Es herrscht Stille am Frühstückstisch der Avengers. Vertieft in den Geschmack von Müsli, Joghurt oder einer leckeren Scheibe Toast, hängt jeder seinen Gedanken her, keiner wagt es, die Stille zu durchbrechen. Normalerweise ist Natasha diejenige, die allen erzählt, was sie Nachts träumt, doch sie ist für die nächsten Tage weggefahren. Ihre geheimnisvollen Worte waren: »Ich bin für ein paar Tage weg. Ich muss umbedingt jemanden sehen.« Seitdem liegen die wildesten Gerüchte und Spekulationen auf den Zungen der anderen Mitglieder, eine wilder als die andere. Besonders Banner ist ziemlich angespannt. Jeder weiß von seinen Gefühlen für Nat. Heute jedoch kommt sie wieder. Es ist nervenaufreibend. Tony und Bucky haben eine Wette abgeschlossen. Tony ist felsenfest davon überzeugt, dass Tasha die unbekannte Person mitbringt, Bucky glaubt, die Rothaarige wartet, bis die Nerven der Schwächsten durchreißen. Jedem der Avengers ist klar, dass er damit Banner meinte. Seine Nerven liegen jetzt schon blank.

Steve hat Spagetti Bolognese zum Mittagessen gemacht. Sam deckt den Tisch, Wanda holt ein wenig Dekoration. Trotz der Anspannung, wen Natasha mitbringen könnte, reißen sich alle zusammen. Sie haben beschlossen ihrer Freundin einen prachtvollen Empfang zu bereiten. Sicherlich spielt auch der Gedanke mit, die Rothaarige besser dastehen zu lassen. Vielleicht würde sie ja sogar mit ihren Freunden angeben. Gerade als Steve den letzten Topf auf den Tisch gestellt hat, geht die Fahrstuhltür auf. Das altbekannte Geräusch, welches immer die gesamte Etage wissen lässt, dass der Fahrstuhl zum Stehen gekommen ist, lässt Tony, Bucky, Thor und die anderen ins Wohnzimmer stürmen. Die Tür geht auf, Natasha tritt heraus. Gefolgt von einer blonden Schönheit. »Oh. Hey Leute.« Überrascht sieht die Agentin in die Runde. Überrascht sehen alle über die Schulter der Rothaarigen, während sie zur Begrüßung die Hand heben. Tony hält Bucky eine Hand hin, um ihm klarzumachen, dass er zehn Dollar gewonnen hat, doch sein Blick liegt auf der Blonden. Während der Winter Solider ihm das Geld gibt, flüstert Tony leise: »Ich wusste nicht, dass Nat auf Frauen steht.« Bucky zuckt mit den Schultern. Alle scheinen überrascht, bis schockiert, nur Banner geht erleichtert und mit ausgestreckten Armen auf seinen Schwarm zu. »Ich freue mich so dich wiederzusehen, Nat. Ich dachte schon, du hättest einen attraktiven jungen Mann kennengelernt, der mir Konkurrenz gemacht hat und mich aus dem Rennen gekickt hat.« Er macht eine kurze Pause, in der ihm scheinbar einfällt, dass er noch nicht ganz sicher sein kann, ob er noch eine Chance hat. »Bin ich noch im Rennen?« Natasha lacht. »Aber natürlich. Darf ich vorstellen: meine Schwester, Yelena.« Steve, der besonders von der Blonden überrascht zu sein scheint, geht nun freudig auf sie zu, schüttelt ihre Hand. »Willkommen, Yelena. Steve Rogers.« Natashas Schwester lächelt zurückhaltend. »Lena reicht. Das Yel ist mir zu viel.« Ein herzliches Lachen kommt über die Lippen des Supersoldaten. Vielleicht etwas zu herzlich. Das fällt auch den Avengers auf. Bucky und Tony werfen sich einen überraschten Blick zu. Selten sah man Steve so offensiv. »Kommt, ich nehme eure Taschen und stelle sie in Tashas Zimmer. Setzt euch doch schon einmal und fangt an. Ihr seit bestimmt hungrig.« Kurzerhand greift Steve nach den Taschen der beiden Angekommenen. Man sieht ihm an, dass er seine Muskeln spielen lässt, um Yelena zu beeindrucken. Diese scheint nicht ganz abgeneigt, doch sie hält sich stark zurück. Während der Supersoldat die Taschen wegbringt, setzen die anderen sich an den Tisch. Banner nutzt seine Chance und nimmt neben Tasha platz. Loyal, wie die Avengers nunmal sind, lassen sie für Steve einen Platz neben Yelena frei.

Der Tag vergeht schnell, Nat und Lena erzählen von ihren Unternehmungen, die anderen lauschen gespannt. Abends entscheiden die Superhelden sich dazu, einen Filmabend zu veranstalten. Steve und Yelena sitzen, wie den ganzen Tag schon, nebeneinander, Steve legt galant einen Arm um die Schwester seiner besten Freundin. Mit einem Lächeln auf den Lippen lässt diese sich das gefallen, schmiegt sich sogar leicht an den Blonden heran. Kurzerhand wird einheitlich entschieden einen Horrorfilm zu sehen.

Nach dem Film wünschen die Schwestern, von denen die Avengers mittlerweile wissen, dass sie keine leiblichen Schwestern sind, eine gute Nacht. Kaum, dass die beiden um die Ecke sind, liegen alle Blicke auf Steve. »Soso. So offensiv haben wir dich lange nicht gesehen«, spricht Tony den Supersoldaten direkt auf sein Verhalten an. »Naja, Natashas Schwester ist süß. Die Chance muss man ergreifen.« Er lächelt unschuldig, während er verträumt den Flur hinunter blickt, wo Yelena vor wenigen Sekunden verschwunden ist.