Obwohl es Nacht war, herrschte in New York reges Treiben. Es waren immer noch viele Menschen unterwegs.
Tony hatte den Kopf gesenkt. Seine Schritte waren hastig.
Egal wie vorsichtig sie waren, irgendwann würden sie aufliegen. Und dann würde es ein einziges Chaos geben. Und Loki trug nicht dazu bei, dass er sich besser fühlte. Immerhin war er der Gott der Lügen. So sehr Tony sich es auch wünschte, er wagte es nicht, ihm ganz zu vertrauen.
Seine Beine trugen ihn weiter durch die Dunkelheit seinem Ziel entgegen.
Zu Tony's Überraschung wartete dieses Mal niemand auf ihn.
Der Held war verwirrt. Loki war immer hier gewesen. Jede Nacht, in der sich verabredet hatten.
War ihm etwas zugestoßen?
Hatte Thor ihn gefunden?
Oder jemand anderes?
War ihr gemeinsames Geheimnis entdeckt worden?
Tony hatte Mühe seine Atmung unter Kontrolle zu halten und nicht in Panik auszubrechen.
Er blickte sich noch einmal genaustens um.
Nichts. Absolut kein Hinwies auf die Anwesenheit des Gottes.
Er atmete tief ein.
Vielleicht war Loki auch einfach beschäftigt.
Oder hatte er ihn vergessen?
Dieser Gedanke setzte ihn mehr zu als Tony recht war.
Wie konnte man ihn bitte vergessen?
Die aufkommende Wut half ihm die Trauer etwas zurückzudrängen. Der Philanthroph machte an der Stelle kehrt und ging den Weg zurück den er gekommen war.
Er versuchte die Enttäuschung in seinen angekniksten Herzen zu ignorieren.
Hatte er wirklich geglaubt, diese Beziehung hätte auch nur den Hauch einer Chance gehabt?
Waren sie nicht von Anfang an zum scheitern verurteilt gewesen?

Der Weg zurück zum Tower erschien Tony beinahe endlos. Die ganze Zeit über fragte er sich, wie er so naiv sein konnte?
Warum hatte er es gewagt, jemanden zu trauen, dessen ganzen Leben aus Lügen bestand?
Jemanden der sich sogar Gott des Schabernacks nannte?
Hatte er wirklich so sehr gehofft, Loki's Gefühle wären real?

Sorgfältig darauf bedacht niemanden zu wecken schloss er leise die Tür zu seinem Schlafzimmer.
Ein Fenster war offen und kühle Nachtluft strömte herein.
"Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr zurück", wisperte eine raue Stimme in der Dunkelheit. Eine Gestalt löste sich aus den Schatten.
Tony stand kurz vor einem Wutanfall.
"Was machst du hier?", knurrte er durch zusammengebissene Zähne.
Loki stieß dunkles Lachen aus.
"Ich habe auf dich gewartet."
"Wir waren verabredet. Und zwar nicht in meinem Schlafzimmer."
Der Gott trat vor und blickte ihn durchdringend an.
"Es war ein Gefühl, das mich hier ausharren ließ", meinte er, als würde es als Erklärung reichen. "Um ehrlich zu sein, ich bin schon seit heute Morgen hier."
Tony konnte sein Entsetzen nicht verbergen. "Du bist den ganzen Tag in einer dunklen Ecke gestanden und hast gewartet? Warum hast du mich nicht geweckt?" Er klang ein klein wenig gekränkt.
Loki wirkte verlegen. "Tatsächlich hatte ich Angst."
Überrascht zog Tony die Augenbrauen hoch. "Wo vor solltest du dich fürchten?"
Der Gott von Lug und Trug überlegte kurz ehe er leise antwortete: "Nennen wir es schlicht und einfach Liebe."
Tony's Herz setzte einen Moment aus.
War das gerade real gewesen?
"Sag das nochmal", forderte der Milliardär fassungslos.
Loki schien diese Aufforderung nicht umbedingt zu imponieren Dennoch tat er, wie ihm geheißen.
"Ich empfinde etwas für dich. Und es ist ausnahmsweise kein Hass."
"Das wusste ich doch bereits. Warum hattest du Angst, Loki?"
"Du wusstest es?"
"Du lenkst vom Thema ab."
"Deine Freunde hegen keine Sympathie für mich, Darling. Ich wage zu behaupten, sie würden mich verabscheuen."
Sein Lächeln zeigte ein Ausmaß an Schmerz, das Tony nie hinter den geflüsterten Drohungen vermutet hätte. Es berührte etwas in ihm, das den Philanthroph dazu veranlasste Loki liebevoll zu umarmen.
"Niemand verabscheut dich. Sie können nur nicht das ganzen Bild sehen", flüsterte er in das Ohr des Gottes. "Aber ich liebe dich, Loki. Und daran kann niemand etwas ändern."