Wie so viele Familien auf der Welt, sind auch die Avengers zusammen eingepfercht in Quarantäne. Noch scheint alles ziemlich gut zu laufen: Tony und Bruce arbeiten ununterbrochen an einem Heilmittel, Steve findet endlich wieder Zeit zum Zeichnen, Natasha zum Tanzen, Bucky entdeckt die Musik für sich und selbst Sam hat sich ihm angeschlossen. Wanda übt an ihren Fähigkeiten, nur du hast irgendwie nichts zu tun. Stattdessen hast du dich dieses Jahr dem Frühjahresputz verschrieben, doch ein immerzu aufkommender Wirbelwind will es dir einfach nicht leicht machen. Doch auch trotz Pietros Hilfe hast du mittlerweile den gesamten Tower auf den Kopf gestellt, ihn ordentlich durchgeschüttelt und nun sauber wieder abgestellt.

Erschöpft lässt du dich mit einem Buch auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Pietro setzt sich dir gegenüber hin. Auch er scheint nichts zu tun zu haben, doch das soll dir nur recht sein, denn seine Nähe mag dich zwar ablenken, ist dir jedoch alles andere als unangenehm. Vermutlich ist sie sogar das einzige, was dich davon abhält durchzudrehen, wo er es doch eigentlich sonst ist, der dich durcheinanderbringt.

"Macht Mal Platz, ihr Faulenzer!", grinst Nat und stellt sich breitbeinig vor euch hin. Mit den Händen in die Hüften gestemmt verkündet sie euch, dass ihr nun helfen werdet, alle Avengers im Wohnzimmer zu sammeln. "Wir treffen uns in zehn Minuten wieder hier! Ich übernehme die beiden verrückten Wissenschaftler und ihr den Rest!", verteilt sie die Aufgaben. Während sie schon auf dem Weg nach unten ist, wechseln Pietro und du noch erstaunte Blicke. Dann beginnt er zu grinsen und du weißt ganz genau, was er vorhat.

"Oh, vergiss es!", rufst du kampflustig, springst auf und sprintest die Treppe nach oben. "Du weißt, ich bin der schnellere!", hörst du sein selbstsicheres Lachen. Kurz darauf verlierst du den Boden unter den Füßen und stehst nur Sekunden später in der Etage, in die du wolltest. Verdutzt siehst du Pietro an, als er dich wieder absetzt. Manchmal verfluchst du seine Schnelligkeit. "Aber ich spiele fair!", zwinkert er, ehe er bereits im ersten Zimmer verschwindet. Nur Bruchteile von Sekunden später flitzt er zusammen mit seiner Schwester im Arm an dir vorbei. Du verdrehst die Augen und beginnst damit zu gewinnen.

Im ersten Zimmer, in das du hineinplatzt, sitzt Steve vor einer Leinwand. "Hey, Steve! Ich hab eine geniale Idee! Wie wäre es, wenn du statt...", du wirfst einen Blick auf sein Bild, "Statt dieser wirklich faszinierend schönen Obstschale, etwas Lebendigeres zeichnen würdest?" Verständnislos sieht er dich an. "Wie Bucky zum Beispiel?", fügst du hinzu. Sofort leuchten seine Augen auf. "Ich hab ihn im Wohnzimmer gesehen, aber er wollte gerade gehen. Wenn du dich beeilst, erwischt du ihn bestimmt noch rechtzeitig!" Sofort kommt Leben ihn den Supersoldaten und er läuft los. Zufrieden grinst du. Das war einfach zu leicht!

Im nächsten Zimmer sitzt Thor. Auch ihn kannst du leicht überreden. Er müsste eigentlich nicht hier sein, da ihm das Virus nichts anhaben kann, doch aus Solidarität bleibt er hier bei euch und unterstützt euch in dieser Krisenzeit! Sein Teamgeist und seine Langeweile überzeugen ihn schon selbstständig, als du von einer Versammlung im Wohnzimmer berichtest. Bevor er jedoch runterstürmt, um sich dem Fest hinzugeben, schickst du ihn zu seinem Bruder Loki. Du weißt, dass nichts und niemand den Gott zu etwas bewegen kann, auf das er keine Lust hat, aber Thor ist stark genug, um ihn einfach zu packen und runterzutragen.

Als du auf den Flur hinaus trittst, der die meisten eurer Zimmer verbindet, huscht gerade Pietro vorbei, doch für dich bleibt er stehen. Was du nicht weißt ist, dass er dich beobachtete hat. Schließlich bleibt ihm noch genügend Zeit, um mehr Teammitglieder zu versammeln.

"Na, wie läuft's?", erkundigst du dich mit einem siegessicheren Lächeln. "Schneller als bei dir!", entgegnet er breit grinsend und setzt sich wieder in Bewegung. Lächelnd schüttelst du den Kopf, bevor auch du wieder mit der Arbeit beginnst.

"Na, wie viele hast du geschafft?", erkundigt sich Pietro, als ihr beide oben auf der Treppe steht und hinab ins Wohnzimmer seht. Ihr vergleicht eure Ergebnisse und kommt enttäuscht zu dem Schluss, dass ihr genau gleich viele Avengers geschafft habt. "Genau genommen fehlen wir beide noch, aber da jeder von uns für das jeweils andere Team zählt..." Nachdenklich seht ihr hinab, doch dieses Unentschieden muss wohl beim nächsten Wettkampf korrigiert werden.

"Nach dir!" Höflich verbeugst du dich vor Pietro und weißt die Stufen hinab. "Oh nein, so nicht!", lacht er. "Ich habe dich ganz genau durchschaut!", behauptet er und sieht dir dabei fest in die Augen. Du erwiderst den Blick standhaft und ziehst deine Rechte Augenbraue hoch. "So, hast du das, ja?" Pietro nickt. "Wenn du mich hinunterbittest, dann zähle ich als Punkt für dich. Aber diesen Trick werde ich nicht auf mir sitzen lassen!" Mit diesen Worten schnappt er dich und trägt dich ganz gemütlich die Treppe runter. Er weiß, du würdest ihm nie weglaufen. Stattdessen kostet er lieber seinen Sieg und dein ungläubiges Gesicht, was für ihn eine bessere Belohnung ist, als jeder Goldpokal der Welt, in vollen Zügen aus.

Nun sitzen alle Avengers im Wohnzimmer - mit Ausnahme von Nat, Tony und Bruce. Pietro und du wechselt einen Blick. Ihr wisst, warum Nat nur die beiden auf ihrer Liste stehen hatte, während ihr euch einen Wettkampf liefern konntet. Denn zwei Wissenschaftler aus ihrem Labor zu ziehen, ist wahrlich eine würdige Aufgabe für die Agentin mit den feuerroten Haaren.

Doch nach insgesamt nur neun Minuten kommen sie tatsächlich aus ihrem Loch gekrochen. Tony und Bruce halten je eine Kaffeetasse in der Hand, die Nat ihnen wohl gebracht haben musste. Die drei gesellen sich zu euch. Alle Augen liegen auf Natasha, denn keiner von euch weiß, warum genau ihr eigentlich hier seid. Pietro und du habt eure Tricks bereits verraten, wie zum Beispiel, dass es dir gar nicht um eine neue Vorlage für Steves Kunstprojekt ging, sondern nur um Amerikas Hintern auf dem Sofa. In den letzten zwei Minuten habt ihr nicht nur den Plan enthüllt, sondern auch gleichzeitig jedem als Entschädigung einen Drink gemixt, den jeder der Helden natürlich gerne entgegengenommen hatte. Pietro ist noch einmal an die Bar geflitzt, um dir, Nat und sich selber etwas zu trinken zu holen. Dankbar nimmst du und gleich nach dir Nat den Alkohol entgegen.

"Der Grund, warum ich euch alle hier versammelt habe, ist", die Agentin macht eine Kunstpause. Gespannt haltet ihr den Atem an, denn bei Nat muss es einfach wichtig sein. "Mir ist ganz einfach langweilig!", offenbart sie das Geheimnis und lächelt triumphierend in die Runde, als sie einige die Augen verdrehen oder lachen sieht. Ersteren schenkte sie natürlich einen halbherzigen Todesblick.

"Aber auch, weil mir aufgefallen ist, wie wenig Zeit wir eigentlich miteinander verbringen. Wir riskieren tagtäglich unser Leben, wissen, dass nicht jeder aus dieser Familie zurückkehren wird und doch schätzen wir solche Augenblicke, in denen wir einfach nur beisammen sitzen können, zu wenig. Deswegen werden wir jetzt einige Dinge tun, die wir schon lange oder gar noch nie getan haben. Und ja, die Pizzen sind bereits bestellt!"

Euch ist es gar nicht so sehr aufgefallen, aber ihr könnt euch genauso wenig daran erinnern, wann ihr das letzte Mal zusammengesessen habt, wie Natasha. Einige verweisen auf den Abend, an dem Ultron geboren wurde, doch wieder andere sind damals nicht einmal dabei gewesen. Im Laufe der nächsten Stunden lacht ihr sehr viel. Natürlich wird auch wieder getestet, wer Mjölnir hochheben kann und wieder vermag keiner würdig genug zu sein. Ihr esst viel Pizza und natürlich fließt auch eine Menge Alkohol.

Als es schon so spät, oder bereits schon wieder so früh, ist, dass ihr nicht einmal mehr die Ziffernblätter der Uhr erkennen könnt, beginnt ihr mit einer etwas abgeänderten Form von Wahl, Wahrheit oder Pflicht. Es mag ein Spiel für Teenager sein, doch auch bei den Avengers führt es zu einigen überraschenden Wendungen und peinlichen Situationen.

Insgeheim ist genau das Natashas Plan gewesen. Sie spürt die geheimen Spannungen und das anzügliche Knistern zwischen ihren Freunden, aber vor allem weiß sie von deiner verzweifelten Sehnsucht nach einem ganz besonderen Avenger. Als sie schließlich wieder an er Reihe ist, nutzt sie ihre Chance und fragt dich ganz direkt: "Warum genau bist du eigentlich noch immer Single? Ich meine, du bist einfach so wunderschön und intelligent, die mutigste Frau die ich kenne und die charmanteste noch dazu. Die Männer müssten bei dir doch schon längt blutig im Ring stehen!" Sie lacht über diesem Vergleich, doch sieht dir unverwandt in die Augen. Sie möchte dir zu verstehen geben, dass das jetzt deine Chance ist. Die meisten können sich morgen ohnehin nicht mehr an diese Nacht erinnern.

Doch du bist so überrumpelt von dieser Frage, dass du sie nur wie ein verschrecktes Reh anstarrst. Gerade eben war alles noch so fröhlich, doch nun ist die unbeschwerte Stimmung für dich vorbei. Unsicher siehst du zu Boden. Innerlich tragen Herz und Kopf einen verbitterten Kampf aus.

"Weil ich mich noch nicht getraut habe, sie nach einem Date zu fragen", ertönt plötzlich eine dir wohlbekannte Stimme mit russischem Akzent und rettet dich aus diesem inneren Krieg. Überrascht siehst du auf und blickst geradezu in das lächelnde Gesicht Pietros. Er steht auf und kniet sich vor dich, da auch du auf dem Boden hockst. "Ich weiß, das ist vielleicht nicht die günstigste Gelegenheit, aber du kannst dich morgen vielleicht nicht einmal mehr daran erinnern. Ich werde es dich auch nie wieder fragen, aber ich muss einfach Gewissheit haben. Also sag es jetzt bitte kurz und schmerzlos: Irre ich mich, oder ist da etwas zwischen uns, das wir beide nicht erklären können?" Sprachlos siehst du ihn an, bevor du langsam zu nicken beginnst. Ein zufriedenes Lächeln setzt sich auf die Lippen des Sokovian fest. "Möchtest du uns beiden dann eine Chance geben? Möchtest du mit mir zusammen sein?" Kurz hältst du inne. Kannst du deinen Sinnen trauen, oder hat der Alkohol dich mittlerweile übernommen und spielt dir jetzt falsche Szenarien vor? Doch tief in dir dein spürst du, dass dies keine Illusion ist. Langsam beginnst du immer wilder zu nicken. "Ja! Ja, natürlich!", rufst du überglücklich.

Und natürlich kannst du dich am nächsten Tag daran erinnern. Wäre sonst auch etwas peinlich, in Pietros Armen aufzuwachen. Er hat deinen betrunkenen Zustand selbstverständlich nicht ausgenutzt, aber ihr beide wolltet keine Sekunde mehr alleine sein. Und das werdet ihr auch nie, denn seit diesem einen Abend begegnet man euch nur noch im Doppelpack. Ihr seid wie zwei unzertrennliche Seelenteile, die endlich zu einander gefunden haben, nachdem sie eine viel zu lange Zeit getrennt waren.

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