Kapitel 12
Harry:
Nachdem Louis schon beinahe fluchtartig vom Tisch aufgestanden ist, unterhalte ich mich noch ein bisschen mit Louisa und Zayn, bis ich mein Handy in meiner Hose vibrieren höre und direkt sehe, dass Louis mir geschrieben hat. „Ich hab noch was in meinem Spind vergessen, wir sehen uns gleich.", flüstere ich Zayn zu und will gerade aufstehen, als er mich am Arm zurückhält. „Treibt es nicht zu wild. Ich sage, dass es dir nicht gut ging.", flüstert er, dass nur ich ihn höre. Mit roten Wangen nicke ich und spüre Louisas Blick eindeutig auf mir, ignoriere dies aber und gehe in Richtung der Toiletten, wo ich mich kurz umsehe und dann leise Louis' Namen sage.
Wenige Sekunden später geht die Tür der hintersten Toiletten auf und Louis' Gesicht kommt zum Vorschein. „Hey, Sun.", flüstert er und kommt auf mich zu. „Hey. Alles Gute zum Jahrestag.", flüstere ich und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor ich ihn in eine Umarmung ziehe. „Dir auch.", murmelt er und verfestigt den Griff ein wenig, ehe er mir einen Kuss in den Nacken haucht. „Was hast du mit deinen Haaren gemacht? Ich meine, du siehst heiß aus, aber deine krassen Locken sind weg.", fragt er ein wenig schockiert, als er sich ein wenig von mir löst. „Louisa nennt es mein Makeover, aber mir gefällt es ziemlich. Auch, wenn es ein bisschen ungewohnt ist, dass man meine Tattoos sieht.", erkläre ich und werde von Louis in die hinterste Kabine gezogen, welche er abschließt. „Man sieht doch nur die an deinen Armen, die auf der Brust und auf dem Bauch sind unter dem Shirt versteckt.", lächelt Louis.
(A/n: In der Story hat Harry den Schmetterling, die Schwalben und die Anfangsbuchstaben von seiner Mum und seiner Schwester tattoowiert. Auf dem Arm das Schiff, die drei Nägel und den Händeschlag.)
„Ja, aber das Schiff und den Händeschlag sieht man trotzdem.", murmle ich und schaue zu Louis runter, als er sich auf den Klodeckel setzt. „Komm her.", grinst er und klopft auf seinen Schoß. „Sicher?", hinterfrage ich und fahre mir durch die Haare. „Ja, jetzt komm schon.", grinst er und zieht mich an den Hüften zu sich, während ich mich vorsichtig auf Louis' Schoß setze. „Trotzdem bist du wunderschön. Ich kann's aber immer noch nicht glauben, dass du wirklich solche Hosen trägst. Ich habe dich noch nie in solchen engen Hosen gesehen. Aber du siehst heiß aus, fuck." Ich grinse und verstecke meinen Kopf in seiner Halsbeuge. „Aber auch wenn du jetzt komplett anders aussiehst und anscheinend keine Schwierigkeiten mehr hast, mit anderen zu reden, bleib bitte so schüchtern, ja? Ich liebe dich mit dieser Schüchternheit.", flüstert Louis und haucht einen Kuss auf meinen Hals. „Ich glaube, dass ich immer ein wenig schüchtern bleiben werde.", kichere ich und fahre mit meinen Händen durch seine Haare. „Aber deine Ringe fehlen noch.", stellt Louis fest und zieht mich ein wenig näher zu sich, bevor er seine Arme um mich schlingt. „Ich dachte, das wäre zu viel." Louis will gerade antworten, als die Tür aufgeht und wir uns gegenseitig schweigend anschauen.
Kurz klettere ich von seinem Schoß runter und prüfe, ob wir die Kabine abgeschlossen haben, was zum Glück der Fall ist und ich danach wieder zu Louis gehe, der mich wieder lächelnd auf seinen Schoß zieht. „Kommst du heute zu mir?", flüstert er in mein Ohr und ich nicke nur.
Erst, nachdem die Klospülung geht und der Junge danach aus den Toiletten verschwindet, reden wir erst wieder. „Ab besten hole ich dich nach dem Training von zu Hause ab. Ich wünschte, ich könnte es heute ausfallen lassen, aber wir haben Freitag ein Spiel.", erklärt Louis traurig, doch ich nicke nur. „Kein Problem, lass dir Zeit und fahr vorsichtig. Ich brauche dich noch.", entgegne ich und hauche einen Kuss auf seinen Mundwinkel. „Ich dich auch. Aber ich habe auch noch eine Überraschung für dich. Ich hoffe, dass die Mädchen heute wirklich mit Mum essen gehen, da ich was geplant habe, wobei ich sie wirklich nicht gebrauchen kann.", grinst er und ich merke direkt, wie sich Aufregung in mir breit macht. „Was denn?", will ich wissen und rutsche hibbelig auf seinem Schoß herum, was anscheinend nicht die beste Entscheidung war.
„Nicht so viel bewegen, Harry.", stöhnt er und hält mich an den Hüften fest. „Fuck, sorry." Direkt werde ich rot und bleibe still auf seinem Schoß sitzen, versuche es zum mindestens. „Aber erzähl, was du geplant hast, komm schon.", grinse ich und hauche viele Küsse in sein Gesicht, was ihn kichern lässt. „Nein, du wirst es schon noch erfahren. Aber nimm lieber Klamotten und deine Schulsachen für morgen mit. Ich weiß nicht, wie spät es wird, weswegen du gerne bei mir schlafen kannst. Ich nehme dich morgen mit, also mach dir keine Sorgen.", lächelt Louis nur und haucht einen Kuss auf meine Lippen. „Ich darf wirklich bei dir schlafen?", frage ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht und presse meine Lippen auf die von Louis, als er nickt. „Ich liebe dich.", hauche ich dicht an seinen Lippen und schaue ihm in die Augen. „Ich dich auch.", entgegnet er und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.
„Ich muss nachher mal mit dir reden. Es ist ziemlich wichtig.", flüstert Louis, als es zur nächsten Stunde klingelt und er mich von seinem Schoß hebt. „Alles okay?", frage ich besorgt und mustere sein Gesicht. „Mach dir keine Sorgen, Sun. Und jetzt ab mit dir in den Unterricht." Murrend nicke ich und schultere meine Tasche, bevor ich ihn an den Hüften zu mir ziehe, bevor ich meine Lippen auf seine lege. „Ich liebe dich. In der Pause wieder hier? Dann können wir hier reden, ja?" Louis nickt nur und küsst mich noch ein letztes Mal, bevor ich mich umdrehe und leise kichere, als sich seine Hand auf meinen Hintern legt. „Ich liebe dich auch.", flüstert er, während ich aus der Tür gehe und mich nochmal kurz zu ihm umdrehe.
*
„Ich komme ein bisschen später in die Pause, Louis wollte noch mit mir reden, es hört sich ernst an.", erkläre ich Louisa und Zayn, als wir gerade aus dem Klassenraum gehen. „Geht klar. Wir sind in der Mensa, falls was ist, du weißt Bescheid.", lächelt Zayn und klopft mir auf die Schulter. „Sollen wir deine Tasche schonmal mitnehmen?", bietet Louisa an, worauf ich nur lächelnd nicke. „Dankeschön." Beide winken ab und ich verschwinde auf Toilette, wo ich mich in der Kabine einschließe, in der wir in der ersten Pause schon waren. „Haz?", kommt es plötzlich von jemandem, als sich die Tür öffnet. Schnell stehe ich auf und schließe die Tür auf, bevor ich meinen Kopf durch diese stecke. „Komm her.", grinse ich und lasse ihn hinein, bevor ich sie wieder abschließe. Anders als gedacht, setzt Louis sich nicht auf den Klodeckel, sondern lehnt sich an die Wand. „Was ist los, Boo?", frage ich und lege meine Hände auf seine Hüften in der Hoffnung, er hebt den Blick.
„Als du in der Pause In die Mensa kamst, meinte Jason, dass, wenn das wirklich du bist, dass die Wette nicht mehr existiert. Er meinte, er mobbt dich und die anderen nicht mehr. An sich ist es ja gut, aber wenn ich das noch weiter mache, wird er fragen, warum ich meine Zeit trotzdem mit dir verbringe. Ich liebe dich, Harry, mehr als das, aber ich bin überfordert. Ich will mit dir gesehen werden, aber habe Angst vor den Kommentaren. Die Wette war meine einzige Chance und jetzt ist selbst diese weg.", seufzt er und ich nehme meine Hände von seinen Hüften. „Dein Ernst?", frage ich und fahre mir durch die Haare. „Also stehen wir setzt wieder bei Null? Wir haben heute unseren zweiten Jahrestag und du meinst so einfach, dass wir diese ganze Wettgeschichte abblasen, mein Leben so wie vorher wird und ich noch nichtmal am gleichen Tisch mit dir sitzen kann. Die letzten zwei Wochen waren wohl die schönsten, die ich seit zwei Jahren auf dieser Schule hatte und jetzt willst du das alles beenden? Nur noch die heimlichen Treffen?", frage ich aufgewühlt und schüttele verständnislos den Kopf.
„Ich weiß es doch auch nicht.", flüstert er, doch ich schüttele den Kopf und schließe Tür auf. „Okay, dann kennen wir uns in der Schule wohl nicht mehr. Und heute Abend kannst du dir auch abschminken." Bevor Louis antworten kann, verschwinde ich aus der Toilette und versuche die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Hätte er nicht bis morgen damit warten können, damit wir heute unseren Jahrestag vernünftig feiern hätten können?
In der Mensa angekommen, sitzt Zayn mit meiner Tasche an dem Tisch von Jason, worauf ich mir noch schnell über die Wangen wische und auf ihn zugehe, um meine Tasche zu holen. „Da bist du ja schon. Hey, alles okay?", fragt Zayn, doch ich zucke nur mit den Schultern und will meine Tasche in die Hand nehmen, doch Zayn hält mich davon ab. „Rede mit mir, was ist passiert?", fragt er besorgt, aber trotzdem bestimmt. „Louis ist passiert, okay?" Im Moment ist es mir so egal, dass auch Jason von diesem Gespräch mitbekommt. „Und jetzt gib mir bitte meine Tasche, ich möchte hier weg.", flehe ich und wische über meine Wange. Vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber ich war schon immer ein wenig ein bisschen emotionaler. „Das alles war ein Fehler.", murmle ich und zucke zusammen, als Louis meinen Namen sagt. „Lass es mich erklären, Harry. Bitte.",
„Es gibt nichts zu erklären. Ich verstehe dich.", lächle ich gepresst und lege unüberlegt eine Hand auf seine Wange, bevor ich aus der Mensa verschwinde und beinahe in Lottie, Louis' Schwester reinlaufe.
Ich glaube, ich bin dazu prädestiniert, in Leute reinzulaufen, welche zu Louis' Familie gehören. „Weinst du?", fragt sie, doch ich schüttele den Kopf. „Mir geht es nur nicht so gut, mach dir keine Sorgen.", lächle ich und versuche meine Tränen wegzublinzeln. „Kommst du heute zu uns?", fragt sie etwas leiser, doch ich schüttele nur den Kopf. „Denke nicht." Bevor sie antworten kann, gehe ich an ihr vorbei in Richtung des Geschichtraums, in welchem Mister Horan schon am Leherpult sitzt. Vor ihm Niall, welcher mit ihm zu diskutieren scheint.
Leise räuspere ich mich und trete in den Raum. „Wenn ich störe, kann ich auch draußen warten.", murmle ich, doch Niall schüttelt den Kopf. „Wir sind hier erstmal fertig.", lächelt er gepresst und hebt seine Tasche vom Boden auf. „Das Gespräch ist noch nicht beendet, Niall.", ruft Mister Horan, worauf Niall sich nur langsam, fast schon angsteinflößend umdreht. „Ist okay, Dad.", faucht er und verschwindet durch die Tür, jedoch nicht, ohne mich an der Schulter ordentlich zur Seite zu schubsen.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Sohn haben.", lächle ich und fahre mir über die Wange. „Er ist nicht sonderlich stolz, dass ich hier auf der Schule unterrichte. Aber um sein Coach zu sein, reicht es doch noch.", lacht er und winkt mich in den Raum. „Du siehst anders aus.", bemerkt er und ich nicke nur kurz. „War eigentlich sowas wie ein Geschenk, aber keine Ahnung. Ich wollte fragen, ob ich mich einfach schonmal hinsetzen kann." Er nickt und scheint mich zu beobachten. „Geht es dir gut?" Ich zucke nur mit den Schultern und seufze leise. „Ich bin Vertrauenslehrer, das weißt du. Wir haben noch Pause, also wenn du reden möchtest, höre ich immer zu.", erinnert Mister Horan mich und ich nicke nur.
„Bleibt es unter uns?", hake ich nach und sofort nickt er. „Also, willst du reden?" Ich nicke und beiße mir auf die Lippe, als er die Tür des Klassenraumes zuzieht.
„Wo drückt der Schuh?", fängt er an und dreht einen Stuhl von dem vorderen Tisch in meine Richtung. „Es geht um Louis. Ich kann mit niemandem darüber reden.", sage ich und atme tief durch. „Wieso kannst du das nicht?", will er wissen und lehnt sich im Stuhl zurück. „Niemand weiß so wirklich von unserer Beziehung. Alleine Sie, Zayn und Louisa sind die einzigen in der Schule. Unsere Eltern denken, dass wir das glückliche Paar schlechthin wären, was wir ja irgendwie auch sind, nur in der Schule nicht. Seit zwei Jahren werde ich aufgrund meiner Sexualität runtergemacht, werde beleidigt, geschlagen und verletzt, das tut alles weh, verstehen Sie? Louis glaubt mir das teilweise noch nichtmal. Die Zettel, die mir in fast jeder Stunde gegen den Kopf geworfen werden, zwei Jahre hat es gedauert, bis er es mir endlich geglaubt hat. Er ist mein Freund, er sollte mich verteidigen, so wie ich es jederzeit bei ihm machen würde." Ich hole tief Luft, da ich gerade viel zu schnell gesprochen habe.
„Louis ist anscheinend noch nicht geoutet, weißt du warum nicht?", fragt er und ich nicke. „Er wollte sich ja outen, bis er mitbekommen hat, wie alle mit mir umgehen. Er hat Angst davor, wie seine Freunde darauf reagieren. Jason ist ziemlich homophob, wie es aussieht und Liam, also sein bester Freund, redet auch nicht gut über mich. Dylan und Andrew, keine Ahnung. Dylan war, bis er sich mit Jason angefreundet hat, wohl der beste Freund, den ich je hatte. Als ich mich dann bei ihm geouet habe, hatte er anscheinend Angst, dass ich mich in ihn verlieben würde. Jedoch war dies nicht der Fall, weil ich schon längst in Louis verliebt war. Louis war und ist bis heute meine erste Liebe, was das alles so viel schwieriger macht. Ich verstehe seine Angst ja, aber ich habe manchmal einfach das Gefühl, dass ich nicht genug für ihn bin. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, jedoch habe ich teilweise das Gefühl, dass er meine Gefühle nicht so wirklich erwidert, obwohl ich weiß, dass es nicht stimmt." Die nervigen Tränen streiche ich von meinen Wangen und schluchze laut auf.
„Das ist natürlich eine schwierige Situation. Aber was ist, wenn du noch einmal in Ruhe mit ihm redest, ihm zeigst, dass du für ihn da bist und ihr zusammen eine Lösung findet, wie es weitergehen soll? Und es darf nicht an seinen Freunden liegen, dass er sich nicht outen möchte." Ich nicke und fange an, mit meinen Fingern zu spielen. „Vor zwei Wochen hat Jason ihn angeschrieben, dass Louis sich an mich ranmachen sollte. Das Ziel wäre gewesen, mich zu entjungfern und mich danach wieder wie Dreck zu behandeln. Er hätte 200£ dafür bekommen. Da Jason und auch kein anderer von Louis und mir weiß, meinte ich zu ihm, dass es okay für mich ist, wenn er sich auf die Wette einlassen sollte. Noch nichtmal wegen des Geldes aber es wäre die einzige Chance, Louis auch in der Schule zu sehen. Sonst sehen wir uns nur bei einem von uns.", murmle ich und beiße mir auf die Lippe.
„Louis hat zugestimmt, die letzten zwei Wochen waren wohl die schönsten, die ich in der Schule seit langem hatte. Heute haben wir unser zweijähriges, eigentlich wollte ich nachher zu ihm, aber ich habe eben gesagt, dass ich nicht mehr kommen möchte. Ich war dumm, ich bin dumm. Ich liebe diesen Jungen und sage unser Date ab, Man!" Ich stehe von meinem Stuhl auf und laufe mit viel zu schnellem Puls zwischen den Tischen her.
„Harry beruhig dich, es bringt nichts, wenn du dich so aufregst.", will Mister Horan mich beruhigen und beobachtet mich, wie ich im Raum rumtigere. „Aber ich bin so dumm, Mister Horan! Nur, weil diese Wette jetzt vorbei ist und wir uns nicht mehr in der Schule sehen können, ist das doch alles so. Hätte Louis mir einen Tag später gesagt, dass wir die Wette beenden müssen, wäre es etwas anderes gewesen, aber nicht, wenn er es mir an unserem verdammten Jahrestag sagt.", rufe ich aus und breche weinend zusammen, bevor ich langsam an der Wand mit dem Rücken hinuntergleite.
„Hey, Harry! Hör mir zu." Mister Horan kniet sich vor mich und fordert mich dazu auf, ihn anzuschauen. „Der Unterricht geht gleich los, geh raus, an die frische Luft und versuch, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn du willst, können wir nach der letzten Stunde nochmal reden. Ich muss zwar zum Training, aber während die Jungs spielen, können wir uns unterhalten und dann erklärst du mir das alles nochmal vernünftig mit der Wette, ja?", lächelt er mich aufmunternd an und klopft mir auf die Schulter. Ich nicke nur und streiche mir die Wangen so gut wie möglich trocken.
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