Live fast, die young
Es war einer dieser Tage wo nichts gut lief. Mein Freund hatte mich betrogen, eine Bombe schlug zwei Blocks neben meinem ein und nebenbei hatte ich auch noch erfahren, dass mein Bruder, der einzig Überlebende aus meiner Familie, im Krieg gefallen war. Doch anstatt vor mich hin zu trauern, beschloss ich, die Veranstaltung von Howard Stark zu besuchen. Was half es mir schon, mir nun die Augen auszuheulen und nicht mehr weiterzumachen, bis ich mir zwanzig Katzen um mich herum zu Grunde gehen würde? Nein, ich öffnete mit voller Wucht meinen Kleiderschrank, entschied mich für ein schwarzes, langes und enges Kleid, welches ich anzog. Danach machte ich mir eine hohe Frisur und trug Make-Up auf. Zu guter letzt griff ich nach meiner Tasche und zog mir hohe, schwarze Schuhe an. Was konnte jetzt noch schief gehen? Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lief ich los, um meine beste Freundin abzuholen, die sofort begeistert zugesagt hatte, als ich ihr von meinem Plan erzählte. Kein Wunder, immerhin hatte sie schon lange ein Auge auf den berühmten, jungen Stark geworfen.
Als wir dort ankamen, war es bereits brechend voll. Alle wollten ihn sehen, den gut aussehenden, jungen Mann der uns sogar fliegende Autos versprach. Völlig auf die Bühne konzentriert, rempelte ich jemanden an. »Oh, entschuldigen Sie bitte. Das war nicht meine Absicht«, versicherte ich sofort, als ich den kleinen, jungen Mann neben mir wahrnahm. Der Blonde lächelte bloß. »Mir geht es gut, keine Sorge.« Er lächelte mir ein letztes Mal entgegen, bevor er wieder neugierig versuchte, einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Er tat mir Leid. Seine Größe war unvorteilhaft. Wahrscheinlich hatte er unheimlich viele Bürden im Alltag und so wie ich die jungen Damen Brooklyns' kannte, waren sie nicht an ihm interessiert. Ohne lange nachzudenken, faste ich einen Entschluss. Schnell tippte ich ihn an. Er sah zu mir, seine blauen Augen trafen direkt auf meine. »Kommen Sie. Ich denke, ich weiß, wo wir Mr. Stark sehen können, ohne das man uns im Weg steht.« Der Mann lächelte und sagte dem braunhaarigen Mann neben ihm Bescheid, dass er mit mir mitgehen würde. Ich sagte währenddessen meiner Freundin Bescheid. Danach ließ er zu, dass ich nach seiner Hand griff und ihn hinter mir her zog. Gemeinsam mit dem Fremden bahnte ich mir einen Weg durch die Menge, direkt an die Bühne. Von unserem Platz aus hatte man einen perfekten Blick auf Howard Stark, der gerade seinen Vortrag anfing. Gefesselt von den Worten des Milliardärs merkte ich nicht, wie der Blonde mich ansah. Viel zu sehr konzentrierte ich mich auf das Auto, welches in der Luft flog. Begeistert jubelte die Menge und auch ich klatschte beeindruckt in die Hände.
Nach dieser beeindruckenden Show erst, merkte ich, dass der kleine Mann weg war. Verwirrt sah ich mich um, bis ich seinen braunhaarigen Freund erblickte. Schnell lief ich zu ihm, wobei die hohen Schuhen verhinderten, dass ich alles geben konnte. »Entschuldigung. Sie, der Braunhaarige!«, rief ich ihm hinterher. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich charmant an. »Sie sind doch mit Steve weggegangen, nicht? Wo ist er?« Ein unsicheres Lächeln legte sich auf meine Lippen. »Nun ja... ich habe keine Ahnung. Als ich nach ihm gesehen habe, war er weg.« Der Mann vor mir sah sich suchend um. »Das passiert ab und zu schonmal. Machen Sie sich keine Vorwürfe, ich glaube ich, ich weiß wo er ist.« Erleichtert folgte ich ihm, als er sich geschickt durch die Menge schlängelte.
Nach einiger Zeit kamen wir bei einem dieser Zelten an, in denen die Army junge Männer für das Kämpfen begeistern wollte. Sofort erblickte ich den Blonden und lief zu ihm. »Hey. Sie haben mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt«, meinte ich, als ich neben ihm zum Stehen kam. Er sah mich lächelnd an. »Entschuldigen Sie bitte. Sie waren so fasziniert, ich wollte Sie nicht stören.« Lächelnd beobachtete ich, wie er sich auf solch ein Teil stellte, wo man sehen konnte, ob man groß genug war, um ein Soldat zu sein. Es brach mir das Herz, als man in dem Spiegel nichts weiter als seine Stirn sah. An seinem Blick erkannte ich, wie sehr ihn das beschäftigte. Also legte ich eine Hand auf seine Schulter, während ich ihn sanft anlächelte. »Sehen Sie es doch positiv: viele junge Männer sterben im Krieg, Sie bleiben am Leben«, versuchte ich ihn aufzumuntern. Doch Steve schüttelte bloß den Kopf. »Wissen Sie, ich würde gerne etwas ausrichten können. Ich möchte auch gegen die Deutschen kämpfen und zum Teil unseres Sieges beitragen.« Verstehend nickte ich.
Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis wir bei Steves Freund ankamen. »Ach Steve. Jag der jungen Dame doch nicht so einen Schrecken ein«, meinte er lachend als er Steve in seine Arme zog. »Wollen wir den Rest unseres letzten gemeinsamen Abend gemeinsam verbringen?« Seufzend sah der Blonde seinen Freund an. »Also, falls du von mir verlangst, dass wir meinen letzten Abend hier verbringen, dann ist meine Antwort eindeutig. Und das weißt du auch.« Steve nickte. »Es ist nur... du weißt doch, Bucky, wie gerne ich auch in der Army wäre.« Der Braunhaarige nickte, als ein älterer Mann sich mit einem Mal einschaltete. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich mich einmische. Habe ich richtig gehört? Sie wollen also in die Army?« Steve nickte nach kurzem Zögern. Der Mann gab ihm eine Karte. »Kommen Sie doch einmal zu mir. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.« Dankbar nahm Steve die Karte an. Bucky musterte den Mann etwas misstrauisch, doch er sagte nichts. Der Herr verabschiedete sich und Bucky schlug vor, dass Steve und er mich nach Hause begleiten könnten. Das Angebot nahm ich dankend an.
An meiner Haustür blieb ich stehen. »Vielen Dank.« Bucky lächelte, genauso wie Steve. »Wie heißen Sie?« Ein wenig überrascht sah ich den Kleineren an. »Elisabeth. Aber ehrlich gesagt werde ich lieber Lis genannt.« Steve lächelte. »Steve Rogers.« Ich nickte. »Das hat Ihr Freund schon erwähnt.« Mit großen Augen sah Steve zu Bucky. »Oh.« Leise lachend ging ich die Stufen zur Haustür hoch. »Auf Wiedersehen.« Die Jungs nickten mir zu und gingen die Straßen hinunter. Lange sah ich Steve hinterher.
Einige Tage später bekam ich ein Schreiben von Steve. Er erklärte, dass er in der Army aufgenommen wurde und nun ein Serum initiiert bekommen würde, dass ihn stärker machen sollte. Er bot mir an, dabei zu sein. Er würde mich heute abholen und deshalb stand ich vor der Haustür und wartete auf ein Auto, das anhielt. Tatsächlich blieb bald darauf ein schwarzes Auto stehen. Ich stieg vorne ein, den hinten saß bereits eine junge Dame. Der Fahrer nickte mir kurz zu und Steve begrüßte mich freundlich. Durch den Rückspiegel sah ich, dass die junge Dame hinter mir mich genauestens musterte.
Einige Zeit später stiegen wir aus und gingen in einen Antiquitätenladen. Eine alte Dame kam uns entgegen. »Wunderschönes Wetter heute, nicht wahr?«, begrüßte sie uns lächelnd. Die Dame, welche Steve nicht von der Seite gewichen war, antwortete lächelnd: »Ja, aber ich trage immer einen Schirm bei mir.« Nicht verstehend sah ich an der Dame runter, denn einen Schirm sah ich nicht. Erst einige Sekunden später fiel mir auf, dass dies wohl ein Codewort war, denn die alte Dame führte und durch eine unscheinbare Tür in ein Büro, wo eine Art Geheimtür sich öffnete. Wir gingen einen Gang entlang, bevor wir in eine Art Labor kamen. Die Dame, die sich mir mittlerweile als Peggy vorgestellt hatte, bat mich, in den Sicherheitsraum zu gehen. Von dort aus würde ich alles sehen und wäre nicht gefährdet, erklärte sie mir. Nickend ging ich in diesen Raum und sah Steve dabei zu, wie er sich sein Shirt auszog und in eine Röhre stieg. Diese wurde kurz darauf geschlossen und Peggy kam ebenfalls in den Sicherheitsraum. Schweigend stellte sie sich neben mich. Was danach geschah, war so wissenschaftlich und passierte so schnell, dass ich nicht verstand, wieso Steve kurz darauf um einige Zentimeter gewachsen war und Muskeln hatte wie ein Boxer. Doch ich verstand durchaus, dass dieses Experiment sehr gefährlich war. Umso erleichterter war ich, als ich Steve gesund in meine Arme schließen konnte.
Einige Monate später, Steve und ich waren mittlerweile zusammen, schrieb Steve mir einen Brief, dass er eine gefährliche Mission hinter sich bringen müsste und er mich vorher gerne noch einmal sehen würde. Natürlich habe ich mich sofort auf den Weg gemacht und so schloss er mich nun zum letzten Mal in seine starken Arme. »Pass auf dich auf und komm wieder. So wie in den letzten Monaten. Immerhin hast du die Missionen auch schnell und im Alleingang hinbekommen.« Steve nickte. »Wie heißt es so schön? Live fast, die young.« Ich nickte. »Solange du nur schnell lebst und nicht jung stirbst ist alles gut, okay?« Steve lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns gleich wieder, versprochen.« Ich sah ihm dabei zu, wie er mir den Rücken zukehrte und ging.
Einige Stunden vergingen, in denen ich nichts wusste. Dann wurde ich in den Funkraum gerufen. Sofort lief ich los. Peggy vergoss einige kleine, leise Tränen. Sofort setzte ich mich an das Funkgerät. »Steve?« Es dauerte einige Sekunden, in denen er mir nicht antwortete. Doch diese Sekunden kamen mir wie eine Ewigkeit vor. »Lis. Hey. Hör zu: ich komme in den nächsten Tagen wohl nicht zurück. Ich muss das Flugzeug, in welchem ich mich gerade befinde, notlanden, bevor es auf New York zusteuert und alles zerstört.« Kaum hörte ich das, machte ich mir noch größere Sorgen als zuvor. »Okay. Steve, solange du zurückkommst, ist alles gut. Ich werde auf dich warten«, versicherte ich schniefend. »Ich liebe dich, Lis.« Eine Träne lief über meine Wange. »Ich dich auch«, hauchte ich in das Funkgerät, doch eine Antwort erhielt ich nicht mehr. Nun liefen auch mir die Tränen in Strömen herunter und ich ließ zu, dass Peggy mich in ihre Arme zog.
Nachdem auch nach zwei Jahren nichts von Steve kam, war ich mir endgültig sicher, dass er tot war. Mir war es von Anfang an klar, doch mein Herz wollte es nicht glauben. Doch, jetzt wo Steve nicht mehr da war, hielt mich auch nichts mehr in New York. Also flog ich in einen eisigen Teil der Welt, wo ich das Leben eines Inuits ausprobieren wollte. Gleich als sie mich willkommen hießen, boten sie mir eine Wanderung durch den Schnee an. Dankend lehnte ich ab. Zwar wollte ich durch den Schnee wandern, aber lieber alleine. Also stapfte ich los.
Mehrere Stunden lief ich durch die weiße Landschaft. Von jeglicher Zivilisation entfernt, achtete ich nicht mehr auf den Boden und fiel in ein tiefes Loch. Eine dicke Schneeschicht ließ mich mehr oder minder weich landen, doch da ich mehrere Meter gefallen war, kam ich nicht mehr heraus. Als ich mich genauer umsah, merkte ich, dass dies keine Hölle oder ähnliches war. Nein, ich schien in einer Art hochmodernem Flugzeug zu stehen. Neugierig lief ich ein bisschen herum, wobei mir schon ziemlich kalt war. Als ich das Steuer sag, merkte ich ebenfalls ein roten Schimmer unter dem Eis. Schnell rieb ich den Schnee beiseite und tatsächlich, das Schild von Steve war in dem Eis. Tränen rannten über meine Wange, als mir klar wurde, dass ich meinen Freund gefunden hatte. Ich zog meine Knie an und setzte mich an den Eisblock. Und obwohl mir klar war, dass er mich nicht hören konnte, erzählte ich ihm von den letzten Jahren ohne ihn.
Mit der Zeit wurde mir immer kälter und ich wurde immer müder. Mir war klar, dass wenn ich einschlief, ich nicht mehr aufwachen würde, doch das war mir egal, denn so würde ich bei Steve sterben. Also schloß ich ruhigen Gewissens meine Augen und schlief ein.
Erschöpft öffnete ich meine Augen. Nicht wissend, wo ich war, sah ich mich um. War ich nicht im Eis? Hätte ich nicht tot sein müssen. Angestrengt lauschte ich und hörte laute Geräusche. Schnell stand ich auf und öffnete die Tür. Draußen war die Hölle los und ich sah Steve, wie er verwirrt alles und jeden umlief, der versuchte ihn aufzuhalten. »Steve?« Der Blonde sah mich überrascht an. »Lis?« Erleichtert lief ich auf ihn zu. »Ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich bin froh, dass ich dich noch sehe«, flüsterte in mein Ohr. Ich zog ihn fest an mich und küsste ihn leicht.
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Hallihallo. Ich melde mich nach einiger Zeit auch einmal wieder. Wir haben die viertausend Reads geknackt. Ach, ihr seid alle absolut klasse. Ich danke euch, dass ihr euch die Oneshots immer wieder durchlest und dafür votet und kommentiert. Danke, danke, danke. Das ist so genial. Ich freue mich wirklich darüber. Hättet ihr eigentlich einmal Lust auf sowas wie ein Special? Und wenn ja, an was würdet ihr da so denken?
Gut, dass war, glaube ich, wieder genug. Ich nerve euch nicht weiter, wenn ihr irgendwelche Wünsche habt, ich kann bloß über Kommentare antworten, aber ich lese mir trotzdem alles durch, was man mir schickt, also bitte nicht ignoriert fühlen, wenn ich euch nicht antworte, ich nehme mir alles zu Herzen. Kritik, Lob, Wünsche, alles.
Und ich schreibe zu viel. Es tut mir leid, jetzt wirklich einen schönen Tag euch noch, bis Mittwoch/Samstag/Sonntag/nächsten Dienstag.
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