Kapitel 20
Louis:
„Liam?", fragt Harry plötzlich schockiert, worauf ich seinem Blick folge, der zu meiner Zimmertür gerichtet ist. Dort steht mein bester Freund ziemlich schockiert und schaut zu uns. Eine Ausrede wäre sinnlos. „Wie lange stehst du schon da?", frage ich mit rauer Stimme und klettere von Harry runter, darauf bedacht, dass die Decke nicht verrutscht. „Lange genug glaube ich.", haucht er beinahe verstört, jedoch verstehe ich ihn. Wie ich reagieren würde, wenn ich ihm beim Sex erwischen würde, will ich mir gar nicht ausmalen. Und dann auch noch mit einem Jungen, obwohl man sein ganzes Leben geglaubt hat, dass der andere hetero wäre.
„Kannst du dich ganz kurz umdrehen? Ich erkläre dir alles.", frage ich nervös und schaue kurz zu Harry, welcher immer noch auf der Matratze liegt und genau so verstört wie Liam und ich es sind, ist. Kurz braucht er, nickt aber schnell worauf ich die Decke von mir schmeiße und Harry seine Boxer Briefs zuwerfe und mir schnell meine anziehe, nachdem ich das benutzte Kondom in den Mülleimer werfe und mir mit einem Tuch Harrys Sperma vom Bauch und das Gleitgel von meiner Hand wische. Harry macht sich inzwischen auch sauber und zieht sich langsam seine Hose an, ehe er zu seiner Tasche geht und sich seine Jeans anzieht.
„Okay.", sage ich nur und schließe gerade den Knopf meiner Hose, als Liam sich langsam wieder zu uns dreht. „Komm erstmal richtig ins Zimmer.", lächle ich vorsichtig und sehe im Augenwinkel, wie Harry mein Bett macht. „Ich lasse euch mal kurz alleine. Wollt ihr was trinken?", fragt Harry nervös und zieht sich eins meiner Shirts an, welches im ein wenig zu klein ist. Jedoch scheint ihn das gerade nicht zu stören. „Ein Wasser vielleicht.", kommt es zaghaft von Liam, worauf Harry nickt und zu mir schaut. „Ich habe hier meine Flasche stehen.", lächle ich und Harry erwidert diese Geste schwach. „Ich wollte das wirklich nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass Liam kommt-", fängt Harry an, sich zu entschuldigen, doch ich schüttle nur den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, Sun.", flüstere ich, als er neben mir steht und hauche ihm einen Kuss auf die Schläfe, da er den Kopf ein bisschen gesenkt hat. Er nickt nur und verschwindet dann neben Liam aus meinem Zimmer, wobei er die Tür hinter sich zuzieht.
„Willst du dich setzen? Ich glaube, ich muss dir einiges erklären.", frage ich Liam und deute auf mein Bett. Er nickt nur und setzt sich vorsichtig ans Bettende, während ich mich mit normalem Abstand neben ihn setze. „Also Harry und ich-" Ich atme tief durch und spiele mit meinen Fingern. „Ihr schlaft miteinander, ja. Das habe ich gesehen. War er das angebliche Mädchen, welches dir anscheinend einen geblasen hat? Triffst du dich deswegen mit ihm? Weil er dir einen bläst?", fragt er ein wenig schroff und deutet aufs Bett. „Wir sind zusammen, Liam. Ich bin schwul.", sage ich und höre ihn kurz auflachen. Genau das war die Reaktion, vor welcher ich unheimliche Angst hatte. „Seit wann bist du schwul? Und warum der? Seit wann?", fragt er, als er anscheinend versteht, dass ich ihn nicht verarsche. „Scheiße, du bist wirklich schwul.", sagt er und schaut mich aus großen Augen an.
„Ich liebe Harry. Er ist womöglich die Liebe meines Lebens. Ich wollte mich bei dir outen, auch vor den anderen, aber dann hat Harry sich plötzlich in der Schule geoutet und das ganze Drama hat angefangen. Ihr alle mobbt ihn und ich konnte zwei Jahre nur mit zusehen, wie ihr ihm jeden Tag in der Schule zur Hölle gemacht habt. Jason und Dylan sind wahrscheinlich die beiden, die ihn am schlimmsten mobben. Und ich konnte nur zuschauen, da ich Angst habe, dass genau das gleiche mit mir passiert. Selbst du, mein bester Freund. Was meinst du, warum ich mich nicht bei dir geoutet habe? Ich vertraue dir, wirklich, aber das? Hättest du mich dann auch nur noch beleidigt, mich angerämpelt und über mich gelästert? Ich habe ihm als sein Freund nie geglaubt, wenn er diese scheiß Zettel zugeworfen bekommen hat und meinte, er solle sich nicht so anstellen. Ich habe mir angehört, wie ihr darüber gesprochen habt, was ihr als nächstes machen werdet. Er hatte gebrochene Rippen, hat es bei seiner Mum als Unfall beim Sport abgemacht, da er Angst hatte, noch mehr zu verprügelt zu werden. Er kann sich wehren, glaub mir, aber in der Schule ist er ein anderer Mensch. Da ist er der kleine, schwule Junge, aber außerhalb ist er die liebenswürdigste Person, die ich kenne. Das Wissen, dass du womöglich so reagierst, wenn ich dir sage, dass ich auf Jungs stehe, das bringt mich um. Dir zwei Jahre zu verheimlichen, einen Freund zu haben, den ich mehr als mich selbst liebe, macht mich kaputt.", rede ich drauf los und drehe mich zu der Taschentuchbox um, um meine Nase zu putzen.
„Zwei Jahre? Du willst mir gerade wirklich sagen, dass du seit zwei Jahren einen Freund hast und uns nie gesagt hast, dass wir aufhören sollen, so über Harry zu reden? Gott, Louis, es tut mir so leid. Wenn ich das gewusst hätte. Ich wollte dich nie verletzen.", entschuldigt Liam sich, doch ich schüttle den Kopf. „Aber was wäre, wenn es nicht so wäre? Jason wird das gleiche mit mir machen, wenn ich mich oute. Wegen euch habe ich Harry zwei Jahre das Leben zur Hölle gemacht.", weine ich und zucke zusammen, als sich die Tür öffnet und Harry seinen Kopf durch diese steckt.
Kurz schaut er schockiert zu mir und dann wütend zu Liam, welcher sichtlich verängstig guckt. Das ist neu. „Hast du irgendwas getan? Hat er? Gott, ich mochte dich wirklich, zum mindestens irgendwie, aber wenn du-", geht Harry Liam direkt an und stellt die zwei Wasserflaschen auf den Boden, bevor er auf uns zukommt.
„-Haz, beruhig dich.", halte ich ihn auf und stelle mich vor ihn. „Warum weinst du dann? Du weinst fast nie.", sagt er und streicht meine Wangen trocken, was mich lächeln lässt. „Es ist nicht einfach, sich vor seinem besten Freund zu outen.", lächle ich und lege meine Stirn kurz gegen seine. „Also hast du es ihm erzählt?" Ich nicke und stelle fest, dass er mich stolz anschaut. „Ich bin so verdammt stolz, Boo.", grinst er und zieht mich fest an sich, bevor er einen Kuss auf meinen Hals haucht. „Danke.", hauche ich und löse mich langsam von ihm. „Wie hat er reagiert?" Danach schaut er zu Liam, welcher uns beobachtet. „Ich freue mich, wirklich. Nur ist das gerade ein ziemlicher Schock für mich.", sagt Liam und hat plötzlich Tränen in den Augen.
„Ey, alles gut?", frage ich etwas besorgt und drücke kurz Harrys Hand, bevor ich mich wieder neben Liam setze, welcher sich auf die Lippe beißt. „Alles gut. Ich freue mich nur. Es tut mir so leid, Harry. Es tut mir so verdammt leid, dass ich da mitgemacht habe, dich runterzumachen und dich zu beleidigen. Es ist keine Entschuldigung, aber du hast das geschafft, wovon ich nur träumen kann.", entschuldigt sich Liam und steht auf, um Harry in eine Umarmung zu ziehen. Hilflos erwidert er und schaut zu mir. „Wie meinst du das?", fragt Harry, nimmt die Entschuldigung nicht wirklich richtig an.
„Es- ich sollte gehen. Es tut mir so leid.", haucht Liam, doch ich halte ihn davon ab. „Li, du verheimlichst mir was. Du kannst über alles mit mir reden.", lächle ich und stehe von der Bettkante auf. „Ich kann auch gehen, wenn es euch lieber ist. Denk nur dran, dass wir um halb vier losmüssen.", schlägt Harry vor und ich nicke nur. „Du musst nicht gehen. Schließlich bin ich hier einfach so reingeplatzt. Gott, wenn ich gewusst hätte, was hier drinnen passiert ist, bevor ich die Tür geöffnet habe, wäre ich hier nicht einfach reingekommen. Aber deine Mum meinte, dass ich einfach hochgehen kann.", sagt Liam und Harry nickt vorsichtig. „Okay." Harry setzt sich trotzdem aufs Bett, um uns ein wenig Ruhe zu geben.
„Fuck, ich will unsere Freundschaft nicht zerstören.", flucht Liam und fährt sich durch die Haare. „Du wirst unsere Freundschaft nicht zerstören, Liam. Wir haben uns als Kleinkinder geschworen, immer befreundet zu bleiben. Daran werde ich mich halten." Ich lege meine Hand auf seinen Oberarm und drücke kurz zu. „Ich bin- fuck." Er dreht sich um und geht in meinem Zimmer auf und ab. „Ich bin Bi. Scheiße, ja. Harry lebt seit zwei Jahren seine Sexualität offen und hat sich geoutet. Ich versuche es seit knapp fünf Jahren, war mehrmals kurz davor, habe mich in dich verliebt und traue mich einfach nicht, das alles offen zu sagen.", sagt Liam, immer noch mit dem Rücken zu uns.
„Es ist doch kein Problem, dass du auch auf Männer stehst, Liam.", fange ich an und gehe auf ihn zu, dass ich ihm gegenüber stehe. „Ich liebe dich, wirklich. Aber nur als Freund, als meinen besten Freund. Aber ich verspreche dir, dass du irgendwann den oder die richtigen finden. Nur bin ich es nicht.", lächle ich entschuldigend und ziehe ihn in eine Umarmung. „Ich will noch nichtmal wirklich was von dir. Ich fühle einfach nur anders, wenn du bei mir bist. Und jetzt das mit Harry. Ich würde mich nie zwischen euch stellen, wenn du ihn wirklich liebst, aber trotzdem tut es weh.", weint er an meiner Schulter und klammert sich an meinen Rücken. „Ich liebe ihn, ja. Mehr als alles andere. Aber ich möchte unsere Freundschaft nicht kaputt machen. Wenn du jedoch damit nicht klarkommst, verstehe ich auch das. Aber ich bin immer für dich da, versprochen.", flüstere ich und löse mich ein wenig von Liam.
„Wenn du damit klarkommst, dass ich ein wenig Zeit brauche, um diese Gefühle für dich loszuwerden, wäre ich gerne weiterhin mit dir befreundet. Aber ich denke, dass ein paar Wochen gut wären, um über alles klarzukommen.", nuschelt er, worauf ich direkt nicke. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Aber von meiner Seite wird sich nichts an unserer Freundschaft ändern." Liam nickt und lächelt mich gepresst an. Wahrscheinlich war er die letzten Wochen deshalb ein wenig anders und so abweisend, wenn meine Aufmerksamkeit nicht ihm galt.
„Ich glaube ich gehe dann mal. Ich wünsche euch beiden alles Gute. Und Harry, falls ich es gut machen kann, sag mir Bescheid. Es tut mir leid.", sagt Liam und ich denke, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass er sich bei Harry entschuldigen wird. „Ich werde es mir merken.", kommt es etwas kühler von Harry, jedoch kann ich ihn voll und ganz nachvollziehen. „Bis Montag.", verabschiedet Liam sich und verschwindet aus meinem Zimmer. Ich atme nur erschöpft aus und drehe mich zu Harry, welcher mich böse anschaut. „Dein bester Freund hat dir gerade gesagt, dass er in dich verliebt ist, wie kannst du da bitte so locker sein? Ich liebe dich, das sagt man nicht zu seinem besten Freund, der sich gerade bei dir geoutet hat, Louis.", regt Harry sich auf und steigt aus dem Bett, als ich auf ihn zugehe.
„Ich liebe ihn ja auch, nur nicht so, wie ich dich liebe. Er ist mein bester Freund, seit mehr als zehn Jahren. Da werde ich ihn definitiv nicht direkt wegwerfen, wenn er mir sagt, dass er sich in mich verliebt hat, Harry!", sage ich etwas lauter, da ich den Sinn einfach nicht verstehe, warum er sich da jetzt so aufregt.
„Und was ist, wenn du ihn wählst? Was ist dann mit mir? Bin ich einfach nur vergeudete Zeit? Ich bin selbst jetzt viel zu schlecht für dich. Er kann dir alles bieten, ich nicht.", schluchzt Harry plötzlich und setzt sich vor dem Bett auf den Boden. „Sun, nicht weinen.", flehe ich direkt und setze mich neben ihn. Ich werde mich niemals in ihn verlieben, Love. Ich liebe dich von ganzem Herzen, da wird niemand jemals rankommen, ja? Du bist und wirst für immer der einzige für mich bleiben.", tröste ich ihn und nehme seine rechte Hand in meine. „Deshalb habe ich dir den Ring geschenkt, weißt du? Ich werde dich definitiv irgendwann heiraten, voraussichtlich du willst das auch. Nur du und ich. Ich liebe dich.", flüstere ich und halte die ganze Zeit über Augenkontakt mit Harry, bis er diesen löst und auf unsere Hände schaut. „Ich liebe dich auch. Ich will dich einfach nur nicht verlieren.", nuschelt er und klettert auf meinen Schoß, bevor er mich fest umschlingt. „Du wirst mich nicht verlieren.", hauche ich und streiche über seinen etwas angespannten Rücken.
„Er hat uns wirklich beim Sex erwischt, oh Gott, Louis.", lacht Harry plötzlich und vergräbt seine Stirn an meinem Hals. „Ich hoffe, dass er uns nicht irgendwann damit aufziehen wird. Wer weiß, wie lange er da wirklich schon stand. Aber ich bin froh, dass wir das zu Ende bringen konnten, bevor wir ihn entdeckt haben. Wir wissen beide, wie es ist, mit einer pochenden Latte rumzulaufen.", entgegne ich und hauche einen Kuss auf seine noch immer etwas feuchten Haare. „Das ist so peinlich.", kichert er und spielt blind mit den Haaren in meinem Nacken. „Definitiv. Aber wir können Liam vertrauen. Solange ich nicht geoutet bin, wird er davon niemandem erzählen. Da bin ich mir ziemlich sicher.", grinse ich und setze Harry ein wenig anders auf meinen Schoß.
„Das hoffe ich für ihn. Ich habe kein Problem damit, ihm eine Schulter auszurenken, wenn er mir nochmal blöd kommt. Ich wollte am Montag übrigens nochmal ins Studio. Ich habe die letzten beiden Stunden Ausfall, weswegen ich direkt nach der Schule gehe.", erklärt er und ich nicke summend. „Lass dich aber nicht von hübschen Männern ablenken, wegen denen du ein blaues Auge bekommst.", grinse ich und zucke zusammen, als er in mein Ohrläppchen beißt. „Es ist immer noch deine Schuld, dass ich ein blaues Auge habe. Wärst du nicht in die Halle gekommen, hätte ich die Runde ohne ein blaues Auge gewonnen.", kichert er und lehnt den Kopf ein wenig zurück, bevor er seine Lippen auf meine haucht. „Konzentrier dich das nächste mal einfach besser.", gebe ich ihm als Tipp und küsse ihn erneut. „Das sage ich dir das nächste Mal auch, wenn ich bei deinem Training oder einem Spiel zuschaue.", haucht er und legt seine Lippen wieder auf meine.
Das ganze geht so lange so, bis Harry es sich mit dem Kopf an meinem Schulterbereich gemütlich macht. „Alles wieder okay?", frage ich und meine damit die Sache mit Liam. Natürlich ist es für mich auch ein Schock, dass Liam bisexuell ist, aber er ist und bleibt mein bester Freund. Ich bin ja auch homosexuell und bin dann nicht direkt ein anderer Mensch. Die Tatsache, dass mein bester Freund irgendwelche Gefühle für mich hat, ist dann doch noch etwas komischer. Aber richtig realisieren werde ich es sowieso erst in ein paar Stunden oder wenn nicht sogar Tagen. Harry nickt, jedoch nur einmal. Heißt im großen und ganzen, dass es nicht okay ist. Trotzdem tue ich so, als hätte ich es übersehen und streiche mit einer Hand über seinen Hinterkopf, bevor wir wieder in ein angenehmes Schweigen fallen.
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