13
Mein Kopf dröhnte noch immer von der letzten Nacht, und als ich mich aufsetzte, fühlte ich mich, als hätte ich kaum geschlafen. Die Erinnerungen an Minhos Berührungen, seine Küsse, seine verdammte Dominanz lasteten schwer auf mir.
Ich hasste es. Ich hasste ihn. Und trotzdem … trotzdem hatte ich es zugelassen.
Ein dumpfes Vibrieren riss mich aus meinen Gedanken. Mein Handy lag noch immer auf dem Nachttisch, das Display leuchtete in der dunklen Morgendämmerung auf. Ich griff danach, rieb mir mit einer Hand über mein Gesicht und entsperrte den Bildschirm.
Minho.
Natürlich.
Minho: Hoffe, du bist ausgeschlafen, Prinzessin. Wir haben heute noch was vor.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich hatte gehofft, dass er mich wenigstens für einen Tag in Ruhe lassen würde. Aber Minho wäre nicht Minho, wenn er mir auch nur einen Moment der Ruhe gönnen würde.
Ich tippte eine schnelle Antwort.
Ich: Lass mich in Ruhe!!
Nicht einmal eine Minute später vibrierte das Handy erneut.
Minho: Keine Chance. Sei um 18 Uhr fertig. Und zieh was Nettes an...
Ich starrte auf den Bildschirm, als könnte ich die Nachricht damit in Luft auflösen.
Etwas Nettes anziehen? Wofür? Wofür plante er dieses Mal, mich zu benutzen?
Mein Herz schlug schneller, als ich versuchte, nicht daran zu denken, was in seinem verdrehten Kopf vor sich ging. Ich wollte nicht wissen, welche neue Idee er sich ausgedacht hatte, um mich weiter in dieses kranke Spiel zu ziehen.
Doch egal, was ich wollte – ich wusste, dass ich keine Wahl hatte.
Ich stand vor meinem Schrank, die Türen weit geöffnet, während mein Blick über die Kleiderstapel glitt. Meine Finger strichen ziellos über den Stoff, aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Nichts fühlte sich richtig an. Nichts fühlte sich wie ich an.
Zwei verdammte Stunden.
Zwei Stunden voller Frustration, während ich ein Outfit nach dem anderen herauszog, es vor dem Spiegel an mir betrachtete und dann wieder auf den wachsenden Berg auf meinem Bett warf.
Minho hatte nichts Spezifisches gesagt, nur „Zieh was Nettes an.“
Aber was bedeutete das? Was war „nett“ für ihn? Ich wusste es nicht, und genau das machte mich fertig.
Mein Herz raste viel zu schnell, mein Kopf war ein einziges Chaos.
Ich hasste es, dass mir das so viel ausmachte. Ich hasste es, dass ich mich überhaupt darum kümmerte, was Minho von meinem Aussehen hielt. Und vor allem hasste ich es, dass ein Teil von mir ihn nicht enttäuschen wollte.
Was zur Hölle war nur mit mir los?
Ich rieb mir frustriert übers Gesicht, bevor ich tief durchatmete und mir schließlich irgendetwas aus dem Schrank zog. Ein schwarzes, enges Shirt, das mir Minho-mäßig genug erschien, dazu eine dunkle Hose. Nicht zu weit, nicht zu eng. Irgendwas dazwischen.
Das musste reichen.
Ich hatte keine Ahnung, was Minho geplant hatte. Aber was auch immer es war – ich war mir sicher, dass es mir nicht gefallen würde.
Minho tauchte pünktlich auf, natürlich mit seinem üblichen, selbstgefälligen Grinsen.
Ohne ein Wort musterte er mich von oben bis unten, seine dunklen Augen glitten über mein Outfit, als würde er jede einzelne Entscheidung bewerten. Mein Herz klopfte unangenehm, während ich darauf wartete, dass er etwas sagte.
Dann hob er nur eine Augenbraue. „Hm. Nicht schlecht, Prinzessin.“
Ich verdrehte innerlich die Augen, sagte aber nichts. Es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Stattdessen folgte ich ihm nach draußen, wo sein Fahrrad – nein, sein verdammtes Motorrad – stand. Mein Magen zog sich zusammen.
„Ernsthaft?“ Ich blieb stehen.
Minho klopfte auf den Sitz hinter sich. „Steig auf.“
„Ich hab nicht mal einen Helm.“
„Hast du doch.“ Mit einem amüsierten Blick warf er mir einen zweiten Helm zu, den er irgendwo hergezaubert hatte. Widerwillig fing ich ihn auf.
Ich seufzte tief. Ich hatte keine Ahnung, wo wir hinfuhren oder was er geplant hatte, aber wenn ich jetzt anfing zu diskutieren, würde es nur schlimmer werden. Also setzte ich den Helm auf, kletterte auf das Motorrad und legte meine Hände vorsichtig an seine Seiten.
„Fester,“ befahl er.
Dann startete der Motor, und bevor ich mich mental darauf vorbereiten konnte, raste er los. Der Fahrtwind peitschte gegen meine Haut, mein Griff um Minho wurde automatisch enger, und ich presste mich gezwungenermaßen näher an seinen Rücken.
Er tat das doch extra.
Nach einer Weile hielt er schließlich an. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen, bevor ich abstieg und den Helm abnahm. Erst dann sah ich, wo wir waren – vor einem riesigen Einkaufszentrum.
Ich runzelte die Stirn. „Was machen wir hier?“
Minho stieg ebenfalls ab, zog seinen Helm aus und fuhr sich durch die Haare. Sein Blick war wie immer voller Selbstzufriedenheit.
„Wir gehen shoppen.“
Ich blinzelte ihn an. „WAS?“
„Du bist mein süßer, kleiner Freund, schon vergessen?“ Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich näher.
„Und was machen süße, kleine Freunde? Sie tragen hübsche Sachen. Und ich finde, du könntest ein Upgrade gebrauchen.“
Mir blieb der Mund offen stehen.
Ich wollte protestieren. Ich wollte ihm sagen, dass er mich mal konnte. Aber sein Griff wurde fester, und als ich mich umsah, bemerkte ich einige Schüler aus unserer Schule, die in der Nähe herumstanden.
Er hatte mich in eine verdammte Falle gelockt.
Unser Image als Paar.
Das war seine Überraschung.
Und ich hatte keine andere Wahl, als mitzuspielen.
Kaum hatte ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass ich gezwungen war, Minho durch dieses verdammte Einkaufszentrum zu folgen, war ich auch schon in der Hölle gelandet.
Minho schlenderte durch die Gänge, als gehöre ihm der Laden, während ich hinter ihm her trottete, innerlich bei jedem Teil, das er aus den Regalen zog, ein bisschen mehr starb.
Crop-Tops. Enge Jeans. Durchsichtige Blusen.
Sofort schüttelte ich den Kopf. „Das zieh ich nicht an.“
Minho warf mir nur einen Seitenblick zu, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. „Oh, aber das wirst du.“
Ich verschränkte die Arme. „Vergiss es. Ich hab nicht mal Geld dafür.“
Sein Grinsen wurde nur breiter. „Das ist nicht dein Problem, Prinzessin. Ich bezahle.“
Mir blieb der Mund offen stehen.
Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte – die Tatsache, dass er mir ernsthaft Klamotten kaufen wollte, oder die Selbstverständlichkeit, mit der er es tat.
„Ich will dein Geld nicht.“
„Tja, Pech.“ Er warf die Sachen in meine Arme. „Ich will dich aber in diesen Outfits sehen.“
Mein Gesicht wurde heiß. Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch Minho ignorierte mich bereits wieder, zog mich am Handgelenk mit sich zur Umkleide und schob mich in eine der Kabinen.
„Anziehen.“
„Minho–“
„Keine Widerrede.“
Ich atmete tief durch und sah mich um. Der Spiegel an der Wand verspottete mich. Die Klamotten in meinen Armen schienen zu glühen. Ich wollte sie nicht anziehen. Ich wollte das alles nicht.
Aber ich hatte keine Wahl.
Also seufzte ich, begann widerwillig, mein Shirt über den Kopf zu ziehen – und erschrak, als plötzlich der Vorhang zur Seite gezogen wurde.
Minho trat einfach hinein.
„WAS–?!“ Ich wirbelte herum und hielt mir reflexartig mein Shirt vor die Brust.
Doch Minho musterte mich nur, als wäre es das Normalste der Welt, mir beim Umziehen zuzusehen. Dann machte er einen Schritt auf mich zu. „Lass mich helfen.“
Ich wich zurück. „Ich brauche keine Hilfe!“
Doch Minho griff bereits nach dem Saum des nächsten Oberteils und half mir, es überzustreifen. Seine Finger streiften meine Haut, ganz zufällig, ganz beiläufig – doch jedes Mal lief mir ein Schauer über den Rücken.
Mein Herz raste.
Ich versuchte, mich auf den Spiegel zu konzentrieren, auf das, was ich da gerade trug, aber Minho stand so nah, dass ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnte.
Er beugte sich leicht vor.
„Sieht gut aus,“ murmelte er an meinem Ohr.
Mein Atem stockte.
Ich konnte nicht denken.
Konnte nicht klar sehen. Seine Nähe benebelte mich, ließ mich vergessen, warum ich das alles hasste, warum ich ihn hasste.
Ich sah aus wie eine verdammte Puppe in diesen Klamotten.
Und Minho schien das zu genießen.
„Nächstes.“ Er grinste und zog mir das Oberteil wieder aus. Seine Finger glitten über meine Seiten, hielten sich einen Moment zu lange an meiner Hüfte.
Ich hasste ihn.
Ich hasste ihn dafür, dass er mich so einfach aus dem Konzept brachte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit – in der ich mich mehrmals fragte, warum ich überhaupt noch atmete – hatte Minho mich in viel zu viele Outfits gesteckt, mich mehrmals aus- und wieder angezogen, und dann, als wäre das nicht genug, zwang er mich, Fotos zu machen.
„Minho, ich will nicht–“
Doch er ignorierte mich bereits, hielt sein Handy hoch und zog mich mit einem Ruck an sich, sein Arm fest um meine Taille gelegt.
Fotoer drückte auf den Knopf, ein Bild wurde gemacht.
Dann drehte er mich leicht, ließ mich auf seinen Schoß sinken, während er die Kamera erneut auf uns richtete.
Noch eins.
„Minho, hör auf–!“
Ein weiteres Foto.
Mein Gesicht war heiß, mein Herz raste, und bevor ich es verhindern konnte, waren die Bilder bereits hochgeladen. Öffentlich.
Ich starrte ihn an, mein Atem ging flach. „Hast du das gerade wirklich–?“
„Natürlich.“ Minho grinste, als wäre es das Normalste der Welt.
„Wir müssen doch unser Image als Paar pflegen.“
Ich presste die Lippen zusammen. Mein Kopf war ein einziges Chaos. Minho spielte sein Spiel viel zu gut. So gut, dass ich für einige Sekunden fast vergessen hatte, dass es überhaupt nur ein Spiel war.
Was fühlte ich für ihn?
Ich konnte es nicht einordnen. Konnte es nicht greifen. Es war ein Wirrwarr aus Hass, Verwirrung und etwas anderem, das ich nicht benennen wollte.
Minho musterte mich, seine Augen funkelten amüsiert. Dann beugte er sich vor, ließ seine Lippen beinahe meine berühren.
„Du bist ganz schön rot, Prinzessin."
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