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D A R C Y H U G H E S
Seit geräumiger Zeit klingelt es bereits an der Haustür, jedoch schaffe ich es nicht, mich zusammenzuraffen und zur Haustür zu eilen, um die Person in Empfang zu nehmen, die dort draußen im eisigen Wetter darauf wartet, dass ich die Tür öffne.
Ist es falsch von mir, wenn ich die Tür nicht öffnen möchte? Nein, wahrscheinlich kann es mir niemand übel nehmen. Wer würde denn in solch einem Moment der Erinnerung gestört werden wollen? Ich möchte nur noch in Ruhe gelassen werden und in Erinnerungen schwelgen.
Tief atme ich ein und lege die Wunderkerze, von der nichts mehr übrig geblieben ist, neben mich und ziehe die Beine an meinen Körper. Ein wiederholtes Mal klingelt es an der Haustür, was mich schwer stöhnen lässt. Grenzt das nicht bereits an Belästigung? Beim ersten Mal habe ich die Tür nicht geöffnet und bei den nächsten zehnmal werde ich es doch wahrscheinlich auch nicht tun!
Ich verfluche die Person, die sich beim dritten Mal des Klingelns nicht vom Staub gemacht hat! Ein Seufzer entkommt mir, denn nun heißt es, dass ich mich zusammenraffen muss, um die Haustür zu öffnen und der Person entgegenzustehen, die es, nachdem dritten Mal nicht verstanden hat.
Ich hüpfe auf nasse Gras und muss mir ein Keuchen verkneifen, als ich auf diesen fast ausrutsche. Gott, bitte, lass die Person vor der Tür vom Erdboden verschlucken, sonst würde ich dafür ernsthaft sorgen! Ich fasse an mein rasendes Herz und straffe die Schultern, ehe ich zum Gehen ansetze und mit meinen nackten Füßen die Terrasse entlang gehe.
Als mir bewusst wird, dass ich mit nassen Fußsohlen durch das Haus muss und somit Fußabdrücke hinterlassen werde, halte ich in meiner Bewegung inne. Genervt von mir selber beiße ich die Zähne zusammen und versuche nicht wegen meiner eigenen Dummheit auszurasten.
Wieso reizt mich das so sehr? Davor bin ich doch auch mit nassen Sohlen durch die Wohnung gewatschelt. Ich verstehe mich selbst nicht mehr, ich weiß nicht, wieso und weshalb ich auf die kleinsten Sachen so überreagiere.
Ich überquere die Terrassentür und betrete das Wohnzimmer und stampfe wütend auf meine Haustür zu. Doch kurz bevor ich die Tür öffne, laufe ich noch einmal kurz zurück zum Teppich und wische meine nassen Füße am Teppich ab. Was solls. Es ist nur ein Teppich und ich bin definitiv kein Fan davon, mit nassen Fußsohlen durch die Wohnung zu laufen.
Schulterzuckend laufe ich erneut auf die Haustür zu und öffne sie mit einem Schwung. ⋙Habe ich dich nicht weggeschickt gehabt? ⋘, frage ich geradeheraus, als ich Freya vor der Haustür erkenne und sie aus misstrauischen Augen, weil ich mir nicht erklären kann, was sie hier zu suchen hat, betrachte.
Ein schüchternes Lächeln macht sich auf den Lippen von Freya breit, wenn ich mich nicht täusche, meine ich, ein Funken von Unsicherheit in ihren Augen gesehen zu haben. Falls es das ist, ist Freya verdammt gut darin, sich die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. ⋙Meine Eltern laden dich zum Essen ein. ⋘, beantwortet sie indirekt meine rhetorische Frage und fällt direkt mit der Tür ins Haus.
Ihre Eltern laden mich zum Essen ein? Sie kennen mich doch überhaupt nicht, ebenso wenig kennt mich Freya. Es ist nur ein dummer Zufall gewesen, dass sie mich an dem Abend weggetreten auf der Straße entdeckt hat. Ansonsten haben wir nicht ein einziges Wort ausgetauscht, außer uns zu begrüßen.
⋙Deine Eltern? ⋘, frage ich zu Sicherheit nach und schlucke, als sie mit ihrem Kopf bestätigend nickt. Tief atme ich ein und lehne mich gegen meine Haustür. ⋙Freundlich von deinen Eltern, jedoch wird das nichts, richte ihnen trotzdem freundliche Grüße von mir aus. ⋘, versuche ich sie abzuwimmeln und möchte mich nur noch in mein Bett verkriechen. Die Nerven für ein Essen habe ich nicht, denn ich weiß, dass es in einer Fragerunde enden wird. Sie stellen Fragen und ich soll sie beantworten.
Allerdings ist Freya nicht Freya, wenn sie mich nicht versuchen würde zu überreden. ⋙Ich bitte dich, Darcy, bleib nur bis zum Essen, danach kannst du gehen, wenn du magst! ⋘, bettelt sie und schaut mich aus großen Augen an, die mich an ihren kleinen Hund erinnern. Sie hat den typischen Hundeblick aufgesetzt, der es mir schwer macht, zu meinem Nein zu stehen.
⋙Ich weiß nicht, Freya. Ich kenne deine Eltern überhaupt nicht, genauso wenig kennen sie mich. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, wenn ich zum Essen kommen würde. ⋘, gebe ich meine Bedenken preis, als ihr Hunde blick sein Ziel nicht verfehlt hat. Außerdem habe ich, wie ich gedanklich hinzugefügt habe, keine Nerven für das Essen.
⋙Meinen Eltern ist es bewusst, dass sie dich nicht kennen. Aber alles hat doch sein erstes Mal? Du kannst meine Eltern kennenlernen und sie dich. Wäre es keine gute Idee, hätten es meine Eltern nicht in Betracht gezogen, dich einzuladen. ⋘, sie schenkt mir ein bezauberndes Lächeln und klimpert mit ihren Wimpern dazu, als sie mit ihrer kleinen Rede fertig ist und ich sie sprachlos anglotze.
Wow. Das ist ja mal direkt gewesen. Das muss ich erst mal verdauen, bevor ich meinen Mund öffnen sollte. ⋙Ich nehme dein Schweigen als ein Ja an? ⋘ Immer noch schaffe ich es nicht, etwas über meine Lippen zu bringen. Zu sehr hat mich ihre direkte Rede aus der Fassung gebracht, weil sie mir damit jeden Wind aus den Segeln genommen hat und mir keinen Freiraum für Ausreden gelassen hat.
Band 1 von Masslose Besessenheit hat nicht mehr lange, bis es beendet wird!
Schönen Sonntag euch
noch ✨
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