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39. Kapitel

Sie hatten ihn noch nicht gesehen. Was ein Glück war, denn sonst würden unsere beiden Köpfe rollen und nicht bloß meiner.

Jessica hatte meine Verspätung mit gerümpfter Nase kommentiert und mir war nicht entgangen, dass auch Hilary mit erhobener Augenbraue einen vielsagenden Blick mit ihrem Mann getauscht hatte, dessen Ausdruck merkwürdig leer gewesen war.

Seine gleichgültige Miene machte mich wütender als Jessicas offensichtlich aufgebrachter Seitenblick. Wusste er nicht, was er gerade tat? Was er seiner eigenen Tochter antat? Was sie uns antaten? Ich machte mir nichts vor. Diese Ehe war schon jetzt zum Scheitern verurteilt. Mit etwas Glück würden wir uns anfreunden können, aber mehr ... mehr würde da nie sein. Nicht, wenn ... Schnell verdrängte ich den Gedanken, zurück in die Abgründe meines tiefsten Inneren.

Ich hatte nicht mitbekommen, dass mein Bruder gekommen war, dabei hatte ich meinen Posten am Eingang zur Begrüßung der Gäste nicht verlassen. Auf einmal war er einfach da. Zweimal war mein Blick über ihn gestrichen ohne ihn richtig wahrzunehmen. Etwas war mir merkwürdig vorgekommen.

Ein ungeübtes Auge hätte ihn in der Menge übersehen. Ein geübtes Auge sah jedoch, dass er nur scheinbar in die Umgebung hineinpasste. Der Smoking war anscheinend ausgeliehen, er war zu groß, an einigen Stellen verblichen. Er trug eine schwarze Maske, die eine Gesichtshälfte verdeckte. Die Fliege saß nicht richtig.

Ich hasste mich selbst ein wenig dafür, dass mir diese Details auffielen, wo ich doch immer sagte, dass ich nicht in die Welt der High Society passte.

Offensichtlich doch.

Sein Aussehen erschreckte mich. Die Erinnerung an sein früheres Ich stimmte nicht mehr mit dem Bild überein, das sich mir jetzt bot. Seine dunklen Haare fielen in leichten Wellen über seine Schultern und er wirkte abgekämpft, mit dunklen Ringen unter den Augen und blasser Haut. Schon damals hatte er oft trainiert, doch heute, vierzehn Jahre später, war er noch breiter geworden. Die Muskeln in Kombination mit dem rohen Ausdruck in seinen Augen ließen ihn ungemein bedrohlich erscheinen. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten war er einfach nur gebrochen.

Wie von selbst wurde meine Aufmerksamkeit von meinem Bruder auf Julia gelenkt. Unsere Blicke kreuzten sich und sie betrachtete mich vielsagend. Sie sah zu Henry und ich wusste, dass sie genau wusste, wen sie da vor sich hatte. Unsere wortlose Unterhaltung hielt nur Sekunden, denn da war es auch schon vorbei mit meiner Ruhe.

»Was hat er hier zu suchen?« Jessica zischte die Worte fuchsteufelswild und lächelte die Neuankömmlinge gleichzeitig herzlich an und verteilte Luftküsse.

»Bürgermeister Price, Clarissa, meine Teure. Wie schön Sie zu sehen. Haben Sie schon einen Sekt? Sehr schön. Ich habe noch etwas Wichtiges mit Ihnen beiden zu besprechen. Ich komme gleich zu Ihnen. Bitte, hier entlang.«

William Senior brummte nur ein paar Worte und erntete einen missbilligenden Blick seiner Frau.

Diese komplimentierte Price und Clarissa in den Saal, mir schüttelten sie im Vorbeigehen die Hand und ich murmelte meinerseits meine einstudierten Zeilen: »Schön, dass Sie Zeit haben. Ich fühle mich geehrt, dass Sie mit meiner Verlobten und mir feiern wollen.«

Das Wort >Verlobte< kam mir mit jedem Mal leichter von den Lippen. Mir gegenüber taten es mir Beth und ihre Eltern gleich. Sie erhaschte meinen Blick und lächelte sanft. Ihr Gesichtsausdruck, die Mischung aus Verlegenheit und Entschlossenheit, erinnerte mich an Julia. Ich zwang mich zurückzulächeln.

»Also?« Jessicas Halsader pochte zuverlässig aggressiv, während William Senior eisern schwieg. Ich war ihm dankbar dafür.

»Ich hab ihn eingeladen.«

»Du hast ihn ... Wie konntest du nur? Er hat hier nichts ...«

»... zu suchen? Das ist meine Verlobungsfeier.«

»Mein Gott, William. Du bist doch nun wirklich alt genug, um diese ewigen Racheaktionen hinter dir zu lassen. Muss denn jeder hier wissen, dass du uns die Schuld für sein Verschwinden gibst?«, zischelte sie.

»Das hat nichts damit zu tun, dass ihr ihn verbannt habt. Er ist mein Bruder. Wenn ich meine Verlobung feiere, sollte er anwesend sein. Und wie wäre es für den Anfang, wenn du dich selbst an deine Ratschläge hältst? Wenn du diese ewigen Racheaktionen satt bist, wäre eine zweite Chance angebracht. Zeig deinen guten Willen und sag ihm, dass es dir leidtut.«

Ich erlebte meine Mutter selten sprachlos, doch dieser Anblick war Balsam für meine Seele. Zufrieden rückte ich die Maske auf meiner Nase zurecht. Das Teil kratzte fürchterlich. Warum hatte ich diesem Maskenball zugestimmt?

Neue Gäste traten ein und ich schüttelte erneut Hände, Hände, Hände.

Dass ich nicht wusste, wer der kahlköpfige Mann war, der sich mit mir über den schrecklichen New Yorker Verkehr unterhielt, war egal. Wahrscheinlich irgendein neuer Investor, dem Jessica mit dieser Einladung Honig ums Maul schmierte.

»Sorg dafür, dass er hier verschwindet, William. Und zwar sofort. Bevor noch jemand Wind davon bekommt.«

»Nein.«

So fassungslos wie sie darauf reagierte, könnte man meinen, ich hätte ihr offenbart, dass ich in der Firma ausstieg und stattdessen Cannabis anbauen wollte.

»Denk dran, was auf dem Spiel steht. Erst heute Morgen ist dieser lächerliche Artikel aufgetaucht, der uns alle in ein schlechtes Licht rückt. Wir können uns jetzt keinen Skandal leisten.«

Ich reagierte mit erhobener Augenbraue.

»Warum sollte irgendjemand noch ein Interesse an diesem lächerlichen Artikel haben?«, imitierte ich ihre Stimme. »Ich bin mit ihrer Schwester verlobt. Das hier ist unsere Verlobungsfeier.« Spöttisch rollte ich mit den Augen, obwohl ich es besser wusste. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und auf dem Bild in der Zeitschrift wurde mehr als deutlich, welche Funken zwischen uns sprühten. Wenn mir die Spannung nicht entgangen war, dann hielt es auch andere nicht davon ab, hinter die Wahrheit zu kommen.

»Sei dir da mal nicht so sicher«, entgegnete sie bittersüß lächelnd.

»Auch schlechte Publicity ist Publicity. Deine Worte«, erwiderte ich ebenso falsch. Sie wusste genauso gut wie ich, dass das nicht stimmte. Sorge hatte ich, wenn überhaupt, um Julia und was dieser Artikel mit ihr machte.

Durch die strengen Abläufe des Abends war ich noch nicht dazu gekommen, mich mit ihr darüber zu unterhalten. Sie saß an einem runden Tisch vorne und beobachtete die Menschen um sich herum.

»Auf deine Verantwortung.« Die Worte lagen bedeutungsschwer auf meinem Brustkorb.

»Mit Vergnügen.«

Der Großteil der Gäste war schließlich eingetroffen, also entschuldigte ich mich bei Beth und ihren Eltern und machte den ersten Schritt nach vierzehn Jahren. Jede Sekunde presste sich mein Brustkorb enger zusammen. Als ich bei ihm war, konnte ich kaum noch atmen. Die Schuld lag schwer auf meinen Schultern. Er lächelte.

»Schön, dich zu sehen, Gray.« Zum ersten Mal an diesem Abend klangen diese Worte aufrichtig, auch wenn eine Spur Nervosität darin mitschwang.

»Henry.« Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also streckte ich ihm meine Hand entgegen. Vielleicht hatte er es nicht gesehen, vielleicht ignorierte er es, jedenfalls fand ich mich wenige Sekunden später in einer festen Umarmung wieder.

»Ich freue mich hier zu sein. Herzlichen Glückwunsch! Wo ist deine Verlobte? Wo ist Heather? Ich hab sie nicht gesehen. Mom und Dad scheinen nicht sehr begeistert zu sein, dass ich hier bin.« Befangen strich er sich durch die Haare.

Er war nicht der Typ, der um den heißen Brei redete. Eine Eigenschaft, die mich schmerzlich an Heather erinnerte.

»Und ich hatte keine Maske, deswegen habe ich mir eine von den Kellnern ausgeliehen. Ich hoffe, dass ich später kein Geschirr abräumen muss. Da lasse ich doch direkt alles fallen.«

So wie er nicht um den heißen Brei redete, fing er an zu reden wie ein Wasserfall, wenn er nervös war.

»Mann, das hier ist so sicher wie Fort Knox. Ich dachte schon, ich würde gar nicht reinkommen, obwohl ich die Einladung hatte. Der Kerl am Eingang hat wahrscheinlich gedacht, ich wollte mich einschleichen. Ich hab mich wie ein Schwerverbrecher gefühlt, als mich einer der Kellner durch den Hintereingang gebracht hat.«

Ein nervöses Lachen. Der Knoten in meinem Magen zog sich weiter zusammen.

»Ich bringe dich zu deinem Platz.«

Falls er sich vor den Kopf gestoßen fühlte, zeigte er es nicht. Zu viele Augen folgten uns auf unserem Weg. Henry schrumpfte darunter und ich ballte die Hände zu Fäusten. Wenn auch nur einer von ihnen einen blöden Kommentar machte, konnte ich für nichts garantieren.

Julia hatte uns kommen sehen und war aufgestanden. Dass sie sich unauffällig die Hände an ihrem Kleid abwischte, brachte mich ungewollt zum Grinsen. Wie ein Mensch es schaffte, jemanden durch seine bloße Anwesenheit zu beruhigen, war mir ein Rätsel. Ich sah von meinem Bruder zu Julia und machte eine ausschweifende Geste.

»Henry, das ist ...«

»Und du musst Grays Verlobte sein. Beth, richtig?«

Er gab nichts um die Etikette und umarmte Julia stürmisch.

In der ersten Sekunde wirkte sie überrascht, dann erwiderte sie die Umarmung zaghaft. Hinter den muskelbepackten Oberarmen verschwand Julias zierliche Gestalt fast vollständig. »Es freut mich, dich endlich kennenzulernen. Gray war nicht gerade sehr auskunftsfreudig.«

»Ich bin nicht ... Wir sind nicht ...« Julia stotterte unbeholfen und konnte den roten Schimmer auf ihren Wangen nicht verbergen, als sie sich aus der Umarmung löste.

»Das ist Julia. Beths kleine Schwester«, klärte ich das (erneute) Missverständnis auf. Henry machte ein überraschtes Gesicht. »Ach so. Na, jedenfalls freut es mich dich kennenzulernen.«

Da stieß Beth zu uns, professionell lächelnd.

»Will, vorne sind noch Gäste, die dich begrüßen wollen, deine Mutter meinte ... tut mir leid, störe ich euch?«

Neugierig lagen ihre Augen auf Henry und er erwiderte ihre Musterungen.

»Beth, das ist mein Bruder Henry. Henry, das ist Beth.«

Ihre Augen leuchteten.

»Oh ... Henry.« Zögernd reichte sie ihm die Hand. »Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Beth wirkte ein wenig verloren und Henry war vermutlich wegen der Verwechslung von gerade noch dezent verlegen.

»Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.« Er stockte einen kurzen Moment und blinzelte perplex. Seine Augen fixierten einen Punkt hinter mir und ich wandte mich um.

»Fuck«, fluchte ich. Keine fünf Meter entfernt stand Heather und sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen.

Ich hatte sie nicht auf diesen Moment vorbereitet, auch wenn mir jetzt bewusstwurde, dass ich das besser getan hätte. Ich grenzenloser Idiot.

Mit einem vernichtenden Schlag war sie wieder das siebenjährige Mädchen, dem ich versuchte zu erklären, dass ihr großer Bruder nicht mehr bei uns lebte und – die Worte hatten sich nach vierzehn Jahren in mein Hirn gebrannt – dass es besser so wäre.

Sie machte einen Schritt zurück und meine Adern zogen sich zusammen, als würde eiskaltes Wasser über meinen Körper fließen.

»Heather.« Henrys Stimme war kaum ein Hauch, bittend und so gebrochen, wie er aussah, aber es reichte offenbar, damit Heather kopfschüttelnd noch einen Schritt zurücktrat. In einer fließenden Bewegung drehte sie sich um und war in der Menschenmasse verschwunden.

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