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D A R C Y H U G H E S
Müde von der Arbeit schließe ich die Haustür auf und schmeiße meine Stofftasche, gefüllt mit Büchern, in die Ecke des Flures. Gähnend schließe ich direkt die Tür hinter mir und ziehe mir die Schuhe aus. Heute war es verdammt nochmal stressig.
Eigentlich ist es ja nie stressig. Doch heute hatten wir Grundschüler zu Besuch da. Sie sollten sich die Bibliothek anschauen, die in der Nähe ihrer Schule war. Ich weiß zwar nicht, wozu das dienen sollte, doch ich tat nun mal das, was mein Job von mir verlangte.
Ja Grundschüler konnten ziemlich hyperaktiv und anstrengend sein, denn sie waren gerne mal laut und verlegten die Bücher. Seufzend hänge ich meine Jacke auf und laufe direkt in die Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden war.
Ohne große Umschweife laufe ich auf meine heißgeliebte Kaffeemaschine zu und drücke auf ein paar Knöpfe, ehe ich nach meiner Tasse greife, die direkt neben der Maschine steht und stelle diese direkt unter den Spender der Maschine.
Ich lehne mich an den Tresen und stütze meine Ellenbogen darauf ab, ehe mein Gesicht zwischen meinen Händen verschwindet. Später würden noch meine Eltern vorbeikommen, um zu schauen wie es mir geht und ob ich alleine zurechtkomme oder doch zurück nachhause muss.
Da müsste ich sie quasi enttäuschen, denn ich kam super alleine klar und hatte einen geregelten Alltag, genauso bekam auch alles alleine hin. Ich war ja wohl keine vierzehn mehr, die darauf brannte alleine zuhause zu bleiben und fast die Bude abgefackelt hatte.
Als mir wieder die Erinnerung an diesen Tag ins Gedächtnis gerufen wird, ziert ein Schmunzeln meine Lippen. Ich hatte die geliebte Küche meiner Mutter in Brand gesetzt. Ich schaue über meine Hände auf zu meinem Kaffee, der schon längst fertig gekocht dort qualmend steht.
Ich nehme meine Tasse und lauf auf meine Couch zu, wo ich sie auf dem Tisch abstelle, bevor mich auf die Couch pflanze. An der Lehne der Couch liegt meine Lieblingskuscheldecke, nach der ich greife und mich zudecke. Ich beuge mich für einen Moment nach vorne und greife nach meiner Haarklammer, die dort auf dem Tisch lag und greife nach meinen vorderen Strähnen, ehe ich diese mit der Klammer hinter meinem Kopf befestige und mich wieder entspannt zurücklehne.
Plötzlich stach mir etwas Rotes ins Auge und als ich mein Blick auf den Beistelltisch wandert, entdecke ich das Fotoalbum. Stimmt ja, ich wollte mir die Fotos anschauen, hatte jedoch dafür gestern nicht genügend Zeit gehabt. Ich strecke meinen Arm danach aus und nehme es in die Hand, ehe ich es dann auf meinem Schoss ablege und die erste Seite aufschlage.
Als ich die erste Seite sehe, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Es sind Bilder aus unserem Urlaub, der vor sechzehn Jahren stattfand. Es lag sehr lange zurück. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade mal sieben Jahre alt. Ziemlich Jung.
Ich schlage die nächste Seite auf, doch mir rutscht plötzlich ein Bild aus dem Fotoalbum. Ohne länger zu zögern greife ich nach dem Foto und drehe es um, um es genauer betrachten zu können.
Schmunzelnd blicke ich auf das Bild, das mir entgegen blitzt. Dieses Bild entstand genauso im Urlaub, der vor sechzehn Jahren stattfand. Darauf war ein Junge zu sehen, der im Rollstuhl saß und mich von der Seite betrachtete. Schmunzelnd streiche ich über dieses Bild und erinnere mich nur zu gerne an die Zeit zurück.
R Ü C K B L I C K
⋙Kommst du jetzt her!⋘, schrie meine Mutter mir hinterher. Kichernd rannte ich davon und blickte ab und an rüber zu meiner Mutter, die mir auf den Fersen war. ⋙Fang mich doch, wenn du mich so unbedingt willst!⋘, rief ich ihr entgegen und blickte nach vorne, bevor einen Zahn zulegte, um schneller zu werden und bloß nicht von meiner Mutter erwischt zu werden. ⋙Darcy!⋘, brüllte sie nun ziemlich außer sich, weshalb ich wieder über meine Schulter blickte und nicht aufpasste, was vor mir geschah. Doch als ich sah, dass mich meine Mutter schon bald eingeholt hatte, schrie ich hektisch auf und blickte nun wieder lachend nach vorne. Doch was ich nicht kommen sah war, ein Rollstuhl mit einem Jungen, der darin saß. Kreischend riss ich die Aufmerksamkeit des Jungen auf mich, der seine Augen aufriss und mir versuchte Platz zu machen, damit ich nicht an die Seite seines Rollstuhls knallte und ihn somit mit mir auf den Boden riss.
Doch es war schon längst zu spät. Ich konnte nicht mehr bremsen und ehe ich mich versah, prallte ich gegen die Seite seines Rollstuhls und riss ihn mit. Der Junge und ich schrien gleichzeitig auf und fielen zu Boden. ⋙Verdammt Darcy!⋘, meckerte meine Mutter von Weitem und kam angerannt.
Ein erschrockenes Keuchen war zu hören. ⋙Kieran!⋘, hörte ich die Stimme einer anderen Frau und ein Stöhnen unter mir. Ich blickte vom Boden auf und sah, dass der Junge anscheinend mit dem Kopf auf dem Boden aufgeprallt war. Ich hang jedoch zu Hälfte meines Körpers über den Rollstuhl, mit den Händen auf dem Rasen gestemmt. Scharf sog ich die Luft ein und richtete mich schnell auf. ⋙Es tut mir leid...⋘, verließ es entschuldigend meinen Mund, ehe ich versuchte den Jungen im Rollstuhl aufzurichten, was mir nicht so recht gelang.
⋙Es tut mir leid...⋘, wiederholte ich meine Entschuldigung ein erneutes Mal, in der Hoffnung es würde alles wieder rückgängig machen, doch ich wusste das ich jetzt tief im Graben steckte. Ich würde definitiv Ärger von Mutter bekommen.
⋙Geht es dir gut, mein Sohn?⋘, kam es besorgt von der Frau, von der ich ausging, dass sie die Mutter war. Auch meine Mutter kam nun dazu und legte ihre Hand auf meine Schulter. ⋙Schau was du angerichtet hast, Darcy! Ich hatte dir doch gesagt, dass du stehen bleiben sollst!⋘, tadelte sie mich und begab sich zu der Frau, die dem Jungen half sich aufzurichten.
⋙Es tut mir doch sehr leid...⋘, wiederholte ich meine Entschuldigung zum dritten Mal, diesmal jedoch mit Tränen in den Augen. Meine Mutter schaute mich nur mit einem warnenden blick an und half dem Jungen auf den Rollstuhl, der nun auch seinen Blick auf mich richtete.
Meine Mutter ging mit der Dame zur Seite und unterhielt sich mit ihr, währenddessen spürte ich einen Blick auf mir, wollte jedoch nicht aufblicken. Dafür schämte ich mich zu sehr. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen und nicht davonrennen sollen.
⋙Es ist in Ordnung.⋘, ertönte die Stimme des Jungen, weshalb ich überrascht mit großen Augen aufblickte. Meinte er es ernst oder nahm er mich auf den Arm?
Ich zog die Nase hoch und blickte ihn aus großen Augen an. ⋙Wirklich..?⋘, fragte ich unsicherer nach, denn ich wollte nicht noch lächerlicher wirken, als ich es schon tat.
⋙Ja wirklich.⋘, kam es freundlich von meinem Gegenüber, weshalb ich mir die Tränen weg wischte und ihn nun lächelnd betrachtete. Dass er mich von oben bis unten betrachtete, ignorierte ich einfach und lief auf ihn zu.
⋙Darcy.⋘, sagte ich freundlich, so wie es sich gehörte. Bekam jedoch nur einen verwirrten Blick von ihm. ⋙Mein Name!⋘, fügte ich lachend hinzu und erntete dafür ein Schmunzeln seinerseits. ⋙Kieran, mein Name.⋘, stellte auch er sich vor und nannte mir seinen Namen.
Lächelnd blickte ich ihn an und lief nun hinter seinen Rollstuhl und griff nach den Schiebgriffen des Rollstuhls und schob ihn nun, schwererweise, vor, denn er wog eine gute Menge.
⋙Darcy!⋘, hörte ich meine Mutter rufen und schaute über seine Schulter auf. Dort stand meine Mutter, mit der Mutter von Kieran und hielt eine Kamera in die Luft. Ich wusste, was dies zu bedeuten hatte, weshalb ich mich über Kierans Schulter beugte, meinen Kopf schräg anlegte und anfing breit zu lächeln. Meine Mutter knipste in der Zeit die Bilder. Währenddessen konnte ich seine Blicke auf mir spüren. Kieran, der mein Seitenprofil musterte.
Anscheinend hatte Mom die Sache geklärt. Denn die Mutter von Kieran sagte nichts Weiteres und schoss selbst Bilder von uns. Nochmals Glück gehabt. Es würde kein Ärger geben.
R Ü C K B L I C K Z U E N D E
Schmunzelnd lege ich das Bild zurück, als ich mein Handy klingen hörte und es zur Hand nahm, da es direkt neben mir auf der Couch lag. Ich schaute auf das Display und erkannte, dass mich mein Vater anrief.
Hoffentlich würden sie zum heutigen Treffen absagen! Ich habe gerade wirklich keine Nerven für sie. Also hebe ich ab und lege das Telefon an mein Ohr.
⋙Hallo?⋘, frage ich in den Hörer rein. Als einige Sekunden nichts von der anderen Seite der Leitung kommt, macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit.
Ich bin mal so nett und habe das Kapitel früher gepostet, als geplant war 😁
so langsam kommt die Geschichte ins rollen.... macht euch gefasst für die nächsten Kapitel.
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