Kapitel 17
"Ich weiß nicht... ich, ich war so wütend... und dann kam da dieser stechende Schmerz", versuchte ich die Geschehnisse zu erklären, nachdem sich mein Tränenfluss verringert hatte.
"Aha, das ist seltsam, zeig mal her", murmelte Sonja und streckte ihre Hand zu mir.
"Beweg es bitte mal, aber vorsichtig", befahl sie mir und beobachtete mich genau. Langsam hob und senkte ich meine Hand und führte jede mögliche Bewegung durch, wobei ich fast jedes Mal sofort inne hielt und mein Gesicht schmerzhaft verzog, bis mir wieder die Tränen kamen.
"Aha, ich seh schon. Da war der Arzt mal wieder nicht gründlich genug!", sie schüttelte den Kopf. Dann kam sie zu mir und umarmte mich.
"Das wird schon wieder. Ich bring dir jetzt etwas gegen die Schmerzen und wenn du dich dann etwas beruhigt hast, würde ich mit dir gerne zum Röntgen gehen", sie hielt kurz inne und sah mich an.
"Soll ich Mira und die anderen wegschicken oder dürfen sie wieder kommen? Ich kann ihnen auch sagen sie sollen im Wartezimmer warten, wenn du das willst", fragte sie mich. Mir liefen immer noch Tränen über die Wangen, deshalb schüttelte ich meinen Kopf. Für heute hatte ich genug Besuch.
"Okay", sagte sie und wollte schon gehen, stoppte jedoch nochmal.
"Ach ja, wo ist eigentlich Lizzi? Ich hab sie vorhin gar nicht gesehen'', fragte sie noch.
"Sie hat einen Friseurtermin", antwortete ich leise.
"Was!? Das kenne ich gar nicht von ihr, seit wann lässt sie dich einfach so alleine? Oh nein warte, sie wollte zuerst nicht gehen, du hast sie dann aber überredet, da ja Mira bei dir war, stimmt's?", zwar war das nicht ganz korrekt, denn ich wusste ja noch nichts von Mira, dennoch nickte ich. Mittlerweile wunderte ich mich nicht mehr über die Schlussfolgerungen von Sonja. Irgendwann gewöhnt man sich daran.
"Gut, soll ich ihr dann Bescheid geben, dass sie gleich herkommen soll oder reicht es dir, wenn sie heute Abend wieder da ist. Beim Röntgen darf sie sowieso nicht dabei sein...", fragte sie mich. Ich beschloss meiner Mutter nichts zu sagen, so lange würde sie wohl auch nicht mehr weg sein. Außerdem war ich ja kein Baby mehr.
Sonja begleitete mich durch die breiten Gänge des Krankenhauses zu dem Röntgenzimmer. Sie gab mir eine Bleiweste und half mir, sie anzuziehen. Dann machten wir ein paar Bilder und kurze Zeit später lag ich auch schon wieder in meinem Krankenbett. Ich war keiner mir bekannten Person mehr begegnet.
"Ich bring dir dann gleich dein Abendessen", sagte die durchgehend lächelnde Krankenschwester.
Nachdem wir die Röntgenbilder gemacht hatten, war Sonja sofort verschwunden und die Krankenschwester von vorhin hat mich in mein Zimmer gebracht. Ich hatte gar nicht bemerkt wie spät es schon war und nickte der Krankenschwester freundlich zu. Da entdeckte ich einen Namensschild an ihrem weißen T-Shirt. Sie hieß Katja Enyo.
Keine fünf Minuten später, die ich mit meinem Handy verbracht hatte, kam Katja mit einem Tablet wieder in mein Zimmer. Sie stellte es auf mein Nachttischchen und wünscht mir einen guten Appetit.
"Frau Anjon kommt in der nächsten halben Stunde mit deinen Röntgen Ergebnissen. Heute ist alles etwas verschoben, da wir zwei spontane OPs hatten... aber was erzähle ich dir das, du musst dich jetzt ausruhen und essen. Also bis irgendwann, tschüss", sie hob die Hand zum Abschied und ließ mich mit meinem Essen allein.
Ich hatte nach diesem Ereignis keinen Hunger und schob das Tablett einfach beiseite. Lustlos wartete ich auf Frau Anjon, bzw Tante Sonja. Ich konnte noch nicht richtig glauben, dass ich mir vielleicht das Handgelenk gebrochen hatte. Und dieser Arzt, Sonja sagte er wäre eigentlich noch "Lehrling", hat es einfach nicht bemerkt!
13 Minuten später kam endlich Sonja in mein Zimmer.
"So hier bin ich wieder, leider", sie schenkte mir ein trauriges Lächeln. Sofort war meine Stimmung im Keller, da ich schon ahnte, was nun kommen würde.
"Dein Handgelenk ist leider gebrochen. Es gibt jedoch auch eine halbwegs gute Nachricht. Es muss nicht operiert werden, da die Knochen nicht verschoben wurden. Das heißt, es kann von alleine wieder zusammen wachsen. Du musst deinen Arm jedoch gut schonen. Er braucht viel Ruhe, sonst kann er nicht verheilen. Du bekommst zur Hilfe noch einen Gips, der schützt trotzdem nicht vor allem! Du musst also vorsichtig sein", erklärte sie mir und ich konnte kaum glauben was ich da hörte. Mein Handgelenk war tatsächlich gebrochen!? Ich brauchte einen Gips!? Und das alles nur weil ich ohnmächtig wurde? Okay, anscheinend waren es zwei harte Stürze, immerhin habe ich fast einen ganzen Tag geschlafen, aber trotzdem. Das war natürlich wieder nicht Pech genug, nein ich musste mir auch noch mein Handgelenk brechen! Wie sollte ich das nur meinen Eltern erklären, naja, falls mein Vater je einen Anruf annehmen würde!? Wie sollte ich mit einem gebrochenen Handgelenk meine Schulsachen erledigen? Und wie soll ich so meine Hasen versorgen?
"Also wenn etwas ist einfach auf diesen Knopf drücken, dann komme ich oder eine andere Krankenschwester, okay?", fragte mich Sonja, nachdem sie mir den Gips angebracht hatte. Ich nickte und sah dann betroffen auf meinen eingehüllten Arm.
"Ach, das wird schon wieder, keine Sorge! Du musst ihn einfach gut schonen, dann heilt es so schnell, dass du es gar nicht merkst!'', versuchte sie mich auf zu muntern. Sie klopfte mir auf die Schulter und schenkte mir ein Lächeln.
"Du schaffst das schon! Ich muss jetzt aber langsam weiter. Du kannst mich aber jederzeit rufen. Also... sei nicht traurig, die Sonne geht morgen wieder auf!", mit diesem Satz drehte sie sich um und verließ das Zimmer.
Nun war ich wieder alleine. Ich wollte mir gerade mein Handy schnappen, als die Tür wieder auf ging und meine Mutter herein stürmte.
"Oh Schatz, es tut mir so leid! Sonja hat mir schon alles erzählt. Wie ist denn das passiert? Tut es noch arg weh", sie durchbohrte mich regelrecht mit Fragen. Ich beantwortete alle nach der Reihe und kämpfte mit der Wut, als ich von der Ursache erzählte. Meine Mutter hörte mir aufmerksam zu und holte mir ganz schnell einen Muffin aus der Cafeteria, obwohl sie eigentlich schon geschlossen hätte. Ich liebte diese Muffins, das lag wohl daran, dass sie mit Nutella gefüllt waren. Jedenfalls ging es mir danach schon ein bisschen besser.
Als ich gerade meiner Mutter jede Einzelheiten erzählte, die sie beachten musste, wenn sie die Häschen versorgen würde, ging die Türe auf und eine Krankenschwester, ein Mädchen etwa in meinem Alter und eine überanstrent, aussehende Frau kamen herein.
"Hallo Frau Alley, das hier ist Frau Ettim, sie hat sich das Bein gebrochen und bleibt aus familiären Gründen noch ein paar Nächte im Krankenhaus. Wir würden sie gerne ihnen in einem Zimmer unterbringen. Wären sie damit einverstanden?", das Mädchen saß im Rollstuhl und sah ziemlich geschafft aus. Kurz sah ich zu meiner Mutter, die mich skeptisch ansah, doch ich hatte mich bereits entschieden. Also nickte ich.
"Natürlich habe ich nichts dagegen!", sagte ich freundlich und lächelte dem Mädchen zu. Ich erhielt ein müdes aber dankbares Lächeln zurück.
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