Kapitel 17
Harry:
„Konzentrier dich, Harry!", schreit mein Trainer und zieht mich von Nico weg, einem Jungen, mit dem ich schon seit Anfang an in einer Gruppe bin. Er ist ein Jahr älter als ich, hat die Schule schon abgeschlossen und arbeitet nebenbei als Türsteher, was bei seiner Figur wohl der perfekte Job ist. Wir verstehen uns ziemlich gut, haben uns ein paar Mal schon außerhalb gesehen aber ich würde es nicht wirklich als Freundschaft betiteln.
„Ja.", sage ich und schnappe mir mein Handtuch, um den Schweiß wegzuwischen. Seit anderthalb Stunden bin ich schon hier, seit einer halben Stunde trainiere ich jetzt mit Nico und unserem Trainer, der uns immer wieder Tipps gibt, was man verbessern und anders umsetzen kann. „Okay und jetzt konzentrieren. Ich will einen vernünftigen Kampf sehen. Denkt an die Regeln und passt auf. Nico, du leitest morgen den Kurs für die Kinder, also brich dir nichts." Den letzten Teil sagt er etwas spaßeshalber, jedoch nicken wir beide und stellen uns wieder vernünftig hin.
Nachdem wir das Zeichen bekommen, loszulegen, fangen wir erst langsam an, bis Nico das erste Mal ausholt. Danach liefern wir einen akzeptablen Kampf, bis wir etwas trinken dürfen. „Harry, das war gut. Das nächste Mal mehr in die Offensive gehen. Du wehrst zu viel ab. Nico, lass Harry Zeit, sich zu verteidigen, nicht nur draufschlagen. Im Kampf gerne, aber hier, wo ihr lernen sollt, bringt euch beiden das wenig.", erklärt der Trainer und ich nicke. Eigentlich heißt er Oliver, aber nur selten nenne ich ihn so. Oliver hört sich zu lieb an. Er ist ganze drei Köpfe größer als ich, definitiv über zwei Meter groß.
„Alles okay?", fragt er uns beide, wir nicken nur, trotzdem schnappe ich mir mein Asthmaspray und atme dieses tief ein, bevor wir direkt wieder auf die Matte geschickt werden. „Dann los!" Dieses Mal gehe ich direkt in die Offensive, was Nico ein wenig verwirrt. Dies nutze ich als Chance und schlage mich ziemlich gut, bis ich im Augenwinkel wahrnehme, dass Louis an einer Wand gelehnt steht und mich beobachtet.
Leider bin ich für eine Millisekunde abgelenkt, was Nico ausnutzt und direkt zuschlägt. Stöhnend falle ich zu Boden und schirme mir die Augen ab, ehe ich mich auf Seite rolle und kurz huste. „Ey sorry, Mann.", sagt Nico und hilft mir wieder auf die Beine, bevor er mir auf die Schulter klopft. „Alles gut, habe kurz nicht aufgepasst.", lache ich und mache ein paar Mal die Augen auf und zu mache, da er mich dort ordentlich erwischt hat. „Brauchst du ein Kühlpad?", fragt Oliver, doch ich schüttele den Kopf. „Geht schon." Er schaut mich prüfend an und gibt uns unsere Handtücher. „Kurze Pause, hol dir trotzdem eins, nicht, dass dein Auge anschwillt. Der Rest war gut. Warum auch immer du abgelenkt warst, sei es nicht wieder. So, wie du gekämpft hast, das war gut." Lächelnd nicke ich und gehe in den Geräteraum, wo ein kleiner Gefrierschrank für Kühlpads steht.
„Kennst du den?", fragt Nico, als ich mich gegenüber von ihm auf die Matte setze und meine Handschuhe ausziehe. Als ich seinem Blick folge, sehe ich Louis, welcher uns beobachtet und kurz lächelt, als er meinem Blick begegnet. „Ja, er holt mich ab. Ist ein bisschen früh dran und ich habe auch nicht gedacht, dass er hier in den Laden kommt, aber er überrascht mich immer wieder aufs neue.", erkläre ich mit dem Blick auf meinen Freund gerichtet und sehe, wie Nico ihn zu uns winkt.
„Ist er dein Bruder?" Lachend schüttle ich den Kopf und lege das Kühlpad kurz weg, da mein Auge sonst droht, einzufrieren. „Nein, zum Glück nicht." Dann steht auch schon Louis neben uns, welcher sich vorsichtig hinsetzt, nachdem Nico auf die Matte geklopft hat. „Ein Freund von dir? Dein bester Freund? Der Freund deiner Schwester?", ratet Nico weiter und bringt mich zum kichern. „Ich bin sein Freund, fester Freund.", antwortet Louis und mustert kurz seinen nackten Oberkörper. Danach schaut er zu mir und sieht ziemlich eifersüchtig aus. Wir trainieren meistens ohne Oberteile. Wenn es kälter draußen wird, ist es auch hier in der Halle kälter, aber zu allen anderen Jahreszeiten sieht man hier meistens nur halbnackte Leute rumlaufen. Die wenigen Frauen, die hier trainieren haben meistens Sport-BHs an, alle Angestellten ein Shirt mit dem Firmenlogo. Hosen haben wir alle eine vom Verein aber meistens ziehe ich eine von meinen an, da diese gemütlicher sind. Jedoch schaue ich ihn nur mit großen Augen an. Das ist das erste Mal, dass er jemandem freiwillig von uns erzählt.
„Dass du schwul bist, ist mir nicht neu, aber dass du einen Freund hast, dann doch schon ziemlich. Wie lange seid ihr beide schon zusammen?", will Nico wissen und schaut mich lächelnd an. „Seit zwei Jahren.", lache ich leise und schaue lächelnd zu Louis, der damit beschäftigt ist, auf meine verschwitzte Brust zu schauen. „Und du hast mir nie davon erzählt. Wie lange trainieren wir jetzt schon zusammen? Drei Jahre?", sagt er theatralisch und legt sich eine Hand aufs Herz. „Jetzt weißt du es ja.", grinse ich und schaue auf, als Oliver neben uns steht. „Willst du hier anfangen?", fragt er Louis, welcher sofort den Kopf schüttelt. „Das alles ist nichts für mich. Dass Harry sowas macht, ist okay, aber ich bleibe lieber bei Fußball.", entgegnet er und deutet auf mich.
„Ihr kennt euch also? Aber ich denke, dass du gut hier her passen würdest. Harry, überrede ihn doch mal. Frisches Blut würde hier nicht schaden.", lacht mein Trainer, worauf Louis mich nur panisch anschaut. „Ich denke nicht, dass er hier her kommen würde. Dass er sich überhaupt hier rein traut, ist ein Wunder.", lache ich und stehe auf.
„Na dann, zeig mal dein Auge her. Harry, du hast noch zwanzig Minuten, einen Kampf und dann nochmal an den Boxsack. Nico, du machst danach Trockenübungen und dann an den Punchingball." Wir beide nicken und ich helfe Nico noch hoch, bevor ich auch Louis meine Hand hinhalte. „Das Auge kühlst du nachher bitte noch ein wenig. Nico hat ziemlich gut getroffen. Um ein blaues Auge kommst du leider nicht drum herum.", erklärt Oliver und drückt kurz auf mein Jochbein, was mich aufzischen lässt. „Soll ich draußen warten?", fragt Louis leise, als Oliver und Nico schon auf die andere Matte gehen. „Quatsch. Wenn du möchtest, kannst du dich hier irgendwo hinsetzen, aber wenn du lieber draußen warten willst, kannst du das auch." Er nickt und deutet mir an, mein Gesicht abzutrocknen. Nachdem ich dies getan habe, haucht er einen Kuss auf meine Lippen und nimmt mir das Kühlpad aus der Hand. „Zeig es ihm.", grinst er und lächelt mich an.
„Ich versuch's.", entgegne ich und reiche im Mein Handtuch, als er seine Hand nach diesem ausstreckt. „Guck nicht so, ist nur Wasser.", grinse ich und gehe dann zu Nico und Oliver, die nur noch auf mich warten. „Dein Freund?" Ich nicke und schüttle kurz meine Arme aus, bevor ich mir meine Handschuhe wieder anziehe. Oliver nickt nur und gibt uns das Zeichen, zu kämpfen.
„Gut gekämpft. Harry, nächste Woche entweder Kickboxen oder Judo. Nico, du bleibst beim Boxen." Wir nicken und umarmen uns kurz, bevor Oliver uns auf die Schulter klopft und uns bedeutet, zu gehen. Das mag ich an diesem Verein hier, man kann hier nicht nur Boxen, sondern beinahe jede Kampfsportart machen. Ich mache trotzdem nur Boxen oder Judo. Alles andere ist nicht so meins.
Auf dem Weg tum Boxsack merke ich, wie Louis auf mich zukommt und sich so hinstellt, dass er mich perfekt beobachten kann, während ich auf den Sack einschlage. „Willst du ein Foto machen? Hält länger.", lache ich, während ich den schweren Sack festhalte, damit er aufhört, so zu schwingen. Er nickt nur und holt sein Handy aus seiner Hosentasche, bevor er es auf mich hält. „Dann mach jetzt auch." Ich schüttle rau lachend den Kopf und fahre damit fort, auf den Sack einzuschlagen.
„Hey, hey, hey! Irgendwelche Aggressionen, die du abbauen musst?", kommt es plötzlich von hinten, bevor ich von dem Sack weggezogen werde. „Keine Ahnung.", knurre ich und will mich aus Olivers Griff lösen, jedoch hält er mich ziemlich gut fest. „Da sind definitiv welche. Aber versuch die Haltung zu bewahren. Deine Schläge werden unsauber. Du musst richtig ausholen." Er löst sich von mir und schlägt mit einem gekonnten Schlag gegen den Boxsack, welcher mich selbst ein wenig erschreckt. „Ich kann nicht mehr, ich muss gleich arbeiten.", erkläre ich und ziehe langsam meine Handschuhe aus, bevor ich anfange, die Bandagen abzuwickeln. „Dann komm morgen wieder. Die Öffnungszeiten kennst du. Dann geh jetzt duschen und keine Aggressionen an Menschen auslassen, verstanden?" Ich nicke und schlage kurz mit ihm ein, bevor ich auf Louis zugehe, welcher mir direkt mein Handtuch reicht. „Danke.", murmle ich und wische mir übers Gesicht, bevor ich ihm bedeute, mir zu folgen.
„Bist du sauer auf irgendwas?", fragt er vorsichtig, als ich meine Handschuhe in meine Tasche werfe. „Nein, alles gut. Bei mir kommen einfach nur zu viele Hormone auf. Ist öfters so.", erkläre ich und schnappe mir ein sauberes Handtuch, bevor ich mich ausziehe, um duschen zu gehen. „Okay, aber wenn was ist, sag mir Bescheid, ja?" Ich nicke nur dankend und nehme mein Duschgel aus meiner Tasche, bevor ich in den Duschen verschwinde und mich langsam abdusche. Meine Muskeln entspannen sich auch langsam, weswegen auch die unbegründlichen Aggressionen und die Angespanntheit von mir ablassen.
Nachdem ich meine Haare gewaschen habe, schaue ich dem Schaum noch hinterher, bis er im Abfluss verschwindet und stelle das Wasser ab. Frisch geduscht und etwas erfrischt trockne ich mich ab und wuschele mir danach die Haare trocken, bevor ich mir das Handtuch um die Hüfte wickele und wieder zu den Spinden gehe, wo Louis immer noch an Ort und Stelle sitzt, als sei der die ganze Zeit dort sitzen geblieben. Als er mich sieht, lächelt er und steht auf, bevor er mich an den Hüften zu sich zieht und mich umarmt. Kein Kuss, nur eine Umarmung. „Ich liebe dich.", haucht er und fährt über meinen Rücken. „Ich liebe dich auch, Boo.", entgegne ich und hauche einen Kuss auf seinen Hals. „Du sahst eben übrigens ziemlich heiß aus. Noch ein paar Minuten länger und ich hätte ein Problem gehabt.", grinst er und drückt mich am Steißbein näher zu sich. „Dann solltest du wohl öfters vorbeikommen.", antworte ich und löse mich von ihm, als die Tür aufschwingt und ein Mann in die Kabine kommt, mit welchem ich noch nie etwas zu tun hatte. „Kuscheln könnt ihr woanders, Ladies.", kommentiert er, bevor er um die Ecke geht und uns alleine lässt.
„Mach dir nichts draus. Hier gibt es ein paar Leute, die ziemlich alte Ansichten haben. Auch beim Sport.", lächle ich und ziehe mir mein weißes Poloshirt an, welches unser Dresscode für die Arbeit ist. Dazu eine schwarze Hose. „Ich hasse solche Menschen.", brummt er und scheint mich zu beobachten, als ich mir meine Hose anziehe. „Davon bitte kein Foto, das ist mir zu privat.", grinse ich und ziehe mir schnell meine Socken an, bevor ich in meine Schuhe schlüpfe. „Ich habe genügend Bilder, Sun.", entgegnet er, worauf ich entgeistert meinen Kopf hebe. „Alle in meinem Kopf, keine Sorge. Niemand wird irgendwelche Nacktfotos von dir auf meinem Handy finden, wo man deinen einzigartigen Penis drauf erkennen kann. Alles nur für mich." Erleichtert atme ich auf und packe meine Sachen zusammen, bevor ich den Spind schließe und Louis bedeute, dass ich fertig bin.
„Wird auch Zeit.", lacht er und legt eine Hand um meine Hüfte, bevor wir aus der Umkleide durch den großen Trainingsraum nach draußen verschwinden. „Bis Mittwoch, Harry.", ruft Nico und winkt mir zu. „Ich freue mich schon.", entgegne ich und hauche Louis einen Kuss auf die Schläfe, als dieser direkt ein wenig eifersüchtig wird. „Keine Sorge, ich will nur dich.", grinse ich und schlinge meinen Arm fester um ihn. „Das will ich aber auch hoffen.", murrt er und ich grinse nur, bevor wir die Treppen runtergehen und noch ein kleines Stück zu seinem Wagen schlendern.
Am Restaurant ziehe ich Louis zu den Umkleiden, wo wir unsere Sachen in meinen Spind stellen und ich mir noch schnell meine Schürze umbinde. „Steht dir.", grinst er und folgt mir wieder nach vorne, nachdem ich grinsend den Kopf geschüttelt habe. „Komm, der Chef wartet." Louis nickt und schaut sich in dem Restaurant um, obwohl er hier schon öfters war. „Stan?", fange ich an und mache meinen Chef somit auf mich aufmerksam. „Harry, hey. Ne Prügelei?" Er deutet auf mein anscheinend inzwischen blaues Auge, doch ich schüttle den Kopf. „War beim Training, habe kurz nicht aufgepasst. Aber solange man nicht drauf rumdrückt, geht es.", entgegne ich und deute auf Louis. „Das ist übrigens Louis, ich weiß, ihr kennt euch, aber er sucht einen Job.", erkläre ich und schaue lächelnd zu ihm.
„Hast du Erfahrung in dem Job?" Louis schüttelt den Kopf und Stan seufzt leise. „Teamfähig? Leistungsstark?", fragt er weiter, was Louis mit einem Nicken beantwortet. „Hast du Probleme, mit Leuten zu sprechen? Der Laden hier ist keine Fastfood-Kette, also nicht in Jogginghose erscheinen, höflich sein, der Gast hat immer Recht, meistens zum mindestens." Louis hört zu und räuspert sich kurz. „Ne, ich habe keine Probleme. Wenn man nett zu mir ist, bin ich nett zum anderen.", entgegnet er. „Gute Einstellung aber hier gibt es auch Gäste, die nicht nett sind. Also wenn du den Job wirklich willst, beweise dich." Louis nickt lächelnd und schlägt kurz mit Stan ein. „Kannst du heute Probearbeiten? Wir haben wenig Personal hier, Harry wird dich einarbeiten und mir dann am Ende der Schicht sagen, wie du dich gemacht hast. Wenn du den Job bekommen solltest, hast du am Anfang die gleichen Arbeitszeiten wie Harry. 8£ pro Stunde, ob es mehr wird, kommt drauf an, wie du dich schlägst. Jetzt los bitte, Tisch vier, sieben und zwölf warten. Kannst du ihm für heute eine Schürze von dir leihen, Harry?" Ich nicke und ziehe Louis am Ellenbogen wieder zu den Umkleiden.
„Ach und Harry?" Fragend drehe ich mich zu Stan um und bedeute Louis, kurz dort zu warten, wo wir gerade stehen. „Ich weiß, dass da irgendwas zwischen euch läuft, aber wehe, ich erwische euch jemals in den Umkleiden oder den Toiletten, ist das klar?" Schnell nicke ich und merke, wie ich erröte. „Okay, jetzt los." Wieder nicke ich und gehe wieder zu Louis, welcher mich fragend anlächelt. „Was wollte er?", fragt er, während ich meine zweite Schürze aus dem Spind hole und ihm gebe. „Er meinte, wenn er uns irgendwo erwischt, ist er nicht mehr so freundlich." Darauf wird er rot und bindet sich schnell die Schürze um die Hüfte. „Das kriegen wir schon irgendwie hin." Ich nicke grinsend und schnappe mir einen Block und einen Zettel.
„Du folgst mir einfach, falls du irgendwelche Fragen hast, erst, wenn wir wieder hinter dem Tresen sind. Bei den Getränken helfe ich dir am Anfang noch, aber das ist relativ einfach." Louis nickt und folgt mir still zu Tisch vier, wo ich höflich nachfrage, ob sie schon wissen, was sie Trinken wollen und schreibe alles auf meinen Block. Neben mir Louis, welcher etwas hilflos aussieht. „Mein Kollege steht Ihren gerne zur Verfügung. Er hat heute einen Probetag, also falls etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit ist, teilen Sie mir dies bitte mit. Louis wird sein bestes geben." Die junge Familie nickt und ich ziehe Louis lächelnd zum nächsten Tisch. „Was ist, wenn ich das nicht schaffe?", fragt Louis leicht nervös und schaut zu mir. „Ich bin ja da, falls du was nicht weißt oder Hilfe brauchst.", lächele ich und habe nach ein paar Minuten die Getränkebestellungen der drei Tische.
„Sie Softdrinks sind einfach. Beinahe so, als würdest du dir selbst etwas einschütten. Tisch vier sind alles große Gläser, die stehen hier." Louis nickt und stellt vier Gläser vor sich und schenkt vorsichtig zwei mit Cola und zwei mit Mineralwasser ein. „Lass dir Zeit, wenn du zum Tisch gehst. Tisch zwölf mache ich und Tisch sieben schüttest du nur ein, ja?" Louis nickt und nimmt mir das Tablett mit den drei Gläsern ab. „Zunge rein.", kichere ich und sehe, wie Louis das Tablett mit zwei Händen konzentriert zu Tisch vier befördert. Tisch zwölf bediene ich schnell mit drei Bieren und zwei Colas, bevor ich wieder hinter den Tresen gehe, wo Louis gerade konzentriert eine Limo einschüttet. „Kannst du mir das mit dem Bier zeigen? Ich glaube, ich kriege die Schaumkrone nicht hin.", fragt er und ich nicke sofort. „Eigentlich ist das ganz einfach." Ich nehme eins der Biergläser und gehe an den richtigen Zapfhahn, bevor ich kurz zu Louis schaue, der alles still beobachtet.
Nach ein paar Sekunden stelle ich das Glas auf das Gitter und schaue zu Louis. „Jetzt warten, bis der Schaum ein wenig weg ist und danach weiter auffüllen, bis das Bier bei der Markierung ist." Louis nickt und als das Bier fertig ist, stelle ich alle Gläser auf ein Tablett, welches ich in die Hand nehme und zu Tisch sieben bringe und dann wieder zu Louis an den Tresen gehe. „Willst du bei Tisch vier die Bestellungen aufnehmen? Ich gucke von hier, wenn was ist, leg eine Hand auf deinen Rücken und zeig den Daumen hoch, dann bin ich sofort bei dir.", lächele ich, bevor ich den Zettel an die Küche weitergebe.
„Okay.", flüstert er und kriegt meinen Block und Stift in die Hand gedrückt. Lächelnd schaue ich ihm hinterher und bekomme gar nicht mit, wie Anouk, eine Mitarbeiterin des Restaurants neben mir erscheint und gemeinsam mit mir Louis beobachtet. „Stehst du auf ihn?", fragt sie plötzlich, worauf ich zusammenzucke. „Ich hab dich nicht kommen hören, hey.", begrüße ich sie und umarme sie kurz. „Scheinst ziemlich konzentriert zu sein.", lacht sie leise, worauf ich nur nicke. „Und? Stehst du auf ihn?", wiederholt sie ihre Frage. Hier ist es kein Geheimnis, dass ich schwul und niemand hat ein Problem damit, was ich an allen hier liebe. Sie nehmen mich so, wie ich bin. „Ja, so ziemlich.", flüstere ich und gehe um den Tresen, als Louis mir unser vereinbartes Zeichen gibt. „Bin sofort wieder da, merk dir deinen Satz.", sage ich an Anouk gerichtet, welche mich nur dreckig angrinst.
„Alles okay?", erkundige ich mich und schaue erst zu den Gästen, dann zu Louis. „Der Herr wollte wissen, ob es die Spagetti auch in Glutenfrei gibt.", fragt Louis und deutet auf die Pasta. Ich nicke nur und schaue lächelnd zu dem Gast. „Alle unsere Gerichte gibt es in Glutenfrei, die meisten zum mindestens. Die wenigen, die es nicht gibt, sind extra gekennzeichnet.", erkläre ich und schaue auf den Zettel in Louis' Hand. „Also die Pasta?", fragt Louis vorsichtig, worauf der Mann nur lächelnd nickt. „Gut, das war alles?" Alle am Tisch nicken und das Kind neben der wahrscheinlichen Mutter grinst mich aus seinem Kinderstuhl aus an. „Sollen wir Ihnen einen extra Teller für die kleine Maus geben?", frage ich an die Frau gerichtet, welche erleichtert nickt. „Das wäre großartig, ja.", lächelt sie und schaut zu der Kleinen. Nach einem Nicken meinerseits bedeute ich, Louis mir zu folgen.
„Tisch sieben auch?", fragt er, worauf ich lächelnd nicke. „Bei Fragen bin ich für dich da." Er nickt lächelnd und drückt kurz meine Hüfte, bevor ich sehe, wie sich die Ladentür öffnet und greife sofort nach Speisekarten, bevor ich die neuen Gäste begrüße. Da sie reserviert haben, begleite ich sie zu ihrem Tisch und reiche ihnen die Karten, als alle soweit sitzen. „Schauen Sie in Ruhe nach, ich komme dann gleich wieder für die Getränke.", erkläre ich und nehme beim vorbeigehen zwei leere Gläser von einem Tisch mit, an welchem keine Gäste mehr sitzen.
„Ich muss noch schnell Tisch zwölf machen.", erkläre ich Anouk, die direkt anfangen will, zu sprechen. „Und du deine Tische, die vier gehören mir.", grinse ich und gehe auf Tisch zwölf zu, an dem sich zum Glück schon alle entschieden haben.
Als ich mit allem erstmal fertig bin und Louis auch wieder in meine Richtung kommt, lächele ich ihn an, bevor ich mich hinter mir gegen die Arbeitsplatte lehne. „Ganz schön anstrengend.", murmelt er und knackt mit den Fingern. „Ja, aber man gewöhnt sich dran.", lächle ich und schaue zu Louis, welcher sich dicht neben mich stellt. „Anouk, eine Kollegin will wissen, ob ich auf dich stehe, Lou. Wenn du so nah hier neben mir stehst, wird sie auch dich das fragen. Hier weiß jeder, dass ich schwul bin.", erkläre ich und lächle vorsichtig. „Ich weiß. Gibt es hier denn jemanden, der dich deswegen irgendwie anders behandelt?" Direkt schüttele ich den Kopf und lege meinen Arm um seine Hüfte, so dass man es nicht direkt sieht. „Nur in der Schule. Überall anders ist es wohl das perfekte Leben. Viele wissen, dass ich einen Freund habe, jedoch nicht alle. Die allerwenigsten wissen auch deinen Namen, aber bei denen bin ich mir sicher, dass sie dich nicht kennen, weswegen du dir keine Sorgen machen musst.", lächle ich.
„Würde es dir besser gehen, wenn ich mich oute, wenn wir nicht in der Schule sind? Dass Nico und Stan es wissen, ist irgendwie okay für mich. Es fühlt sich gut an, sich nicht zu verstecken. Irgendwann schaffe ich es vielleicht auch in der Schule, aber du musst mir Zeit geben.", flüstert er und schaut mich leicht ängstlich an. „Du musst das nicht für mich machen, Louis. Natürlich fände ich es toll, nicht nur zu Hause dein Freund zu sein, aber dir muss es damit gut gehen, nicht mir. Ich lebe seit zwei Jahren so.", erkläre ich höre, wie Anouk sich im Hintergrund gerade bei einem der Köche beschwert. „Ich möchte es aber auch für dich machen, Sun.", lächelt er und beißt sich auf die Lippe.
„Also wenn deine Kollegin fragt, kannst du ihr ruhig sagen, dass wir zusammen sind. Ich glaube, es fällt mir einfacher, wenn du es machst, als dass ich es sagen würde. Gib mir meine Zeit und ich kann dich bald als meinen Freund vorstellen." Ich nicke lächelnd und drehe mich zur Küche, als die Klingel ertönt. „Tisch vier!"
„Komm, ich helfe dir. Du nimmst die Teller der Kinder, ich die von den Erwachsenen und des Kleinkindes." Louis nickt und nimmt vorsichtig die zwei Kinderteller in die Hand, während ich ihm mit den großen folge. Nachdem alles am richtigen Platz steht, fragt mich der Junge, ich würde ihn nicht älter als zehn schätzen, was ich mit meinem Auge gemacht habe. „Henry, sowas fragt man nicht.", kommt es direkt von dem Vater, jedoch bedeute ich ihm, dass es schon okay ist. „Ich boxe, weißt du? Ich mache das als Hobby und als ich kurz abgelenkt wurde, hat mein Gegner dies ausgenutzt und mich am Auge erwischt, aber es tut gar nicht so weh. Nur, wenn man die Stelle berührt.", erkläre ich. „Also bist du sowas wie Wladimir Klitschko?", fragt Henry mich, worauf ich leise lache. „Noch lange nicht so gut, aber ich mache sowas wie er hobbymäßig.", grinse ich und stelle fest, wie seine Mutter grinst. „Haben Sie auch Kinder?", fragt sie plötzlich, weswegen ich ein wenig verwirrt bin.
„Nein, ich bin noch zu jung", erkläre ich und schüttele lächelnd mit dem Kopf. „Ach so, ich dachte nur. Sie können ziemlich gut mit Kindern umgehen. Sie wären ein grandioser Vater.", entgegnet sie, worauf ich leicht erröte.
„Mein Freund hat vier Schwestern, da entwickelt man schnell ein Gefühl für.", grinse ich und will eigentlich verschwinden, da ich nicht zum reden hier bin, Louis jedoch genau das gleiche gefragt wird. Anscheinend ist die junge Dame ziemlich redselig. „Ich bin sein Freund, auch bei mir keine Kinder.", antwortet er und lächelt mich an. „Wie süß.", kommt es von der Tochter, die ein wenig älter als der Sohn aussieht. „Danke.", lächele ich und entschuldige mich bei ihnen, als das Essen für den nächsten Tisch fertig ist. Louis folgt mir kichernd bleibt neben dem Fenster stehen. „Reden die Gäste hier immer so viel?", fragt er leise, worauf ich den Kopf schüttele.
„Kann ich dir helfen? Das sieht gefährlich aus.", murmelt er, als ich mit insgesamt vier Tellern losgehen will. „Nicht ablenken, schnapp dir zwei Teller und folg mir." Danach gehe ich weiter und gehe zusammen mit Louis wieder zum Tresen, wo Anouk schon sehnsüchtig auf mich wartet. „Wir sind zusammen, wolltest du das hören?", lache ich leise und nehme mir einen Lappen, bevor ich die Arbeitsplatte abwasche. „Ahh, ich glaube es nicht, mein Küken hat einen Freund. Wie lange schon?", freut sie sich leise und überhäuft Louis mit Fragen, während sie sich über mich unterhalten.
„Ich mache das schon. Redet ruhig weiter über mich.", halte ich Louis ab, als die nächsten Teller fertig sind. Er nickt nur lächelnd und streicht mir über den Hintern, als ich an ihm vorbeigehe. Anouk fängt direkt an zu grinsen, Gott, sie ist Mitte dreißig und verhält sich teilweise wie ein Teenager.
*
„Räumst du noch schnell den Tisch sb?", frage ich Louis, als Stan mich zu sich bittet, worauf er sofort nickt. „Dankeschön." Ich berühre seine Hand im vorbeigehen und merke, wie er anfängt zu grinsen. Lächelnd gehe ich in das kleine Büro von Stan, welcher mir bedeutet mich zu setzen, was ich auch sofort mache. „Und? Wie hat Louis sich heute geschlagen?", lässt er es direkt auf den Punkt kommen. „Ziemlich gut, würde ich sagen. Mit Anouk kommt er prima klar und auch bei den Gästen gab es keine Zwischenfälle. Natürlich braucht er mit allem etwas länger aber dafür, dass es heute sein erster Tag war, fand ich es ziemlich bemerkenswert. Ich war nicht so gut an meinem ersten Tag.", entgegne ich und meine es auch wirklich so.
„Also meinst du, dass er eine Chance verdient hat? Einen Monat Probearbeiten und wenn er mir gefällt, stelle ich ihn ein?", fragt er mich, worauf ich kurz mit den Schultern zucke. „Es ist dein Laden, Stan, nicht meiner. Wenn du lieber jemanden haben möchtest, der schnell arbeitet und das von Anfang an, ist Louis wohl die falsche Wahl, aber wenn du darüber hinwegsehen kannst, würde ich ihn natürlich einstellen. Aber du weißt auch, dass ich bei ihm nicht objektiv denken kann. Wenn es nach mir gehen würde, hätte er natürlich den Job, aber es ist deine Entscheidung.", antworte ich und lächle schüchtern.
Er nickt und scheint kurz zu überlegen. „Gehst du ihn holen? Ich hätte euch beide gleich gerne hier sitzen." Ich nicke und stehe sofort auf, um in den Restaurantbereich zu gehen, wo Louis gerade zum Tresen will. „Louis, kommst du mal bitte?", frage ich ein bisschen lauter. Direkt schaut er zu mir und kommt auf mich zu. „Und?" Ich zucke nur mit den Schultern und lege eine Hand auf seinen unteren Rücken, bevor ich ihn vorsichtig in Richtung von Stans Büro schiebe. „Setzt euch.", lächelt dieser und schnell setzen wir uns auf die Stühle ihm gegenüber, wo ich vor drei Minuten schon einmal saß.
„Harry meinte eben, dass du dich ziemlich gut geschlagen hast. Wie fandest du die heutige Schicht denn? Hat dir etwas nicht gefallen?", fragt Stan und verschränkt die Arme vor der Brust. „Es war ziemlich neu für mich, anders. Ich habe nie gedacht, dass hinter diesem Job so viel Arbeit steckt, aber ich hatte definitiv einen guten Lehrer. Dank Harry habe ich alles viel schneller verstanden. In der Umsetzung brauche ich definitiv länger als alle anderen, was mich persönlich ein wenig aufregt, aber ich kann auch nicht verlangen, dass am ersten Tag direkt alles funktioniert.", antwortet er und schaut kurz lächelnd zu mir. „Wenn du willst, hast du den Job. Komm am Samstag zur gleichen Zeit wie Harry und bis dahin habe ich deinen Vertrag fertig. Einen Monat Probearbeiten danach entscheide ich, ob ich dich fest einstelle, oder eben leider nicht. Da ihr beide noch zur Schule geht, seid ihr mit weniger Zeiten eingeplant und unter der Woche wenn überhaupt nur nachmittags. Gibt es Tage, an denen es bei dir nicht klappt? Das müsste ich jetzt schon wissen.", lächelt Stan und Louis bedankt sich erstmal grinsend.
„Ja, mittwochs wenn nur so wie heute, da ich Fußballtraining habe. Und dann kommt es drauf an, ob ich freitags oder samstags ein Spiel habe, aber das weiß ich jetzt noch nicht.", entgegnet Louis, was Stan sich direkt aufschreibt. „Okay, Harry gibt dir seine Zeiten für die nächsten Wochen durch und du sagst mir am Samstag dann, ob du da überall kannst." Kurz schaut Stan zu mir und dann zu Louis. „Mache ich. Ich habe den Plan zu Hause, aber ich schicke dir direkt alle Zeiten, wenn ich da bin.", sage ich an Louis gerichtet, welcher lächelnd nickt. „Okay, dann herzlichen Glückwunsch." Stan beugt sich über seinen Tisch, um Louis die Hand zu reichen. „Dankeschön.", entgegnet er und schaut grinsend zu mir.
„Okay, eine Sache habe ich noch, bevor ihr gehen könnt.", sagt er und schaut zwischen uns hin und her. „Darf ich ganz offen und ehrlich fragen, was das zwischen euch ist?", fragt er und scheint sich selbst ein bisschen unsicher zu sein. „Wir sind zusammen.", sage ich nach einem Nicken von Louis. „Gut, das freut mich natürlich für euch beide. Aber die gleichen Regeln gelten bei euch, wie bei den anderen Angestellten. Ich habe kein Problem damit, was ihr macht, solange die Gäste, die Kollegen oder ich davon gestört werden oder es gar mitbekommen. Trotzdem will ich euch keineswegs dazu animieren, eure Fantasien hier auf der Arbeit auszuleben, macht das dann doch lieber zu Hause, wo euch niemand stören kann." Direkt erröte ich, nicke aber und schaue zu Louis, der mich nur grinsend anschaut. „Na dann, genießt euren Feierabend und bis Samstag.", verabschiedet Stan uns und wir stehen sofort auf. „Du auch, bis Samstag.", lächle ich und warte auf Louis, der sich nochmal bei Stan bedankt.
„Ich habe den Job.", jubelt er leise, als wir in dem kleinen Flur stehen und springt mir beinahe in die Arme. „Ich freue mich für dich, Boo. Das ist großartig.", flüstere ich in der Umarmung gegen seinen Hals und drücke ihn lächelnd an mich. „Das müssen wir feiern.", grinst er und löst sich von mir, bevor er über meinen Bauch fährt, was mich schlucken lässt. „Gerne, aber definitiv nicht hier. Also komm." Ich nehme seine Hand und ziehe ihn zu den Umkleiden, wo ich direkt die Schürze um meine Hüfte abbinde und sauber gefaltet in meinen Spind lege, danach die von Louis.
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