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Panisch riss ich meine Augen auf, mein Atem ging schwer und mein Kopf war wie leer gefegt.
Alles worauf ich mich gerade konzentrieren konnte, war diese Kiste in welcher ich mich befand und welche unwahrscheinlich schnell hoch ging. Meine Finger krallte ich in die kleinen Löcher im Boden. Ich hatte Angst. Panische Angst. Und dieses Gitter war gerade das einzige was mir irgendwie halt gab. Mein Blick richtete sich nach unten. Nichts als Dunkelheit. Meine Augen kniff ich einfach zusammen und spürte dann eine Träne, welche mir über die Wange lief. Wie bin ich bitte in dieser Situation gelandet?
Irgendwann gewöhnte ich mich an dieses Gefühl und öffnete meine Augen. Ich blickte mich um, um vielleicht irgendwas zu erkennen. Irgendwas, was mir hilft, was das ganze hier zum stoppen bringt.
Und dann landete mein Blick auf einem Jungen. Er saß dort in einer Ecke mit angezogenen Beinen und weinte vor sich hin. Das er weinte wusste ich, weil ich das schluchzen von ihm vernahm.
Ohne groß zu überlegen krabbelte ich langsam auf ihn zu.
"Hey", kam es über meine Lippen. Meine Stimme ließ mich kurz zusammen zucken. So hatte ich mir meine Stimme nicht vorgestellt. Sie hörte sich so an, als wäre es nicht meine Stimme, als wäre es die von jemand anderen.
Der kleine Junge blickte mich an und obwohl es dunkel war konnte ich erkennen, dass er nicht besonders Alt war. Vielleicht 13? Keine Ahnung. Wie sahen 13 Jährige Jungen aus?
"Ich habe Angst", kam es nur über seine Lippen. Diese Worte reichten mir schon aus. Langsam setzte ich mich neben ihn und zog ihn in eine Umarmung, drückte ihn dabei ganz fest an mich. Irgendwie wollte ich ihm ein Gefühl von Sicherheit geben. Es war schrecklich ihn so zu sehen.
Eine ganze Weile saßen wie so da und ich strich ihm beruhigend über den Rücken. Bis dann ganz plötzlich diese Kiste stehen blieb.
Sofort stockte mein Herz für einen Moment, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen.
Der kleine Junge hatte seine Arme noch fester um mich geschlungen, so als wäre ich gerade sein einziger halt. Und genau das war ich ja eigentlich.
Von oben drangen viele verschiedene Stimmen auf mich ein.
'Beeil dich du Strunk' und 'Was machst du da für ein Klonk?', vernahm ich ganz deutlich und dann verschwand auch schon die Decke über uns. Licht drang zu uns durch und ich löste eine Hand von dem Jungen, um damit die Sonne zu verdecken. Wir waren hier so lange drinne, dass das plötzliche Licht schmerzte.
Als ich mich dann an die Sonne gewöhnte erkannte ich auch ein paar Gesichter. Es waren Jugendliche, wahrscheinlich im Alter von 16 bis 19.
Aber wieder stellte ich mir die Frage, wie sahen Jugendliche in diesem Alter aus? Ich wusste es nicht. Ich wusste nichts. Außer, dass ich auf den kleinen Jungen in meinen Armen aufpassen musste.
Plötzlich sprang ein Junge zu uns in die Kiste und musterte uns ganz genau.
"Was zum", kam über seine Lippen. Die Verwunderung war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Was war denn sein Problem?
"Gally was siehst du?", fragte eine Stimme von oben und erst jetzt schien sich dieser Gally zu sammeln.
"Es sind zwei, ein Junge und ein Mädchen."
Die Worte 'zwei' und 'Mädchen' kamen so verwundert über seine Lippen, als wären wir eine neu entdeckte Tierart.
"Was sagst du denn da?", kam es völlig verwirrt von einer anderen Stimme. Kurz darauf sprang auch diese in die Box. Ein großer blonder Junge mit dunklen Augen. Er sah zwar freundlicher aus als dieser Gally, aber trauen würde ich ihm auch nicht.
"Na komm", kam es von ihm und schon wollte er nach dem kleinen Jungen in meinem Arm greifen. Sofort schnappte ich etwas was neben mir lag und richtete es gegen ihn. Was sofort dafür sorgte das er zurück schreckte.
"Leg das Messer weg, wir wollen euch nichts böses", kam es möglichst ruhig von ihm.
Stumm blickte ich ihn nur an. Mein Blick musterte ihn einmal ganz genau. Seine Kleidung war dreckig, wahrscheinlich musste er harte körperliche Arbeit verrichten.
Ich war gerade so sehr in Gedanken, dass ich überhaupt nicht merkte wie dieser Gally mir das Messer weg nehmen tat. Und dann ging es ganz schnell, der Blonde zog den kleinen Jungen aus meinem Arm hoch aus der Box.
"Verdammt nein", kam es laut über meine Lippen. In dem Moment wurde ich auch schon grob von dem anderen gepackt und befand mich dann auch außerhalb der Box. Und das was ich da sah war defenetiv nicht besser.
Langsam richtete ich mich auf, mein Blick glitt umher. Was war das hier für ein verdammter Ort? Dies war das erste was mir in den Kopf kam. Wir befanden uns auf einer riesigen Fläche, es gab einen Wald, Felder und Hütten. Aber das war nicht das was mich schockierte. Es waren diese riesigen Mauern. Sie umschlossen das ganze und genau vor mir befand sich ein Spalt in der Mauer.
"Bringt die beiden ins Loch und dann kommt alle in die Hütte. Wir müssen reden", diese Worte kamen von einem großen Typen mit dunkler Haut.
Das Loch? Was ist das? Meine Frage konnte ich überhaupt nicht äußern. Stattdessen packte mich der Idiot mit den komischen Augenbrauen und zog mich mit sich. Der Blonde tat das selbe mit dem kleinen Jungen. Während ich grob in ein Loch geschubst wurde, war der Blonde wohl deutlich sanfter mit dem Jungen.
"Ihr könnt uns doch nicht einfach hier einsperren", kam es wütend von mir, als der Kerl das Gitter verschloss.
Ein schelmisches Lächeln lag auf seinen Lippen und ich wusste jetzt schon, dass ich ihn nicht mag.
"Du siehst ja wie wir das können", mit diesen Worten machte er sich auch schon genauso wie alle anderen auf den Weg in eine große Hütte. Der Blonde tat sich allerdings noch einmal zu uns umdrehen. Wobei ich ihm aber nur einen bösen Blick würdigte. Idioten.
"Was passiert hier?Wo sind wir?", vernahm ich die Stimme des kleinen Jungen. Und seine Fragen waren wirklich berechtigt.
"Keine Ahnung. Aber ich werde dich hier rausbringen, versprochen."
Ich konnte mich zwar an nichts erinnern, aber ich wusste defenetiv das ich eine Person war, welche ihr Wort hält. Und das würde ich auch. Ich würde diesen kleinen Jungen hier raus bringen.
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