
Secrets, lies and true love
Müde öffnete ich die Augen. Blinzelnd wanderte mein Blick umher auf der Suche nach einem Orientierungspunkt. Wo war ich? Wessen Zimmer war das? Wem gehörte das Bett, indem ich schlief? Hatte ich etwas an?
Kaum kam mir die letzte Frage in den Sinn, hob ich die Decke erschrocken an. Schnell beruhigte ich mich. Zumindest hatte ich mit niemandem geschlafen. Doch wo war ich?
Während ich verwirrt nach Anhaltspunkten suchte, fand ich auf dem Nachtschrank eine Notiz.
Guten Morgen!
Ich hoffe, dein Kater ist nicht allzu schlimm. Ich schätze Mal, du kannst dich an gestern nicht erinnern, da du ziemlich betrunken warst. Es war der Trennungstag von Matthew. Du warst, ob du es zugeben willst, oder nicht, ziemlich niedergeschlagen und hast beschlossen, deine Gefühle in Alkohol zu ertrinken. Nachdem du eine relativ sinnlose Schlägerei angefangen hast, hab ich dich zu mir gefahren. Ich wollte nicht, dass du alleine bist. Leider musste ich heute Morgen spontan auf eine wichtige Mission. Ich hoffe, das kannst du mir verzeihen. Ich bin so schnell es geht zurück. Fühl dich wie Zuhause, ich erkläre dir alles, sobald ich wieder da bin. Bitte gib mir die Chance dazu!
Bis in spätestens zwei Tagen!
Hab dich lieb!
Natasha
Irritiert starrte ich auf den Zettel in meiner Hand. Mission? Warum war sie auf einer Mission? Sie war Diplomatin, da verreiste man vielleicht Mal, aber das nannte man doch keine Mission. Ich hatte immer angenommen, dass ihr Wohnort streng geheim war und wir uns deswegen nie bei ihr getroffen hatten, doch so langsam kamen immer mehr Ungereimtheiten auf. Zu viele.
Doch mir darüber den Kopf zu zerbrechen, hatte ich noch genug Zeit. Vorerst brauchte ich erst einmal dringend eine Aspirin. Vorrausschauend, wie Nat war, hatte sie mir sogar bereits eine Packung und ein Glas Wasser bereitgestellt. Dankbar nahm ich beides ein.
Danach stand ich auf. Ich wusste zwar nicht mehr, was ich gestern getragen hatte, dich waren es ganz sicher nicht meine Klamotten, die nun meinen Körper bedeckten. Ich nahm an, dass das T-Shirt und die kurze Hose Natasha gehörten. Meine alten Kleidungsstücke fand ich nirgends, also hoffte ich, dass sie es wörtlich gemeint hatte mit Fühl dich wie Zuhause und öffnete den riesigen weißen Kleiderschrank. Ich staunte nicht schlecht, als ich den Inhalt erblickte. Natürlich hatte man schon von außen den enormen Platz erahnen können, den er bot, doch mit so viel Kleidung hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
An einer langen Stange hingen unzählige Kleider in allen Längen und Farben, mit Pailletten und schlichten Steinen, mit viel Stoff und oftmals auch mit wenig. In den Fächern daneben befanden sich Pullover, Sweatshirts und T-Shirts in allen Farben. Unter den Kleidern - und Overalls, wie mir nun auffiel - standen dutzende von Schuhen mit jeglichen Höhen von Absätzen und anderem Schnickschnack. Staunend stand ich für einige Minuten still vor der Masse an Kleidung.
Schließlich löste ich mich aus der Starre und durchsuchte ihn nach bequemerer Kleidung, als den enganliegenden sexy Kleidern oder Shirts mit so tiefem Ausschnitt, dass man beinahe bis zum Bauchnabel blicken konnte. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Natasha darin umwerfend aussah, nur war es nicht das, wonach ich gerade suchte.
Nach einer Weile ging ich mit einem dunkelroten Pullover und einer schwarzen Jeans ins Bad. Dort gönnte ich mir eine heiße Dusche, um den Schmutz des letzten Tages und der Nacht wegzuwaschen und schlüpfte anschließend in die frische Kleidung. Nachdem ich meine Haare geföhnt und gekämmt hatte, beschloss ich mir den Rest der Wohnung anzusehen. Bis jetzt kannte ich nur das Schlafzimmer mit angrenzendem Bad und wusste, dass es ziemlich weit oben in einem Hochhaus liegen musste, bei dem Blick, den man von dem riesigen Panoramafenster über die Stadt hatte.
Neugierig öffnete ich die Zimmertür und fand mich in einem Flur wieder. Ich entschied mich dazu, nach links abzubiegen. Drei Türen weiter mündete der Gang in einem riesigen Wohnzimmer mit angrenzender Küche. Von dort aus verströmte irgendein Gericht einen köstlichen Duft, dem ich folgte.
Überrascht starrte ich den durchtrainierten blonden Mann an, der gut gelaunt vor sich hin summte und Pancakes zubereitete. Schüchtern räusperte ich mich, sodass sich der Fremde zu mir umdrehte. Als er mich sah, schenkte er mir ein freundliches Lächeln. "Du musst wohl Haylie sein! Ich bin Steve. Natasha hat mir erzählt, dass du hier sein würdest. Wie geht's dir?", begrüßte er mich. Irritiert schüttelte ich höflich seine Hand. "Äh, ja hallo. Ich bin Haylie. Mir geht's gut, und dir?", antwortete ich verkrampft. Fröhlich lachte Steve auf. "Mir geht's auch gut. Ich habe mir gedacht, du hast bestimmt Hunger. Magst du Pancakes?" "Klar, wer denn nicht?", erwiderte ich mit einem schiefen Lächeln.
So langsam hatte ich den ersten Schock überwunden, dass ich hier nicht nur - anders als erwartet - nicht alleine war, sondern dass Natasha anscheinend auch einen Freund hatte, von dem sie mir nie erzählt hatte. Innerlich überrollte mich eine Welle der Enttäuschung. Nicht nur, weil ich mir nicht erklären könnte warum Natasha so viele Geheimnisse vor mir hatte, sondern auch, weil ich mir tatsächlich vorgestellt hatte, dass wir beide vielleicht eine gemeinsame Zukunft hatten. Und das nicht nur als Freunde.
Am Abend saßen Steve und ich lachend beisammen und aßen zu Abend. Trotz anfänglicher Vorbehalte, musste ich zugeben, dass er wirklich sympathisch war. Mal wieder hatte Nat nicht nur bei ihrem Kleidungsstil Geschmack bewiesen.
Auf einmal ertönte ein lautes >Pling!< und der Fahrstuhl, den ich erst jetzt bemerkte, öffnete sich. Heraus trat eine erschöpfte Natasha in einem hautengen schwarzen Kampfanzug. Überrascht musterte ich sie. Als sie mich sah, legte sich ein ehrliches Lächeln auf ihre Lippen. "Wie schön, du bist geblieben!", begrüßte sie mich und kam auf mich zu. Vor mir blieb sie stehen und schien zu überlegen, ob sie mich umarmen sollte. Unter normalen Umständen wäre die Entscheidung einfach gewesen, doch war sie sich wohl nicht sicher, wie viel ich wusste und wie ich ihr und ihren Geheimnissen gegenüber stand. Schließlich nahm ich ihr die Entscheidung ab, stand auf und drückte sie eng an mich. Erleichtert erwiderte sie die Umarmung, ließ sich nahezu hineinfallen.
Als sie sich von mir löste, schenkte sie mir noch ein lächeln, bevor sie sich Steve zuwandte. Auch ihn umarmte sie. "Vielen Dank, dass du für sie da warst!", bedankte sie sich bei ihm. "Du weißt, dass mach ich doch gerne", erwiderte er lächelnd. "Dann lass ich euch zwei wohl Mal alleine, ihr habt sicher viel zu besprechen! Sehen wir uns morgen auf Starks Party? Alleine halte ich es da nicht aus. Vielleicht bringst du sie ja mit?", schlug er vor und nickte zu mir herüber. "Natürlich nur, wenn du willst, aber redet erst Mal über das, was ihr euch noch zu erzählen habt. Ich hoffe wirklich, du bleibst. Wahre Freunde sind in unserer Branche nur schwer zu finden", zwinkerte er mir zu, umarmte mich zum Abschied und verließ die Wohnung durch den Fahrstuhl.
Er hinterließ eine unangenehme Stille.
"Willst du etwas essen?", bot ich Nat an, um das Schweigen zu brechen. Dankend lehnte sie ab. "Ich schätze, ich muss dir so einiges erklären, da würde es nur stören, wenn ich nebenbei essen würde. Außerdem werde ich vor Nervosität ohnehin nichts hinunter bekommen", erklärte sie. Verständnisvoll nickte ich. "Also ich schätze du hast viele Fragen?" Wieder nickte ich. Welche sollte ich zuerst stellen? Was ihr echter Beruf war? Warum sie mich angelogen hatte? Wer sie wirklich war? Was sie mir noch verschwieg?
"Warum hast du mir nichts von deinem Freund erzählt?"
Perplex sah sie mich an. Ich könnte die Zahnräder in ihrem Gehirn förmlich rattern hören. Dann hellste sich ihr Gesicht endlich auf. "Du meinst Steve?", erkundigte sie sich grinsend. Betreten nickte ich. Ich fand das ganze gar nicht komisch. "Wir sind nicht zusammen. Er ist ein Kollege, ein Freund. Wow, ich hatte echt mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ausgerechnet das deine erste Frage sein würde. Ich meine, ich habe mir auf dem Rückflug einiges vorgestellt. Zum Beispiel..." Weiter hörte ich ihr nicht zu. Meine Gedanken kreisten nur um einen Satz. Wir sind nicht zusammen. Immer und immer wieder hörte ich diesen Satz in meinem Kopf. Nicht zusammen.
Während ich still vor ihr saß, versuchte die Bedeutung dieser Worte zu verstehen, setzte sich irgendetwas in mir in Bewegung. Auf einmal beugte ich mich vor und legte meine Lippen auf die der geheimnisvollen Frau. Auch nach all den Lügen und Geheimnissen konnte ich meine Gefühle für sie nicht leugnen.
Zu meiner Überraschung erwiderte sie den Kuss, vertiefte ihn und vergrub ihre Hand in meinen Haaren. Seufzend löste sie sich, legte ihre Stirn an meine. "Ich hatte schon Angst, du hasst mich jetzt", gestand sie und senkte ihren Blick. "Wie könnte ich? Ich... Ich liebe dich!", hauchte ich. Sofort huschte ihre Lider nach oben, ihre Augen suchten die meinen, prüften sie auf Lügen, doch selbstverständlich fand sie keine. Es war die reine Wahrheit. "Ich dich auch!", erwiderte sie die wohl wichtigsten Worte mit einem glücklichen Lächeln und küsste mich erneut.
Nach unserem Liebesgeständnis, erzählte sie mir alles über sich: von ihrer Zeit im Red Room, beim KGB, Wie Clint sie für S.H.I.E.L.D. rekrutierte, wie sie ein Teil der Avengers wurde und wie schwer es ihr gefallen war, all diese Geheimnisse vor mir zu bewahren, den wohl wichtigsten Teil ihrer Selbst zu verbergen. Auch diese Nacht schlief ich bei ihr und am nächsten Tag besuchten wir die Party, auf die Steve, der sich als Captain Amerika herausstellte, hingewiesen hatte. Es war unser erster ganzer Tag als Paar und den wollten wir unbedingt feiern!
Hallo, meine lieben Leser!
Ich hoffe, euch hat die Geschichte wieder ebenso gut gefallen, wie die anderen! Wie ihr vielleicht schon gesehen habt, habe ich das Cover geändert. (Oben könnt ihr sie beide neben der Musik sehen.) Was haltet ihr davon? Fanden ihr das alte besser? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare, ich freue mich schon darauf, sie zu lesen!
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