Schreibblockade - Eine ekelhafte Schmeißfliege und der Feind aller Autoren
Jeder Autor kennt es, fürchtet und verflucht es. Wenn man mal meint, dass es beim Schreiben rundläuft, überfällt es einen wie eine böse Infektion. Plötzlich weiß man nicht, wie man weiterkommt. Oder man weiß es, bringt aber keinen einzigen anständigen Satz zustande. Woran liegt es? Wie kann man es bekämpfen oder gar dafür sorgen, dass es einen so wenig wie möglich erwischt?
Ich meine, wen hat es noch nicht erwischt? Sie sucht mich mindestens einmal im Quartal heim und quält mich, sodass ich meiner lieben Freundin die Ohren vollheule. Meistens trifft es mich in der kreativsten Phase. Ich schreibe einige Tage fieberhaft an meinem Werk. Alles verläuft nach Plan. Und dann wache ich auf, setzte mich an den Laptop und es kommt kein Wort zustande. Die Ideen fehlen schlicht und ergreifend. Was tut man dagegen? Wie geht man vor? Langsam habe ich gelernt, damit umzugehen und mich dagegen zur Wehr zu setzten. Und da mein lieber Schützling vor einiger Zeit dasselbe Problem hatte, habe ich mir überlegt, dem Thema ein eigenes Kapitel zu widmen. Vielleicht werden viele von euch denken: davon gibt es doch schon bereits so viel. Aber vielleicht werdet ihr auch Tipps finden, die ihr bei anderen noch nicht gelesen habt und euch auch helfen können.
Vielen reicht es, sich eine kleine Pause von einigen Tagen zu gönnen. Einfach eine Zeit lang ohne geschriebene Wörter. Sei es in Büchern, am PC oder am Handy. Manchmal ist der Kopf einfach derart voller Informationen und Ideen, dass er Zeit braucht, um alles zu verdauen und abzuspeichern, damit er wieder leistungsfähiger wird. Der beste kleine Computer der Welt eben. Also gönnt euch die Pause! Nimm Abstand von deiner Story, fege deinen Verrücktmacherei über die Handlung der Story fort, um mit neuer Kraft zu beginnen. Tage oder auch mal 1-2 Wochen, wenn es sein muss. Nimmt den Wind aus den Segeln. Die Leser können auch einige Tage mehr auf ein gutes Kapitel warten. Denn es bringt niemanden etwas, nur etwas zusammen zu tippen, damit was dasteht. Es sollte auch gut sein, einen mitreisen und keine Ansammlung von aneinandergereihten, bedeutungslosen Worten sein, nur damit etwas dasteht. Mit der späteren billigen Entschuldigung: Es tut mir so leid, dass ich nichts zustande bekommen habe... bla bla... Das zählt nicht. Entweder etwas gescheites aufs Papier bringen oder es eben lassen. Leser hin oder her. Es soll qualitativ hoch sein, dabei spielt die Dauer, wie lange man für ein Kapitel braucht, keine Rolle.
Manchen reicht es aber auch, die Umgebung zu wechseln. Was sind deine Störfaktoren?
Ein laufender Fernseher? Das Internet, indem du zwischendurch surfst? Ein quengelndes Kind? Der Rasenmäher des Nachbarn oder einfach nur die einsame Stille? Es gibt viele Ursachen. Beseitige sie! Suche dir eine neue Umgebung, schaffe dir eine neue Arbeitsatmosphäre, einen neuen Freiraum für dich und deine Fantasie. Ob es ein neuer Ort ist, oder ein entspannteres Umfeld.
Auch die Tageszeit spielt eine gewaltige Rolle. Manche sind morgens, manche mittags und manche auch abends am produktivsten. Versuche, zu der Tageszeit zu schreiben, die dir am Liebsten ist. Auch wenn es nur für wenige Minuten möglich ist. Besser 10 produktive Minuten, als 1 Stunde in der man nichts zustande bekommt.
Wenn die Schreibblockade einen packt, hilft es auch oft, sich am Tag kein Ziel von 1000 Worten zu setzten. Auch kein ganzes Kapitel, sondern nur 2-3 Sätze oder 100 Wörter. Das mache ich immer. Ich setzte mich nicht unter Druck. Schreibe, das, was mir in dem Moment einfällt und höre auf, wenn die Idee weg ist. Das funktioniert bei mir am besten.
Setzte dir einen Zeitstrahl zu deiner Geschichte. Wo bist du? Wo willst du hin? Welche Zwischenstationen willst du einbauen?
Gliedere dein aktuelles Kapitel. Was soll passieren? Was soll gesagt werden? Wie soll agiert, wie reagiert und erwidert werden? Welche Dialoge sollen gesprochen werden? Hört sich nach mehr an, als es wirklich ist und sorgt nur dafür, dass die Idee während des Schreibens nicht verloren geht. Hangle dich den Punkten entlang. Aber wichtig ist: Lass dich von der Langsamkeit nicht unterkriegen! Beiße dich durch! Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort. Mal 100 Worte und manchmal eben kein einziges. Es wird auch die Zeit kommen, Inder es nicht läuft. Manchmal tagelang nichts und es ist okay. Nimm es an, versuche Abstand von deiner Story zu nehmen. Vielleicht siehst du vieles nach einigen Tagen in einem neuen Licht? Vielleicht kommt der Geistesblitz, dass dein aktuelles Kapitel nicht das Gelbe von Ei war. Alles kann passieren. Wichtig ist, wie du reagierst.
Habt ihr euch selbst in eine Situation manövriert, aus der ihr keinen Ausweg findet? Leider geschieht es schneller, als man glauben mag. Man hat die Storyline vor Augen, die Idee empfindet man als super, doch die Auswirkung auf die Storyline bedenkt man nicht. Ein kleiner Punkt, der verehrende Folgen haben kann. Die Schreibblockade setzt ein, weil man einfach nicht weiter weiß. Hinterfragt eure Storyline. Analysiert euren Storyverlauf sowie die Entwicklung eurer Protagonisten. Wie hat sich alles entwickelt? Seit ihr an dem Punkt, wo ihr sein wird, oder habt ihr euch alles besser vorgestellt, als alles noch in euren Gedanken existierte? Findet den Auslöser, der den gemeinen Dominostein in Bewegung setzte. Packt ihn an der Wurzel. Schreibt ihn um. Oder sucht nach Wegen, um es wieder gut zu machen. Mit der Hilfe von neuen kleinen Ereignissen, die euren Fehler gerade biegen. Im Notfall mit jemand anderen bitten. Einen Leser oder eine gute Beta, die sich bereiterklärt, Zeit und Arbeit hinein zu investieren, um euch zu helfen. Versucht zu Brainstormen. Den Grund des Bösen zu finden, der einen so immens stört. Und versucht diesen Fehler nicht wieder zu machen. Macht euch in Zukunft Gedanken darüber, was eine einzige Tat in der Geschichte auslösen könnte. Welche Konsequenzen er hat und wie man solche Abweichungen vermeiden kann.
Und ihr habt alles versucht. Alle Störungen beseitig, alle Wurzeln des Bösen bekämpft und es will nicht so recht, wie ihr es wollt? Die Worte kommen nicht zusammen? Die Sätze bilden eine einzige, große Katastrophe? Es kommt euch so vor, als ob ihr das Schreiben verlernt habt, nach all den Tagen oder Wochen des Entzugs? Nicht verzweifeln. Schreibe einfache Texte oder einfache Sätze, die nichts mit deinem Projekt zutun haben. Nimm dir Zeit. Suche dir Inspiration. Eine Situation. Ein Duft, eine Farbe, ein Ereignis, eine Lebenssituation, ein Gefühl oder einfache Musik. Lasse dich von deinem Gefühl leiten und schreibe darauf los. Dein Kopf wird dir schon signalisieren, wann er wieder so weit ist. Schreibe alles, was in den Sinn kommt, mit dem Wissen, dass auch der gewaltigste Schrott dabei herauskommen kann. ABER: WHO CARES? Das alles dient der Aufwärmung, um auf das gleiche Niveau zu kommen, wo man davor stand. Niemand wird sofort auf seinen Topform zurückfinden. Widmet euch vielleicht einigen kleinen Kurzgeschichten, Oneshots, die überhaupt nichts mit eurem Werk zu tun haben. Findet zu dem Spaß zurück, der manchmal verschwindet, wenn man sich in ein einziges Werk verbeißt. Und habt einfach Spaß beim Schreiben. Ungezwungen, fantasievoll, bewegend, frei.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro