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"Alexander mit dem Kleinen zu sehen, lässt mein Herz überlaufen. Ich kann mir nichts süßeres vorstellen, als diesen hingebungsvollen Blick, dem er ihm schenkt."
Magnus Bane im Interview
"Rafael geht es wirklich gut.", erzähle ich der Frau, deren Hand ich halte, "Magnus und er sind gerade verschiedene Dinge für sein Zimmer einkaufen.". Zögernd starre ich sie an, "Aber er vermisst dich. Und deswegen hoffe ich, dass du bald aufwachst. Auch wenn das bedeutet, dass er dann nicht mehr bei uns wohnt.".
Das Piepsen des Herzmonitors lässt mich leise Seufzen. Mein Blick gleitet über das Gesicht von Anna Jones, die wir nicht schnell genug aus dem Feuer retten konnten. Seit Jace und Jordan sie heraus geholt haben, muss sie von einer Maschine beatmet werden. Sie ist immer noch bewusstlos.
"Ich werde Max gleich besuchen gehen und hoffen, dass es ihm besser geht. Er isst immer noch nicht und die Ärzte machen sich große Sorgen um ihn. Es scheint, als würde er spüren, dass es dir nicht gut geht.", ich rutsche näher an sie heran und beuge mich zu ihr herab, "Komm schon, Anna. Beide brauchen und vermissen dich.".
Doch ich bekomme keine Antwort. Man hört nur das regelmäßige Piepsen. Vorsichtig löse ich meine Hand von ihrer und lege sie sanft auf das Bett. "Ich werde jetzt gehen und nach deinem Jüngsten gucken. Ich werde morgen noch einmal vorbei kommen.".
Ich hieve mich vom Stuhl hoch und stelle ihn wieder zurück. Nach einem letzten Blick zu Anna, verlasse ich das Zimmer und mache mich auf den Weg in die Kinderstation. Mir kommen freundlich lächelnde Schwestern entgegen, die mich hier schon ein paar mal gesehen haben.
"Hallo, Kleiner.", mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen näher ich mich dem Kasten, in dem Max liegt. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. In dem Moment kommt die Ärztin herein und guckt mich traurig an. "Was ist mit ihm Dot?", frage ich die Braunhaarige, die sich mir mit ihrem Vornamen vorgestellt hat, und deute mit meiner Hand in Max Richtung.
Sie versucht mich zu beruhigen und legt mir eine Hand auf die Schulter, "Er hat vorhin nicht genug Luft bekommen und ist blau angelaufen. Dieser Schlauch versorgt ihn mit Sauerstoff.". Ich versuche ihren Blick zu deuten, doch ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Mein Blick gleitet immer wieder zu dem kleinen Wesen zurück. "Wir wissen nicht, was wir noch machen können. Er scheint auf nichts anzusprechen.".
Niedergeschlagen lasse ich meine Schultern sinken und drehe mich zu dem Kasten um. Vorsichtig lege ich meine Hand darauf ab und beobachte den kleinen Körper, für den jeden Atemzug mühsam erscheint.
Eine Krankenschwester betritt den Raum, mit einer Flasche in der Hand. Überrascht weiten sich ihre Augen, als sie Dot sieht. "Ich mache das schon.", sagt diese und nimmt der Schwester mit einem Lächeln die Flasche ab. Dots Blick landet auf mir. Auffordernd hält sie mir die Flasche hin.
"W-Was?", frage ich verunsichert. Meine Hand gleitet vom Kasten und abwehrend verstecke ich beide hinter meinem Rücken. "Fütter du ihn, Alec.", sagt sie, "Vielleicht hat er ja bei dir Hunger.".
Meine Augen weiten sich geschockt, "Ich kann das nicht. Was ist, wenn ich ihn verletze?". Ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, "So lange du ihn nicht fallen lässt oder erdrückst, kannst du nichts falsch machen. Und jetzt zieh dein Oberteil aus.".
Sprachlos klappt mein Mund auf und ich starre Dot an, die die Flasche abgestellt hat und dabei ist, Max aus dem Kasten zu holen. Von der Seite wirft sie mir einen Blick zu, "Jetzt mach schon, Alec. Körperkontakt und so.".
Immer noch komplett verwirrt und unsicher ziehe ich mir das Oberteil aus und stehe oben ohne im Zimmer. Vorsichtig legt Dot mir das kleine Wesen in die Arme. Mit großen Augen guckt er zu mir hoch und wedelt mit seinen kleinen Armen. Mein Herz fängt bei diesem Anblick schneller an zu rasen und ein dümmliches Lächeln erscheint auf meinen Lippen.
"Hallo, Max.", sage ich leise zu ihm und streiche vorsichtig mit meinem Finger über seine Wange. Dot leitet mich zu einem Stuhl, auf dem ich mich niederlasse. Ich nehme die Flasche von ihr entgegen und gucke sie verlegen an, "Soll ich ihm die einfach hin halten und er trinkt? Was ist wenn er sich verschluckt oder es ihm nicht gefällt?".
"Wenn ihm etwas nicht gefällt, wird er dir das schon zeigen.", sagt Dot und zieht belustigt einen Mundwinkel nach oben. Zögernd halte ich dem Kleinen den Sauger hin. Zu meiner Erleichterung schnappt er mit seinem kleinen Mund danach und fängt fast schon gierig an zu trinken. Mit seinen großen blauen Augen guckt er mich ernst an, bis seine Lider immer schwerer werden und er beim Trinken einschläft.
Zögerlich nehme ich die Flasche weg und gucke zu Dot, die ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hat. "Das ist das erste Mal seit langem, dass er wieder richtig getrunken hat.", sagt sie leise, bevor sie mir die Flasche abnimmt. Max hat seinen Kopf gegen meine Brust, direkt über meinen Herzen geschmiegt und seine kleine Hand liegt direkt daneben.
"Darf ich ihn noch ein bisschen halten?", frage ich die Ärztin zögerlich. Ich möchte diesen Moment noch ein bisschen weiter hinaus zögern. Verstehend nickt sie und deckt mich mit einem kleinen Tuch ein bisschen zu. "Damit du nicht frierst.", sie zwinkert mir zu, bevor sie das Zimmer verlässt.
Mein Blick landet wieder auf dem kleinen Wesen in meinen Armen. Sein Mund ist leicht geöffnet und mit seinen dunklen schwarzen Flaum auf dem Kopf, der im Licht leicht Blau schimmert, sieht er wie ein kleiner Engel aus. Ich versinke in der Betrachtung von dem Kleinen und die Zeit zieht einfach an mir vorbei.
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