Chapter 4
7 Wochen nach Harry's Abreise
Louis
Bereits zum 6. Mal heute, schnippte ich die restliche Zigarette weg und drückte sie mit dem Schuh aus. Mit einem kurzen Blick nach Oben, wo dunkle Wolken über Doncaster hingen, verliess ich die Raucherecke und betrat wieder das Tattoostudio, in dem ich seit knapp einer Woche arbeitete.
Den Besitzer, Charlie, kannte ich bereits seit der Grundschule und er hat mir einen Job angeboten, als ich Liam zu seinem Tattoo Termin begleitet hatte.
Schon seit ich ein junger Teenager war, war es mein Traum Tätowierer zu werden und ich machte dann auch eine Ausbildung. Gleichzeitig bekam aber auch der Fussball immer eine grössere Bedeutung in meinem Leben und an einem Punkt hatte ich sogar gute Chancen Profi zu werden.
Dieser Traum hielt jedoch nur so lange, bis ich in einem wichtigen Spiel gefoult wurde und mein Knie dahin war.
Seit diesem Tag pendelte ich zwischen verschiedensten Kurzzeitjobs hin und her, um mich über Wasser zu halten, wusste nicht so recht was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Bis Charlie hier nun sein Studio eröffnete und mir einen Job gab.
"Tommo hier sind Zwei, die grad reingekommen sind, Fine-line, bist du frei?"
Ich erhob mich von dem Hocker, an meinem Zeichnungspult, auf den ich mich soeben gesetzt hatte, und zog den Vorhang beiseite, um in den Eingangsbereich zu sehen.
"Hi.", begrüsste ich die zwei jungen Frauen, die neben Charlie beim Counter stehen, mit einem Lächeln und nicke. "Klar, hast du auch die Unterschrift?"
"Das war einmal!", beschwerte sich mein Boss und ich zwinkerte ihm bloss grinsend zu. Kichernd kamen die Zwei Kundinnen zu mir rüber und ich hielt den Vorhang zur Seite, damit sie eintreten konnten.
"Einmal zu viel.", sang ich neckend und bekam nur seinen Stinkefinger zu Gesicht.
Ich zog lachend die Vorhänge hinter mir zu und liess mich auf meinem Hocker nieder.
"Hey, ich bin Louis.", stellte ich mich den zwei Damen vor, die mich aufgeregt angrinsten und gab beiden kurz die Hand. "Erstes Tattoo?"
Ein paar Stunden später hatte ich Feierabend und ging kurz Einkaufen, um meinen Kühlschrank zu füllen, ehe ich mich dann auf den Weg zu meinem Apartment machte.
Dort räumte ich erstmal alles weg und nahm danach eine heisse Dusche. Es hatte unterwegs angefangen zu regnen und ich wurde patschnass.
Nach der angenehmen Dusche, merkte ich wie die Müdigkeit meine Knochen langsam hochkroch und meinen Kopf schwer machte. Die letzte Energie, die ich aufbringen konnte, benutzte ich zum Kochen, da ich wirklich hungrig war und machte mir selbst eine Suppe.
Ich sass auf dem Sofa in dem kleinen Wohnzimmer, ass still meine Suppe und hörte dabei dem Regen zu, wie er gegen die Fenster donnerte.
Meine Gedanken begannen zu kreisen, was sie immer taten, sobald es mal ruhig um mich herum war, und mein Blick glitt zu dem alten Ledersessel, der gegenüber von mir in der Ecke stand.
Schon fast hatte ich erwartet einen Lockenkopf darin sitzen zu sehen, der mich mit diesen grünen Augen, über den Rand seiner Brillengläser, anblickte und mir eines seiner atemberaubenden Grübchenlächeln schenkte. Fast musste ich schmunzeln.
Das war Harry's Platz.
Er würde immer dort sitzen, mit einem Buch in der einen und einer Tasse Tee in der anderen Hand, die Brille auf der Nase und einem süssen Runzeln auf der Stirn.
Seine Nase würde sich kräuseln, wenn sich der Autor mal einen Witz erlaubte und gleichzeitig würde man seine feuchten Augen und die Sorgenfalte zwischen ihnen bemerken, wenn es etwas Bewegendes oder Trauriges war.
Manchmal sass er stundenlang dort und spielte Gitarre, tüftelte an Liedertexten und Melodien, oder übte neue Griffe und Akkorde ein.
Oft sah und hörte ich ihm dabei zu, während ich hier auf diesem Sofa sass und neue Tattoo-Designs zeichnete. Ab und zu mal half ich ihm beim Komponieren seiner Songs
Es war wie ein Ritual. Wir arbeiteten beide an unseren Träumen, in dem kleinen Wohnzimmer, in unserer eigenen, kleinen Welt.
Jetzt war seine Welt um einiges grösser und meine ein Stück kleiner.
Ich stellte die leere Suppentasse weg und streckte meine Finger zu der Zigarettenpackung auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa.
Mit zittrigen Fingern zündete ich mir einen Stängel an und wischte mir nach dem ersten Zug über die nassen Wangen.
"I was dumb to think I'd keep you
under lock and key.
It's like you're dripping
from the ceilings,
wall to wall; you're all I see.
Although everything around me
is screaming otherwise;
You're the last thing on my mind."
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