf den Weg zum nächsten Einsatz gemacht, während die anderen Sanitäter noch mit der störrischen Hausdame zu kämpfen hatten.

Ein großgewachsener Polizist mit schwerer Bewaffnung stand in der Nähe und ließ nur ein paar seiner Kollegen durch. Uns winkte er in Begleitung mit der deutschen Polizei ohne Umschweife weiter.

Ich entdeckte auch den Mann, der das Gespräch mit Frau Hoffenmeier geführt hatte, als sie mich noch mit der Pistole bedroht hatte und er nickte mir anerkennend zu.

Der Mann holte einen Polizisten zu sich und ich hörte seinen Anweisungen gespannt zu.

„Lassen Sie bitte nach einem Tauchteam schicken. Sie müssen die Waffe aus dem Meer ziehen. Die Spurensicherung können sie auch schon informieren. Wer weiß, was wir hier noch alles finden."

Den letzten Teil murmelte er eher zu sich selbst, als er den Blick über den Schmuck in dem unscheinbaren Beutel gleiten ließ und der Beamte nickte wissend. „Sie haben nichts, das beweist, dass ich damit in Verbindung stehe.", blaffte Frau Hoffenmeier den Mann aus der Ferne an. Einen Augenblick hatte ich mit mir selbst gehadert, ob es gut wäre der Frau nach den Geschehnissen noch einmal gegenüber zu treten, aber dann rang ich mich doch dazu durch. Ich hatte keine Angst mehr vor ihr. Da war nur noch Mitleid.

Sie saß zusammengesunken im Rettungswagen und starrte uns feindselig an.

Als würden ihr ihre Worte jetzt noch etwas bringen. Alle hatten die Waffe in ihren Händen gesehen. Sie stöhnte auf, als der Sanitäter die Wunde an ihrem Arm mit einer neuen Schicht Wundspray säuberte. Es war nur ein Streifschuss gewesen, aber es war immerhin genug, um sie die Waffe fallen zu lassen. Unglücklicherweise genau ins Meer.

„Aus der Sache kommen Sie nicht mehr heraus.", sagte ich und ihr Mund verzog sich verbittert. Tristan legte die Decke enger um mich und strich mir über die Arme. Ich zitterte schon eine Weile nicht mehr, aber der Junge ging trotzdem sicher, dass es mir an nichts fehlte.

„Man wird die Waffe finden. Und darauf ihre Fingerabdrücke.", sagte ich zuversichtlich.

„Ich werde dafür sorgen, dass du gefeuert wirst, sobald ich hier draußen bin.", zischte sie und ich verschränkte trotzig die Arme. Jetzt da sie in Handschellen vor uns saß, hatten ihre Worte irgendwie keine richtige Wirkung mehr auf mich. Außerdem war es sowieso abwegig, denn wie wollte sie mich feuern, wenn sie überhaupt kein Mitspracherecht mehr hatte?

„Versuchen Sie es ruhig.", sagte auch Tristan und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Tristan legte einen Arm um meine Schultern und ich sah sie herausfordernd an. Sie schnaubte verdrossen.

Der Polizist, der bisher alles koordiniert hatte, meldete sich nun zu Wort.

„Ich würde gerne noch wissen, was es mit den Gemälden auf sich hat. Ich würde gerne wissen, warum und wie das alles zusammenpasst.", sagte er mit aufforderndem Blick in Richtung der Hausdame, die jedoch fest entschlossen war, nicht auf die Beschuldigungen einzugehen. Tristan wollte gerade ansetzen, als Alexander wie aus dem Nichts hervortrat und die Hand hob. Mein Mund sprang auf.

„Ich kann es erklären.", sagte er. In seinem Blick lag Bedauern und ich schaute ihn fassungslos an. Genauso wie Tristan.

„Und wer sind Sie?"

„Ich bin Alexander Jackson. Ich war in ihrem Team." Sein Blick glitt verächtlich zu der Frau.

„Ich hab den Abholschein für den Container in ihrer Tasche gefunden. Und ich kann Ihnen alles erklären, was Sie wissen müssen." Der Polizist nickte und nahm Alex den Schein mit spitzen Fingern aus der erhobenen Hand. Der Schein wanderte gleich in einen Plastikumschlag.

„Wenn du nur ein Wort sagst, dann..."

Frau Hoffenmeier stockte in ihrer Drohung. Sie wusste sehr wohl, dass ihr in diesem Moment mehrere Beamte zuhörten und dass ihre Drohworte sicher nicht gut ankommen würden. Sie knirschte mit den Zähnen und schien Alexander mit ihren Augen am liebsten erdolchen zu wollen.

Mit einer Handbewegung wies der Polizist Alexander zu dem Polizeiwagen. Er hielt jedoch noch einmal in der Bewegung inne. Mit einem Funkeln in den Augen beugte er sich näher zu der Hausdame.

„Eins noch.", sagte er und ich meinte ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. „Erinnern sie sich noch, was sie mich fragten? Ob ich dafür oder dagegen bin? Ja oder nein?" Er zwinkerte und ich hörte nur noch ein lautes Seufzen. „Fassen Sie meine Aussage gegen Sie als Nein."

Alexander ließ sich anstandslos von der Polizei in den Wagen bringen. Er setzte sich ruhig auf dir Rückbank, schnallte sich an und der Mann ließ die Tür zuschlagen. Der Junge blickte noch einmal nach draußen und schaute zu uns. Er reckte einen Daumen in die Höhe und lächelte aufmunternd. Tristan atmete schwer aus. Beide Jungen sahen sich stumm an. Dann fingen beide an zu grinsen. Es schien so, als würden beide in genau diesem Moment wieder zueinander finden. Als würden sie sich gegenseitig verzeihen. Endgültig. Es tat gut beide so glücklich zu sehen, auch wenn der eine in einem Polizeiwagen weggefahren wurde.

Auch der Rettungswagen machte sich auf den Weg. Eskortiert von den restlichen Polizeiwagen. Ich bemerkte, dass sich die weiche Decke immer noch um meine Schultern schmiegte, aber wenn sie sich niemand zurückgeholt hatte, durfte ich sie wohl behalten.

Mit einem Mal wurde es einsam an der Pier. Die plötzliche Stille war bedrückend. Zurück blieben lediglich Tristan, Emily und ich. Weiter entfernt standen die restlichen Passagiere, die sich keinen Schritt näher gewagt hatten.

Wir drei konnten uns nun auch endlich wieder auf die MYSTERY begeben. Nach dem ganzen Trubel sehnte ich mich nur noch nach meinem gemütlichen Bett und einer heißen Schokolade.

Emily wurde von unserem Plan aufgehalten, als ihre Familie uns auf unserem Rückweg begegnete und fragte, was überhaupt los sei. Die Information, dass ihre Tochter etwas damit zu tun hatte, steckte zumindest ihr Vater gut weg. Ihre Mutter sah so aus, als würde sie im nächsten Moment einen Herzinfarkt erleiden. Emily warf uns einen entschuldigenden Blick zu, als sie mit ihrer Mutter, ihrer mehr als genervten dreinblickenden Schwester, einem zierlichen blonden Mädchen, das Emily nicht unähnlich sah und ihrem Vater zu ihrer Kabine ging. Sie wollten jedes kleinste Detail wissen, was nur verständlich war.

Ich war heilfroh, dass meine Mutter von alldem nichts mitbekommen hatte, sonst hätte mich dasselbe Schicksal ereilt wie Emily.

Tristan und ich gingen schließlich zu zweit durch die Schiffsgänge. Er wollte sicherstellen, dass ich heil auf meiner Kabine ankam und dass mir nichts geschah. Er hätte mich bestimmt auch noch in mein Bett gelegt und hätte dafür gesorgt, dass ich mich die nächste Zeit erst einmal ausruhte. Die Hälfte des Weges brachten wir in vollkommener Stille hinter uns, bis sich Tristan das Ganze anders überlegte.

„Warum bist du gesprungen, Solea?" Tristan starrte auf seine Füße und ich hob verwundert den Kopf.

„Es war der einzige Ausweg."

Ich dachte das wäre offensichtlich gewesen. Ich hatte gehofft, dass durch den Sprung die Beamten Zeit hatten Frau Hoffenmeier endlich außer Gefecht zu setzen und sie unter Kontrolle zu bringen. So wie es letztendlich auch geschehen war. Tristan jedoch war nicht zufrieden mit meiner Antwort.

„Und warum hast du dann aufgehört zu schwimmen?", fragte er weiter und ich senkte den Blick. Er würde mich umbringen, wenn ich die Worte in meinem Kopf nun laut aussprechen würde.

„Ich- ich kann gar nicht schwimmen."

Tristan reagierte wie erwartet. Er stoppte mitten in der Bewegung. Seine Augen strahlten pure Mordslust aus.

„Warum bist du dann verdammt noch mal gesprungen? Wenn du weißt, dass du nicht schwimmen kannst!", herrschte er mich an und ich zog meinen Kopf zurück.

„Es war der einzige Ausweg.", wiederholte ich noch einmal, nur um einiges leiser als zuvor.

Tristans große Gestalt schüchterte mich sowieso schon ein und gerade hatte er sich zu seiner vollen Größe vor mir aufgerichtet. Er durchbohrte mich förmlich mit bösen Blicken und ich rang mit meinen Händen.

„Verdammt! Warum denkst du überhaupt nicht nach?"

Die Frage war eindeutig rhetorisch gemeint. Außerdem hätte ich sowieso keine Antwort darauf gehabt.

„Was wäre, wenn ich zu spät gekommen wäre? Was wäre, wenn ich dich nicht herausgezogen hätte, hm?" Seine Stimme wurde immer lauter.

„Verdammt du hättest tot sein können.", warf er mir an den Kopf und langsam dämmerte mir auch diese Information. Ich hätte tot sein können. Ich hätte einfach aufgehört zu atmen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich sogar einige Sekunden lang nicht geatmet. Praktisch gesehen war ich tot gewesen. Dadurch war ich allerdings keinen Deut schlauer geworden. Ich hatte keine Erleuchtung gehabt. So ein Mist aber auch.

Ich sah nur den Jungen vor mir, der sich weiter aufregte und mich ganz schön zusammenstauchte.

„Du warst da.", sprach ich leise. Und mir wurde plötzlich bewusst, dass das der einzige Grund gewesen war, warum ich ins Wasser gesprungen war. Warum mir die drei Meter Entfernung zum Wasser plötzlich nichts mehr ausgemacht hatten. Weil ich wusste, dass Tristan da war. Er hatte mich schon öfter vor dem Schlimmsten bewahrt.

Der Junge seufzte.

„Ich kann aber nicht immer da sein, wenn du in der Patsche sitzt und dich retten."

„Das weiß ich. Ich habe nicht vor in nächster Zeit so dumm zu sein und noch einmal ins Meer zu springen."

Ich versuchte es mit einem zaghaften Lächeln, aber Tristen vergrub sein Gesicht in den Händen.

„Warum ist mit dir immer alles so verdammt kompliziert, Solea?", brachte er gedämpft hervor. Diese Frage hatte ich mir auch schon öfter gestellt, aber ich fand auch nach 18 Jahren meines Lebens keine zufriedenstellende Antwort. Warum konnte ich kein ganz normales Mädchen sein? Die einzige Antwort auf diese Frage? Ich konnte es einfach nicht. Ich war nicht dazu gemacht normal zu sein. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern.

„Ich wusste ja, dass es spannend sein würde hier an Bord mit uns, aber dass das Ganze so ausarten würde..." Er schüttelte den Kopf.

„Glaub mir, das war bestimmt nicht geplant."

„Versprich mir nur eins." Tristan war stehen geblieben und ich schaute ihn fragend an. Er lächelte leicht.

„Versprich mir nur, dass du nicht noch einmal springen wirst.", sagte er.

Mein Gesichtsausdruck war in diesem Moment mit aller größter Wahrscheinlichkeit mehr als verwundert. Hätte man mir am Anfang dieser Reise gesagt, dass ich mich mit dem Jungen, den ich bei unserer ersten Begegnung absolut nicht ausstehen konnte, einmal so gut verstehen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt und für verrückt erklärt.

Tristan war keineswegs arrogant. Er war jemand, der sich um alle sorgte und den es wirklich interessierte, was man zu sagen hatte. Er war wahrscheinlich die fürsorglichste Person, die ich in meinem ganzen Leben kennengelernt hatte. Allein das Versprechen, dass er mir abnahm, zeigte, dass ihm viel an seinen Mitmenschen lag. Das ihm viel an mir lag. Deswegen konnte ich nicht anders als bei seiner Bitte breit anfangen zu grinsen. Trotz der vergangenen Stunden.

„Ich verspreche dir nicht mehr zu springen, wenn du nicht dabei bist, um mich wieder herauszuholen.", sagte ich scherzhaft, doch Tristan schüttelte streng den Kopf.

„Ich meine es ernst. Versuch nicht mehr dich in irgendeine gefährliche Situation zu bringen, obwohl du ganz genau weißt, dass ich-" Er stockte und ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Dass ich nicht immer da sein kann.", fuhr er fort und ich war mir beinahe sicher, dass er das zuvor nicht hatte sagen wollen. Da war noch etwas anderes.

Ich nickte. Das Lächeln auf meinem Gesicht war einem ernsten Ausdruck gewichen.

„Ich verspreche es." Ich war bereit mich an das Versprechen zu halten, obwohl ich nicht für dessen Einhaltung garantieren konnte.

„Gut, jetzt da wir das geklärt haben, habe ich nur noch eine Frage." Sein Blick lag erwartungsvoll auf mir und ich machte mich bereit auch die letzte Frage zu beantworten. Auf diese Frage war ich jedoch definitiv nicht vorbereitet gewesen.

„Ich weiß, es dauert noch eine Woche bis dahin, aber-" Er holte tief Luft, bevor er die Frage aussprach. Ich hing buchstäblich an seinen Lippen, wie ein Insekt in einem Spinnennetz, das sich nicht befreien konnte. In dem Moment, in dem die Frage endlich ausgesprochen war, wusste ich nicht, ob ich mich überhaupt aus meinem Spinnennetz befreien wollte. Mein Bauch schlug Purzelbäume vor Freude.

„Gehst du mit mir zum Ball?"

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