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In diesem Kapitel befinden sich erneut wichtige Spoiler zu Avengers: Endgame.
Solltest du den Film nicht gesehen haben, höre bitte jetzt auf zu lesen!
Also nochmal:
Dies ist eine ausdrückliche Spoilerwarnung!
Es besteht akute Spoilergefahr!
Zu den ganzen Warnungen muss ich noch sagen, dass Steve bei mir nicht in der Vergangenheit geblieben ist, um mit Peggy glücklich zu werden...
Ich saß auf meinem Bett und fühlte mich innerlich tot. Genauso tot, wie sie es nun war. Erneut rollte mir eine der vielen salzigen Träne über die Wange, die ich schon zu tausenden vergossen hatte. Sie war tot und wofür? Für einen Edelstein! Sie war alles, was ich hatte, alles was mir wertvoll erschien, doch nun... Was sollte ich jetzt noch mit meinem Leben anfangen?
Irgendwann schlief ich vor Erschöpfung ein und als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich, was ich tun musste. Sie hatte uns allen eine zweite Chance gegeben. Eine Chance zum Leben. Es würde schwer werden, doch ihr zu liebe würde ich es versuchen, aber ich konnte nicht hier bleiben.
Also zog ich nach der Morgenroutine meine Reisetasche unter dem Bett hervor und füllte sie mit ein paar Klamotten und einem Foto, dass immer auf meinem Nachttisch stand. Es zeigte Natasha und mich, als wir... Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen und ließen meine Umgebung glasig aussehen, bis sie mir schließlich stumm über das Gesicht rannen. Sie suchten sich ihren Weg, bis sie schließlich von meinen bebenden Lippen fiehlen und auf den Boden tropften. Ich presste meine Augenlieder zusammen, als ich daran dachte, dass es ihr Clints kurzer Schilderung nach ebenso ergangen sein musste. Er hatte es ebenso wenig ausgehalten, davon zu erzählen, wie ich es ausgehalten hatte, zuzuhören, aber ich musste es einfach einmal wissen, musste wissen, wie genau sie gestorben war. Welche Umstände sie aus meinem Leben rissen.
Hastig wischte ich mir die salzigen Tränen mit meinem Ärmel weg und atmete tief ein, um mich zu beruhigen. Hastig griff ich mir die Tasche und wand mich ab. Als ich durch das Hauptquartier wanderte, fiel mir auf, dass es nie mein Zuhause gewesen war. Es hatte sich immer so angefühlt, aber eigentlich war es immer Natasha gewesen, denn nun war hier alles kalt und leblos.
Als ich gerade die Tür erreicht hatte, blieb ich beim Klang von Steves Stimme stehen. "Seit wann bist du ein Frühaufsteher?" Kurz überlegte ich, ob ich einfach weitergehen sollte, doch entschied mich dann dagegen und drehte mich zu ihm um. "Konnte nicht mehr schlafen", gab ich knapp zurück. "Du kannst dir auch einfach ein neues Bett bestellen, du musst nicht gleich ausziehen", versuchte er zu scherzen, doch das war eher Tonys Spezialität. Jedenfalls war sie das gewesen, bis auch er das Team verließ. Dieses Mal jedoch ohne Rückkehr.
"Eine neue Natasha aber nicht", gab ich grimmig zurück. Ich konnte sehen, dass es ihn verletzte, denn auch er hatte sie verloren. Sie beide. Aber ich war gerade nicht gerade in der Verfassung, auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen zu können. "Tut mir leid", entschuldigte ich mich trotzdem, "Sie fehlt mir nur so sehr." "Mir auch." Schweigend sahen wir uns an, doch es war keine unangenehme Stille, die sich zwischen uns legte, sondern eher eine mitfühlende. Wir beide wussten, dass keine Worte es vermochten auszudrücken, wie es und ging und dennoch verstanden wir einander.
"Du musst nicht gehen. Das Team hat schon genug Verluste erlitten", durchbarch er als erster die Stille. Kurz dachte ich tatsächlich darüber nach, zu bleiben. "Steve..." "Okay, dann sag ich es anders: Ich habe schon zu viele Verluste erlitten. Ich verkrafte es nicht, dich auch noch zu verlieren!", unterbrach er mich hastig. Überrascht sah ich ihn an. Ich hatte immer angenommen, dass Natasha die einzige war, die mich mochte. Schließlich war sie meine einzige wirkliche Freundin gewesen, auch wenn sie für mich mehr war. Beim Gedanken an die vielen unausgesprochene Worte, drohten erneut weitere Tränen auszubrechen, doch ich schluckte sie hinunter. Es war schwer, doch schließlich schafften sie es an dem dicken Kloß in meinem Hals vorbei. Ich hoffte, sie blieben dort unten, denn die ganze Weinerei hatte mich mehr ausgelaugt, als ich zugeben wollte.
Stattdessen dachte ich an den Rest des Teams, mit dem ich mich zwar auch ganz gut verstand, aber sie waren für mich nur ein Team, keine Familie, wie Natasha.
Als ich nichts erwiederte, sondern einfach nur reglos dastand, unschlüssig, was ich tun sollte, ob ich wirklich gehen musste oder vielleicht doch bleiben konnte, kam Steve bedächtig auf mich zu und schloss mich vorsichtig in seine starken Arme. Es schien, als hätte er Angst, dass ich bei einer falschen Bewegung seinerseits abhauen würde, wie ein verschrecktes Reh und so weit und so schnell weglaufen würde, bis mich niemand mehr finden konnte und ich auch nie mehr zurückkehren würde.
Erst ließ ich die Berührung einfach so über mich ergehen, denn ich war nie ein Mensch gewesen, der andere einfach so umarmte, doch je mehr mich seine Wärme umhüllte, desto geborgener fühlte ich mich. Schließlich schlang ich meine Arme ebenfalls um ihn und drückte ihn so fest an mich, dass ich Angst hatte, ihm weh zu tun. Jedenfalls bis mir einfiel, dass er ein großer starker Mann und ich nur eine zierliche mittelgroße Frau war.
Ich hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte, doch je länger ich in seinen Armen lag, desto mehr klammerte ich mich an ihn. Ich fühlte mich wie eine Ertrinkende, deren letzte Hoffnung auf Überleben ein schwimmendes Treibholz war und in diesem Fall war mein Treibholz Steve, weshalb ich gar nicht erst daran dachte, ihn loszulassen, obwohl ich in jedem anderen Moment, alles und jeden von mir fortgestoßen hätte. Doch bei Steve war es anders. Ich fühlte mich sicher, als könnte mir nichts und niemand mehr etwas anhaben. Ich dachte darüber nach, wann ich mich zuletzt so gefühlt hatte, doch im selben Moment tauchte Natasha's Gesicht wieder vor meinem inneren Auge auf. Ihre grünen Augen blitzten mir freudig entgegen und ihre Roten Haare umrahmten ihr zierliches Gesicht wie Feuer. Die Haarsträhnen schienen wie Flammen zu tanzen und reflektierten die Sonne so leuchtend, dass sie selbst heller strahlte, als jeder Stern. Ich versuchte dieses Bild festzuhalten, doch je mehr ich es versuchte, desto mehr verschwand es, bis es mir schließlich gänzlich entglitt.
Langsam rannen mir wieder Tränen über mein Gesicht, bis sie in dicken Strömen nur so an mir herunterrannen. Verzweifelte Schluchzer bebten durch mich hindurch, als ich zum ersten Mal nach Natasha's Tod, meinen Gefühlen freien Lauf ließ.
Ich spürte, wie mir Steve beruhigend über den Rücken strich und war in diesem Moment mehr als dankbar für seine Führsorge. Auch als meine Tränen längst versiegt waren, ließ er mich nicht los, sondern hielt mich weiter fest und umhüllte mich mit seiner Wärme. Er gab mir das Gefühl, mich nie mehr alleine zu lassen und mich erst loszulassen, wenn er davon überzeugt war, dass es mir gut ging.
Gleichzeitig merkte ich, dass auch er jemanden brauchte, der ihm Halt und Kraft schenkte und ich beschloss dieser jemand für ihn zu sein, genauso, wie er es gerade für mich war.
Ich hörte einen dumpfen Laut und spürte, wie eine schwere Last von mir abfiel. Erst dachte ich, es wäre meine Einsamkeit, die dem Leben wieder Platz machte, doch als ich nach unten schielte, erkannte ich, dass es meine Reisetasche war, die ich bis eben festgehalten hatte und mir schließlich aus der Hand gelitten war, als ich sie nicht mehr fest an mich geklammert hatte. Der Gedanke an Flucht kam mir nun ziehmlich absurd vor. Ich hatte einen geliebten Menschen verloren, da konnte ich doch nicht alle anderen verlassen. Nein, ich würde bleiben und weiter die Erde verteidigen und notfalls würde ich auch für sie und all ihre Bewohner mein Leben geben, genauso, wie es Natasha getan hatte.
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