Kapitel 4, Teil 2
Ace
Der Raum, den wir betraten, war mit einem gleißend hellem Licht erfüllt, weiß, kahl und in ihm standen nichts weiter, als vier komische, elfenbeinfarbene Sessel. Komisch, in dem Sinne von: jeder von ihnen hatte ein komisches Gerät an den Sessel geschraubt, das immer wieder blau aufleuchtete. Kleine Funken flogen in die Luft, als wir uns alle, dem Handwinken von Susi Engel folgend, hinsetzten. Ich rutschte nervös auf dem Sessel rum, hielt aber unter dem Blick der Anderen inne. Nicht negativ auffallen.
Susi Engel schenkte uns allen wieder ihr Raubtierfratzengrinsen. Immer noch unheimlich.
Alle Anderen sahen begeistert zu Susi Engel auf und lächelten zurück. Als mich Susis' Blick traf versuchte ich ein überzeugendes Lächeln. Sie kniff kurz ihre Augen zusammen, aber überging mich nickend. Für den Moment noch sicher. ,,So meine hübschen Menschlein.", sagte sie lachend und klatschte in die Hände. ,,Wir werden mit einem Auslose-Verfahren der Computer in dem Hauptgebäude bestimmen, wer zuerst die Prüfung machen darf. Ich werde eine Zeit lang fort sein, ehe ich mit den Ergebnissen zurückkomme. Aber keine Sorge, ", flötete sie und warf mir einen Seitenblick zu, den keiner von den Anderen zu bemerken schien, ,,Ich bin mir sehr sicher, dass sich alles...zum Richtigen wendet." Ich schluckte. Sie drehte uns mit einem kecken Hüftschwung ihren Rücken zu und verließ, vor sich her pfeifend, den Raum. Ein Junge der mir gegenüber in einem Sessel saß, mit einem schwarzen Anzug und einer schlichten Beginner- Maske, hinter der sich blaue Augen verbargen, die mich anblitzten, beugte sich vor und lächelte mich keck an. Er erhob sich elegant und verstrahlte eine unglaubliche Ausstrahlung, die mich sofort faszinierte. Der Junge ging auf mich zu und mein Herzschlag beschleunigte sich. Als er sich zu dem Mädchen neben mir hinunter beugte, und unseren Blickkontakt unterbrach, bemerkte ich, dass ich nicht ein einziges Mal den Blick von ihm abgewandt hatte, und ebenso übberaschte es mich, als ich ein Stechen in der Brust verspürte, als er dem Mädchen etwas ins Ohr flüsterte und sie errötete und zu kichern begann. Die anderen Menschen hatten auch begonnen aufgeregt miteinander zu sprechen. Ich ärgerte mich in jenem Moment über mich selbst: ich durfte mich doch nicht von irgendsoeinem Jungen ablenken lassen! Ich musste aufpassen, dass sie nichts über...nicht das Geheimnis aufdecken würden. Eine Gänsehaut überlief mich, als ich an Susi Engel dachte und an die Nachricht, auf dem Zettel: ,,Ich kenne dein Geheimnis, Ace."
Wer kennt es?? Niemand hätte jeh davon erfahren sollen. Nur ich und meine Familie wissen davon, sonst niemand. Aber...
,,Hey.", raunte mir eine tiefe Stimme ins Ohr und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich drehte mich um und blickte in die selben Augen, in denen ich vor kurzer Zeit versunken war. Der Junge schenkte mir ein schiefes Grinsen und beugte sich noch weiter vor, während ich zurückwich. Er saß jetzt auf dem Sessel von dem Mädchen, was gekichert hatte. Er hat nur die Plätze getauscht?
,,Ich bin Milan.", sagte er und beugte sich etwas zurück, ich atmete erleichtert aus und merkte, dass ich die Luft angehalten hatte. Was ist denn los mit mir? ,,Ich habe dich noch nie zuvor gesehen...ich bin mir ziemlich sicher, weil jemand wie du mir nicht aus dem Kopf gegangen wäre." Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Und wie heißt du?", fragte er und stüzte sich mit seinen Ellebogen auf meinem Sessel ab. ,,Ich bin Ace." , sagte ich leise, sodass nur er es hören konnte. Er runzelte seine Stirn und nickte dann. Er hatte es verstanden, jetzt würde er es allen erzählen, dass ich die Tochter des Präsidenten war, und mich so...anders behandeln. Wie es schon immer war.
Stattdessen nahm er meine Hand in seine, führte sie zu seinem Mund und küsste sie, während er mich keine Sekunde aus den Augen ließ. Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss und ich entriss meine Hand seiner. Er lachte bloß und lehnte sich gelassen zurück.
Die Tür ging mit einem quietschen auf und Susi Engel kam tänzelnd in den Raum hinein, wedelte mit einem Zettel wild umher. Es wurde wieder still und alle beobachteten Susi, wie sie sich vor uns positionierte und laut mit ihrem typischen Haigrinsen verkündete: ,,Die erste Person heute wird...
Melanie sein!"
Ich atmete erleichtert und möglichst unauffällig aus. Melanie, das kichernde Mädchen von gerade eben, lehnte sich jetzt erfreut zurück und schloss die Augen, während Susi an ihrem Kopf rumfuchtelte und alle möglichen Klips an ihrer Stirn befestigte. Als sie fertig war, nickte sie zufrieden und strich sich ihre Kleidung, die schon perfekt lag, zurecht. Sie drehte sich zu uns Anderen um und bedeutete uns draußen zu warten. Wir verließen das Zimmer ruhig und warteten draußen auf Melanie, aber sie kam nicht wieder. Es wurden immer mehr von uns reingerufen, bis nur noch Milan und ich übrig blieben, keiner der Anderen war zurückgekommen.
Ich schluckte nervös und beobachtete Milan, der an die Wand gelehnt dastand und mich beobachtete. ,,Hey, Ace.", murmelte er und kam schnell zu mir rüber und drückte mich gegen die Wand und hielt mir den Mund zu. Geschockt, stand ich wie versteinert da und blickte in seine eisblauen Augen. ,,Beruhig dich. Sie bemerken es, wenn du aufgeregt bist. Du schaffst das, keine Sorge." Kleine Lachfältchen umrahmten seine Augen und im nächsten Augenblick stand er schon wieder ein paar Meter entfernt von mir an die Wand gelehnt. Ich sah ihn erschrocken an, als sich die Tür öffnete und Susi Engel uns beide anstrahlte und Milan zu sich rüberwinkte. Er warf mir einen letzten Blick zu und die Tür schloss sich donnernd hinter ihm.
Mir fiel auf, dass ich ihm vergessen hatte Glück zu wünschen.
Und danke zu sagen.
Eine Ewigkeit verging, in der ich bloß an seine Worte und den Zettel dachte, ehe sich die Tür erneut öffnete und Susi Engel mir ihr Raubtier-Lächeln schenkte und ich den Raum betrat.
Vorbei.
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