4.
,,Aish!", zische ich genervt auf und versuche diesen zwickenden Schmerz auf meiner Wange auszublenden. Wir sitzen im Wohnzimmer auf dem Sofa, San verarztet gerade meine Wunde. Das gelbe Licht der Stehlampe welche neben der Couch steht erhellt den Raum in einem warmen Licht. Die Stimmung ist angespannt, ich würde am liebsten aufspringen und aus dem Haus rennen. Ganz weit weg...
,,Entschuldige", murmelt San ruhig und tupft weiterhin vorsichtig das getrocknete Blut von meinem Gesicht. Darauf erwidere ich nichts.
,,Fertig", seufzt er nach einiger Zeit und legt die blutigen Taschentücher auf den Tisch. ,,Ich gehe etwas kochen", nuschelt er dann und will aufstehen. ,,Nein, bleib sitzen!", fordere ich ein wenig lauter als gedacht und ziehe ihn zurück auf die Couch. Ein leises Quietschen verlässt seine Lippen als er plötzlich wieder auf den Sitz federt. ,,A-aniyo.. Du hast sicher Hunger", versucht sich San überfordert aus der etwas unangenehmen Situation zu befreien, doch ich lasse nicht zu, dass er mit sich mit seinen Verletzungen noch irgendwie anstrengt.
Schon gar nicht für ich, immerhin ist das Ganze wegen mir passiert.
Einen weiteren Versuch startet er aufzustehen. ,,Yah! Hier geblieben", rufe ich streng, ziehe ihn zurück und setze mich auf seinen Schoß. Sein erschrockener Blick entgeht mir bei meiner Aktion auch nicht. ,,Wenn du nicht von allein sitzen bleibst, dann halt so", murmele ich entnervt und muss mir ein selbstgefälliges Grinsen unterdrücken.
Mein Blick gleitet über sein sonst so makelloses Gesicht, welches nun von einigen Schrammen geziert ist. Doch trotz dessen sieht er verboten gut aus.
Seine verwundeten Lippen sind ein wenig angeschwollen und es hat sich eine blutige Kruste auf ihnen gebildet. Sein linkes Augen ist von einem blaugrünen Farbverlauf umrandet und seine eigentlich perfekte Nase ist lila und ebenfalls von getrocknetem Blut bedeckt.
Sein wunder Anblick hinterlässt einen stechenden Schmerz in meinem Herzen. ,,Wieso bloß..?", frage ich leise eher zu mir selbst.
,,Was meinst du?", entgegnet San, scheint mein Flüstern gehört zu haben. Ich überlege kurz, ich weiß nicht was genau ich antworten soll- seufzend greife ich zum Desinfektionsmittel und zu einigen Wattebäuschen um seine Wunden zu behandeln. ,,Woo?", fragt er vorsichtig nach, er scheint wirklich eine Antwort zu wollen.
Ich atme ergeben auf. ,,Ich verstehe nicht was da passiert ist. Ich verstehe nicht wieso das passiert ist.. und wegen mir wurdest du verletzt..", erkläre ich bedrückt und reinige vorsichtig sein Gesicht. Ein leises Zischen entkommt seinen Lippen und ich ziehe erschrocken meine Hand zurück. ,,Schon gut", sagt er leise und holt tief Luft. ,,Diese Arschlöcher sind einfach betrunken gewesen und du bist eben sehr.. attraktiv", gibt er mit einem wütendem Unterton von sich.
Wartet mal, er findet mich attraktiv?
,,D-du findest mich attraktiv..?", nuschele ich kleinlaut und tupfe das Blut von seinen Lippen. San scheint ein wenig überrumpelt. ,,J-ja klar.. du bist wirklich sehr attraktiv", erwidert er peinlich berührt. Seine hellen Wangen nehmen einen rötlichen Ton an und beschämt starrt er auf irgendeinen Punkt im Wohnzimmer. ,,Oh", hauche ich. ,,Danke..", hänge ich noch hinterher.
Eine peinliche Stille entsteht..
,,Dass du mich angerufen hast", beginnt er leise, ,,war auf keinen Fall falsch, okay?", vorsichtig nicke ich. ,,Woo, ich bin immer für dich da! Du sollst mich immer anrufen wenn was ist. Solche Verletzungen nehme ich für dich in Kauf", wispert er und nimmt mein Handgelenk. ,,Hast du mich verstanden?", fragt er mit einem eindringlichem Blick. Seine warme Hand umschließt mein dünnes Gelenk und hält dieses sanft fest. ,,Ja Sannie", hauche ich leise und will meine Hand seiner entziehen, doch gleichzeitig will ich diese wohlige Wärme beibehalten.
Was soll dieses schöne Gefühl? Wir sind nur Freunde!
Wie als hätte mein bester Freund meine Gedankengänge gehört, lässt er wieder meine Hand los. Doch stattdessen legt er seine Hand auf meinem Oberschenkel ab.
Diese Berührung macht mich nervös, doch davon lasse ich mir nichts anmerken und mache unbeirrt sein Gesicht sauber.
Schließlich vollende ich meine Handlung und betrachte seine angeschlagene Haut. Trotz dieser furchtbaren Verletzungen, sieht San wie eine gebrechliche Puppe aus. Seine weiße Haut ist so rein und glatt wie Porzellan. Ohne darüber nachzudenken was ich da tue, streiche ich mit meinen Fingerspitzen über seine zarte Haut. Es ist als wäre ich in Trance, gefangen in meiner Begeisterung für ihn, bemerke ich nicht wie sich seine Augen langsam öffnen und mich ruhig mustern.
Neugierig fahre ich die Konturen seiner Nase nach. Meine Augen huschen auf seine vollen pinken Lippen. Seine Unterlippe ist von einer großen Wunde geschmückt, doch diese lässt sein atemberaubendes Erscheinungsbild nicht schwinden. Ganz im Gegenteil, er sieht gefährlich aus.
Es ist als wäre ich die einzige Person auf Erden, die seinen wahren Kern kennt. Doch ich schätze dies ist bloß Wunschdenken.
,,Wooyoung".
Ich halte in meiner Bewegung inne. Sans Stimme klingt auf einmal so rau und tief. Es bereitet mir eine erschreckende Gänsehaut. Ich merke wie sich langsam Hitze in meinem Gesicht sammelt und meine Augen nun wahrscheinlich so groß wie Billardkugeln sind.
Entgeistert ziehe ich meine Hand zurück und starre San für einen Moment fassungslos an.
Was habe ich bloß getan?
,,I-ich gehe kochen", brabbele ich kleinlaut und springe von seinem Schoß auf und schnell in der Küche zu verschwinden.
Ein stechender Schmerz durchzieht meinen ganzen Körper.
,,Aish", zische ich leise und flitze in die Küche. Dort angekommen reiße ich unüberlegt den Kühlschrank auf und betrachte aufgelöst die ganzen Produkte darin.
Doch statt tatsächlich zu grübeln was ich zu Essen bereiten könnte, ziehe ich vorsichtig mein Oberteil hoch um meinen Bauch zu mustern. So wie ich es mir bereits dachte, ist meine Haut von dunklen Malen übersäht.
,,Woo? Alles in Ordnung?", ertönt plötzlich wieder die Stimme meines Mitbewohners. Erschrocken fahre ich herum und sehe besorgt in seine Augen.
Soll ich es ihm sagen?
,,J-ja", stottere ich überfordert. Meine Antwort klingt eher nach einer Frage, weswegen ich befürchte, dass auch San meine Unsicherheit bemerkt.
,,Wirklich?", hakt er nach und kommt mir näher. Ich bleibe angewurzelt stehen und rühre mich nicht vom Fleck, wieso auch? Mir gefällt seine Nähe.
,,Youngie.. Du kannst mit mir reden", haucht er als er direkt vor mir steht. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie seine Hand zu meiner Taille wandert und diese sanft umschließt.
Doch dies ist keine gute Idee. Laut zische ich auf und aufgrund des plötzlichen Schmerzes schießen mir Tränen in meine Augen.
Bevor ich irgendwie reagieren kann, zieht San meinen Hoodie hoch und zieht scharf die Luft ein. Ich riskiere einen Blick in seine Augen und erkenne puren Horror.
,,Los wir fahren jetzt sofort ins Krankenhaus", knurrt er wütend und blickt mir eindringlich in meine glasigen Augen.
Ich habe Angst..
Omg finally!! I hope you like it <3
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