kapitel 30 • geschwister
Luca POV
"Hey Luca, wir sind da", hörte ich die vertraute Stimme meiner Schwester. Müde und mit roten Augen trottete ich die Treppen runter, und sah auf einem der Barhocker Mia sitzen, während Lulu gerade zwei Gläser aus dem Schrank holte. "Hi", gab ich leise von mir und sah Mia an. Diese ignorierte mich allerdings gekonnt.
Verstehe schon. Max hat ihr alles erzählt. Natürlich, die beiden sind ein eingespieltes Team, sie tun alles für einander. Was würde ich alles nur dafür tun, wenn Lulu und ich auch so eine besondere Bindung hätten. Aber man kann ja nicht alles im Leben haben. "Mia, ignorier mich nicht", maulte ich und lehnte mich an die Küchenzeile. Sie sah mich an. "Fang' nicht an mich zu hassen."
"Ich fange nicht an dich zu hassen. Ich tue es schon längst", zischte sie wütend. Lulu zuckte bloß mit den Schultern. Ich seufzte. Übel nehmen konnte ich es ihr nicht. Würde jemand meiner kleinen Schwester auch nur ansatzweise weh tun, würde ich auch so reagieren. "Ich habe nicht ohne Grund mit Max Schluss gemacht", versuchte ich zu erklären. "Luca, hör auf. Ich will das nicht hören. Wenn dann schon solltest du es Max sagen", sagte Mia tonlos. "Ich kann es Max aber nicht sagen", ich biss mir auf die Lippe und sah hilflos zu Lulu. Diese drehte sich allerdings von mir weg und setzte ihren "ich bin so toll", Blick auf, der mich jedes Mal auf's neue provozierte und aggressiv machte. "Lulu, lass es."
"Lass du es, Max weh zu tun", sie verdrehte die Augen. Wütend riss ich meine Augen auf.
"Lulu, dein Ernst? Du weißt ganz genau, dass ich ungewollt mit Max Schluss gemacht habe. Mit Max, meiner großen Liebe. Ich konnte nicht anders, ich musste. Ich wäre nie auf so eine schwachsinnige Idee gekommen, ich liebe ihn.
Ja, es ist mir egal ob du hinter mir stehst oder nicht, mich hassen doch sowieso alle. Max wird nie wieder was mit mir zutun haben wollen, er denkt ich liebe ihn nicht mehr. Papa findet mich abstoßend, weil ich mich in einen Jungen verliebt habe und Mama sagt nichts dazu. Du warst dabei, du hast mit mir geweint und standest hinter mir. Und jetzt? Ich bin dein Bruder!
Geschwister sollten zusammen halten, und was machst du? Ich sage doch gar nicht, dass du auf meiner Seite sein sollst, wenn es überhaupt Seiten gibt, aber wie wärs wenn du mich zur Abwechslung mal versucht aufzumuntern oder so?
Hör endlich verdammt nochmal auf dich wie etwas besseres zu fühlen, weil du das Nachwuchstalent Deutschlands bist und du ja eine 'ach so tolle' Ballerina bist, genauso wie mit deinem hochnäsigen Blick den du aufziehst, wenn du nicht weiter weißt. Wenn du mit jemand Streit hättest, jemand dich verletzt oder du dich furchtbar fühlst, warum auch immer, ich würde IMMER bei dir sein. Du könntest einen Menschen getötet haben, es würde sich nichts daran ändern. Du bist meine Schwester. Lulu, ich bin enttäuscht von dir."
Sie starrte mich sprachlos an. Es tat mir leid sie so anfauchen zu müssen, aber wieso verstand sie das einfach nicht? "Du hast ungewollt mit Max Schluss gemacht?" unterbrach Mia die kurzzeitige Stille und machte große Augen. "Sag du's ihr, Lulu."
Sie nickte nur und sah auf den Boden. "Liebst du Max noch?" fragte Mia kleinlaut. "Natürlich. Und ich will ihn auch wieder zurück.. aber... es geht nicht." "Doch, es muss doch irgendwie möglich sein." Ich schüttelte den Kopf. "Sonst ziehen wir weg.. Mein Plan ist es aber, in zwei Monaten selber auszuziehen, und dann werde ich wieder mit Max in Kontakt treten", erklärte ich ihr. "Ich will ihm aber nichts sagen, dass es wegen meinem Vater ist, also pscht." Ich legte meinen Zeigefinger auf meine Lippe. Sie nickte nur.
"Mia... es tut mir Leid, ja?" Ich legte mein Kopf etwas schief. "Sag das doch nicht mir. Ich bin nicht mehr sauer, aber rede mit Max. Er weint ständig wie ein kleines Baby.." erzählt sie. Es tat mir leid, dass Max wegen mir weinte. Den Jungen, den ich liebte...
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Eine weitere Woche war vergangen, und zwar diesesmal ohne irgendwelche Zwischenfälle mit Lulu, Mia oder Max. Und ich musste wieder zur Uni. Ich postete morgens ein Selfie auf Instagram mit der Bildbeschreibung: "ab zur Uni- ich bin super motiviert! :D", was eigentlich sarkastisch gemeint war. Dann machte ich mich mit dem Auto auf den Weg und setzte mich dann in die Vorlesungen und in den Unterricht. Der Tag war wie immer anstrengend aber doch interessant- es war einfach die richtige Entscheidung zu studieren. Gegen 17 Uhr lief ich aus dem Gebäude raus und wäre am liebsten wieder direkt reingerannt und hätte auch dadrin übernachtet.
Seufzend beobachtete ich Max.
Er stand angelehnt an der Mauer gegenüber vom Parkplatz und starrte auf sein Display. Schon wieder das gleiche Spektakel. "Hey, da hinten ist dein Freund", hörte ich auf einmal die Stimme von Aria, eine aus meinem Studium. "Oh, hey", begrüßte ich sie lächelnd. "Ja, hab' ihn schon gesehen. Zwischen uns ist Schluss", erklärte ich als wäre es das normalste auf der Welt. Aria machte große Augen. "Warum das denn?", verwundert sah sie mich an. Ich zuckte mit den Schultern. "Lange Geschichte. Wann anders, ja? Muss jetzt gehen", ich umarmte sie flüchtig. "Machs gut", sie lächelte und verschwand dann in der Uni. Hm, hatte wohl erst jetzt ihre Vorlesung.
Ich überlegte wie ich jetzt hier schnell wegkomme, ohne das Max mich bemerkt. Aber ich hatte eine viel besserere Idee. Ich ging einfach zu meinem Auto, als hätte ich ihn nicht gesehen und wollte einsteigen, als ich hörte, wie er meinen Namen rief. "Luca", er kam auf mich zu. "Wie oft hab ich dir jetzt schon gesagt, dass du es lassen sollst?" fauchte ich ihn an, bevor er mein Auto überhaupt erreicht hatte.
Gut so, Luca. Versuch' ihm zu vermitteln, dass du ihn nicht brauchst. Er wird dann schneller mit dem Schmerz hinwegkommen.
Er blieb stehen und sah mich enttäuscht an. "Was hab ich dir denn getan, verdammt?" Und wieder weinte er.
Mittlerweile fühlte ich mich wie in einer schlechten Fanfiction.
Ich ignorierte seine Frage und ohne ihm noch einen Blick zu würdigen, fuhr ich weg. Ich sah auch nicht mehr in den Rückspiegel, doch kaum war ich vom Parkplatz rausgefahren, spürte ich wie meine Augen sich mit Wasser füllten. Meine Sicht verschwamm... mit fatalen Folgen.
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