Hot like Summer, Cold as Ice
Ein entnervtes Knurren kommt mir über die Lippen und ich werfe die Hände in die Luft. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich frustriert fest, dass ich bereits seit zwei Stunden an diesem verdammten Bericht sitze und noch immer die Hälfte fehlt. Das Rauschen der Klimaanlage macht mich mittlerweile genauso kirre, wie die Hitze, die nicht nur meine Gehirnzellen zum Schmelzen bringt. Durstig greife ich nach der Wasserflasche auf meinen Schreibtisch, will mich erfrischen, doch sobald die ehemals kühle Flüssigkeit meine Lippen benetzt, verziehe ich das Gesicht und lasse die Flasche wieder sinken. Das angenehm kühle Wasser hat sich in warme Pisse verwandelt – oder schmeckt jedenfalls so.
Genervt massiere ich mir mit zwei Fingern meine Schläfen und starre wieder auf den Bildschirm. Die schwarzen Buchstaben tanzen höhnisch umher, feiern ihre Freiheit, während sie mich an den Schreibtisch fesseln. Ich hätte nicht übel Lust, das Dokument als Rache zu löschen, den Laptop aus dem Fenster im 40sten Stock zu schmeißen und an den Strand zu fahren. Doch dann müsste ich all das nochmal machen und das würde mich mehr frustrieren, als mich da jetzt durchzukämpfen. Also beiße mürrisch die Zähne zusammen, strecke mich ein letztes Mal und lasse die Ereignisse der letzten Mission erneut Revue passieren.
Als ich gerade ansetze, weiterzuschreiben, wird meine Tür aufgestoßen. Ein kühler Wind schlägt mir entgegen und lässt mich erleichtert aufseufzen. Ich merke zu spät, wie sich der Pfeil auf meinen Bildschirm scheinbar wie von Geisterhand bewegt und das Dokument abspeichert, bevor es geschlossen wird.
„Pietro hör auf. Wenn ich das jetzt nicht zu Ende bringe, finde ich nie wieder die Kraft dazu", flehe ich den Übeltäter halbherzig an. Die Hitze im Raum entzieht mir meine ganze Kraft und eigentlich würde ich ihm nur zu gerne nachgeben und etwas anderes tun. Aber leider ist da diese nervige Stimme in meinem Kopf, die mich keinen Spaß haben oder Entspannung finden lässt, wenn ich noch wichtige Aufgaben zu erledigen habe.
Ich spüre Pietros Präsenz hinter mir, als ich nach der Maus greife und den Bericht erneut öffne. „Du brauchst dringend eine Pause! Du hast selbst gesagt, ich soll mich darum kümmern, dass du dich nicht immer so sehr überarbeitest!", redet Pietro auf mich ein. Er legt seine Hand auf meine und stoppt die Maus. Sanft streicht er mir die Haare zur Seite und haucht mir einen zärtlichen Kuss in den Nacken. Zum Glück sitze ich mit dem Rücken zu ihm, sodass er das Lächeln, dass er damit auf meine Lippen zaubert nicht sehen kann. Dieser Mann weiß einfach, wie man eine Frau ablenkt.
„Pietro", wage ich erneut einen halbherzigen Versuch, ihn zur Vernunft zu bringen, doch das ist gar nicht so leicht, wenn man gerade dabei ist, den Verstand zu verlieren.
„Pietro mich nicht! Du kommst jetzt raus aus diesem Zimmer! Ich kann deine genialen Gehirnzellen von hier aus Selbstmord in einem Vulkan begehen sehen!", widerspricht er mir. Sanft aber bestimmt leitet er die Maus in meiner Hand erneut zu dem roten Kreuz in der Ecke des Bildschirms. Ergeben lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen und betrachte Pietros Gesicht, das eine willkommene Abwechslung zu dem langweiligen Bildschirm bildet. Ich betrachte seine konzentriert zusammen gepressten Lippen und die Falten auf seiner Stirn. Ich kann nicht anders, als ihm eine Hand in den Nacken zu legen und ihn zu mir herunter zu ziehen. Er lässt es mit sich geschehen, jedoch bleibt sein Blick auf den Bildschirm geheftet, während er mich aus dem Wirrwarr aus Dokumenten dirigiert und endlich den PC ausschaltet.
Ich achte nicht darauf was er tut, stattdessen suchen meine Lippen nach den seinen. Sanft küsse ich sie. Sofort liegt Pietros gesamte Aufmerksamkeit wieder auf mir. Ich spüre sein Grinsen, als er den Kuss erwidert. Ich höre, wie er den Laptop zuklappt und meinen Stuhl zu ihm dreht. Er stützt sich mit seinen Armen am Schreibtisch ab, während er nicht eine Sekunde unseren Kuss löst. Er begann unschuldig, wie die Flamme einer Kerze, doch allmählich entzünden sich weitere. Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren, was ihm ein tiefes Knurren entlockt. Mein Körper saugt die Vibration seiner Stimme förmlich auf und lässt sie in jeder meiner Zellen widerhallen. Gemeinsam stoßen wir die Kerzen um und stecken das ganze Haus in Brand, als sich unsere Arme enger umeinanderschlingen. Mit einem Ruck zieht mich Pietro aus dem Stuhl und hebt mich hoch, trägt mich zu unserem Bett.
Sanft komme ich auf den weichen Decken auf, die zurzeit keiner von uns benutzt. Als meine Haut den warmen Stoff berührt, verfliegt mein unstillbares Verlangen nach Pietro und ich seufze gequält auf. Sofort sieht mein Verlobter mich besorgt an. „Es ist zu warm!", grummle ich mürrisch, was Pietro ein belustigtes Lachen entlockt.
„Da hast du leider gar nicht Mal so unrecht!", stimmt er mir mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zu. Liebevoll streicht er mir meine Haare aus dem Gesicht, die mir beim Fall auf unser Bett um den Kopf gewirbelt sind. Seine Berührung ist zart, kaum mehr als ein Hauch, eine sanfte Sommerbrise, doch sie lässt mich erschaudern. Ein aufgeregtes Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und erobert stück für Stück meinen ganzen Körper, so wie es Pietro in unserer ersten Nacht getan hat. Noch immer kann ich seine sanften Küsse und das verzehrende Brennen unter seinen Berührungen fühlen.
„Woran denkst du?" Neugierig sieht Pietro mich an. Er lehnt noch immer über mir, ist mir so nah, dass sein warmer Atem gegen meine Lippen prallt und sie augenblicklich auszutrocknen scheinen.
„An dich", antworte ich ihm wahrheitsgemäß, „und wie sehr ich dich liebe!"
Meine Worte zaubern ihm dieses glückliche Lächeln auf die Lippen, bei dem mein Herz immer wieder Luftsprünge macht. Sanft küsst er meine Nasenspitze. Ich verziehe grinsend das Gesicht, bei der Berührung, da es mich jedes Mal wieder kitzelt. Dennoch kann ich nie genug davon bekommen.
Plötzlich krabbelt Pietro aus unserem Bett, lässt mich allein zurück. Augenblicklich vermisse ich seien Nähe, die die einzige Hitze darstellt, die ich momentan mehr als gerne ertrage. Fragend sehe ich ihn an, wundere mich, was ihn wohl zu einem so plötzlichen Aufbruch geritten hat. Doch er grinst mich nur stumm an und dreht sich um. Ich richte mich etwas auf, stütze mich auf meine Ellbogen, die hinter mir in die Matratze drücken. Doch alles, was ich sehe, ist, dass Pietro in unserem Schrank herumwühlt, ein paar Sachen in eine Tasche fallen lässt und weitersucht.
„Was machst du da?", erkundige ich mich neugierig, recke meinen Kopf, um vielleicht doch einen hilfreichen Blick auf etwas zu erhaschen, das wenigstens eine der Fragen in meinem Kopf beantworten könnte. Doch statt zu antworten, belohnt Pietro mich mit Schweigen. Frustriert seufze ich auf und lasse mich zurückfallen, starre an die hell blaue Decke, auf die wir ein paar bauschige Wolken gemalt haben und stelle mir vor, wie es wäre, jetzt dort oben zu sein. Fern ab von der Welt und all ihren Pflichten, stattdessen wild und frei und unaufhaltsam.
Plötzlich schieben sich zwei kräftige Arme unter meinen Körper und heben mich hoch. Erschrocken quieke ich auf und klammere mich instinktiv an Pietro fest, der mich nun im Brautstyle trägt. Ein schelmisches Grinsen liegt auf seinen Lippen, als ich zu ihm aufsehe und ich weiß ganz genau, was das bedeutet. Automatisch ziehen sich meine Mundwinkel voller Vorfreude in die Höhe, bis ich schließlich ebenso breit Grinse, wie mein Verlobter.
Und dann geht es los.
Mit einer unaufhaltsamen Geschwindigkeit rast Pietro durch die langen Flure des Stark Towers, den wir unser Zuhause nennen. Tony hat uns eine eigene Etage geschenkt, doch die scheint Pietro nicht im Geringsten zu interessieren. Genauso wenig hält er sich mit dem Fahrstuhl auf, sondern sprintet einfach munter die Treppen bis ins Erdgeschoss hinab. Vergnügt lache ich auf, als mir der Wind durch die Haare weht. Ich bin jedes Mal fasziniert davon, wie fern und unwirklich die Welt scheint, wenn man so schnell an ihr vorbeirast.
Pietro scheint sich besonders viel Mühe zu geben, so schnell zu laufen, dass ich unsere Umgebung nicht länger erkennen kann. Ein aufgeregtes Kribbeln macht sich in mir breit und scheint mich mindestens ebenso zu beflügeln, wie der Mann, den ich bald mein Eigen nennen darf.
Ein spitzer Schrei entfährt mir, als plötzlich angenehm kühle Wellen über mir zusammenschlagen. Pietros warmer Körper ist schon lange verschwunden. Japsend kämpfe ich mich an die Wasseroberfläche unseres Wasserparks, den Tony vor zwei Jahren für uns hat bauen lassen.
Als ich endlich wusste, wo oben und wo unten ist, stemme ich meine Beine gegen den Boden und drücke mich hoch. Hektisch atmete ich die warme Luft ein, die ich plötzlich mehr als begrüße. Verstört sehe ich zu Pietro, der sich vor Lachen den Bauch hält. Tränen treten ihm in die Augen.
Ein hinterhältiges Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Was er kann, kann ich schon lange. Er merkt nicht, wie ich mich aus dem Wasser stemme, er hört nicht einmal das nasse Patschen meiner Füße auf dem Boden oder die Flüsse, die von meiner Kleidung tropfen. Möglichst leise schleiche ich mich an ihn heran, doch bevor ich ihn ins Wasser schubsen kann, fällt er durch sein heftiges Lachen beinahe selbstständig hinein. Erschrocken reißt er die Augen auf, als er den Halt verliert. Er dreht sich zu mir um und greift instinktiv nach mir. Dennoch fällt er hinten über in das tiefe Becken und reißt mich mit sich in den Abgrund, sodass erneut das Wasser über mir zusammenschlägt.
Im Fall hat Pietro mich schützend end an sich gezogen und seine Arme um mich geschlungen. Das ist auch der einzige Grund, warum ich vor lachen über sein Missgeschick nicht ertrinke, als mich meine Belustigung so heftig durchschüttelt, dass ich nicht fähig bin, zu schwimmen. Als sich meine Schadenfreude in Panik verwandelt, zieht er mich hoch, nachdem er sich selbst wieder an die Wasseroberfläche gekämpft hat.
„Pietro Maximoff!", rufe ich beinahe wütend, doch kann ein Lachen nicht unterdrücken, „Ich würde unseren Hochzeitstag gerne noch erleben!"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro