Die Neue
Ich spürte die vielen Blicke, welche auf mir ruhten. Unbewusst senkte ich meinen Blick zu Boden. Es war mir sehr unangenehm. Im Inneren der Schule, war deutlich mehr los als auf dem Vorhof. Das Sekretariat war kaum zu verfehlen. Es war in mitten der Eingangshalle gebaut worden. Was ich persönlich etwas eigenartig fand. Ich blickte zur Uhr, nur noch zehn Minuten. Ich musste mich beeilen. Schnell ging ich zu der Tür und klopfte an.
„Herein!", flötete eine fröhliche Stimme und ich öffnete die Tür.
Hinter einem aus altem Eichenholz gefertigten Schreibtisch, saß eine ältere Dame mit grauen Haaren, welche mir freundlich zu lächelte.
„Komm ruhig rein liebes, ich beiße nicht.", zwinkerte sie.
„Du musst Masery Akins sein, richtig? Was für ein schöner, außergewöhnlicher Name. Ich bin Dona.", sprach sie drauf los und nahm mir so ein wenig meine Aufregung.
„Danke Dona. Ich wollte meinen Stundenplan abholen.", antwortete ich ihr und hatte den Schreibtisch erreicht.
„Natürlich. Hier, du wirst bei Mr. Grant in der Klasse unterkommen. Links den Korridor runter, letzter Klassensaal.", lächelte sie und überreichte mir meinen Stundenplan.
Gerade als ich ihr antworten wollte, klingelte ihr Telefon. Ich wandte mich um und Schritt zurück auf den Flur.
Nur noch wenige Schüler tummelten sich in den Gängen. Ich musste mich beeilen. Mein Herz schlug nun wieder schneller. Auch mein Mund blieb von der Aufregung nicht verschont. Er war so trocken, wie die Wüste selbst. Der Blick auf den Plan verriet mir, dass ich nun Geschichte hatte. Die Tür des Saales stand noch offen. Ich nahm einmal tief Luft und schritt hinein. Augenblicklich verstummten alle Gespräche. Neugierig wurde ich beäugt. Was ich als äußerst unangenehm empfand, ich stand nicht gerne im Mittelpunkt. Als die Tür hinter mir dann noch ins Schloss fiel, zuckte ich zusammen. Was ein leises Gelächter zur Folge hatte.
„Genug! Wie ihr sehen könnt haben wir eine neue Schülerin in unserer Klasse. Würdest du dich und bitte kurz vorstellen?", ertönte eine freundliche Stimme hinter mir. Ich sah ihn an und nickte dem jungen Professor mit den Brauen Haaren zu.
„Ich bin Masery Akins, bin siebzehn Jahre alt und komme aus Penicuik.", fiepte ich noch immer mit gesenktem Blick.
„Gut Masery , dann nimm bitte Platz.", entgegnete mir Mr. Grant und wies auf den einzig freien Platz in der Klasse. Ich folgte seinem Blick. Es war ein einzel Platz, worüber ich mich etwas freute.
Mit weichen Knien ging ich los und wäre beinahe gestolpert. Ich war zu aufgeregt. Schnell setzte ich mich hin, immer noch ruhten alle Blicke auf mir. Obwohl Mr. Grant bereits am reden war. Ein Mädchen vor mir, mit roten Haaren und mindestens genauso vielen Sommersprossen wie ich, wandte sich kurz zu mir um. Lächelnd warf sie mir einen zerknüllten Zettel zu.
Eilig nahm ich ihn, ehe Mr. Grant diesen sah. Denn es gab nichts peinlicheres, als einen Zettel laut vor der Klasse vorlesen zu müssen. Mr. Grant schrieb grade Stichworte an die Tafel. Das Thema war der zweite Weltkrieg. Umgehend war ich erleichtert, denn dies hatte ich schon durchgenommen. Sie hingen hier wohl etwas mit dem Stoff hinterher.
Mit feuchten Händen entfaltete ich das zerknitterte Papier und las folgende Zeilen.
„Masery, halte dich an mich. Wenn du Ärger aus dem Weg gehen möchtest. Lass dich auf niemanden sonst ein." Fiona.
Verständnislos starrte ich auf den Zettel.
Mulmig hob ich meinen Blick und sah ich mich um. Ich wurde regelrecht angestarrt. Ich spürte wie mir die Hitze in meine Wangen stieg und senkte erneut meinen Blick. Ich fühlte mich hier fehl am Platze. Die Stunde zog sich eine Ewigkeit hin.
Als es endlich läutete, blieb ich vorerst noch sitzen. Auch Fiona war noch an ihrem Platz.
Erst als niemand außer uns beiden mehr im Raum war, sprach ich sie an.
„Wie hast du das gemeint?", wedelte ich mit dem Zettel.
Sie setzte eine ernste Miene auf und betrachte mich Stillschweigend. Dann begann sie aus tiefster Seele zu lachen.
„Mann! Du bist ja vielleicht seltsam. Ich wollte nur die erste sein, die dich kennenlernt! Was hast du denn gedacht, wo du hingeraten bist?", lachte sie immer noch. Während ich mich etwas schämte.
„Du hast eine komische Art dich vorzustellen.", entgegnete ich ihr und ging gemeinsam mit Fiona zur Tür. „Keine Ahnung, aber alle haben mich angestarrt. Niemand hat gelächelt, bis auf dich.", fügte ich noch hinzu.
„Naja, du bist die neue. Was hast du erwartet? Das niemand Notiz von dir nimmt? Oder das alle gleich offen auf dich zu kommen? Du bist hier auf dem Land und du bist die erste von außerhalb des Reservoirs.", lächelte sie und gab mir einen sanften Schubs.
„Alle hier sind sehr nett, sie müssen dich nur erst noch kennenlernen.", fügte sie noch hinzu.
„Ich dachte, hier auf dem Land seid ihr offner. Zumindest ist mir das in der Siedlung so vorgekommen.", antwortete ich nachdenklich. Wobei ich erst mit drei Leuten gesprochen hatte.
„Wie meinst du das, mit außerhalb des Reservoirs?", hing ich noch an und folgte ihr in das kleine Bistro der Schule.
„Du und deiner Familie, ihr seid die ersten von außerhalb des Reservoirs. Soll heißen, hier ist bisher niemand aus der Stadt zugezogen. Alle die hier leben, wohnen schon immer hier. Es sind die Gründerfamilien dieser Siedlungen.", lächelte sie und lenkte uns zu einem Tisch, an dem eine kleine Gruppe saß.
Dies waren interessante Informationen. Darüber wollte ich unbedingt mehr erfahren. Nur eben nicht jetzt, denn nun war das kennenlernen das oberste Gebot.
„Hey Leute, ich hab jemanden mitgebracht!", flötete Fiona und zerrte mich auf einen Stuhl.
Verlegen blickte ich in neugierige Gesichter.
„Hallo...", wisperte ich und spürte wie mir die Röte in die Wangen schoss.
„Das ist Ellie, Joina, Torin und Fillan.", grinste Fiona und ließ sich neben mir nieder.
Ellie war ein hübsches Mädchen, mit langem kupfernem Haar und Grauen Augen. An deren sich nun kleine Lachfältchen bildeten. Sie reichte mir freundlich ihre Hand.
Joina war beeindruckend gut aussehend. Solche glatte Haut, hatte ich noch nie zuvor gesehen. Sie sah aus wie ein Model. Lange braune Haare mit blonden Strähnen zierten ihr perfekt symmetrisches Gesicht mit den vollen Lippen und ihren braunen Augen. Musternd nickte sie mir zu. Torin war eher ein plumper Junge, nicht sehr groß, Blondes kurzes Haar und grauen Augen. Schüchtern nickte er mir zu. Fillan hingegen war ein Adonis. Er war groß und muskulös gebaut. Seine rotbraunen Locken fielen ihm locker bis an sein markantes Kinn. Seine Augen leuchteten in einem Smaragd grün, wie man es sonst nur von Edelsteinen kannte. Er sah wirklich gut aus. Bestimmt ist er schon vergeben, dachte ich mir. Lächelnd reichte auch er mir seine Hand. Während ich erneut die Röte in meinen Wangen aufsteigen spürte.
„Masery? Das ist ein sehr schöner, seltener Name.", durchbrach Ellie das peinliche schweigen mit einem sanften Lächeln auf ihren Lippen.
„Danke, mein Dad hat ihn ausgesucht. Er ist etwas altbacken, deshalb könnt ihr ruhig Masy rufen. Das tun alle.", gab ich verlegen zurück und spielte mit einer Haarsträhne, die sich selbstständig gemacht hatte.
„Nein wirklich, er ist wunderschön.", bestätigte Ellie erneut und sah mich interessiert an.
„Hast du dich denn hier schon eingelebt? Wie gefällt dir diese Gegend? Hast du Geschwister?", schossen nun etliche Fragen aus ihr heraus. Was mich etwas überforderte.
„Ähm, Ja, also die Gegend ist sehr schön. Ich liebe die Natur.", antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Ich habe einen kleinen Bruder, er heißt Ruben.", bei seiner Erwähnung formte sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. Während die Gruppe vor mir, fragliche Blicke tauschten.
„Eingelebt habe ich mich noch nicht so richtig, aber das wird noch werden und ihr seid alle hier geboren? Im Reservoir?", versuchte ich die Aufmerksamkeit von mir umzulenken. Ich fühlte mich nicht sonderlich wohl, im Mittelpunkt zu stehen.
„Natürlich! Normalerweise leben hier nur die Gründerfamilien und deren Verwandten.", gab Fillian mit einem schiefen grinsen von sich. Was ihn noch süßer aussehen ließ.
„Das ihr hier her gezogen seid, bedeutet, dass auch dein Ursprung hier im Reservoir sein muss.", hing er überzeugend an.
„Hmm, ich wüsste nicht, dass jemand aus meiner Familie hier je gelebt hat. Ich werde dazu mal meine Mum befragen. Jedenfalls würde dies meine Liebe zur Natur erklären.", lachte ich und trank ein Schluck Wasser, währen die anderen mir lächelnd zu nickten.
„Was macht ihr so nach der Schule? Währt ihr dazu bereit mir das Reservoir zu zeigen? Irgendwelche schönen Plätze oder wichtige Bauten?", fragte ich verlegen.
„Wir hängen immer gemeinsam ab. Du kannst dich uns gerne anschließen", gab Torin von sich.
„Ja wir werden dir alles zeigen.", hing Fiona an.
Dankend nickte ich ihnen zu. Nur Joina schien äußerst skeptisch zu sein. Bisher hatte sie kein Sterbenswörtchen gesagt. Ihr Blick war noch immer musternd und kalt. Sie schien mich nicht zu mögen. Ohne ein Wort stand sie auf und ging davon.
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