🌊 Kapitel 6 🌊
Ben legte das Buch in die Mitte und breitete die ausgeklappte Sternenkarte auf dem Boden aus. Er zeigte auf das erste Sternbild. „Seht ihr das?“, fragte er total aufgeregt. Doch die anderen blickten ihn nur irritiert an. „Guckt mal, wie die Sterne gemalt sind.“ Er klappte die Seiten vorsichtig um, weil er die Sternenkarte nicht beschädigen wollte. Schließlich tippte er auf das Sternbild vorne im Buch. „Hier, dieses Sternbild sieht genauso aus wie das von der Sternenkarte.”
Josh runzelte die Stirn. „Moment, ich glaub, ich hab was dazu gesehen.“ Er blätterte durch das Buch von Mikes Großvater bis zu einer bestimmten Seite und legte es dann auf den Boden neben die Sternenkarte.
Alle vier beugten die Köpfe darüber.
„Ich glaub’s nicht!“, rief Mike. „Bei allen sieht das gleich aus. Aber ich kenne es nicht. Erinnert sich einer von euch daran?“
Jeder der Jungs schüttelte den Kopf. Dennis drehte das Buch zu sich rüber und murmelte: „Das kommt mir bekannt vor. Ich glaube, das hab ich schon mal wo gesehen.”
Er stützte seinen Kopf auf die Hand und strich sich übers Kinn. Dabei gab er ein leises Brummen von sich. Mike fing an zu lachen, da Dennis das immer machte, wenn er nachdachte. Er nannte das seine Denkerpose.
„Also wirklich, dieses Kinnstreicheln bringt nichts, das sieht nur seltsam aus, Dennis.”
Dennis schaute finster zu Mike rüber und knurrte: „Das sieht gar nicht seltsam aus. Beweis es. Mir auf jeden Fall hilft es beim Denken. Und im Gegensatz zu dir mache ich was und lache nicht nur rum.”
Nun sah Mike ebenfalls finster aus. „Ich lache gar nicht nur! Immerhin hab ich das Buch im Schiff gefunden!“ Er straffte die Schultern und funkelte seinen Freund zornig an. Josh unterbrach das wütende Wettstarren der beiden, indem er das Buch von Mikes Großvater zwischen sie hielt. Jetzt wurde er von gleich zwei Paar Augen böse angeblickt.
Josh hob eine Hand abwehrend hoch. „Hey, jetzt schaut mich nicht so an. Ich hab in dem Buch von Mikes Opa immerhin das Sternbild gefunden.” Er blätterte ein paar Seiten weiter und zeigte auf einen Text. „Und hier stehen Namen für die Sternbilder.“
„Aquila, Delphinus, Equus, Sagitta“, las Ben langsam vor.
„Moment, wie war der zweite Name?“, fragte Dennis aufgeregt nach und vergaß sofort, dass er eben noch auf Mike sauer war.
„Delphinus“, las dieses Mal Josh vor. „Wieso?“
Dennis schlug seine Hand gegen den Kopf. „Oh, deswegen kam mir das Sternbild so bekannt vor. Meine Mutter hat es mir mal gezeigt, da es von der ganzen Welt aus gesehen werden kann. Ganz egal, wo man ist.“
Die Jungs sahen ihn verblüfft an.
„Ich meine“, fügte Dennis rasch hinzu, „nicht zur gleichen Zeit natürlich. Aber eben überall. Manche Sternbilder kann man wohl nur hier bei uns sehen, andere nur auf der anderen Seite der Erde. Aber Delphinus sieht man wirklich überall.“
„Hey, vielleicht hat der Name eine Bedeutung“, meinte Mike. „Ich habe auf dem Schiff eine Delfinfigur angefasst und damit das Fach geöffnet.“ Er griff zu dem geheimnisvollen Buch. „Da es darin war, muss das was zu bedeuten haben.“ Er runzelte die Stirn. „Aber was steht in dem Text? Das ist bloß irgendeine Aneinanderreihung von Buchstaben.“
Josh schaute sich aufmerksam ein paar Seiten an. „Ja, echt, das macht gar keinen Sinn. Es sieht auch nicht wie eine normale Sprache aus. Vielleicht haben die Leute, die das Buch geschrieben haben, sich ganz bewusst eine neue Schrift ausgedacht, weil sie etwas Geheimes verstecken wollten.“
„Da hätte es doch gereicht, wenn sie rückwärts geschrieben hätten“, meinte Dennis.
„Es wäre keine Geheimschrift, wenn es jeder schon beim ersten Mal lesen lösen könnte. Einfach nur rückwärts schreiben, kann doch sogar schon ein Baby herausfinden.“
„Das würde es aber viel einfacher machen“, murrte Dennis.
„Ich schlage vor“, sagte Ben, „dass wir das Buch vom Schiff mit dem Buch von deinem Opa und unseren Schulkarten vergleichen. Vielleicht finden wir noch mehr Sternenkarten, die gleich sind.“
„Gute Idee, es könnte sein, dass die Namen aller Sterne, die gleich sind, eine Art Übersetzungsschlüssel sind“, überlegte Josh laut.
„Hey, das klingt echt gut“, stimmte Mike zu. „Wie machen wir das? Es sind zwei Bücher, und wir sind vier.“
Die Jungs sahen einander unschlüssig an. Josh hielt schon die Hand nach dem geheimnisvollen Buch ausgestreckt. Doch auch die anderen drei sahen so aus, als ob sie gern in dem neuen, unbekannten Buch blättern würden. Die Schulkarten kannten sie schon, und das Buch von Mikes Großvater durfte auf keinen Fall kaputtgehen. Das wollte wirklich keiner haben.
Sie starrten einander an, bis Mike schließlich seufzte. „Na gut, ich nehme Opas Buch. Da Josh unser Geheimschriftenspezialist ist, nimmt er das Buch vom Schiff. Dennis und Ben, ihr nehmt unsere Schulkarten.“
„Und wie wollen wir wissen, welche Sternkarten gleich sind?“, fragte Dennis. „Ich weiß doch nicht, was ihr, Josh und Mike, in euren Büchern habt.“
Daran hatte Mike gar nicht gedacht. Aber zum Glück fiel Josh dazu etwas ein. „Ich schlage eine Karte auf und ihr sucht, ob ihr sie findet. Danach vergleichen wir den Namen. Dann nehmen wir die nächste Sternenkarte.“
Die Idee fanden alle gut, und so machten sie sich an die Arbeit. Sie hatten das geheimnisvolle Buch fast komplett durchgearbeitet, als es leise an der Tür klopfte. Erschrocken blickten sie hoch. Josh versteckte hastig das Buch vom Schiff, und alle blickten so unschuldig wie möglich zur Tür, ehe Mike „Herein“ rief.
Mikes Mutter steckte den Kopf rein. „Na, Jungs, lernt ihr fleißig? Ihr seid schon eine Weile beschäftigt. Wollt ihr für heute nicht Schluss machen und etwas trinken?“
„Ja, Mama, gern. Wir kommen gleich.“
Seine Mutter schloss daraufhin wieder die Tür. Erleichtert blickten sie einander an, dann lachten sie los.
„Glück gehabt.“ Ben grinste. „Und echt gutes Timing.“
„Ja, wie viele Sternbilder sind noch in dem Buch?“ Mike blickte Josh fragend an. Der blätterte kurz und hielt eine Hand hoch mit drei Fingern. „Na, das schaffen wir noch.“
Jetzt beeilten sie sich etwas mehr, damit sie nicht noch einmal gerufen wurden. Nachher glaubten Mikes Eltern nicht, dass sie für die Schule lernten. So fleißig war Mike nämlich normalerweise nicht.
Als sie alle Sternbilder überprüft hatten, fiel ihnen auf, dass nur das Sternbild mit dem Delfin überall dabei war. Ansonsten gab es Sternbilder im Buch des Großvaters, die nicht bei den Schulunterlagen waren. Und Sternbilder in den Sternenkarten der Schule fanden sie nicht im Buch des Großvaters.
„Es muss irgendwas mit diesem Delphinus zu tun haben“, sagte Josh, kam aber nicht drauf, was es sein könnte.
Mike riss schnell drei Zettel aus seinem Block und schrieb den Text von der Seite des Delphinus auf jeden von ihnen. Anschließend reichte er seinen Freunden die Blätter, die jeder noch einmal prüften, ob er sich nicht verschrieben hatte. Bei dem Buchstabenwirrwarr wäre das kein Wunder gewesen. Aber Mike hatte alles fehlerfrei übertragen.
Knsijy ijs Ijqumns nr Mnrrjq zsi ktqly nmr izwhm Bfxxjw. Itwy bt jw xjnsj Gfmsjs izwhm inj kzspjqijs Bjqqjs enjmy, bjwijy nmw ifx Ajwqtwjsj knsijs. Xhmfzy szw fzk ijs Ijqumns mnsfzk – itwy nxy ijw Xhmqüxxjq.
„So, nun könnt ihr später weiter rätseln. Vielleicht fällt euch zu Hause noch was ein.“
„Brauchst du denn kein Blatt?“, fragte Ben.
„Ich kann mir später eins nehmen, wenn ich wirklich eins brauche.“ Mike grinste. „Immerhin habe ich das Original.“ Er hob das Buch, grinste noch breiter und versteckte es wieder unter seinen Schulsachen auf dem Schreibtisch.
Die Jungs packten ihre Taschen und gemeinsam gingen sie rüber in die Küche. Mikes Mutter hatte ein paar Sandwiches gemacht und ihnen etwas zu trinken hingestellt. Dankbar nahmen sie das freundliche Angebot an. Nachdem sie so viel gerätselt und geredet hatten, waren sie ganz schön hungrig.
Den restlichen Nachmittag spielten sie draußen, und am Abend beschlossen sie, sich am nächsten Morgen bei Josh zu treffen. Schließlich war er Experte für Geheimschriften. Vielleicht hatten sie bis dahin etwas herausgefunden. Mike verabschiedete sich von seinen Freunden und lief schnell nach Hause. Er rannte in die Küche, da seine Eltern schon mit dem Abendessen auf ihn warteten.
„Mike, du bist spät dran. Hattest du viel Spaß draußen?“ Seine Mutter füllte die Teller auf, und Mike fing an zu erzählen, was sie draußen gespielt hatten. Er war froh, dass sein müdes Aussehen vom Vormittag vergessen war. Und er konnte es kaum abwarten, bis das Abendessen vorbei war. Immerhin wartete auf ihn ein geheimnisvolles Buch mit einer noch geheimnisvolleren Geheimschrift.
☆🌊☆🌊☆
🌊 Wörter 1.385
🌊 Wörter insgesamt 9.522/
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro