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XIX. Wiedersehen

Krankenhaus Berlin-Lichtenberg 1995.


Mit Zwang konnte man seine eigenen Ziele schnell und effizient erreichen, vorausgesetzt, man hatte ein fundiertes Repertoire an Repressalien in Kombination mit einem sicheren Auftreten. Wenn Belohnungen als Lockmittel nicht funktionierten, dann wurden die schweren Geschütze aufgefahren, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Koste es, was es wolle. Die Möglichkeit auf ein höheres Gehalt im Gegenzug zur bedingungslosen Unterstützung den Interessen eines weißhaarigen Staatsratsvorsitzender wollte nicht fruchten, dann half möglicherweise die Aussicht auf ein paar Jahre im Gefängnis.

Dass diese Methoden das Steckenpferd von ihrem Schatz, ihrem Schmusebär, ihrem Verehrer gewesen waren, hätte Alex sich niemals ausgemalt. Zuhause hatte er sich immer so ganz anders gegeben. Was er ihr im Krankenhaus nun erzählt hatte, ekelte Alex an. Was er ihr noch erzählen würde, jagte ihr Schauer über den Rücken. Einerseits war da dieses kleine Mädchen namens Alex in ihr, das das alles gar nicht wissen und sich am liebsten die Ohren zuhalten wollte. Lalala, ich hör' dich nicht ... Das junge Kind, das einfach nur beschützt und sicher vor sich hin leben wollte, ohne dass der böse Drache von außen in ihre kleine Welt hinein brach.

Und dann war da die erwachsene Frau, Alexandra Weinmann, die absolute Ehrlichkeit verlangte. Die auch mit den dunkelsten Geständnissen fertig werden würde, solange endlich alles auf den Tisch kam. Sie würde lange daran zu knabbern haben, das wusste sie. Ihr Leben wäre nie mehr wieder wie vorher, auch das wusste sie. Es würde kein gemeinsames Leben mit Eugen mehr geben können, egal, was er ihr beichten würde – oder was nicht. Es war vorbei.

Wenn der Tag, an dem man ihr Edith weggenommen hatte, der Zeitpunkt gewesen war, an dem Alex erwachsen geworden war, dann war der Tag, an dem sie den wahren Eugen enttarnt hatte, der Punkt, an dem sie dachte, ihr Leben wäre vorbei. Aber in Wahrheit war ihr Leben schon vor elf Jahren vorbei gewesen. Sie hatte sich etwas vormachen können, aber es hatte nichts an der Leere in ihr geändert.

„Das Treffen steht. Ediths Adoptiveltern haben zugestimmt. Die Kleine wurde bereits vor einigen Jahren darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nicht ihre richtigen Eltern sind, das erleichtert vieles."

Warum konnten diese Worte sie nicht erreichen? Jetzt war Alex genau da, wo sie immer sein wollte. Wie bei einem Hindernislauf übersprang sie Hürde um Hürde und hatte die Ziellinie schon vor Augen, sie ... Nein. Wenn sie ehrlich war, dann war es doch so: Die Hindernisse wurden nach und nach für sie aus dem Weg geräumt. Von Eugen. Mit den Mitteln und Kontakten, mit denen er sich über Jahre hinweg der Kindesentziehung schuldig gemacht hatte. Mindestens der Beihilfe, Alex wusste noch zu wenig, um das genau zu sagen. Und hatten Ediths Eltern tatsächlich zugestimmt? Schwer zu glauben, dass das so schnell und einfach gehen würde ...

Und jetzt saß er auf seinem Krankenbett und schnürte sich die Schuhe. Obwohl es nach ihm sowieso frisch bezogen werden würde, hatte er die Bettdecke sorgfältig zusammengelegt und das Kissen aufgeschüttelt. Seine Freude war groß und zwar deswegen: Heute war Entlassungstag. Er konnte gehen, doch Alex musste ihn abholen. Sonst hatte er ja niemanden. Niemanden, der etwas mit ihm zu tun haben wollte, ergänzte Alex in Gedanken. Das wollte sie eigentlich auch nicht, aber jetzt hatten die Umstände sie an ihn gebunden wie mit einer Fessel aus Stacheldraht.

Es war das hier: Sie fühlte sich für ihn verantwortlich. Der Tauchgang in den Storkower See war keine Kurzschlussreaktion von ihm gewesen, er hatte es sicher schon länger geplant. Das gab er natürlich nicht zu. Nein, im Gegenteil: Er leugnete hartnäckig, dass es Absicht gewesen sein sollte, die Handbremse gelöst zu haben. Und das machte Alex Angst. Angst um Eugen, ob sie wollte oder nicht. Sie fürchtete sich davor, ihn allein zu lassen und konnte nicht einmal sagen, warum das so war. Zu diesem Zeitpunkt schien es, als sei das Band, das durch die gemeinsame Vergangenheit geknüpft worden war, reißfest und resistent gegen jedes noch so einschneidende Geständnis von Eugen. Noch?

„Hast du gehört? Du wirst Edith sehen! Sie lebt im Schwarzwald, in Donaueschingen, da habe ich dir auch schon ein Hotel gebucht. Schon nächste Woche wirst du ..."

„Halt die Klappe!" Eugen zuckte zurück zusammen, obwohl Alex gar nicht sehr laut gesprochen hatte. Es waren die Worte und ihre Schlagkraft. Es war, weil es von Alex jetzt die Retourkutsche gab, für alles, was Eugen getan und verschwiegen hatte. Wie viele Mütter und Väter wünschten sich, dass er in der Hölle schmorte? Wünschte Alex sich das auch?

„Entschuldige bitte ...", gab er kleinlaut zurück, doch es klang nicht anklagend und auch nicht beleidigt. Gerne hätte Alex das hier gesagt: Das war das Letzte, was du für mich tun musstest. Aber der Satz kam ihr nicht über die Lippen. Alles in ihr wand sich bei dem Anblick von Eugen, doch sie wusste genau, dass sie ihn nicht allein lassen können würde. Es war ein Kampf, den Alex gegen sich selbst ausfechten musste. Ihr Verstand, der ihr riet, Eugen in den Wind zu schießen, verlor den Ringkampf gegen ihr allzu gutes Herz.

„Ich hoffe, dir ist klar, dass das mit uns vorbei ist", raunte sie und blickte zur Tür, die nur angelehnt war. Jeden Moment würde jemand mit den Entlassungspapieren hereingestürmt kommen. Dann säße sie bald neben Eugen in der Tram. Einen Führerschein hatte Alex noch nicht.

„Natürlich. Ich kann von dir nichts verlangen, ich bin nicht in der Position, das zu tun", versicherte Eugen ruhig und gefasst. Gleichzeitig schauten seine grauen Augen sie so traurig an. Als sähen sie noch eine Möglichkeit, eine Zukunft zu zweit. Ja, zu zweit ... da war ja noch das Baby, das Eugen nicht wollte. Ob sich seine Meinung dazu geändert hatte?

„Bis ich eine andere Unterkunft habe, werde ich unten auf der Couch schlafen. Solltest du mir das abschlagen, dann ...", fuhr Alex fort, ehe sie unterbrochen wurde.

„Nein, werde ich nicht. Wenn es dir lieber ist, nehme ich mir für die Zeit ein Hotelzimmer", lenkte Eugen ein. Wow. Dass es so einfach gehen würde, hätte Alex sich nicht träumen lassen. Obwohl sie eigentlich nicht erreichen wollte, dass Eugen auszog. Ihr war es lieber, ihn in Sichtweite zu haben, auch wenn ihr klar war, dass das nicht ewig so gehen konnte.

„Das ist nicht nötig. Ich will nur meine Ruhe haben", sagte sie, da schwang die Tür auf und Alex wurde schier vom Schlag getroffen.

„Ich habe Ihre Papiere, Herr ..."

Sie trug keine Schwesternkleidung, sondern eine einfache, locker geschnittene Jeans und einen bunten Strickpullover. Über der Schulter hing ihr eine unauffällige dunkle Handtasche, die ein hohl-dumpfes Geräusch verursachte, als sie damit versehentlich gegen die Tür stieß. Wahrscheinlich war ihre Schicht zu Ende und sie wollte das hier noch schnell erledigen, bevor sie endlich den Heimweg und ihren wohl verdienten Feierabend antreten konnte.

Ihre nicht ganz so streng zusammengebundenen Haare waren meliert von grauen Strähnen, doch als Alex der Frau in die Augen sah, stand die junge Schwesternschülerin vor ihr. Die Rothaarige war ins Stocken geraten, etwas hatte ihr den Atem genommen, noch bevor sie den Blick gehoben und Alex Augen ihre getroffen hatten. Es war ... Eugens Name. Sein Nachname, der ihr wie ein Stolperstein in den Weg gefallen war. Alex schaute zu ihm und sah, dass sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. Panik stand in seinem Blick. Er kannte sie auch.

„Könnte ich die Unterlagen bitte haben ...?", forderte er mit scheuer Ungeduld.

„Wanner ...", hauchte die Frau. Ihr Gesicht erschien auf einmal unnatürlich blass, besonders im Kontrast zu ihren roten Haaren.

„Ich kenne Sie doch ...", sagte Alex nun, sie konnte es nicht mehr zurückhalten. „Wissen Sie, wer ich bin?"

„Nein", erwiderte die Frau und wandte den Blick von Alex ab. Oh, doch! Und wie sie wusste!

„Sie waren damals dabei gewesen, als mir mein Kind weggenommen wurde! Sie waren doch die Schwesternschülerin, die aus dem Zimmer gegangen ist! Haben Sie etwas mitbekommen? Können Sie mir irgendetwas sagen?" Alex Stimme wurde flehend. Endlich, nach all den Jahren könnte sie vielleicht Antworten bekommen. Endlich, nach der langen Zeit. Sie würde Edith wiedersehen, ja, aber es brauchte mehr, um das Vergangene aufarbeiten zu können. Sie wollte wissen, was damals geschehen war.

„Ich weiß nicht, was Sie von mir hören wollen", sprach die rothaarige Frau mit distanzierter Unsicherheit in der Stimme.

„Haben Sie gewusst, was damals vor sich gegangen ist? Haben Sie zugesehen?" Alex Körper bebte. Warum war es ihr so wichtig, Antworten zu haben, wenn sie Edith doch bald gegenüber stehen konnte? Nun, sie wollte wissen, was diese Frau gesehen hatte. Was sie gefühlt hatte. Diese drückte die Tür leise zu und trat näher an Alex heran, als würde sie ihr gleich ein Geheimnis unter Freundinnen verraten wollen. Bevor sie jedoch sprach, warf sie einen giftigen Seitenblick auf Eugen.

„Wenn es Ihnen so wichtig ist: nein. Nein, ich habe es nicht gewusst. Nicht genau. Man hat mich weggeschickt. Und ja, ich habe gespürt, dass da etwas im Busch ist. Und glauben Sie mir, wenn ich gewusst hätte, was da vor sich gegangen ist, dann hätte ich auch nicht weggesehen ..." Sie stand so nah an Alex, dass diese sehen konnte, wie die Augen der Rothaarigen glänzten. Als sie blinzelte, löste sich eine Träne. Das hier war einfach eine Frau, eine Frau wie sie. Alex widerstand dem Impuls, ihre Hand zu greifen.

„Danke. Ich ...", murmelte Alex, bevor sie unterbrochen wurde.

„Wir gehen jetzt. Ich hätte gerne meine Entlassungspapiere ...", bestimmte Eugen schroff und erhob sich vom Bett. Als er die Hand nach den Papieren ausstreckte, entzog die Frau sie ihm.

„Jetzt bist du dran."

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