It's not a good night for a fight
Hallo meine lieben Leser!
Diese Oneshot ist die Fortsetzung zu dem Imagine "It's a good night for a fight". Ich weiß nicht genau, ob es zwingend notwendig ist, das zu lesen, aber ihr findet es in meinem Imagines-Buch. Wie auch der erste Teil, ist dieser hier für lulu_world. Ich hoffe wirklich, er gefällt euch und ganz besonders dir!
Kleine Vorwarnung noch, dann geht's los: Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich bei allem, was ich schreibe, zurückhalte, weil ich nicht schon wieder viel zu viel schreiben wollte und euch damit nerven wollte. ABER dieses Mal, hab ich mich nicht zurückgehalten, was auch die über 3000 Wörter erklärt...
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, es gefällt euch! Schreibt mir gerne, was euch so gefällt und was nicht und ob ihr es lieber kürzer oder länger mögt. Ich freue mich schon auf eure Antworten!
Fühlt euch gedrückt,
Lia ❤️
^°^^
„Wow, die letzten Tage waren die schönsten meines Lebens! Anstrengend, aber mit dir an meiner Seite... ", Peter ließ den Satz unvollendet. Stattdessen zwinkerte er mir zu. Wir waren gerade auf dem Weg in mein Zimmer. Für heute hatten wir frei und wollten die Zeit gemeinsam nutzen.
„Pfff, also ich weiß gar nicht, was du meinst! Tonys Strafe ist einfach nur die Hölle! Wie kann er mich nur so sehr quälen! Die Arbeit ist ja das eine, aber dann auch noch mit dir?", scherzte ich. Keck grinste ich meinen Freund an, der mich entgeistert ansah. Dann begann auch er hinterhältig zu grinsen.
„Na warte du, ich zeig dir, wie schrecklich ich sein kann!", drohte er und zwickte mir in die Seite. Er wollte nach mir greifen, doch ich entschlüpfte seinem Griff. Seine Hand streifte für einen kurzen Moment meine Haut. Dennoch überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen, alles um mich herum geschah wie in Zeitlupe.
Doch der Moment endete und Peter wollte mich erneut packen. Mit einem kleinen Quieken sprang ich zurück und rannte davon. Sofort setzte sich auch mein Freund in Bewegung und setzte mir nach. Vergnügt lachte ich, als wir durch die langen Gänge des Stark Towers jagten.
Als ich endlich an meiner Tür ankam, beendete ich die Jagd. Ich hatte einen erstaunlichen Vorsprung, weshalb ich mich entspannt mit dem Rücken gegen die Tür lehnte und auf Peter wartete. Nur wenige Sekunden später rutschte auch er um die Ecke, lief auf mich zu, doch konnte nicht rechtzeitig abbremsen. Erschrocken riss ich meine Arme hoch. Damit er nicht gegen mich knallte, tat er es mir gleich und stützte sich an der Tür ab.
Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht. Zaghaft öffnete ich die Augen, die ich vor Schreck geschlossen hatte. Er war ein bisschen größer als ich, weshalb ich zu ihm aufsehen musste. Ich spürte seine durchtrainierten Arme rechts und links von mir. Er hatte mich gefangen, doch ich gehörte ihm schon längst.
Ich bemerkte, dass meine Hände noch immer auf seiner Brust lagen. Ich spürte, wie sie sich unter dem leichten Stoff des T-Shirts hektisch hob und senkte. Ursprünglich hatte ich meine Hände zur Abwehr gehoben, doch nun schlossen sie sich wie von selbst um den weichen Stoff, der sie von Peters Haut trennte. Ich zog ihn zu mir herunter, bis sich unsere Lippen berührten. Ich spürte das Lächeln auf Peters Gesicht, doch bald wurde er hungriger. Das wurden wir beide.
Ich löste eine meiner Hände von ihm und suchte hinter mir hektisch nach der Türklinke. Als ich sie endlich gefunden hatte, öffnete ich die Tür, ohne auch nur ein einziges Mal von Peters Lippen abzulassen. Durch den plötzlich fehlenden Halt an meinem Rücken, fiel ich nach hinten, doch Peter war schneller und packte mich sanft, aber stark an der Taille. „Hab dich!", hauchte er gegen meine Lippen und schickte einen Schauer durch meinen Körper.
Er zog mich hoch, sodass ich wieder selbstständig stehen konnte, doch so leicht machte ich es ihm nicht. Schon beinahe reflexartig sprang ich ein wenig hoch und schlang meine Beine um seine Hüfte. Ein leises aber raues Stöhnen kam über seine Lippen, während wir uns weiter küssten. Ich spürte seine starken Arme um meinen Oberkörper, die mich hielten und seine sanften Küsse auf meiner Haut, als er den Tanz unserer Zungen beendete. Stattdessen hauchte er nun zarte Berührungen auf meinen Mundwinkel, dann auf mein Kinn und bahnte sich so den Weg hinunter zu meinem Hals. Er hinterließ eine unsichtbare Spur aus Feuer auf meiner Haut und brachte mich um den Verstand. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, sodass er leichteres Spiel hatte und schloss genüsslich die Augen. Niemals würde ich diesen Moment vergessen. Jede Berührung, jeder Kuss, jedes Wort, jedes Stöhnen und jedes Gefühl brannten sich für immer in meinem Herzen ein.
„Verdammt, was-"
Geschockt öffnete ich die Augen. Die Gestalt meines Vaters spiegelte sich in den Fenstern hinter mir.
Ich spürte, wie Peter entsetzt versteifte. Sein ganzer Körper spannte sich an. Ich sah die Panik in seinen Augen, als ich meinen Kopf hob. Sofort löste ich mich von ihm und sprang wieder auf den Boden.
„E-es ist nicht so, wie es aussieht!", sprach ich das erste aus, was mir in den Sinn kam. Doch natürlich war das totaler Schwachsinn. Es war genau das, wonach es aussah. Vorsichtig ging ich auf meinen Vater zu.
Jener sah mich nur entsetzt an. Ungläubig taumelte er ein paar Schritte zurück. „Du- Du bist doch noch ein Kind!", stammelte er mehr zu sich selbst.
Ich runzelte die Stirn. Der erste Schock hatte nachgelassen und an seine Stelle trat nun Wut. „Hör endlich auf, mich wie ein kleines Mädchen zu behandeln! Ich bin 17, verdammt! Ich bin fast erwachsen!"
Sanft berührte Peter meine Hand, doch ich entriss sie ihm. Ich wusste, dass er mich beruhigen wollte, doch ich wollte es nicht. Ich hatte es schon lange so satt! Ich hatte mein ganzes Leben an seiner Seite verbracht, hatte mit ihm in der Werkstatt gesessen, seit ich einen Schraubenzieher halten konnte und trainierte schon seit Jahren mit jedem der anderen Avengers. Ich hatte mir ihre Stärken zu eigen gemacht und ihre Schwächen verringert. Seit Monaten bettelte ich, endlich mit auf eine Mission zu dürfen. Es musste ja nichts Großes sein, nur halt eben irgendetwas! Ich wollte den Menschen helfen, so wie es meiner ganzen Familie tat, doch ausgerechnet mein eigener Vater hielt mich zurück.
Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich versuchte, sie zurückzuhalten, sie nicht an die Oberfläche zu lassen. Ich versuchte mich zu konzentrieren, wie Tante Natasha es mir gezeigt hatte, doch es war zu spät. All die aufgestaute Wut und Enttäuschung brodelte in mir hoch und entfesselte nur mehr Gefühle, in denen ich zu ertrinken drohte.
Eine Hand legte sich in meine.
Augenblicklich beruhigte sich der Sturm in meinem Inneren. Meine Sicht wurde wieder klarer und meine Atmung stabiler. Sanft drückte ich die Hand und verschränkte unsere Finger. Ich wusste, es war Peter.
Auch mein Vater schien durchgeatmet zu haben. Anders als mein Freund, hatte er den Kampf in meinem Innern nicht mitbekommen. Er betrachtete uns nur kühl.
„Ich denke, du solltest jetzt gehen, Peter", bestimmte er emotionslos.
Augenblicklich klammerte ich mich mehr an ihn. Ich würde das ohne ihn nicht überleben. Er war mein Anker in einem Sturm, den nicht einmal Thor hätte bändigen können.
„Mr. Stark, ich-"
„Geh!"
Und mein Vater war das Seeungeheuer, dass mich in die Tiefen zog und nie wieder frei lassen würde.
Ich hörte Peter seufzen und wandte mich zu ihm um. Flehend sah ich ihn an, doch wir beide wussten, dass Tony keinen Widerspruch dulden würde. Sanft zog mein Freund mich an sich. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust und wünschte mir, er würde mich einfach mitnehmen.
Als er sich von mir löste, nahm er mein Gesicht in beide Hände. Hoffnungsvoll sah ich zu ihm auf. „Ich liebe dich!", hauchte er, ehe er seine Lippen langsam auf meine Stirn senkte und sie liebevoll küsste.
Mit einem aufmunternden Lächeln wandte er sich von mir ab und verließ den Raum. Vor seinem Mentor blieb er noch einmal stehen, doch als jener ihn nicht einmal eines kühlen Blickes würdigte, ließ er die Schultern hängen und verschwand endgültig. „Ich liebe dich auch!", flüsterte ich ihm nach.
Als Peter den Raum verlassen hatte, hatte er auch sämtliche Wärme mitgenommen. Leicht fröstelnd schlang ich meine Arme um meinen Körper. Ich stellte mir vor, dass es seine wären.
„Wolltest du es?", durchbrach mein Vater die Stille. Zaghaft sah ich zu ihm auf und nickte. Ich fühlte mich, als ob ich Peter in Schutz nehmen müsste.
„Er würde niemals etwas tun, dass ich nicht möchte. Er würde mich niemals verletzten. Ich dachte, du magst ihn? Du weißt, dass wir jetzt schon seit über einem Jahr zusammen sind. Also was ist so falsch daran?" Ich gab mein bestes, um meine Stimme sachlich klingen zu lassen, keine Emotionen zu zeigen. Zu meinem Glück gelang mir das auch ganz gut. Dafür erkannte ich sie in Papas Gesicht nur noch deutlicher. Seine Kiefer malten aufeinander, seine Hände waren zu Fäusten geballt und sein Gesicht nahm eine unnatürliche Rotfärbung an. Ich runzelte die Stirn. Was machte ihn so unfassbar wütend?
„Was so falsch daran ist? Du möchtest wissen, was so falsch daran ist? Du bist MEINE Tochter, Du lebst unter MEINEM Dach und solange du das tust, hast du gefälligst zu tun, was ich dir sage! Ich war immer gut zu euch, ich habe ihn eingeladen, ihm ein Praktikum verschafft und ihn als Held die nötigen Fähigkeiten gelehrt. UND SO DANKT IHR ES MIR?!"
'Wow, danke Papa für diese überaus logische und detaillierte Erklärung! Du bist ein wahres Genie!', dachte ich spöttisch, doch ich behielt es für mich.
„Mein Gott, Papa, reg dich ab! Ich bin siebzehn! Ich könnte drogensüchtig sein, auf Partys gehen und zur Alkoholikerin mutieren oder schon längst halb tot in irgendeiner Gasse liegen! Aber das tue ich nicht. Nein, ich habe super Noten, helfe dir, wo ich nur kann, habe einen klasse Freund und mache einfach alles, damit du mir endlich vertraust!", konterte ich. Noch versuchte ich es mit Vernunft, aber so langsam reichte es mir. Er war doch selbst sehr viel schlimmer gewesen, bevor er Mama kennengelernt hatte!
„Nur weil es anderen schlimmer geht, heißt das nicht, dass dein Verhalten in Ordnung ist! Wenn andere von der Brücke springen, springst du dann hinterher?"
„Ja! Ja, verdammt noch mal, weil es das ist, wozu du mich erzogen hast! Ich würde hinterherspringen und sie retten, weil ich eben kein kleines Kind mehr bin, dass du in Watte hüllen musst! Oh, die große böse Welt! Weißt du was? Du bist doch nur ein egoistischer Egomane, der nicht weiß, wann es genug ist. Du sperrst mich hier ein, als wäre ich Rapunzel und dann wunderst du dich, dass ich mein erstes Mal fast hier gehabt hätte? Mal nebenbei bemerkt, mit dem Jungen, den ich verdammt nochmal liebe?"
Geschockt sah mein Vater mich an. „Das wars! Du hast Hausarrest und dieses Mal wirklich! Du bleibst hier in deinem Zimmer und denkst mal schön über dein Verhalten nach, junge Dame! Keine Werkstatt, kein Handy und schon gar kein Peter! Nie wieder!"
Nie wieder? Ich sollte Peter nie wiedersehen? Er wollte mir ernsthaft den Umgang mit meinem Freund verbieten? Heiße Tränen rannen mir die Wangen hinab, als würden sie einen Wettlauf veranstalten. Jede brannte schlimmer, als die andere.
Bevor Papa die Tür schließen konnte, stieß ich ihn weg und rannte nach draußen. Ich musste hier raus! Ich brauchte frische Luft! Ich hörte, wie mein Vater meinen Namen schrie, doch es war dumpf und weit weg. Ich achtete nicht auf meine Schritte. Ich rannte, wie ich noch nie gerannt war. Luft brannte in meinen Lungen und ich wusste, wenn ich nicht bald stehen bleiben würde, würden sie bersten. Doch ich rannte weiter. Immer weiter.
Ich wusste nicht, wie lange ich schon gerannt war, aber irgendwann wurde ich müde. All die Wut verlies meinen Körper. Sie hatte mich aufrechtgehalten und mir Kraft geschenkt, doch nun knickten meine Knie ein und ich stürzte auf den rauen Asphalt. Ich sah, dass ich mir meine Knie aufschürfte, doch ich spürte nichts. Erneut begann ich zu weinen, doch dieses Mal unkontrollierter. Wie hatte es nur soweit kommen können?
Tränen verschleierten meine Sicht und auch sonst achtete ich nicht wirklich auf mein Umfeld. Deswegen bemerkte ich auch den schwarzen SUV nicht, der immer langsamer fuhr und schließlich neben mir hielt. Das Quietschen der Bremsen ließ mich schließlich aufhorchen. Ich hob den Kopf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich sah gerade noch so, wie mir eine Kapuze über den Kopf gestülpt wurde. Sie roch nach Alkohol und Erbrochenem. Ich rümpfte die Nase.
Offensichtlich war ich gerade nicht in Topform, doch als mich jemand am Arm packte, reagierte ich blitzschnell. Ich drehte mich und schlug in die Richtung, in der ich den Körper des dazugehörigen Entführers vermutete. Ein Ächzen verriet mir, dass ich ihn wohl hart getroffen hatte. Ich nutzte die Gelegenheit und riss mich los. Augenblicklich setzte ich mich erneut in Bewegung. Meine Lunge brannte noch immer, meine Beine zitterten und ich konnte nichts sehen, doch ich wusste, ich musste hier weg. Das war alles, was zählte.
Doch durch meine vorrübergehende Blindheit sah ich nicht, wohin ich rannte und prallte kurz darauf gegen eine harte Brust. Ein raues Lachen ertönte. „Ganz wie ihr Vater die Kleine! Ich hoffe, sie ist nicht genauso stur. Das könnte ihr viel Leid ersparen!" Die letzten Worte waren eindeutig eine Warnung an mich. Ich spürte einen dumpfen Schlag an meiner Schläfe, dann wurde die Welt um mich herum sogar noch ein wenig dunkler.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, aber irgendwann kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich saß auf einen Stuhl gefesselt. Mein ganzer Körper schmerzte, besonders das Pochen in meiner Schläfe war unerträglich. Meine Sicht war verschwommen, weshalb ich nicht erkennen konnte, wo ich war. Ich wusste nur, dass es dunkel war. Ich wusste nicht, ob es an dem Raum lag, oder ob es spät nachts war. Dafür konnte ich es riechen und es roch nicht gerade angenehm. Angeekelt rümpfte ich die Nase. Ein gutes Belüftungssystem gab es hier schon einmal nicht, so stickig w-
„Oh verzeiht Madame, aber die Kanalisation ist der einzige Ort, an dem wir uns aufhalten können. Dafür hat dein Vater gesorgt!", ertönte eine spöttische Stimme irgendwo vor mir. Ich kniff die Augen zusammen, versuchte etwa zu sehen, doch erfolglos. Also schloss ich meine Augen wieder. Ich atmete ein. Ich atmete aus. Ich erinnerte mich an mein Training und konzentrierte mich. Als ich meine Augen wieder öffnete, war meine Sicht wieder scharf. Ich blickte geradewegs in die hässliche Visage eines Muskelprotzes. Unendlich viele Tattoos bedeckten seine Haut Ich konnte nicht erkennen, ob es ein riesiges war, oder nur mehrere kleinere.
„Ah, wie ich sehe, gefallen dir meine Tattoos. Jedes von ihnen symbolisiert einen Grund, warum Tony Stark sterben soll!" Geschockt sah ich ihn an. Belustigt lachte er. „Nein, nein. Keine Sorge, ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich habe nicht vor ihn umzubringen. Noch nicht. Erst verdiene ich mir an seinen Erfindungen mein Geld, dann nehme ich ihm alles, was ihm jemals etwas bedeutet hat und du Schätzchen", er griff unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen, „Stehst ganz oben auf der Liste. Erst dann werde ich endlich meine Phantasien umsetzen können. Zu schade, dass du das nicht mehr erleben wirst!" Ruckartig ließ er mich los.
In aller Seelenruhe lief er zu einem Holztisch an der linken Wand. Ich konnte nicht erkennen, was darauf lag, doch das sadistische Grinsen auf den Lippen meines Peinigers ließ nichts Gutes verheißen.
„Aber vorher wirst du mir auch noch nützlich sein, keine Sorge", fing er wieder an zu plappern. Innerlich verdrehte ich die Augen. Wenn er mich schon festhalten mussten, konnten er dann nicht wenigstens seine Klappe halten? Nein, stattdessen mussten er ja unbedingt mit seinem diabolischen Masterplan angeben, wie jeder andere auch. Wenigstens verschaffte es mir Zeit, nach meiner Uhr zu tasten, die ich immer trug. Sie enthielt einen integrierten Hilferuf. Ich tastete an den Knöpfen entlang, bis ich endlich den richtigen gefunden hatte. Sofort drückte ich drauf und hoffte, dass mein Vater mich trotz unseres Streits retten würde. Falls er mich überhaupt fand, oder die Uhr nicht beschädigt war...
„Was schaust du denn so betrübt? Keine Sorge, ich werde die hier vielleicht gar nicht einsetzen, wenn du mir alles verrätst, was ich wissen will!", drängte sich der Muskelprotz wieder in mein Bewusstsein.
Ich schnaubte verächtlich. „Und das soll ich Ihnen glauben?" Zweifelnd hob ich eine Augenbraue.
Meine Worte entlockten ihm ein Grinsen, bei dem er seine ekelhaft schwarzen Zähne offenbarte. „Ich mag dich. Nun ja, vielleicht lasse ich mich ja mit anderen Dingen zufriedenstellen, sobald du mir gesagt hast, was ich wissen will!" Lüstern ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern. Ich hatte Mühe, mich nicht zu übergeben.
„Darauf können Sie lange warten!", spie ich ihm ins Gesicht.
Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch ein wenig breiter. „Irgendwie hatte ich gehofft, dass du das sagst! Bitte tu mir einen Gefallen und schrei so laut du kannst!"
Demonstrativ presste ich meine Lippen aufeinander. Von mir würde dieser Widerling gar nichts hören, weder Worte noch Schreie!
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Als mein Vater mich endlich fand, war ich schon zum dritten Mal bewusstlos geworden. Ich bekam nicht mit, wie er mich rettete, doch ich konnte mir vorstellen, dass mein Peiniger und all seine Komplizen den Tag bereuten, an dem sie mich geschnappt hatten.
Über zwei Tage lag ich im Krankenhaus, bis ich überhaupt zum ersten Mal meine Augen öffnete. Das erste, was ich wahrnahm, waren Hände, die die meinen umfassten. Ab und zu spürte ich auch einen Kuss auf meiner Stirn, doch ich driftete immer wieder weg. Meine Augen zu öffnen, war bereits ein riesiger Fortschritt.
Das erste, was ich sah, war die Decke eines Zimmers. Ein paar Luftballons drängten sich in mein Blickfeld, doch alles war dunkel. Ich spürte etwas Warmes an meinem Bein und um meine Hand. Ich drehte und reckte den Kopf so gut ich konnte, doch alles, was ich erkannte, waren wuschige Haare. Doch ich wusste genau, zu wem sie gehörten.
Unweigerlich stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Peter", murmelte ich.
Als ob er darauf gewartet hatte, hob er den Kopf und sah mich verschlafen an. Dann auf einmal weiteten sich seine Augen und er fiel mir um den Hals. „Du lebst!", rief er freudig, während er mich fast zerquetschte.
„Peter!", japste ich. Sofort zog er sich von mir zurück.
„Sorry", lächelte er verlegen, „Ich bin nur so erleichtert!"
„Kein Problem. Schön, dass du hier bist!", beschwichtigte ich ihn und drückte seine Hand.
Ich hörte wie die Tür aufging und wandte den Blick in dessen Richtung. „Dad?"
„Hallo, meine Kleine!", lächelte er mich an. Er hatte zwei Kaffeebecher in den Händen. Unschlüssig blieb er mitten im Raum stehen. Ich verdrehte die Augen und breitete meine Arme aus. Erleichtert atmete er aus und umarmte mich, nachdem er Peter den Kaffee in die Hand gedrückt hatte.
Sanft streichelte er durch meine Haare. „Ich hatte solche Angst um dich! Ich- Es tut mir leid! Alles! Ich hätte nicht-"
„Schon gut", unterbrach ich ihn und sah ihm in die Augen, „Wir beide haben Dinge gesagt, die wir nicht so meinten! Wichtig ist doch nur, dass wir jetzt alle hier sind!"
Liebevoll strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du bist so weise. Ich habe wirklich keine Ahnung, von wem du das hast!"
„Ich auch nicht!", grinste ich. Sanft knuffte mein Vater mich in die Schulter.
„Ich muss mich trotzdem bei dir entschuldigen! Ich... Es war eine totale Überreaktion. Natürlich habe ich erwartet, dass du und Peter diesen Schritt irgendwann gehen würdet, aber... In meinen Augen wirst du immer meine kleine süße Tochter bleiben und manchmal kann ich einfach nicht glauben, wie erwachsen du doch schon bist. Besonders, wenn ich daran denke, wie ich in deinem Alter – und noch wesentlich länger – so drauf war... Ich hatte immer Angst, dass du eines Tages so wirst, wie ich. Aber ich sehe, dass diese Sorge vollkommen unbegründet war! Du bist eine starke unabhängige junge Frau und ich könnte mir keinen besseren Mann an deiner Seite vorstellen!" Die letzten Worte waren vor allem auch an Peter gerichtet, der nur lächelnd nickte. Ihre Streitigkeiten waren damit wohl aus der Welt.
„Ist schon gut, Papa. Ich tu auch öfters Mal so, als wäre ich schon älter und erfahrener und sollte öfter einfach Mal darauf hören, was du sagst. Denn ob du nun Recht hast, oder nicht, ich weiß, dass du immer nur das beste für mich willst!", räumte ich meinerseits ein. „Und vielen Dank, dass du mich da rausgeholt hast!", fügte ich noch hinzu.
„Naja, also eigentlich waren wir das - als Team", gestand mein Dad.
Überrascht zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
„Naja, als du verschwunden warst und offensichtlich Hilfe gebraucht hast, war unser Streit einfach nicht mehr wichtig. Alles was zählte, warst du!", erklärte Peter.
„Na die Geschichte will ich jetzt aber hören!", lachte ich.
Die nächsten Stunden wechselten sich die beiden damit ab, mir jedes kleinste Detail zu erzählen. Auch ich hatte ein paar fehlende Puzzleteile beizutragen. Am Abend kannten wir die ganze Geschichte und konnten unseren nächsten Schlag planen. Denn obwohl sie uns einander wieder nähergebracht hatten, waren sie immer noch gefährlich und mussten aufgehalten werden. Von da an waren wir ein unschlagbares Trio. Kein einziger Verbrecher hatte auch nur die geringste Chance gegen uns.
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