7 - erdbeertörtchen für todesser
K A P I T E L S I E B E N
ERDBEERTÖRTCHEN FÜR TODESSER
O K T O B E R 1 9 7 6
6. SCHULJAHR
Auch wenn Julie in der letzten Nacht wieder viel zu wenig geschlafen hatte, hatte sie es dieses Mal wenigstens in ihren eigenen Schlafsaal geschafft. Dementsprechend war sie zwar todmüde, aber wenigstens pünktlich. Auch wenn sie sich im Nachhinein wünschte, dass sie nicht pünktlich gewesen wäre. Dann hätte sie nämlich nicht den unangekündigten Verwandlungstest mitschreiben müssen.
„Das war so fies", beschwerte sich Amata als die Gruppe in Richtung der Gewächshäuser lief, „Warum nur, denken alle Lehrer im Moment, unangekündigte Tests mit uns schreiben zu müssen? Ich versteh das einfach nicht!"
„Sie bereiten uns auf das siebte Jahr vor. Auf unsere UTZs", erwiderte Andrew, "Und auf die Möglichkeit, dass wir bald mitten im Krieg stecken."
„Herrlich, dieser Optimismus", meinte Amata ironisch.
„Sie müssen eben realistisch sein", erwiderte Andrew überraschend energisch, „Es ist eben eine Tatsache, dass Krieg herrscht, der wohl nicht allzu bald vorbei sein wird. Sie wollen uns auch nur bestmöglich vorbereiten."
„Naja", sagte Amata, „Kein Grund mir jetzt schon damit die Laune zu verderben."
„Es geht dabei um Menschen", sagte Andrew heftig. „Um reale, leidende Menschen. Nur weil wir das Privileg haben, nicht-", er warf Julie einen ernsten Blick zu, „-oder noch nicht, betroffen zu sein, sollte das nicht bedeuten, dass wir dieses Problem einfach ignorieren."
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Julies Magengrube breit. Sie mochte es nicht, wenn Leute sich stritten. Besonders wenn diese Menschen ihre engsten Freunde waren, die ihr viel bedeuteten.
„Man könnte fast meinen du wärst ein Gryffindor", sagte Julie und lachte nervös. Es war ein lächerlicher Versuch, die Situation zu entschärfen.
Andrews Mine verzog sich zu einem bitteren Lächeln: „Vielleicht sollten wir alle mal ein bisschen mehr wie Gryffindors denken."
„Oder vielleicht sollten wir aufhören, schlechte Laune zu verbreiten und froh sein, dass wir noch eineinhalb Jahre haben, in denen wir uns nicht mit einem Wahnsinnigen auseinandersetzen müssen", entgegnete Amata kühl.
Das schlechte Gefühl in Julies Magen manifestierte sich zu einem Eisblock.
„Es gibt Leute, die kämpfen, Amata", sagte Andrew ernst, „Die jeden Tag ihr Leben gefährden. Wie dieser Ravenclaw, der die Schule abgebrochen hat, um zum Widerstand zu gehen."
„Du kanntest ihn?", fragte Julie überrascht und vergaß für einen Moment, dass sie Streit nicht ausstehen konnte.
„Oberflächlich", antwortete Andrew knapp, „Ich will nur sagen, dass wir es uns hier ganz schön bequem machen und wenn wir schon selber keinen Finger rühren, wenigstens respektvoll über diese Situation sprechen sollten."
„Ich spreche nicht nicht respektvoll über diese Menschen", entgegnete Amata entgeistert, „Ich will mir nur nicht jetzt schon die Laune vermiesen lassen."
„Kommt schon, Leute, es war doch nur ein Verwandlungstest", warf Julie hektisch ein, „Kein Grund-"
„Gerade du", unterbrach Andrew sie bissig und wandte sich zu Julie um, „Gerade du als muggelstämmige Hexe solltest dich doch etwas mit diesem Thema auseinandersetzen."
„Ja- ja, klar", stammelte Julie, "Ich finde das ja auch wichtig..."
Andrew musterte sie kühl. Dann warf er Amata einen vernichtenden Blick zu: „Du solltest dir wirklich mal mehr Gedanken über dein Privilegien machen."
„Aber-", warf Amata ein, doch da hatte Andrew sich schon auf dem Absatz umgedreht und lief davon.
Sie warf Julie einen irritierten Blick zu. „Okay, das war komisch", verkündete sie, „Richtig komisch."
Julie hob ratlos die Schultern. „Er hat sich verändert, findest du nicht?"
„Früher hätte ihn diese Aussage niemals gestört", sagte Amata stirnrunzelnd. „Und wenn, dann hätte er es nicht angesprochen."
„Er hat ja schon irgendwie Recht", wandte Julie ein. Sie musste an ihr Gespräch mit Maggie zurückdenken. Die Quidditchkapitänin, die jetzt schon so leidenschaftlich für ihre Ziele kämpfte. Ziele, die auch Julie betreffen würden.
Die Tatsache, dass dieses Thema in Hogwarts langsam aber sicher immer präsenter wurde, die Tatsache, dass sie nun innerhalb von zwei Wochen gleich zweimal ein Gespräch über den Krieg und den Widerstand geführt hatte... all das bereitete ihr Sorgen. Denn es bedeutete, dass ihr Gefühl mehr als nur ein undefinierbares Gefühl war.
Die Angriffe wurden mehr. Die Todesser wurden mehr. Der Krieg kratzte bereits an den Schlossmauern, bereit zuzuschlagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Die Realität war ihnen auf den Fersen.
Ein Schauer lief Julie über den Rücken und unwillkürlich rieb sie sich über die Arme.
„Oh, sag bloß du willst jetzt auch dem Duellierclub beitreten, um dich auf den Krieg vorzubereiten", sagte Amata neckisch und riss sie somit aus ihren trüben Gedanken, „Du würdest nach Zeitplan eins auf die Fresse kriegen."
„Ich sag ja nur... dass er Recht hat. Irgendwie. Ich bin muggelstämmig. Es sollte mich mehr interessieren. Dieser Krieg entscheidet schließlich über mein zukünftiges Leben."
„Dieser Krieg ist doch noch gar kein richtiger Krieg", sagte Amata mit einer abwinkenden Handbewegung, „Kein Grund so dramatisch zu werden."
„Es sind viele dieses Jahr nicht mehr zurück in die Schule gekommen. Ich habe schon das Gefühl, dass es schlimmer wird", erwiderte Julie nachdenklich. In ihrem Schlafsaal hatte es eigentlich vier Mädchen gegeben. Nach dem fünften Schuljahr waren die beiden Anderen nicht mehr zurückgekehrt. Glücklicherweise nicht, weil ihnen etwas zugestoßen war, sondern weil ihre Eltern entschieden hatten, sie zuhause zu unterrichten. Wegen der Gefahr... Und letztes Jahr war eine Schülerin aus Ravenclaw sogar in den Sommerferien bei einem Werwolfangriff ums Leben gekommen. Ein Beweis dafür, dass Voldemort nicht nur Zauberer um sich scharrte.
„Ach, ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst", sagte Amata, „Andrew ist gerade einfach ein bisschen schwierig und der Tagesprophet bauscht das Alles mehr auf, als es tatsächlich wert ist. Du kennst Andrew doch." Amata kickte einen Kiesel zu ihren Füßen in das grüne Gras. „Er macht sich immer mehr Sorgen als gut für ihn ist."
Julie seufzte und zog ihre Schultasche etwas enger an sich. Sie wollte sich nicht streiten, deswegen hielt sie den Mund und nickte in Richtung der Gewächshäuser. Außerdem wusste sie selbst nicht so Recht, was sie denken sollte. Bis vor kurzer Zeit hatte sie noch gar nichts mit alldem zu tun haben wollen.
„Lass uns schnell rübergehen, bevor Professor Sprout uns Nachsitzen verpasst", sagte Julie diplomatisch und verdrängte sämtliche Gedanken an den Streit, an Andrews seltsames Verhalten und Maggie, deren Worte sie einfach nicht losließen.
Andrew war nicht in den Gewächshäusern und er kam auch nicht mehr. Julie erklärte Professor Sprout mit einer notdürftigen Lüge, dass es ihm schlecht ginge und er sich auf den Weg zu Madame Pomfrey gemacht hatte. Sie hoffte, die Lehrerin würde diese Ausrede nicht kontrollieren.
Als sie eine Gruppenarbeit begannen, wandte Julie sich von Amata ab und sah sich nach Sirius um.
„Ist es okay, wenn ich heute mal mit Sirius zusammenarbeite?", fragte sie ihre Freundin. Sie wusste, dass es unfair war, aber dieses Gespräch mit Amata hatte sie nachdenklich gestimmt. Und irgendwie war sie auch ein bisschen wütend, dass Amata scheinbar wirklich die Augen vor dem Krieg verschließen wollte. Jeder Bericht des Tagespropheten besagte, dass der Krieg immer ernster wurde. Scheinbar sah ihre Freundin das nicht.
Fakt war, dass sie etwas Abstand benötigte. Auch um ihre eigenen Gedanken zu sortieren. Bis vor ein paar Wochen war sie sich noch vollkommen sicher gewesen, wo ihre Zukunft sie hinführen würde.
Jetzt war da nur noch Chaos in ihrem Kopf.
Amata hatte natürlich kein Problem damit, weswegen Julie sich ihre Drachenhauthandschuhe schnappte und hinüber zu Sirius ging.
„Sirius wird heute mal mit mir zusammenarbeiten", sagte Julie und zupfte am Ärmel von Sirius Uniform.
Er warf ihr einen irritierten Blick zu. Sie erwiderte seinen Blick. Kurz war es, als würden sie ein stummes Gespräch führen, dass nur aus – für jeden anderen undefinierbaren - Blicken bestand, dann nickte er.
„Ist das okay, Krone?"
James grinste. „Ich werde es überleben. Auch wenn es mir schwerfällt."
Julies Blick glitt durch das Gewächshaus. Lily stand alleine vor einem kleinen Busch der Venemosa Tentacula.
„Potter, ich glaube heute ist dein Glückstag", meinte sie und machte eine leichte Kopfbewegung in Lilys Richtung, „Annely ist nicht da."
James zuckte zusammen, als hätte ihn gerade ein Blitz getroffen.
„Bei Merlin!", wisperte er, „Was mache ich denn jetzt?"
„Äh... Rübergehen?", erwiderte Sirius verständnislos.
„Wie sehen meine Haare aus?", James fuhr sich hektisch durch die schwarzen Haarsträhnen.
„Wie immer", schmunzelte Julie.
„Tatze?", fragte James unsicher, "Wie sehen meine Haare aus?"
„Großartig!", sagte Sirius bekräftigend.
„Okay", James straffte die Schultern und pustete die Wangen auf.
„Jetzt flieg' nicht gleich vom Besen, du sollst nur zu Lily rübergehen", bemerkte Julie belustigt, „Und wenn möglich schreie sie nicht wieder an. Sie hat gute Ohren, sie hört dich, auch wenn du in normaler Lautstärke mit ihr sprichst."
Nervös warf James einen Blick über seine Schulter. „Oh, bei Merlins Unterhose. Ihre Haare! Seht ihr wie sie ihre Haare heute trägt?"
„Ja, wirklich hübsch", sagte Sirius und tätschelte den Arm seines Freundes. „Und jetzt gehst du rüber, stolperst dabei nicht und fragst, ob sie mit dir zusammenarbeiten will, in Ordnung?"
„Okay", murmelte James und Konzentration machte sich auf seinem Gesicht breit. Julie grinste, als er sich mit einem Ausdruck, als würde er sich gleich in den Kampf stürzen umdrehte und mit strammen Schritten zu Lily hinüberging.
„Bei Merlin, es wird jedes Jahr schlimmer", sagte sie belustigt.
"Und jedes Jahr weniger aussichtslos", bemerkte Sirius als die beiden James mit ihren Blicken folgten und beobachteten, wie er Lily fragte und sie lächelnd nickte.
„Scheint so", sagte Julie, „Das ist wirklich süß."
„Naja, freuen wir uns nicht zu früh. Er hat ein ausgezeichnetes Talent dafür Dinge möglichst chaotisch zu Ende zu bringen. Es würde mich nicht wundern, wenn er Lily ausversehen mit dem ätzenden Pflanzendünger besprühen würde."
„Sag' das nicht", tadelte Julie ihren besten Freund, „Lass uns wenigstens so tun, als ob wir an ihn glauben würden."
„War das eigentlich dein Plan?", fragte Sirius, „James und Lily zusammenarbeiten zu lassen? Oder werde ich aus einem anderen Grund mit deiner Anwesenheit beehrt?"
Julie verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. „Lass' uns nicht darüber sprechen, ja?"
Sirius zuckte mit den Schultern: „In Ordnung. Es hat aber Nichts mit King zu tun?"
„King?", wiederholte Julie verständnislos. „Was ist mit Rob?"
„Er hat dich doch vorhin auf dem Gang angesprochen, oder nicht?"
„Ja, und?" Julie verstand Sirius Punkt noch immer nicht. Robert King war der Hüter der Gryffindor-Hausmannschaft und in der 7. Klasse. Er war nett, hatte jedoch nicht allzu viel mit den Rumtreibern am Hut. Dementsprechend hatte auch Julie nicht besonders viel mit ihm zu tun.
„Er steht auf dich, Jules." Sirius schüttelte den Kopf, so als ob er es nicht fassen könne, dass er ihr das überhaupt erklären musste.
„Wie bitte?" Entgeistert starrte sie ihn an. An Kräuterkunde war nun nicht mehr zu denken. „Das denkst du dir aus!"
Sirius zog eine Augenbraue hoch und in seinen grauen Augen lag ein Ausdruck liebevoller Belustigung. „Du bist wirklich naiv. Er spricht dich ständig an. Jedes Mal, wenn du bei uns auftauchst, glotzt er dich an wie ein Fisch."
„Ja, weil er nett ist und wir Freunde sind", entgegnete sie, „Das muss doch gar nichts bedeuten."
„Nett?", wiederholte Sirius amüsiert. „So, so. Nett." Seine Stimme besaß einen neckenden Unterton.
„Ja, Nett!", sie spie das Wort fast aus und griff nun doch nach einem welken Blatt der Venemosa Tentacula um es energisch abzuzupfen. „Es geht jedenfalls nicht um ihn."
Den Rest der Stunde arbeiteten die Beiden beinahe stumm miteinander. Es war angenehm, dass Sirius genau zu wissen schien, wie er ihr helfen konnte und das ohne, dass er überhaupt wusste, was sie beschäftigte.
Immer wieder zeigten sie James Daumen-hoch, wenn er sich mit einem breiten Grinsen zu ihnen umdrehte.
Trotzdem zupften die Gedanken rund um den Krieg und ihre langsam zerbröckelnde Zukunft immer wieder am hintersten Zipfel ihrer Gedanken.
Als Sirius, James, Amata und Julie die große Halle zum Mittagessen betraten, musste Julie wieder einmal feststellen, dass sie die verbundene Aufmerksamkeit, die man erhielt, wenn man neben den beiden attraktivsten Schülern die große Halle betrat, nicht mochte. Außerdem schienen die Mädchen aus der Fünften immer noch zu glauben, dass sie und Sirius ein Paar waren, denn sie durchbohrten Julie mit abfälligen Blicken. Die Fünftklässlerinnen waren prinzipiell die Schlimmsten, denn sie waren nur ein Jahr jünger als die Sechstklässler, was bedeutete, dass sie sich reale Chancen bei Sirius erhofften. Viertklässlerinnen akzeptierten wenigstens, dass sie keine Chance hatten und himmelten Sirius einfach nur aus der Ferne an.
Wenn das mit den todeswünschenden Blicken so weiterging, musste sie dringend mit ihnen sprechen. Auf ein weiteres Schoko-Attentat hatte sie keine Lust.
„Amata, ich esse heute bei den Gryffindors, okay?", sagte Julie. Sie hoffte Andrew und Amata so etwas Zeit zu zweit zu geben, dass sie ihren Streit aus der Welt schaffen konnten. Ihre Freundin nickte nur. Wahrscheinlich durchschaute sie Julies Plan. „Und rede mit Andrew", rief Julie ihrer Freundin nach, als diese schon auf halbem Weg zum Hufflepufftisch war.
„So langsam glaube ich, dass ich verstanden habe, was los ist", kommentierte Sirius die vergleichsweise kühle Auseinandersetzung mit Amata.
„Naja", sagte Julie und wusste kaum, wie sie das, was sie fühlte in Worte fassen sollte. Maggie McCain, ihr Freund, der die Schule verlassen hatte, all diese neuen, drastischen Entscheidungen, die schon so junge Menschen trafen. Menschen wie Julie. Das hatte sie ganz schön aus dem Konzept gebracht.
Aber wollte sie das jetzt wirklich mit Sirius und James diskutieren? Mit den Beiden, die wohl am stärksten davon überzeugt waren, sich in den Kampf zu stürzen?
„Andrew und sie haben sich gestritten und ich hasse es, wenn sie sich streiten", erklärte Julie vage. „Und außerdem hat Andrew irgendwie Recht, aber sie will es nicht einsehen." Die letzten Worte verließen ihre Lippen beinahe trotzig.
„Will ich wissen, worum es geht?"
„Nein", seufzte Julie und ließ sich auf einen freien Platz am Gryffindorhaustisch sinken. Sirius und James folgten ihr, wobei letztere nur körperlich anwesend war. Seine Gedanken schwebten irgendwo zwischen Wolke sieben und zwölf. Er schenkte Sirius und Julie nicht einmal ein Minimum seiner Aufmerksamkeit.
Sie wechselten einen amüsierten Blick miteinander. Während James gedankenverloren Pudding in sich hineinstopfte, konnte Julie nur in ihrem Essen herumstochern.
Sirius beobachtete sie ganze zwei Minuten dabei, dann stand er auf und zog sie an ihrem Handgelenk mit sich.
„Hey", protestierte sie halbherzig. Wie zu erwarten, war das kein besonders wirksames Mittel des Widerstandes und deswegen fand Julie sich nur kurze Zeit später in einer Besenkammer neben der großen Halle wieder.
Erst dort ließ Sirius sie los und musterte sie fragend. Sie sagte nichts. Sie wusste nicht was ... nicht wie.
„Was hat dazu geführt, dass dein zwanghafter Optimismus mich heute nicht in den Wahnsinn treibt?", fragte Sirius schließlich mit einem neckenden Unterton.
Sie verknotete nervös die Hände im Schoß und zog ratlos die Schultern hoch. Sie wusste nicht genau, was sie überhaupt sagen wollte. „Ich bin ein schlechter Mensch, weil ich einen Muggelberuf ausüben möchte, oder?", platzte es aus ihr heraus.
„Wie bitte?"
„Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken, dass ... alles schlimmer wird. Sogar Andrew ist jetzt der Meinung, dass wir alle kämpfen sollten."
Sirius zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen und ein Schatten legte sich über sein schönes Gesicht.
„Er hat mir gesagt, dass es eigentlich nicht geht, dass ich mich raushalten will. Weil ich muggelstämmig bin. Und ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Er hat ja Recht, aber gleichzeitig ist das doch mein großer Traum... Mein Vater wäre so enttäuscht. Ich weiß nicht." Sie zog die Schultern hoch, wie um ihre Worte zu unterstreichen. „Es wird immer ernster."
„Wird es", bestätigte Sirius. „Aber das bedeutet nicht, dass du ein schlechter Mensch bist, nur weil du Träume hast."
Es war nur ein Satz, ohne viel Inhalt, ohne eine besondere Erklärung, die Julies Zwiespalt rechtfertigten. Nur simple Worte und doch waren es genau die Richtigen.
Sirius schmunzelte. „Außerdem stelle ich mir eine Auseinandersetzung zwischen dir und einem Todesser ungefähr so vor", er räusperte sich, „Oh, entschuldigen sie bitte, ich hatte den Kampfbeginn erst auf 16:45 geplant. Können sie vielleicht noch drei Minuten warten, bevor sie mich verhexen, Mr Todesser?"
Sie lachte. „Du bist doof!"
„Und du erst", sagte er, „Wie kannst du so etwas nur denken?" Er schüttelte den Kopf und brachte seine rabenschwarzen Locken damit zum Tanzen.
„Ich hatte ein paar interessante Gespräche in den letzten Wochen", sagte sie vage.
„Lass' dir von solchen Menschen nicht den Tag versauen. Außerdem kann es ja sein, dass der Krieg, bis wir unseren Abschluss haben längst gewonnen wurde. Wieso also jetzt darüber nachdenken? Dann kannst du immer noch überlegen, was du machen möchtest."
„Du hast Recht", sagte Julie und der Eisblock in ihrem Bauch war endlich geschmolzen. Wärme und Erleichterung breitete sich kribbelnd in ihr aus.
Seit Tagen hatte sie das Gespräch mit Maggie nicht mehr losgelassen – und endlich waren die Zweifel verschwunden.
„Außerdem wüsste ich nicht, was ich machen sollte, wenn ich nicht mehr regelmäßig mit deinen Apfel-Zimt-Muffins versorgt werde."
„Oh, ja. Ich werde einfach die Widerstands-Bäckerin", scherzte Julie, „Vielleicht kann man die Todesser auch mit vergifteten Erdbeertörtchen besiegen."
„Ich bin mir sicher, dass er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf Erdbeeren liebt", bestätigte Sirius todernst. „Warum ist niemand früher auf diese Idee gekommen?"
Grinsend verließen die Beiden die Besenkammer – zu ihrem Glück völlig unbeobachtet, ansonsten hätte Julie sich wahrscheinlich schon auf den nächsten Pustelpulver-Angriff vorbereiten können.
Als sie zum Tisch zurückkehrten, ging es Julie wieder gut. Wie machte Sirius das nur, dass er es immer schaffte sie zu beruhigen?
Wie immer kontrollierte sie ihr Essen, bevor sie es aß, mit einem Zauber.
Sirius Blick wurde unwillkürlich etwas betroffener.
„Tut mir leid", sagte er zerknirscht.
„Du kannst nichts dafür", erwiderte Julie. „Lenora ist wirklich der Horror."
„Oh, es gab Einige die der Horror waren", meinte Sirius amüsiert, „Aber du hast eben eine viel bessere Menschenkenntnis als ich."
„Meine Menschenkenntnis bringt auch nichts, wenn du sowieso nicht auf mich hörst", erwiderte Julie belustigt.
„Ach, und wen sollte ich deiner Meinung nach daten?"
Nachdenklich schweifte Julies Blick durch die große Halle. Er blieb an einer hübschen Ravenclaw hängen. „Wie wäre es mit Maggie McCain? Sie ist Quidditchspielerin und schwänzt den Unterricht, um für die Aurorenausbildung zu trainieren."
Sirius folgte ihrem Blick. „Sie schwänzt den Unterricht? Das kann ich mir kaum vorstellen, sie sieht aus, als wären ihr Regeln ähnlich wichtig wie dir."
„Und das ist schlimm, oder was?" Empört stemmte Julie die Hände in die Hüften. „Wenn ich es mir Recht überlege, solltest du sie lieber nicht daten- sie ist viel zu gut für dich."
„Na, vielen Dank auch."
„Nur die Wahrheit, Black."
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Anmerkung:
3056 Wörter - okay, wow mit so viel habe ich nicht gerechnet. Sorry, falls es euch zu lang ist ...
Und auch ein großes Sorry, für das viel zu verspätete Kapitel... aber ich hatte leider keine mentale
Kapazität für das hier. Ich hoffe es geht euch gut und die Geschichte gefällt euch weiterhin :)
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