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Flucht

Bors hatte eine unruhige Nacht verbracht. Schon am gestrigen Abend hatte er schlecht geruht. Alptraumhafte Erscheinungen hatten sich seines Geistes bemächtigt. Aus diesem unruhigen Schlaf war er mitten in der Nacht aufgeschreckt. Verschwitzt fühlte sich sein Körper an, wie nach einem Fieberschub- und dies, ohne sich krank oder fiebrig zu fühlen. Auch spürte er Kraftlosigkeit im ganzen Körper- ohne Anstrengungen oder körperlichen Einsatz gezeigt zu haben. Sein Geist schien so, als habe er alle Ängste der Welt in sich vereinigt.

Bors verwirrte der Zustand seines Körpers und auch diese Lebendigkeit an im Schlaf erlebten Emotionen.

Während sich eine selbstgebastelte Fackel am Feuer entzündete, warf er sich seine dicke Winterjacke über und wappnete sich, einen kurzen Blick in die Nacht zu riskieren. Ablenken wollte er sich damit von den Alpdrücken und diesen Gefühlen.

So trat er hinaus in die Nacht. Die kalte klare Luft forderte ihn geradezu auf, mehrmals lang und tief durchzuatmen. Im Schein der Fackel und der von ihrem Licht geworfenen Schattenbildern ging er vom Tempel durch den inneren Kreis der Baumhecken bis vor zum Eingang des kreisrunden Heiligtums.

Unruhig wirkten die Berge des Ural in dieser Nacht. Während hier im geschützten Tal um das Tschum- Heiligtum das Wetter bis auf einige leichte Winde ruhig war, so schien oben auf dem Bergkämmen ein Schneesturm zu toben. Man konnte weder die Gipfel sehen, noch einen Himmel. Von dahin treibenden Wolken verhangen war alles, oberhalb der Baumgrenze.

Auch hatte Bors den Eindruck, dass dort ein Wetterleuchten oder zufälliges Blitzen, ähnlich einem Wintergewitter, zu sehen war. Eine Täuschung? Das leichte Blitzen war optisch weit entfernt. Doch bei jedem noch so feinen aufleuchten erschien es ihm, als würden sich kleine Nadelstiche in seine Haut einbohren.

Hatte seine Unruhe und diese stetigen Bedenken etwas mit der Herrin Marica zu tun?

Inständig hoffte Bors, dass dies nicht der Fall sein möge.

Das Band der Seelen, wie es Lonok, der mit sechzig Jahren Älteste der Erwählten, einmal geschildert und beschrieben hatte, bestand auch in Bors Vorstellung zwischen der Göttin und ihm seit der Zeremonie der Segnung. Dieses Band konnte Bors nicht beschreiben- es war in einer Wesensform vorhanden. Und nur wegen eines 'gefühlten' Hilferufes war er hierher geeilt. Also muss es vorhanden sein, auch wenn man es nicht in einer klassischen Art und Weise erklären oder belegen kann.

Unruhig ging er zurück in den Tempelraum. Bors hing seinen Gedanken nach. Doch wollte er versuchen, zur Ruhe zu finden.

Dies gelang ihm jedoch erst weit nach der Mitternachtsstunde.

Am Morgen ging er wieder rastlos zu verschiedenen Zeiten vor das Heiligtum. Er drehte- getrieben von innerer Sorge und Unruhe mehrere Runden um den Tempelkomplex. Mal entlang der Baumhecken- mal zum Heckengeflecht, in dessen Inneren die Kaltesh- Gesänge durch die Göttin vorzogen wurden.

Das mansische Heiligtum des Tschum- so wie der Erwählte es bislang wahrgenommen hatte- schien bei Tagesanbruch allerdings verändert. Es schien an seiner farbigen Sattheit verloren zu haben.

Es muss gegen die Mittagsstunde gewesen sein. Bors hatte sich bereits mit Trockenfleisch gestärkt und sich an der kleinen Feuerstelle in seinem Blechnapf etwas Getreidebrei erwärmt.

Er saß am Feuer, als für ihn unerwartet die Herrin in den Tempel eintrat.

Doch die Freude darüber, die Herrin Marica zu sehen, verflog sehr schnell.

Marica schien nur ein Schatten ihrer selbst zu sein. Sie wirkte gehetzt, geschunden- ja fast ein wenig verwirrt.

"Herrin! Was ist mit Euch? Geht es Euch nicht gut? Was habt ihr?"

Marica sah sich in der kleinen Tempelhalle um, als suche sie etwas oder jemanden.

Bors versuchte ihre Blicke zu deuten, suchte dort, wo die Herrin hinblickte mit seinen Augen ebenfalls. Er war einem Kavalier gleich aufgesprungen und hüllte die Herrin Marica in eine Decke ein.

Hierbei erst bemerkte Bors die Wunden, welche Marica auf dem Rücken trug. Ihre Bekleidung war am Rücken mehrfach aufgerissen- wie zerrupft oder zerkratzt sah die Jacke aus. Auch am rechten Arm trug Marica Wundmale. Dies waren wie Druckstellen grober Gewalteinwirkung, während sich die Stellen auf dem Rücken wie Wundmale von Kratzspuren eines wilden Tieres aufzeigten. Doch wenn dies ein Tier war, so muss dies ein großes Tier- vielleicht einem Bären gleich- gewesen sein. Ein Wunder, dass Marica eine solche Attacke überlebt hat.

Hatte er sich hierüber schon besorgt gezeigt, so bemerkte Bors auch, dass Marica- in einer wohl Göttern eigenen Form- blutete. Doch dieses Blut hatte nicht die Rotfärbung des menschlichen Blutes. Diese Blut-ähnliche Flüssigkeit schimmerte in einer hellblauen Farbe und wies einen besonderen Glanz auf.

Was dies das Blut der Götter?

War Marica schwerer verwundet, als sie es selbst realisierte?

Wie sollte man solche Wunden verarzten oder wieder heilen?

Bors verspürte Ratlosigkeit. Diese Ratlosigkeit ging schnell in Hilflosigkeit über.

Doch Marica war es, die den erwählten durch ruhig gesprochene Worte zur Besinnung brachte. Sie hatte gemerkt, das Bors helfen wollte- jedoch Entsetzen über die Wunden ihm jedes aktive Helfen versagte.

"Bors! Es ist alles gut mit mir. Mach Dir bitte keine Sorgen um mein Wohlergehen!"

"Aber Herrin? Die Wunden...", sprach Bors voller Entsetzen.

Marica vollendete den Satz. Sie fiel Bors ins Wort. "Die Wunden, sie werden heilen. Sie heilen immer."

Sollten Bors diese eindringlichen und beruhigenden, sanften Worte nicht überzeugt genug haben- so war es Marica's Blick. Er strahlte nun wieder tiefe Ruhe aus- nicht mehr diese besorgte Gehetztheit, welche Bors bei der Herrin eben noch wahrgenommen hatte.

"Herrin. Bitte setzt Euch. Findet Ruhe!", bat Bors- dennoch besorgt.

"Nein, junger Erwählter. Diese Zeit darf ich mir nicht nehmen. Und Du darfst mir diese Zeit ebenso wenig geben. Noch nicht."

"Warum?"

"Wir müssen aufbrechen. Weg von diesem Ort hier. Vorerst- oder vielleicht sogar für immer."

"Fort von hier?"

"Ja. Ich werde mich umkleiden. Dich bitte ich, diese Schatulle dort für mich einzupacken, die kleinen Relikte dort im Regal an der Wand und alles, was Dir wichtig erscheint. Ich helfe Dir sogleich. Ich erkläre Dir alles später- wenn wir uns auf dem Marsch befinden. Du musst mich aus diesem Tal heraus bringen zu Deinesgleichen, zu Menschen, denen Du vertraust. Hier ist es nicht sicher für mich. Ich muss von hier fliehen. Sofort!"

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