𝐓𝐞𝐢𝐥 𝟗: 𝐍𝐈𝐂𝐇𝐓 𝐇𝐎𝐋𝐌𝐄𝐒 𝐔𝐍𝐃 𝐖𝐀𝐓𝐒𝐎𝐍
Trevor stellte mir viele Fragen, die ich alle nicht beantworten konnte.
Meine einzig logische Antwort, die für ihn nachvollziehbar war, war, dass wir angelogen worden waren. Zwar verstand er nicht zu hundert Prozent wieso, aber er glaubte mir und dafür war ich ihm sehr dankbar, weil ich mir nämlich nicht einmal selbst wirklich glaubte.
Madame Lorelei hatte Miss Kennys eine Möglichkeit für ein festes Alibi gegeben, wir könnten sie also als Verdächtige aussortieren. Theoretisch. Aber da war dieses nagende Gefühl, dass wir etwas vergessen hatten. Madame Lorelei hatte die gesamte Schülerschaft erfolgreich angelogen, hatte uns allen weisgemacht, dass sie kein Englisch verstehen würde – wieso sollten wir ihr also jetzt alles glauben? Lügnerinnen lügen schließlich.
Wir brauchten eine genauere Erklärung, eine, der man ohne zu viele Vorbehalte glauben konnte. Und die bekamen wir nicht, in dem wir weiter in der Bibliothek herumsaßen.
„Wir müssen herausfinden, wieso die Direktorin so stark gegen die Einstellung von Miss Minny war, dass sie ihren Namen fälschen musste.", sagte ich also und Trevor nickte: „Wie?"
„Ich -", ich brach meinen Satz nach einem einzigen Wort ab, weil meine Gedanken nicht grammatikalisch richtig gewesen wären. „Ich glaube, ich weiß wie."
„Freut mich. Möchtest du diese Information dann auch noch mit mir teilen?"
„Wir brauchen eine Person, die alles weiß. Alles, was in der Schule so abgeht.", meinte ich aufgeregt. Trevor sah mich unschlüssig an: „Niemand weiß alles!"
"Exakt.", zischte ich. „Heißt, wir reichen nicht. Unser Wissen reicht nicht!"
„Genau wie unsere Französischkenntnisse.", murmelte Trevor.
„Haha.", machte ich trocken. „Wir waren nicht so schlecht." Trevor zog die Augenbrauen hoch: „ Und ich hielt dich für einen ehrlichen Mensch."
„Dankeschön. Worauf ich aber hinauswill, ist folgendes: Wir brauchen Gerüchte."
„Ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht.", gab Trevor zu.
„Gerüchte sind meistens gefüllt mit Schwachsinn, aber sie alle beruhen auf etwas. Wir suchen also Gerüchte über die Direktorin zusammen und überprüfen das, das aktuell am besten passt.", erklärte ich. Trevor sah mich an. Sagte nichts, sah mich einfach nur an. Ich wartete ein paar Sekunden ab, dann schnipste ich direkt vor seinen Augen und er zuckte zurück: „Hey! Hörst du noch zu?"
„Klar.", meinte Trevor und räusperte sich, ohne diesen Blick zu verlieren.
„Alles okay?", fragte ich also und Trevors Blick zerfiel in sich zusammen: „Klar. Also: Wir brauchen Gerüchte?"
„Das ist absolut korrekt. Also, wer kennt die meisten Gerüchte?"
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine Frage ist, bei der es nur richtig und falsch gibt.", meinte Trevor nachdenklich.
„Nein. Dieses mal bin selbst ich mir nicht ganz sicher, also frage ich dich."
„Ich bin also quasi ... Watson?"
"Nein. Du bist nicht quasi Watson."
„Dann Holmes?"
„Nein, Trevor, du bist auch nicht Sherlock Holmes."
„Ich habs.", sagte er und sprang grinsend auf. „Ich bin der Weihnachtsmann. Warte, warte: Lass es mich erklären. Ich bin beliebt, ich bin schlau genug, um Geschenke in der ganzen Welt innerhalb kürzester Zeit zu verteilen und es werden Geschichten über mich geschrieben."
Ich antwortete nicht, und lächelte stattdessen nur zweifelnd. Trevor ließ die vor Begeisterung gehobenen Armen wieder hängen: „Hey! Du widersprichst nicht!"
„Ich widerspreche nicht."
„Perfekt. Dann können wir ja jetzt nach versteckten Gerüchten suchen!", meinte Trevor grinsend und lief so nah an mir vorbei, dass er mich mit voller Absicht und breitem Lächeln anrempelte.
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