VIII
«Felix, wo bleibst du? Wir warten auf dich», rief mir mein Trainer zu.
Wir hatten Lauftraining und liefen gemeinsam als Gruppe. Ich musste nur meinen Schuh zu machen, weswegen ich etwas hintendran war.
«Ich komme», antwortete ich und legte einen kurzen Sprint ein, um die anderen ein zu hohlen. Neben Mark wurde ich wieder langsamer. Schließlich joggte ich nur noch neben ihm her.
Reden taten wir nicht wirklich viel. Normalerweise wechselten wir mal das ein oder andere Wort, doch heute sprach keiner von uns. Es war aber keine unangenehme Stille. Ich hing meinen Gedanken nach und Mark höchstwahrscheinlich seinen. Glücklicherweise kam dieses Mal kein Kevin, der mal wieder einfach nur unpassend war.
Nach gut einer Stunde kamen wir alle verschwitzt und außer Atmen am Trainingszentrum an. Als wir alle in unsere Zimmer verschwinden wollen, um zu duschen, hielt mein Trainer Mark und mich zurück. «Wartet noch, ich muss noch mit euch beiden reden.»
Wir wechselten einen verwunderten Blick, doch folgten ihm ohne nach zu fragen. Er ging mit uns in sein Büro und bedeutete uns mit einer Geste seiner Hand uns hinzusetzen.
«Also ihr beiden, ich habe in der letzten Woche ein Auge auf euch geworfen. Da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass irgendwas vor sich geht. Erst war ich mir ziemlich sicher, dass ich mir das nur eingebildet habe, da ihr euch ziemlich normal verhalten habt. Bis sich das ganze dann am Sonntag geändert hat.» Schon als er angefangen hatte zu sprechen, hatte ich keine Lust mehr auf dieses Gespräch.
«Na ja, als ich dann gestern noch etwas von einem besorgten Mitspieler von euch erzählt bekommen habe, war ich mir ziemlich sicher.» Bei seinen Worten seufzte Mark genervt aus und man konnte erahnen, dass er etwas wie ‹Kevin› gesagt hatte.
«Also, ist bei euch wirklich alles ok und jetzt lügt mich nicht an, ich weiß wann ihr lügt und wann nicht.»
Ich wollte gerade anfangen zu reden, doch Mark kam mir zuvor. «Tobi, bei uns ist wirklich alles ok. Alles, was du mitbekommen hast, sind nur die üblichen Problemchen und daran arbeiten wir auch schon und spätestens nach diesem Wochenende sind die alle aus der Welt geschafft. Mach dir um uns keine Sorgen, das kannst du bei mir eventuell nach diesem Wochenende machen, aber jetzt ist wirklich alles gut. Und Kevin ist einfach nur ein Idiot.» Dem hatte ich nichts zu ergänzen und in diesem Moment war ich mir ziemlich sicher, dass ich es mit Mark wirklich gut getroffen hatte.
Tobi sah uns nicht ganz überzeugt an, doch schließlich musste er sich dazu entschieden haben, uns zu glauben.
«Ok, ihr kommt am Dienstagmorgen um 10 Uhr in mein Büro. Dann reden wir nochmal und wir werden sehen, was euer Wochenend-Projekt ergeben hat.
Zustimmend nickten wir und verließen gemeinsam das Büro unseres Trainers.
«Ja, mal sehen, was unser Wochenend-Projekt ergibt», murmelte Mark.
Am Abend dieses Tages fanden wir uns beide auf dem Fußballplatz wieder. Wir waren die einzigen, da es langsam wirklich ekelhaft draußen wurde. Mark neben mir spielte mit einem Ball und übte Dinge wie das Hochhalten des Balls, während ich auf dem Rücken lag und Hannes anrief. Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihm geredet und musste jetzt einfach nochmal seine Stimme hören.
«Hey Felix», begrüßte er mich.
«Hey Hannes, hast du gerade Zeit?», wollte ich von ihm wissen und spielte mit dem Granulat, welches überall auf dem Platz war.
«Für dich doch immer», lachte er. «Wie geht's dir denn da unten? Ich hab' gehört, dass du am Wochenende mit deinem neuen Lover vorbeikommst.» Er meinte diese Bemerkung nicht böse, doch trotzdem störte es mich, dass er Mark so nannte. Grinsen musste ich allerdings trotzdem über seinen dummen Humor. Ich vermisste ihn eben doch ziemlich.
«Nenn ihn nicht so er ist mein Freund nicht mein Lover. Lover hört sich so negativ an als ob ich das alles nicht ernst meinen würde, aber ja wir kommen vorbei. Bist du am Wochenende auch zur Verfügung? Ich würde dich gerne treffen.»
Ich konnte Hannes Freude durch den Hörer spüren. «Natürlich, soll ich dich mit deinen Eltern am Bahnhof abholen?» Sein Vorschlag hörte sich wirklich gut an, weshalb ich auch direkt zustimmte.
«Und, was geht in deinem Leben in letzter Zeit so?», wollte ich wissen.
«Ach, keine Ahnung. Schule ist eben im Moment etwas stressig, aber wann ist sie das nicht? Und ich gehe im Moment mit einem Mädchen aus, sie heißt Clara und ist wirklich ziemlich cool und wahnsinnig hübsch und intelligent und ich glaube da könnte mehr draus werden.»
«Uh, du musst mir unbedingt ein Bild von ihr schicken. Und ich will sie am Wochenende kennenlernen.» Ich freute mich wirklich sehr für Hannes. Er war eben wirklich cool und hatte eben einfach noch niemanden abbekommen. In den letzten Jahren hatte er zwar ab und zu jemanden gehabt, doch es hatte nie länger gehalten. Häufig hatte er schon gesagt, dass er jetzt einfach schwul werden würde, weil meine Beziehungen immer so viel besser waren als seine.
«Ich frag sie mal, ob sie Zeit hat, aber ich denke schon, da wir eh oft am Wochenende etwas zusammen machen», stimmte Hannes mir zu.
«Aber wie geht es den ganzen Leuten aus der... », fing ich an, doch wurde von Mark unterbrochen. «Mit wem telefonierst du?», wollte er wissen. Als Antwort gab ich einfach nur: «Hannes», und setzte dann mein Gespräch fort. «Also, wie sieht es mit den Leuten aus der Klasse aus?»
Er seufzte frustriert auf und fing an: «Ach, empfindliches Thema. Du weißt doch noch dieses Mädchen, Luna. Sie hat ja unsere Stufe verlassen und jetzt hat irgendwer auf unser Stufenfoto in der Aula einen Zettel geklebt und egal mit wem ich darüber sprechen, ich bekomme immer nur ein ‹Ach, ich mochte sie eh nicht, ist mir egal› als Antwort. Das ist so... unreif. Das macht man halt einfach nicht. Und alle argumentieren immer damit, dass ‹sie ja jetzt kein Teil mehr unserer Stufe ist und das deswegen ok ist›, aber das ist es eben nicht. Das ist einfach als ob du deine Oma aus jedem Foto rausschneidest, weil sie ja gestorben ist und nicht mehr zur Familie gehört und niemand bekommt das in seinen Kopf rein. Das ist einfach nur idiotisch.»
Er regte sich noch lange über diese Sache auf, wobei das auch ziemlich asozial war. Manchmal fragte ich mich auch, wie man so etwas in irgendeiner Art und Weise ok finden kann.
Wir telefonierten noch eine Ewigkeit und redeten über dieses und jenes. Irgendwann hatte sich Mark mit seinem Kopf auf meinen Bauch gelegt und ich hatte angefangen mit seinen Haaren anstatt dem Granulat zu spielen. So verweilten wir bis wir irgendwann zurück ins Gebäude gingen, um uns ins Bett zu legen. Wir schliefen beide mit Freude und Sorgen über das bevorstehende Wochenende ein.
~ ~ ~
Guten Morgen! Das Kapitel ist etwas kürzer als normalerweise, aber na ja.
Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. Meins war eigentlich ziemlich schön. Hier wird es eben endlich wieder etwas mehr Frühling, nachdem es in den letzten Wochen besonders viel geschneit hat. Ich muss ja wirklich sagen, dass meine Lieblings Jahreszeit der Frühling ist. Sommer ist mir einfach zu warm, der Herbst ist zu ekelhaft und der Winter ist hier eben besonders oft auch ekelhaft, da es hier immer er Schnee-Matsch gibt als irgendetwas anderes.
Was ist eure Lieblings Jahreszeit?
Und was haltet ihr eigentlich von Hannes? Diese Frage habe ich noch nie gestellt, weil er eben einfach so nebenbei existiert, aber hier ist er ja jetzt wieder etwas presänter.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro